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Bahnverkehr: Der Brennstoffzellen-Zug "Coradia" geht an den Start

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		Bahnverkehr:  Der Brennstoffzellen-Zug

Metropolregion. Das Land will künftig auf Bahnstrecken ohne Oberleitungen auf Züge mit umweltfreundlichen Antrieben setzen. Klar, batterie-elektrische Züge sind emissionsfrei. Viel spannender ist aber die Brennstoffzellen-Technik. Mit dieser wird der "Coradia iLint" des Unternehmens Alstom angetrieben. Ein Wasserstoff-Zug dieses Typs war schon Anfang 2019 auf einer "Roadshow" zu Werbezwecken durch das Land und die Region unterwegs und ließ sich auch in Ludwigshafen feiern. Ab Mai wird es aber ernst. Dann soll der "iLint" auf der Zollernalbbahn zwischen Tübingen und Sigmaringen zur Probe fahren und Erkenntnisse liefern für künftige Einsatzgebiete. Vielleicht auch in der Metropolregion.

Der Test dauert bis zum Fahrplanwechsel im Dezember. Darauf verständigte sich jetzt das Stuttgarter Verkehrsministerium mit der landeseigenen Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG) und Alstom im virtuellen Beisein der Presse. Dabei outete sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) einmal mehr nicht gerade als Autofreund. Die Automobilindustrie kündige "jahrzehntelang" neue Antriebe an. Da dürfe man jetzt auch mal den Probebetrieb eines umweltfreundlichen Zuges feiern. Und überhaupt: Verkehrs- und Antriebswende, das seien nicht nur Autos. Sondern eben auch öffentliche Verkehrsmittel. Und da gehe gerade im Bahnverkehr "was ab". Außerdem werde das Land künftig keine neuen Züge mehr beschaffen, die mit Diesel fahren.

Bei Strecken ohne Strom sei also nur noch die Frage, ob sie mit Oberleitungen "elektrifiziert" oder von Bahnen mit umweltfreundlichen Antrieben befahren werden. Oder ob Hybridlösungen eingesetzt werden, wenn diese Entscheidung noch nicht getroffen ist vor Ort. Egal wie, man muss Erfahrungen sammeln mit den neuen Antrieben. Und deshalb gibt es die Testphase mit dem "Coradia iLint", der in Salzgitter gebaut wird.

Der Zug ist nicht neu. Jungfernfahrt war im Jahr 2017. Inzwischen seien 14 davon in Norddeutschland unterwegs, weit über 20 im Raum Frankfurt, und auch im Ausland wurde er schon getestet, so Müslüm Yakisan, Präsident der Alstom-Region Deutschland, Österreich und Schweiz. Verbesserungen habe man vor allem bei der Beschleunigung und den Fahrgeräuschen erzielt. "Die Technologie ist reif für den Serien- und Passagierbetrieb, und das wollen wir jetzt beweisen."

Dafür hat sich das Land ein sportliches Terrain ausgesucht. Denn während es vor allem im Norden flach weg geht, ist die Strecke der Zollernalbbahn im Schwäbischen bergig. Und die Probephase erstreckt sich über alle Jahreszeiten. Ein Härtetest im Realbetrieb, für den die SWEG einen Dieselzug parkt. SWEG-Vorstandschef Tobias Harms skizzierte die Ziele der Erprobung: "Uns interessiert, wie das Fahrzeug im Alltag funktioniert, wie seine Verfügbarkeit ist und seine Fahrplantreue. Und nicht zuletzt wollen wir wissen, wie der Zug bei unseren Fahrgästen ankommt." 160 Sitzplätze hat der Triebwagen laut Alstom-Angaben und eine Reichweite von rund 1000 Kilometern.

Auch die Infrastruktur ist wichtig und daher ebenfalls ein Teil des Tests. Wartung und Instandhaltung übernimmt die SWEG-Werkstatt in Gammertingen. Alstom stellt eine Wasserstoff-Tankstelle zur Verfügung und befüllt diese auch – was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass ausreichende Möglichkeiten zum Betanken von Zügen entlang der Strecken sicher noch eine der größeren Herausforderungen für die Einführung dieser Technologie sein wird. Auch diese Infrastruktur wird nicht zum Nulltarif zu haben sein.

Überhaupt geht es bei dem Test vor allem ums Geld. Das sagt auch Yakisan: "Ob man eine Strecke elektrifiziert oder ob man einen batteriebetriebenen Zug einsetzt oder die Wasserstofflösung: Es muss wirtschaftlich am Ende Sinn machen." Hierzu erwartet Hermann ebenso Antworten wie die Partner Erkenntnisse zur technischen Weiterentwicklung und betrieblichen Verbesserung des "Coradia iLint". Laut des Ministers werden zu allen Aspekten Daten gesammelt und in einer vom Land geförderten Begleitstudie dokumentiert. "Denn es ist ja die Frage für die Zukunft: Was wollen wir bestellen?".

Insofern dürfte man den Test auch im Neckar-Odenwald-Kreis mit Interesse verfolgen. Hier ist zum Beispiel die Madonnenlandbahn noch nicht elektrisch und ist im Landeskonzept dem "langfristigen Bedarf" zugeordnet – mit "fahrzeugseitigen Lösungen". Und so sei der Einsatz von Wasserstoffzügen zumindest irgendwann denkbar, wie es auf RNZ-Nachfrage im Verkehrsministerium hieß. Es könnten aber auch Wasserstoff-Hybrid- oder doch Oberleitungs-/Batterie-Hybridzüge sein – je nach dem, ob die Strecke eines Tages doch noch unter Strom gestellt wird. Im Rhein-Neckar-Raum, der sich als Standort für ein nationales Technologie- und Innovationszentrum Wasserstoff beworben hat, sind die großen Schienenstrecken alle elektrifiziert und insofern auch Kandidaten für Hybrid-Lösungen. So viel Technik, so viele Möglichkeiten. Noch ist alles offen. Sicher ist nur: Ökonomisch und ökologisch sinnvoll soll es sein. 

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