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Mosbach: Das sind die Reaktionen auf die neuen Corona-Beschlüsse

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		Mosbach:  Das sind die Reaktionen auf die neuen Corona-Beschlüsse

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten tagten, die Beschlüsse sind bekannt und teilweise verdaut. Die Kurve soll flacher werden – so das Ziel. Neben den verlängerten Weihnachtsferien sind auch (weiter) Gastronomie und Hotels betroffen. Kindergärten und Schulen sollen geöffnet bleiben. Die Schüler gehen aber bereits am 19. Dezember in die Ferien.

Eine Gymnasiallehrerin und Mutter, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, sagt, sie bedauere jede Schulstunde, die ausfällt. Trotzdem sei sie froh, dass das Wechselmodell nicht komme. "Ich denke, das hätte die Schulen doch mehr aus dem Takt gebracht, als jetzt zwei Tage früher in die Weihnachtsferien zu gehen", meint die Lehrerin.

Dennoch habe auch diese Entscheidung Konsequenzen. Gerade die letzten Tage vor den Ferien sind für Klassenarbeiten beliebt. Denn dann sei eine Unterrichtseinheit oft abgeschlossen, während der Ferien kann (in Ruhe) korrigiert werden. "Da werden bestimmt einige Arbeiten ausfallen. Nachholen oder verschieben ist aber oft schwieriger als man sich das vorstellt", erklärt die Lehrerin. "Trotzdem ist es so ein sauberer Abschluss. Und wenn die Familien es wirklich für eine Präventiv-Quarantäne nutzen, empfinde ich den früheren Ferienbeginn auch als sinnvoll."

Nichtsdestotrotz versteht sie auch Eltern, die jetzt wieder vor Betreuungsproblemen stehen: "Viele haben keinen Urlaub mehr und können nicht ins Homeoffice. Die Kinder bei anderen unterzubringen, konterkariert aber wieder die Selbstisolation der Familien." Ob die Schüler sich über die Zusatz-Ferientage freuen, da ist sich die Gymnasiallehrerin gar nicht so sicher: "Corona hat einiges verändert. Auch die Schüler sind auf der Suche nach Normalität und Sicherheit. Und ich habe das Gefühl, sie sind auch froh, wenn eine Arbeit, für die sie gelernt haben, auch geschrieben wird."

Tanja Bayer, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats in Mosbach, betrachtet den früheren Ferienbeginn von zwei Seiten: "Ich finde den Gedanken dahinter ganz gut." Die Möglichkeit zur Selbstisolation müsse von den Familien aber auch genutzt werden (können). "Es müsste ja eigentlich auch so sein, dass die Eltern zu Hause bleiben können. Ich weiß nicht, was man sonst gewonnen hätte", sagt Bayer. Zudem müssten die Kontakte im Privatbereich auf Null gesetzt werden. "Ich glaube, dann kann es auch was bringen." Die Familie Bayer hat sich das schon fest vorgenommen; aktuell dürfen die Söhne sich noch mit Klassenkameraden treffen. Ab dem 18. Dezember soll damit Schluss sein. "Sonst wäre das Ziel doch verfehlt", meint Bayer.

Auch die Möglichkeit des Schulunterrichts im Wechselmodell ab einem Inzidenzwert von 200 befürwortet die Gesamtelternbeiratsvorsitzende. "Für mich ist der frühere Ferienbeginn allenfalls eine kurzfristige Lösung, ein Notpflaster. Ich plädiere grundsätzlich für ein Wechselmodell, um das Risiko insgesamt zu minimieren." Für das vorrangige Ziel – Sicherheit für Weihnachten – sei der frühere Ferienbeginn bestimmt hilfreich. "Auch für uns ist es ein zwiespältiges Thema. Wir wollen die ältere Generation nicht anstecken oder gefährden. An Weihnachten wollen wir sie aber auch nicht alleine sitzen lassen." Deshalb hofft Bayer, dass viele die Tage nutzen, um sich selbst zu isolieren.

