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Sinsheim: Gastronomen fürchten Herbst und Winter

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		Sinsheim:  Gastronomen fürchten Herbst und Winter

Von Tim Kegel und Christian Beck

Sinsheim. Die Infektionszahlen mit dem Corona-Virus steigen – die Gästezahlen sinken. Diese Erfahrung machen momentan viele Restaurants und Kneipen der Stadt. Unterdessen hat Oberbürger Jörg Albrecht in einem Herbst-Brief an die Bürger zur Vorsicht und zur Reduzierung von Sozialkontakten geraten, aber auch dazu, die heimische Gastronomie nicht im Regen stehen zu lassen.

Hätten Gastwirte ein spezifisches Konzept für die kühleren Tage, sagt Albrecht auf Nachfrage, dann wäre die Stadt "jederzeit bereit, dieses zu unterstützen", schnell und unbürokratisch, wie er betont. Das Aufstellen von Heizpilzen sei in Sinsheim "ohnehin kein Thema, da erlaubt", darüber hinaus lasse sich über vieles reden. Doch großen Hilfebedarf scheint es gar nicht zu geben, zumindest im Moment nicht.

Die Anschaffungskosten wären nicht der Grund, weshalb "Quint’s"-Chef Peter Erdelyvari mit Heizpilzen vorsichtig ist, "aber der Gasverbrauch". Der würde im Bistro-Restaurant für die benötigten fünf Strahler wohl bei "150 Euro, jeden zweiten Tag" liegen, hat er ausgerechnet. "Das lohnt sich nicht." Viel lieber würde Erdelyvari seine alljährliche Glühweinhütte vor dem Lokal aufstellen und die Abstandsregeln "mit Stehtischen steuern". Knapp 70 der 120 Plätze im "Quint’s" kann Erdelyvari nach den geltenden Abstands-Richtlinien sicher belegen. So kam er "besser als befürchtet" über den Sommer und er ist froh, das "Quint’s" bereits vor ein paar Jahren "von einer Getränke-betonten auf eine küche-betonten Wirtschaft umgestellt" zu haben. Mithilfe von Kurzarbeit und der staatlichen Soforthilfe komme man "schon über die Runden".

Getränke "to go", im Plastikbecher fürs damals beliebte Stehbier an der Elsenz, haben Gudrun Wurzer vom Gasthaus "Linde" während der Einschränkungen im Frühjahr genauso "den Hals gerettet" wie zwei gutmütige Köche, ein zupackendes Team und entgegenkommende Vermieter. Auch ihr Essen außer Haus will sie wieder verstärkt bewerben, weil sie "dem Frieden" nicht traut, ob nicht doch noch "härtere Regelungen kommen". Über Martinsgans und Weihnachtsbraten "auf Vorbestellung zum Abholen" denkt Wurzer zurzeit nach – denn wie Erdelyvari spürt auch sie die Verunsicherung der Gäste, oft ältere Semester. Beide wollen dem Wunsch nach Bewirtung möglichst lange Rechnung tragen und ihre Außenbereiche solange wie möglich offen halten.

Auch in der Pizzeria "Bella Marmaris" sind die Auswirkungen der "Pandemiestufe 3" deutlich zu spüren: Bis vor Kurzem seien die Geschäfte gut gelaufen, berichtet Mihail Kösker. "Doch seit Montag wirkt es, als habe man den Stecker rausgezogen." Er spricht von 80 Prozent Umsatzrückgang. Dass nun wieder eine schwierige Phase anbricht, kommt seiner Meinung nach nicht überraschend. "Wir sind vorbereitet", sagt er.

Noch relativ neu im Sinsheimer Gastro-Geschehen ist das griechische Restaurant "Zu den drei Königen" von Dimitrios Babanatsas und seiner Frau Sandra. Auch hier seien die Gästezahlen mit der Ausrufung der dritten Pandemiestufe "drastisch" eingebrochen, hätten sich dann aber wieder leicht gesteigert.

Eröffnet kurz nach den Einschränkungen im Frühjahr, kamen einige neugierige Sinsheimer. Die Resonanz war gemischt. Manche hatten gehofft, dass der Fokus stärker auf deutsche Speisen gerichtet ist. Einige Schwierigkeiten beim Service galt es abzustellen, Babanatsas weiß das: Das hohe Barockhaus mit seinen langen Treppen, Winkelzimmern und dem großen Innenhof habe "riesig lange Laufwege", hinzu kamen eine bewusst große Karte, eine neue Küche und ein neu zusammengestelltes Team, das sich habe "einspielen und alles kennenlernen" müssen.

Die Corona-Entwicklung betrachtet Babanatsas aufmerksam und kritisch: Er hofft, dass die politischen Entscheider nicht "übers Ziel hinausschießen" und wünscht sich, dass häufiger kommuniziert wird, "dass die Regeln nur vorübergehend gelten". Auf Desinfektions-Zyklen und Abstands-Gebote werde aber allein schon deshalb penibel geachtet, "weil die Gäste das sehr wünschen". Gerade die Älteren legten großen Wert darauf, trotzdem hätten sich Stammtische gemeldet und Babanatsas gesagt, "dass sie jetzt erst mal nicht mehr kommen".

Die viel und heiß diskutierte Sperrstunde ab 23 Uhr macht Sinsheims Wirten indessen höchstens am Wochenende Schwierigkeiten – "und selbst dann nicht wirklich", sagt Erdelyvari. Anders als Karlsruhe, Heidelberg, Heilbronn oder Mannheim habe Sinsheims Innenstadt "keine Nachtschwärmer".

Und wie sieht es mit Essen zum Mitnehmen aus? In Heidelberg dürfen in der Hauptstraße beispielsweise keine Pizza oder Döner mehr gegessen werden. Denn dazu müsste die Maske abgesetzt werden. "Gilt das auch in Sinsheim?", fragt Jürgen Frei. Nein, erklärt Ordnungsamtsleiter Werner Schleifer auf Nachfrage. In der Sinsheimer Fußgängerzone sei deutlich weniger los im Vergleich zur Heidelberg. Kontrolliert werde hier aber trotzdem. Denn wer den Abstand von 1,5 Metern nicht einhalten kann, muss laut Verordnung eine Maske tragen.

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