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Hofastronom Christian Mayer: Wie die erste Karte der Kurpfalz entstand

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		Hofastronom Christian Mayer:  Wie die erste Karte der Kurpfalz entstand

Von Rolf Kienle

Heidelberg. Er war ein beeindruckend schlauer Kopf: jener Christian Mayer aus Mähren, der Mitte des 18. Jahrhunderts in Heidelberg erst Philosophie, dann experimentelle Physik lehrte, vom Kurfürsten Carl Theodor zum Hofastronomen ernannt wurde, zahllose Doppelsterne entdeckte, die Mannheimer Sternwarte initiierte, den Bürgern besseres Trinkwasser bescherte und die erste brauchbare Landkarte der Kurpfalz erstellte, die Charta Palatina.

Es muss harte Arbeit gewesen sein, bis er das Land zwischen Königstuhl im Osten und Rhein im Westen vermessen hatte. Er stellte sich hölzerne Stangen her, die jeweils exakt die gleiche Länge hatten: 24 Pariser Fuß oder vier Toisen lang – also knapp zwei Meter. Die Stangen waren wetterbeständig, damit sie während der Messarbeiten ihre Länge nicht ändern, und wurden mit einer öligen Flüssigkeit eingestrichen. Mayer legte die Stangen aneinander und schlug in regelmäßigen Abständen Keile in den Boden. Er ging gewissenhaft ans Werk, verglich die Messungen mehrfach und nutzte eine Wasserwaage, um sicher zu sein, dass die Stangen tatsächlich horizontal lagen. Die Basislänge zwischen Königstuhl, dem östlichen Endpunkt, und dem Rheinbogen bei Ketsch betrug gut zwölf Kilometer, was deutlich macht, welchen Aufwand er auf sich nahm. Er begann 1764 und legte die "Kleine Kurpfalz-Karte" 1772 vor.

Gut und gern hätte er die Karten vor allem von holländischen und französischen Geodäten und Kartographen zu Rate ziehen können, doch diese waren durchweg fehlerhaft. Er nutzte die schnurgerade Linie zwischen der höchsten Erhebung diesseits des Rheins und des Pfälzer Waldes, der Kalmit; sie war Teil einer schon länger bekannten Achse und schon zuvor beim Bau des Schwetzinger Schlosses genutzt worden. Der Schlossgarten liegt exakt in der Achse zwischen den beiden Bergen. Mayer nannte diese Strecke naheliegend "Basis Palatina".

Entlang dieser Route dürften Sandstein-Obeliske als sichtbare Wegmarkierung gestanden haben, die aber nicht erhalten sind, wie Kai Budde von der Badischen Heimat weiß. Bei verschiedenen Autoren jener Zeit fanden sich aber Hinweise darauf. Später errichtete man hölzerne Türme, um ein Leuchtfeuer zu entzünden, damit man die Route auch bei Nacht nachverfolgen konnte. Sie wurden anschließend wieder demontiert. Zwei etwa drei Meter hohe Pyramiden bildeten die beiden Endpunkte. Einer der Sandstein-Obeliske, Cassini-Stein genannt, stand in der Weststadt an der Rohrbacher Straße nahe der heutigen Shell-Tankstelle. Sichtbare Hinweise darauf gibt es aber nicht mehr. Möglicherweise wurden sie abgebaut, denn Baumaterial war stets gefragt.

Die mögliche Existenz eines Sandstein-Obelisken brachte den Historiker Wolfgang Schröck-Schmidt und den Astronomen Thomas Bührke, die sich seit Jahren mit Christian Mayers Arbeit befassten, auf die Idee, heute an die Vermessung der Kurpfalz und die Meilensteine zu erinnern. Warum errichtet man nicht beispielsweise auf dem Kreisverkehr bei der Shell-Tankstelle einen symbolisierten Obelisken, fragten sie sich und recherchierten. Klare Belege ließen sich nicht finden, weder in der heutigen Weststadt, noch am Rheinbogen bei Ketsch. Wie Christian Mayer bei den Landvermessungen vorging und dass er Meilensteine baute, ist aber mehrfach belegt. Ein gewisser César Francois Cassini de Thury, in Frankreich ein längst anerkannter Astronom und Geodät, berichtete über Mayers Arbeit und unterstützte ihn.

1773 präsentierte Mayer dem Kurfürsten seine "Charta Palatina", die sowohl für fiskalische als auch für militärische Zwecke bestimmt war. Sie umfasste einen Bereich von immerhin 360 Quadratkilometern. Die Karte selbst war vergleichsweise klein: 31 mal 20 Zentimeter. Die Schwetzinger Sternwarte im Schloss bildete den Nullpunkt. Auf der Karte sind der Meridian und der Breitenkreis und die Länge der Straße von Heidelberg nach Schwetzingen eingetragen, die Ortschaften und Berge sind nicht perspektivisch dargestellt, was damals üblich war, sondern durch einen Grundriss wiedergegeben. Die Darstellung der Flüsse ähnelt stark späteren Ausführungen, Sümpfe wurden schraffiert, Wald als Baumsignatur gezeigt, die Wege als Doppellinie gekennzeichnet.

Experten bescheinigten Mayer "eine erstaunliche Genauigkeit". Kritiker bestätigten ihm immerhin einen "ersten Versuch dieser Art in Deutschland", für die Erdbeschreibung nützlich und notwendig. Die Pariser Akademie der Wissenschaft nahm die Arbeit Mayers aber mit Beifall auf. Schließlich seien seine Beobachtungsmethoden und Kunstgriffe bis dahin unbekannt gewesen.

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