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Abschied von der "Seele der Realschule"

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Von Martina Birkelbach

Eberbach. Mit drei Rektoren, sechs Konrektoren, einer "unmöglich zu zählenden Anzahl" Lehrern und für insgesamt weit über 2000 Schüler hat Eveline Hoffmann gearbeitet. 24 Jahre lang war sie als Sekretärin in der Realschule tätig. Zum 31. Juli geht die 63-Jährige offiziell in den Ruhestand; bereits seit Anfang des Monats hat sie ihren restlichen Urlaub genommen. "Die ersten Tage waren schlimm. Die Schule hat mir gefehlt", sagt sie. Es war auch der erste Abschluss, bei dem Hoffmann nicht dabei war; und so ein Abschluss war für sie immer mit viel Arbeit und auch einigen Emotionen verbunden. Inzwischen hat sie sich fast schon an das "zuhause sein" gewöhnt, auch wenn sie mit der Schule noch lange nicht "abgeschlossen" hat. "Ich bin ein bisschen ein Workaholic", sagt sie lachend und gibt zu "immer etwas tun zu müssen". Sie verbringt die Zeit im Haus und im Garten, mit ihrem Ehemann und beschäftigt sich viel mit ihrer sechsjährigen Enkelin. Demnächst steht noch ein Urlaub an der Mosel auf dem Plan.

"Ich habe im vergangenen Jahr schon begonnen ein Buch zu schreiben", erzählt sie. Darin enthalten sind sämtliche Arbeiten nach Monaten und sogar Tagen "haarklein erläutert". Damit haben es die Rektoren und auch ihre Nachfolgerin etwas einfacher.

Nach ihrem Schulabschluss begann Hoffmann eine dreijährige Lehre als Industriekauffrau bei "Raunser Heizungsbau". Anschließend wechselte sie zu "Ortho-Diagnostics" in Neckargemünd, am 1. November 1992 dann zum Grundbuchamt Eberbach. Sie war 39 Jahre alt, als sie am 1. November 1996 als Sekretärin in der Realschule startete. Walter Zuck war damals Rektor, Elsa-Katharina Slotta Konrektorin. Als Rektoren folgten Regine Sattler-Streitberg (2003 bis 2018) und Markus Hanke. Dieter Vilimek, Rolf Schieck, Markus Hanke und Jörg Keller vervollständigen die Reihe der Konrektoren.

Mit einem "riesigen Computer" ging es für Hoffmann 1996 los, ihre Vorgängerin Jenny Vogt arbeitete sie ein. "Der PC war allerdings nur für Rechnungsbuchungen – Briefe habe ich damals noch an der elektronischen Schreibmaschine geschrieben", erinnert sich Hoffmann. "Früher waren viel mehr Schüler an der Realschule. Anfangs gab es pro Stufe vier bis fünf Klassen mit meist um die 30 Schülern, Spitzenreiter war ein 134-köpfiger Jahrgang. Heute sind es pro Stufe drei Klassen und im Durchschnitt 25 Schüler; der diesjährige Abschlussjahrgang bestand aus 83 Schülern."

Hoffmanns Aufgabenbereich in all’ den Jahren: "Schulkartei in Ordnung halten, An- und Abmeldungen registrieren, Briefe schreiben, altes Schuljahr abschließen und neues beginnen, Abschlussfeiern organisieren, damit alle ihre Lobe und Preise bekommen." Sie war fast die ganzen Jahre alleine, arbeitete in Teilzeit. "Als Sattler-Streitberg dann kurz nach ihrem Antritt die Ganztagsschule ins Leben gerufen hat, haben sich auch meine Arbeitszeiten etwas verändert, da die Schule immer bis 15.30 Uhr geöffnet war."

Hoffmann hat aber nicht nur bürokratische Aufgaben übernommen, sie hat sich auch um die Schüler gekümmert. "Ich war schon oft Mutter Theresa", sagt sie lachend. "Wenn einer krank war, habe ich die Eltern angerufen – oder auch mal den Rettungsdienst." Zu vielen Schülern hat sie "tiefe Verbindungen" aufgebaut; es wurden ihr auch private Dinge anvertraut. "Manche Schüler kamen täglich zu mir. Sie wussten, dass ich nichts rumtratsche." Hoffmann hat auch einige Familientragödien mitbekommen, "viele Angelegenheiten haben mich auch nach der Arbeit daheim noch beschäftigt".

Die ersten zehn Jahre, die sie an der Schule verbrachte, gab es kaum Lehrerwechsel. "Alle waren schon älter, ich war das Küken." Dann folgten Jahre, in denen mehrere Lehrer auf einmal in den Ruhestand versetzt wurden. Zuletzt war Hoffmann die Älteste an der Realschule. Das Verhältnis zum Lehrerkollegium war immer sehr gut, "auch lustig und respektvoll – wir haben uns auch privat gut verstanden."

Auch wenn ihre Arbeit bei den drei Rektoren immer gleich war, so gab es doch Unterschiede. "Rektor Zuck fasste damals nur langsam Vertrauen zu mir, er hat zu Beginn noch viel meiner Arbeit lieber selbst übernommen", sagt Hoffmann. Auch war die Zeit eine andere, "die Schüler hatten eine andere Art von Respekt gegenüber den Lehrern, da war oft noch Strammstehen angesagt". Dass ein Schüler bei Zuck im Rektorenzimmer landete, gab es früher nur selten. "Bei Sattler-Streitberg kam das häufiger vor."

Hoffmann kannte – und kennt – noch fast alle Schüler namentlich. "Manche kommen als Studenten oder Referendare wieder an die Schule – ich habe sie alle wiedererkannt." Hoffmann freut sich immer, wenn sie Schüler wieder trifft, und dann hört, was aus ihnen geworden ist. Einen hat sie früher auch oft mit Gummibärchen getröstet, heute ist er Bürgermeister in einer der umliegenden höher gelegenen Gemeinden Eberbachs am Fuße des Katzenbuckels.

Der ungewöhnlichste Schüler, den die Sekretärin allerdings nie persönlich kennenlernte, war: eine Wildsau. Vor vielen Jahren fand Hoffmann früh morgens ein riesiges Loch im Glas neben dem Haupteingang der Schule vor – und Blutspuren. Hausmeister Michael Heckmann hatte bereits die Polizei informiert. Das Tier ist durch das Glas ein- und wohl auch wieder ausgebrochen. Borsten wurden gefunden, der Täter allerdings bis heute nicht. "Bis zuletzt gab es rings um die Schule immer mal wieder Wildschweine zu sehen."

Auch als die Schule in diesem Jahr wegen Corona geschlossen war, war Hoffmann dort. "Zusammen mit Hanke und Heckmann. Es war einsam und irgendwie auch bedrückend", sagt sie. Die Schüler haben sich aber bis zuletzt an sämtliche Regeln gehalten; "Hanke und Keller waren da auch arg hinterher, dass alle Maßnahmen eingehalten werden."

Mit Sattler-Streitberg hat Hoffmann noch ein sehr gutes Verhältnis: "Wir waren auch schon zusammen laufen, und wollen das wiederholen." Heute ist der letzte Schultag vor den Sommerferien, danach sind die Pforten für sechs Wochen geschlossen. Für Hoffmann beginnt dann offiziell ab Samstag der Ruhestand; wobei es bei ihren vielen Aktivitäten wohl nicht ganz so ruhig werden wird.

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