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Heidelberg: Künstlerinnenpreis für Bettina Skrzypczak

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		Heidelberg:  Künstlerinnenpreis für Bettina Skrzypczak

Von Simon Scherer

Heidelberg. Trägt ein Werk bereits den Titel "Initial", gebührt ihm auch der Platz gleich zu Konzertbeginn. Es sind Trompetensignale, schnell, hektisch und nervös, die das 5. Philharmonische Konzert in der Neuen Aula eröffneten. Für Komponistin Bettina Skrzypczak, Trägerin des 33. Heidelberger Künstlerinnenpreises, sollen sie einen Prozess in Gang setzen, auf etwas aufmerksam machen, wie sie im Gespräch mit Egbert Hiller (Deutschlandfunk) erläuterte.

Was folgte, war ein Schwarm an Klängen: Mal parallel nebeneinander herlaufend, dann wieder so, als würden sie ein Wettrennen veranstalten. Die hohen Lagen der Geigen erinnerten an das Schwirren von Insekten, die in unterschiedlichen Tempi von einem Raum in den nächsten flogen.

Schon als Kind beschäftigte sich die polnisch-schweizerische Komponistin viel mit Tanz, lernte sich im Raum zu bewegen und diesen nachzuempfinden. Wichtig seien ihr ebenso die Strukturen, die sich hier allerdings erst in späteren Takten bemerkbar machten, und auch nur indirekt. So erahnte man, dass sich das Schwirren der Bienen wohl immer in denselben Räumen abspielte und nach ähnlichen Abläufen entwickelte.

Gastdirigent Joseph Bastian führte sicher und souverän durch dieses Stimmengewirr, hielt das Gesamtkonstrukt kompakt zusammen. Er wusste sorgfältig die Dynamik einzelner Register gegeneinander abzuwägen, was exakt dem Wesen dieser Musik entsprach: nie zu aufdringlich werden, immer den Eindruck einer Momentaufnahme wahren und den Hörer aus einer gewissen Distanz beobachten lassen. Am Ende standen wieder die Trompetenklänge, diesmal allerdings sehr verhalten und mehr einen Ausblick gebend statt wirklichen abschlussbildend.

Dieses Auslösen von inneren wie äußeren Bewegungen, scheu und eindringlich zugleich, betonte auch Hiller in seiner Laudatio, nachdem Intendant Holger Schultze und Kulturdezernent Joachim Gerner die Bedeutung dieser Auszeichnung hervorgehoben hatten. Als Gerner die Urkunde überreichte, zitierte er nochmals aus der Jurybegründung: So lenke die Professorin der Luzerner Musikhochschule den Blick immer in entferntere Wissensgebiete, der Ästhetik, Philosophie oder Naturwissenschaften.

Die Trompete blieb zentrales Instrument dieses Abends. In Haydns Trompetenkonzert Es-Dur kehrten die Philharmoniker ganz das liebliche Element hervor, was ebenfalls der Solist vorlebte. Jeroen Berwaerts verblüffte mit ungemein warmem und geschmeidigem Klang sowie sehr gefühlsbetonter Melodieführung.

Konzentriert hat er sich vor allem auf die thematische Auseinandersetzung sowie das Spiel mit Klängen, die eine überaus breite Palette an Ausprägungen auszufüllen vermochten. Besonders zu Herzen ging das Andante, dessen Phrasen Berwaerts aus tiefstem Innersten in die Welt hinaustrug.

Ganz anders dann die drei Arien aus György Ligetis "Mysteries of the Macabre", wo der Sänger durch die Trompete ersetzt wurde, was dem Werk einen ganz neuen Charakter verlieh. Die Trompete übernahm zwar eine führende Rolle, mischte sich trotzdem viel stärker in das übrige Orchesterszenario ein. Gesprochen wurde aber auch hier, vom Solisten oder den Philharmonikern, was die Musik genauso humoristisch wie grotesk und absurd machte.

Wie geschaffen für die immerwährende Gelassenheit von Bastians Dirigat war Schumanns 2. Sinfonie C-Dur, wo jegliche Veränderungen der Gangart organisch aus dem anfangs in Bewegung gesetzten Fluss erwuchsen. Die Heidelberger Philharmoniker agierten höchst aufmerksam und gewandt, wussten auch bei schnellem Tempo im Scherzo die nötige Leichtigkeit zu wahren, eingeschlossen allerlei Nuancierungen.

Tief ergriffen war man vom Adagio, das jedoch unmerklich Hoffnungsschimmer durchscheinen ließ. An diesem Abend wurden in der Tat viele Stationen eindrucksvoll durchlaufen.

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