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Schönau: "Zimmer frei" für Fledermäuse im alten Luftschutzraum

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		Schönau:

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schönau. "Geschütztes Fledermausquartier" steht auf dem Schild über der stählernen Eingangstür zum Luftschutzraum, der genau genommen ein Stollen ist, da er seitlich in den Berg eingetrieben wurde. Er befindet sich am Jägerpfad in Schönau. Dort haben die geflügelten Säugetiere ab sofort die Möglichkeit, Winterruhe zu halten. Ihr Quartier sind die Gänge eines nie zu Ende gebauten Schutzstollens, der im Jahr 1944 für Beschäftigte der Firma Freudenberg entstehen sollte.

Der Inhaber der 1849 in Weinheim gegründeten Freudenberg’schen Lederfabrik erwarb schon früh den sogenannten "Sensenhammer", also ein Hammerwerk zur Herstellung von Schmiedeeisen, um an der Stelle eine Gerberei einzurichten. Sie war bis 1974 in Betrieb. Dies allein ist schon eine spannende Geschichte, die auf einer Informationstafel am Stollen skizziert ist.

Auf einer zweiten Tafel ist einiges über Fledermäuse zu erfahren. Etwa, dass die inzwischen bedrohte Tierart unseren Planeten schon seit etwa 50 Millionen Jahren bevölkert, es in Deutschland rund 25 Arten gibt und einige bis zu 30 Jahre alt werden können. Dass sich die Väter nicht um den Nachwuchs kümmern, ist nochmals eine andere Geschichte. Dagegen sind die Mütter umso fürsorglicher und zeigen den Kindern, wo es gute Überwinterungsplätze gibt.

So etwa schilderte das die Biologin Edit Spielmann, Vorstandsmitglied im BUND Steinachtal. Sie hat das Winterquartier für Fledermäuse genauer erforscht. Auf das Vorkommen der gefährdeten Tierart im "Bunker" aufmerksam gemacht hatte ein Kandidat der Bürgermeisterwahl 2019 nach einer Vorstellungsrunde. Im Luftschutzstollen können die Fledermäuse nun – ein Jahr später – viele Plätze in eigens aufgehängten Steinschalen und Hohlblockbausteinen beziehen. "Man könne ja mit einem Schild ,Zimmer frei’ für das Fledermausquartier werben", scherzte Bürgermeister Matthias Frick vor Ort.

Das Projekt kostet knapp 10.000 Euro und wird zu etwa 70 Prozent über den Geo-Naturpark Neckartal-Odenwald finanziert. Den Rest steuern die Stadtverwaltung Schönau und die Evangelische Stiftung Pflege Schönau bei. Teuerster Posten dabei ist die schwere Stahltür am Stolleneingang mit dem Einflugschlitz für die Fledermäuse. Der Eingang war nach dem Krieg zugemauert worden.

"Gummistiefel mitbringen" lautete die Empfehlung für die mögliche Begehung des Stollens am Eröffnungstag. Wer diesen Rat nicht befolgte, kam im Stollen nicht weit. "Vor einigen Monaten stand das Wasser hier noch viel höher", sagte Edith Spielmann. Sie hat deshalb Trittsteine in die Gänge legen lassen. Freiwillige Helfer fand sie dafür bei der BUND-Jugend und in einer Schulklasse, in der sie unterrichtet.

Bei einer ersten Begehung des Stollens hat sie nur zwei Fledermäuse entdeckt, die kurz aufgewacht und schnell wieder eingeschlafen sind. Erst "kurz vor Weihnachten" will sie sich vor Ort nochmals umschauen und nachzählen, wie viele Schlafplätze im neuen Fledermausquartier belegt sind. Danach sollen die Tiere bis zum Frühjahr ungestört bleiben.

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