Bernabéu-Umbau: Spielt Real die Saison im Castilla-Stadion zu Ende?
Spielaustragung ohne Fans am wahrscheinlichsten
MADRID. Das wäre kurios, aber sicherlich kein allzu abwegiger Plan: Weil im Zuge des Umbaus des Estadio Santiago Bernabéu für den Sommer aufwendige Arbeiten am Dach vorgesehen sind, könnte Real Madrid seine mindestens sechs ausstehenden Heimspiele bei Wiederaufnahme des Betriebs ab frühestens Ende Mai im Stadion der zweiten Mannschaft austragen. Nach der ersten Coronavirus-Welle ist es in Spanien ohnehin das realistischste Szenario, alle weiteren Partien in dieser LaLiga-Saison ohne Fans stattfinden zu lassen.
Ob SD Éibar, der FC Valencia, RCD Mallorca, der FC Getafe, Deportivo Alavés und der FC Villarreal sowie möglicherweise weitere Champions-League-Kontrahenten nun im Bernabéu oder im Estadio Alfredo Di Stéfano, das sich auf dem Trainingsgelände befindet und im Normalfall 6.000 Zuschauer fasst, empfangen werden, scheint daher keine Rolle zu spielen.
Aufwendige Arbeiten für Sommer geplant – und notwendig
Am Bernabéu sollen in den Sommermonaten, in denen der Spielbetrieb ohne die Corona-Pandemie bekanntlich über weite Strecken ruhen würde, sämtliche Dachkonstruktionen sowie dazugehörige Träger entfernt und zwei neue lange Dachträger, die von der Ost- Richtung West-Tribüne über das aktuelle Stadion hinausragen, montiert werden. Sportliche Veranstaltungen wären parallel zu dieser Bauphase also kompliziert durchzuführen.
Eine Dach-Demontage zu einem späteren Zeitpunkt würde den Zeitplan der Modernisierung, die den Klub 575 Millionen Euro kostet und bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll, komplett auf den Kopf stellen – was sicher nicht in Reals Interesse liegt.
„Unter diesen Umständen schwer, Stadion zu nutzen“
Javier Tebas, der Präsident des spanischen Liga-Verbands LFP, hat einen vorübergehenden Stadion-Umzug am Dienstag bei einer internationalen Medienrunde zur Sprache gebracht, ohne dabei aber Real und das Bernabéu beim Namen zu nennen. Neben den Königlichen lässt in Spanien derzeit auch UD Levante seine Heimstätte umbauen.
„Man muss daran denken, dass es Klubs gibt, die geplant hatten, ihre Stadien im Sommer zu renovieren und dass es für sie sehr schwer ist, ihre Verträge zu brechen. Unter diesen Umständen wird es für sie schwer, ihr Stadion zu nutzen“, so der 57-Jährige.
In der Saison 1987/88 musste das weiße Ballett übrigens letztmals ein Heimspiel außerhalb des Bernabéu-Stadions austragen. Weil Jean-Marie Pfaff, Torwart des FC Bayern München, im Landesmeisterpokal von der Tribüne beworfen worden war, wurden die Merengues nicht nur mit einem Geisterspiel gegen SSC Neapel bestraft: Anschließend mussten sie den FC Porto am 21. Oktober 1987 in Valencia empfangen (2:1). Diesmal hätte Real es nicht ganz so weit: Das Di Stéfano liegt nur knappe zwölf Kilometer vom Bernabéu entfernt und vor der Partie befinden sich die Spieler ohnehin auf dem Trainingsgelände. Ob dieser mögliche Ausweichplan innerhalb der Chefetage Konturen annimmt, bleibt aber abzuwarten.