Walldorfer Kunstpreis: Adam Cmiel kam mit "Unsichtbares sichtbar" in die engere Wahl
Walldorf. (seb) Die Performance war durchaus interessant: Künstler Adam Cmiel war in einen Schutzanzug samt Atemmaske gekleidet, wie er bei Gefahrgutunfällen benutzt wird, als er seine Skulptur auf dem Kreisverkehr beim Ikea platzierte. Sie besteht aus drei gelben Fässern, aus denen giftgrünes Zeug quillt, eins davon ist umgekippt und scheint ausgelaufen zu sein. Der anfänglichen Inszenierung fehlte es nicht an Dramatik. Die Jury des Walldorfer Kunstpreises nahm das Werk in die engere Wahl.
Cmiel, der 2013 schon an diesem Wettbewerb teilgenommen hat (mit "The Otherworld"), möchte mit der extra für den Walldorfer Wettbewerb geschaffenen Installation "Unsichtbares sichtbar" machen, das ist auch der Titel der Arbeit: "Wir sind alle einer unsichtbaren Gefahr ausgesetzt", sagt er. Seine Kritik bezieht sich insbesondere auf Atomkraft und die Frage der Entsorgung des radioaktiven Mülls, "die die Menschen jahrelang nervös machte": Damit hat er sich nach eigener Aussage schon als Kind beschäftigt. Außerdem warnt er vor Giftmüll, der Strahlung von drahtlosem Internet oder "unseren täglichen Hosentaschenbegleitern", den Handys, und anderen Gefahren für uns und unsere Umwelt.
Zudem macht er auf die Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit der Menschen aufmerksam, die Trends wie "veganer Bio-Körnerkost" nachlaufen, aber unterschätzen, was wirklich bedrohlich ist. Insofern ist es der Mensch, der die Gefahren "unsichtbar" macht. Cmiel möchte seine Arbeit aber eher als Handlungsaufruf verstanden wissen, nicht etwa als bloße Angstmacherei. Sein Motto lautet "Fürchte dich nicht vor der Zukunft und auch nicht vor dem Jetzt".
Das "Happening" der Platzierung der Fässer gehört eigentlich fest zum Gesamtkunstwerk. Da es sich aber ausdrücklich um einen Skulpturen-Wettbewerb handelt, ergibt sich die Frage: Sind drei Fässer aus Schaumstoff und Metall für sich genommen nicht zu wenig? Ist das, was der Betrachter jetzt vorfindet, noch raffiniert genug? Die Wirkung stark genug? Hätte der Künstler nicht mehr Fässer wählen sollen, noch "giftigere" Farben oder ergänzende Objekte, die von der Gefahr für die Menschen künden? Vielleicht ein menschliches Skelett, schließlich darf Kunst auch provokant und knallig sein. Oder zumindest ein Totenschädel aus dem Warnzeichen für Giftstoffe oder das Symbol für Radioaktivität?
Nun muss man dem Künstler zum einen zugutehalten, das der Aufstellungsort im Kreisverkehr vielleicht mit bestimmten Einschränkungen einhergeht. Walldorfs Kunstbeauftragter Hartmuth Schweizer gibt überdies zu Bedenken, dass zeitgenössische Kunst oft "sehr zurückhaltend" sei. Sie fordere den aktiven Betrachter, der sich Zeit nimmt, auch aus kleinen, leisen Hinweisen Rückschlüsse auf die Intention des Künstlers zu ziehen und eigene Interpretationen zu entwickeln.
Adam Cmiel hätte laut Schweizer auch - an einem anderen Aufstellungsort - ergänzend mit Lichteffekten oder medialen Elementen wie Filmen arbeiten können. "Das wollte er ausdrücklich nicht: Er will mit möglichst wenigen Mitteln arbeiten und zum Nachdenken anregen." Für Schweizer ist Cmiel ein intelligenter, vielseitiger Künstler.
1982 in Ludwigshafen geboren, hat er zunächst als Maler und Lackierer, Medienassistent und Schauwerbegestalter gearbeitet. Dann besuchte er die Freie Kunstakademie Mannheim, schließlich die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, wo er Freie Kunst, Malerei und Grafik bei Daniel Roth studierte und dessen Meisterschüler wurde. Nach einem Gastsemester als Bildhauer an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg präsentierte Cmiel in Karlsruhe eine komplexe Diplomarbeit und entfaltet seither vielfältige Aktivitäten.