Zu den neuen Corona-Beschlüssen gehören auch die alten: Gaststätten und Hotels bleiben (zumindest für touristische Übernachtungen) bis 20. Dezember geschlossen. Womöglich auch darüber hinaus. "Dass die Schließung verlängert wird, war klar und ist auch nachvollziehbar", sagt Bernadette Martini, Geschäftsführerin des "Lamms" in Mosbach und Vorsitzende der Vereinigung "Gastro+". "Unerfreulich ist aber, dass wir bis kurz vor Weihnachten im Regen stehen gelassen werden", sagt Martini. Denn die neuen Beschlüsse lassen das Weihnachtsgeschäft außen vor. "Wir gehen davon aus, dass wir über Weihnachten nicht öffnen dürfen – aber wir wissen es nicht sicher." Je länger die Entscheidung darüber vertagt werde, desto größer die Unsicherheit bei Gastronomen und Gästen. "Wir sind an beiden Weihnachtsfeiertagen komplett ausgebucht."

Soll man nun den Gästen absagen und in die Planungen für den Abholservice gehen, oder davon ausgehen, dass geöffnet werden darf? Selbst wenn: "Wir können nicht den Schlüssel umdrehen und sind einfach wieder da." Lieferanten und Personal bräuchten zumindest etwas Vorlaufzeit, um die Kühlschränke zu füllen und sich auf Dienste an den Feiertagen einzustellen.

Vorlaufzeit brauchten auch die Novemberhilfen. Zumindest ein Abschlag kann nun seit Mittwoch beantragt werden. "Aber ich gehe davon aus, dass im November kein Geld fließen wird", sagt Martini. "Das bedeutet für viele Betriebe, dass sie die Gehälter nicht auszahlen können." Denn auch für das Kurzarbeitergeld muss ein Betrieb in Vorleistung gehen – mit minimalen Einnahmen ist das kaum zu stemmen. "Aber natürlich sind wir dankbar und schätzen es, dass es diese Hilfen gibt", schiebt die Geschäftsführerin nach. Dass es auch staatliche Hilfen für den Dezember gibt, das stehe schon fest. "Wie die aussehen, wissen wir aber noch nicht." Der Dezember ist in vielen gastronomischen Betrieben der umsatzstärkste Monat. "Wir müssen jetzt diesen Dienst an der ganzen Gesellschaft tun", ist Martini überzeugt.

Deutliche Worte findet Albert Stumpf, Inhaber des gleichnamigen Hotels mit Restaurant in Neunkirchen. "Ich vermisse klare Ansagen und Sicherheit", sagt er. Gäste, Gastronomen und Mitarbeiter würden durch die Stotterbremsen-Taktik verunsichert. Auch für die Lieferanten taten sich mit dem Teil-Lockdown, der für die Gastronomie ein Komplett-Lockdown war, Probleme auf. Die Warenlager sind voll. "Wer soll diese Waren nun abnehmen?", fragt Stumpf. Viel drängender ist für ihn aber die Frage nach verlässlichen Informationen: "Was ist, wenn wir über Weihnachten öffnen dürfen? Funktionieren die Lieferketten dann?"

Sommer und Frühherbst seien "hervorragend" gelaufen. Viele Wanderurlauber seien ins Hotel gekommen, viele Gäste zum Essen ins Restaurant. "Die Leute wollen ausgehen. Restaurants sind ja auch Orte der Begegnung, hier treffen sich Freunde oder Familien", meint Stumpf. Das fehle nun seit geraumer Zeit und auch in der Vorweihnachtszeit.

Der Hotelier und Gastronom ist auch verärgert, dass nur eine Branche heruntergefahren wird: "Wir sind in Vorleistung gegangen, haben Hygienekonzepte erstellt und umgesetzt – und uns schließt man zu." Eine Rückmeldung darüber, ob jemals ein Infizierter oder eine Kontaktperson in seinem Betrieb war, hat er vom Gesundheitsamt nicht erhalten.

"Wir warten auf ein klares Signal der Politik – und zwar eins, das über zwei Wochen hinaus geht. Wir brauchen eine Richtschnur", sagt der Unternehmer. Die Unsicherheit treffe nicht nur ihn, sondern ganz besonders auch jene Mitarbeiter, bei denen es sowieso knapp ist. "Wir wollen keine Almosen, wir wollen arbeiten", sagt Stumpf zum Abschluss.

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