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Mannheim: Mobile Impfteams sind im Stadtteil Hochstätt im Einsatz

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		Mannheim:  Mobile Impfteams sind im Stadtteil Hochstätt im Einsatz

Von Marco Partner

Mannheim. Eine Impfaktion ohne Priorisierung, ein Angebot für einen ganzen Stadtteil: Auf der Hochstätt werden die Bewohner noch bin Samstag von 9 bis 15 Uhr zur Impfung gebeten. Schnell, unbürokratisch, ohne Termin oder Voranmeldung. Die Nachfrage ist groß, auch am Donnerstagmorgen bilden sich trotz Regen kleine Warteschlangen vor dem Quartiersbüro. Das Pilotprojekt soll erst der Anfang für weitere Impfkampagnen in Stadtteilen mit hoher Corona-Inzidenz sein.

"Los geht’s! Wer will als Erstes?", fragt eine Dame im weißen Kittel in die Runde, als sich um 9 Uhr die Tür des Quartierbüros öffnet. Viele Freiwillige stehen mit gelbem Impfpass in der Hand bereit. 150 Injektionen können von den mobilen Impfteams pro Tag verabreicht werden. "An den Wochenenden könnten es noch mehr sein. Denn die wenigsten arbeiten hier im Homeoffice", erklärt Stadtsprecher Ralf Walther, der jeden Morgen den etwas abgekapselt zwischen SAP Arena und Rangierbahnhof gelegenen Ortsteil besucht.

Nach Veröffentlichung der signifikanten Korrelationen zwischen prekärer Wohnsituation, Sprachproblemen, Arbeitsverhältnissen, Bildungsgrad, Informationszugang und Migration mit einem erhöhten Corona-Inzidenzwert sei der Entschluss gereift, mit gezielten Impfaktionen gegen die Verbreitung des Virus vorzugehen. "Wir müssen feststellen, dass das Infektionsgeschehen in Stadtteilen mit besonderen sozialen Herausforderungen deutlich überdurchschnittlich ist. Das gilt auch für die Hochstätt: Wohnverhältnisse und ein hoher Anteil von Menschen, die nicht von zu Hause aus arbeiten können, sind eine Erklärung für das verstärkte Infektionsgeschehen", erklärt Oberbürgermeister Peter Kurz. "Gleichzeitig wissen wir, dass gerade in diesen Stadtteilen die Impfquote unterdurchschnittlich ist. Die bisherige Priorisierung nimmt auf die soziale Frage keine Rücksicht. Wir haben uns deshalb entschieden, das Impfangebot vor Ort zu bringen."

Bundesweit nimmt Mannheim dabei neben Köln eine Vorreiterrolle ein. Die Hochstätt sei ein klar abgrenzbares und mit knapp 3200 Bewohnern ein überschaubares Quartier. Aber auch ein sehr junges: 1000 Personen sind unter 18 Jahre alt und somit (noch) nicht impfberechtigt. Über das Quartiersmanagement, lokale Netzwerke, Anrufe, mehrsprachige Flugblätter aber auch viel Mundpropaganda wurde auf die in Windeseile auf die Beine gestellte Aktion hingewiesen. Eine wichtige Erkenntnis: "Die Impfbereitschaft ist groß, und die Leute auf der Hochstätt sind sehr gut miteinander vernetzt", betont Walther. Eine typische Frage sei, welcher Impfstoff verabreicht wird. Bei der Antwort "Moderna" machten dann die wenigsten einen Rückzieher.

Hülya Meinhard hat beim miesen Maiwetter einen Regenschirm aufgespannt. Gemeinsam mit zwei Freundinnen hat sie sich in die Warteschlange eingereiht. Mit Mundschutz und entsprechendem Abstand. "Ich wurde vor ein paar Tagen vom Jobcenter angerufen", erklärt die 34-Jährige. Und sie gesteht, dass sie zunächst unsicher gewesen sei, ob sie das Impfangebot wahrnehmen soll. "Ich musste etwas überredet werden", verrät sie. Letztlich mache sie die Impfung nun nicht nur zu ihrem eigenen, sondern auch zum Schutz anderer. "Und, um vielleicht doch noch im Sommer in den Urlaub fahren zu können." In ihrem näheren Umfeld sei ihr nur ein Corona-Fall bekannt.

Sowohl ältere Bewohner, die bislang vergebens auf einen Impftermin warteten, als auch jüngere Hochstätt-Anwohner machen von der täglichen Impfaktion Gebrauch. Ziel sei es, bis zum Sonntag knapp die Hälfte der rund 2200 Erwachsenen zu erreichen. Und wichtige Erkenntnisse für weitere Impfkampagnen abzuleiten. "Wir wollen genauso weitermachen", sagt Walther in Anbetracht weiterer, gezielter Stadtteil-Impfungen, die noch einer Genehmigung vom Land bedürfen.

Insbesondere in der Neckarstadt-West bietet sich eine solche Maßnahme an. Dort lag der Inzidenzwert im ersten Quartal bei 141,8 – und somit deutlich über den Mannheimer Durchschnitt von 100,2. Aber auch auf der Vogelstang (129), Käfertal (122), Waldhof (119,8) oder Rheinau (114,4) liegen die Werte über dem Schnitt.

Ob in all diesen Stadtteilen mobile Impfteams – oder auch ein Impfbus, in den man vorne rein- und hinten geimpft wieder rausgeht – anrückt, ist noch offen. Wichtig sei natürlich, trotz der Großaktion keine allzu großen Menschenmassen zu erzeugen. Mit "Wir lassen uns impfen"-Transparenten weist man zudem auf die Kampagne hin. Auch an der Yavuz-Sultan-Selim-Moschee im Jungbusch sollen mehrsprachige Banner aufgehangen werden. Und sowohl für Ralf Walther als auch für Hülya Meinhard wird es ein Wiedersehen geben, wenn in sechs Wochen zur zweiten Impfung auf der Hochstätt geladen wird.

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