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Mannheim: Es gibt immer mehr Schmuddelecken

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		Mannheim:  Es gibt immer mehr Schmuddelecken

Von Wolf H. Goldschmitt

Mannheim. Wenn Robert Patrick Martin in seiner Heimatstadt unterwegs ist, ärgert ihn besonders die Menge achtlos weggeworfenen Mülls. Es gilt immer häufiger das Gesetz der "Broken Windows". Das besagt, dass ein Defekt, der nicht beseitigt wird, zu immer mehr Verantwortungslosigkeit und Verwahrlosung führt. Vor der Corona-Pandemie bezog sich das meist auf sozial prekäre Viertel. Inzwischen stolpert man selbst in gutbürgerlichen Gegenden häufig über Straßenmüll.

Martin hat immer seine Kamera dabei und fotografiert die Schmuddelecken. Es entstehen bisweilen bizarre Bilder: Alufolien aus Dönerbuden, Pizzaschachteln, Hamburger-Verpackungen, Kunststoffhüllen von Fruchtsaftgetränken oder gebrauchte Schutzmasken. Die Auswirkungen der Pandemie werden dadurch offensichtlich. "Viele Verpackungen sind auch direkt dort liegengelassen worden, wo man gegessen hat – selbst wenn Abfallkörbe in unmittelbarer Nähe stehen", beklagt Martin. "Es ist so schade. Die Leute wollen an die frische Luft, aber Gaststätten und Cafés bleiben weiterhin geschlossen. Da boomt das Mitnahmegeschäft", erzählt der Autor des Buchs "Mannheim – Mittelpunkt der Welt". "Aber warum nimmt man dann seinen Müll nicht einfach wieder mit oder entsorgt ihn im Abfalleimer?", fragt sich der 53-Jährige.

Der Schriftsteller schlägt deshalb der Stadt vor, besonders engagierte Bürger zu schulen und beim Sammeln des Mülls zu unterstützen. Mit dieser Idee rennt er offene Türen ein. Die Verwaltung teilt auf Anfrage mit, dass in Sachen freiwilliger Müllbeseitigung jede Hilfe willkommen ist: "Selbstverständlich unterstützen wir kleinere Aktionen unter Einhaltung der Corona-Regeln. Aufgrund der aktuellen Situation können wir derzeit Sammelaktionen mittels bürgerschaftlichen Engagements nicht durchführen. Wenn aber einzelne Bürger auf uns zukommen, die beispielsweise in ihrer Wohnumgebung sauber machen möchten, geben wir gern Säcke, Handschuhe und Greifzangen aus und holen die gefüllten Säcke an vereinbarten Stellen ab", so ein Rathaussprecher.

Allerdings habe die Abfallwirtschaft bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Sauberkeit und Müllvermeidung in Mannheim durchgeführt. So gab es vor der Pandemie etwa Aktionen wie die Mannheimer Reinigungswoche, Patenschaften für Hundekot-Tütenspender oder das Papierkorbkonzept, bei dem alte Mülleimer durch attraktivere ersetzt wurden. Die Stadtreinigung sorgt für Sauberkeit auch auf Bundes- und Landesstraßen und an deren Rändern. Größere Verunreinigungen würden regelmäßig vom schnellen Eingreifteam aus der Welt geschafft, erklärt der Rathaussprecher auf RNZ-Anfrage.

In der aktuellen Pandemielage ist die Abfallwirtschaft laut Verwaltung primär mit der Reinigung bestimmter Aufenthaltsbereiche im öffentlichen Raum gefordert. Das betreffe gerade die vermehrt auftretenden Abfälle aus dem Mitnahme-Bereich (To go). Auf diesen Müll von Picknicktreffen werde trotz Corona mit einem zusätzlichen und verstärkten Mehraufwand für Reinigungen reagiert. Die traditionelle Gemeinschaftsaktion "Putz deine Stadt heraus" soll im Herbst wieder stattfinden.

Doch nicht allein der Verpackungsmüll auf den Gehwegen fordert die Kommune in Zeiten von Corona. Unterricht und Arbeit zu Hause haben für übervolle Restmülltonnen gesorgt. Familien essen daheim und nicht mehr in Kantinen oder Schulen. Wegen der Schließung der Kitas landen auch mehr Windeln im heimischen Mülleimer, heißt es vonseiten der Arbeitsgemeinschaft Abfall des Landkreistags. Der Trend zum gesunden Kochen führt obendrein zu volleren Biomülltonnen. Die allerdings sind in Mannheim neuerdings kostenfrei.

Auf kommunaler Ebene wird deshalb inzwischen die Forderung nach einer einheitlichen Pfandpflicht für Pizzakartons und andere To-go-Verpackungen lauter. Diese verspreche eine klare Entlastung bei der Reinigung öffentlicher Plätze, heißt es. Eine Änderung des Verpackungsgesetzes und die Ausweitung einer Pfandpflicht über die Flaschen hinaus ist allerdings Sache des Bundes.

Einer aktuellen Studie zufolge macht der Pappabfall am Wegesrand fast die Hälfte des gesamten Straßenkehrichts aus. Weil ihre Zersetzung oft Jahrzehnte dauert, gelten Einwegprodukte und kunststoffhaltige Verpackungen als besonders umweltschädlich.

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