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Bierhelderhof Heidelberg: Rohrbach oder Altstadt? Beides!

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Von Werner Popanda

Den Bierhelderhof, um den es in dieser Serie heute geht, zeichnet sich durch eine ganz besondere Eigenschaft aus: Er lässt sich nämlich nicht eindeutig zu einem der Heidelberger Stadtteile zuordnen. Denn wenn man dort im gemütlichen Biergarten sitzt, etwas trinkt und dann das "stille Örtchen" aufsucht, passiert etwas nicht Alltägliches: Dann ist man nämlich von Rohrbach, auf dessen Gemarkung der Biergarten liegt, auf einmal in der Altstadt gelandet. Und das, ohne einen anderen Stadtteil wie die Süd- und die Weststadt auch nur ansatzweise zu betreten. Denn das Gebäude der Gaststätte hat die Postleitzahl 69117 - und zählt damit zur Altstadt.

Geschichte: So massig die beiden vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegeben Bände "Kulturdenkmale in Baden-Württemberg - Stadtkreis Heidelberg" daherkommen, so auskunftsfreudig sind sie auch im Falle des Bierhelderhofs. Demnach vermachte Dekan Heisso Krewel den wohl im Spätmittelalter in den Wald gerodeten Hof ‚"ze Ber᠆helden‘" im Jahr 1442 dem Heidelberger Heiligenstift. Später kam der Hof in Privatbesitz, wurde 1737 von der Stadt erworben und ging 1770 an Herzog Karl August, der "westlich im Wald einen Ruheplatz, die Karlslust, anlegen ließ". 1803 erwarb Markgräfin Amalie den Hof, 1824 gelangte er in den Besitz Rohrbacher Bürger und wurde schließlich 1917 wieder von der Stadt gekauft. So weit, so klar. Ungeklärt ist hingegen, ob der "beliebte Ausflugsort [...] erst im 18. Jahrhundert mit einer Mauer umgeben wurde".

Jedenfalls wurde das Hofgut nach einem Brand im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut und bestand 1899 "aus einem einstöckigen und einem zweistöckigen Wohnhaus, je einstöckiger Scheuer, Stall, Schweinestallung und Backofenbau".

Der Internetseite der Gaststätte "Bier-helderhof" ist obendrein zu entnehmen, dass das Gehöft "ze Berhelden" und der heutige Name nichts mit dem beliebten Gerstensaft zu tun haben, sondern vielmehr für eine "Beerenhalde" stehen, die sich "einst an diesem schon damals beliebten Idyll mit Gaststätte und Tanzpodium fand".

Einwohner: 1

Was gibt es zu sehen und zu tun? So viel geballte Natur wie rund um den Bierhelderhof sieht man selten: Die sattgrünen Weiden sind von Wald umringt, auf dem Grün tummeln sich Angusrinder. Wer hier nicht spontan an einen Spaziergang oder eine Wanderung denkt, hat das wohl noch nie getan. Unternehmen kann man hier aber auch noch mehr: nämlich nach einem Rundgang gemütlich einkehren. Dazu nimmt man auf einem der 200 Stühle im Biergarten platz oder bei nicht so warmem Wetter im Restaurant, in dem 120 Gäste bewirtet werden können.

Wie kommt man hin? Mit der Buslinie 39 erreicht man zwar die Haltestelle "Bierhelderhof/Ehrenfriedhof", doch diese liegt deutlich näher am Ehrenfriedhof als am Bierhelderhof - darum ist bis zur Einkehr noch ein kleiner Fußmarsch zu bewältigen. Noch mehr Muskelkraft brauchen Fahrradfahrer, die den Bierhelderhof auf einem Vorberg des Königstuhls ansteuern. Mit dem Auto fährt man von der Innenstadt über die Rohrbacher Straße und den Steigerweg, wobei man beim Schild "EMBL" abzweigt, das den Weg zum Europäischen Molekularbiologie-Labor in der Nachbarschaft weist. Derzeit ist der Steigerweg allerdings aufgrund von Bauarbeiten gesperrt. Die Alternativroute: Von der Autobahn-Abfahrt Heidelberg/Schwetzingen geht es in Richtung Heidelberg und dann auf der B 535 auf den Boxberg. Vor der Aral-Tankstelle biegt man nach links ab und folgt den Schildern "Krankenhaus Speyererhof". Nach rund drei Kilometern taucht links der Bierhelderhof auf.

Was sagt der Insider? Wenn man bedenkt, wie häufig in manchen Gaststätten der Pächter wechselt, dann sind die 55 Jahre, die die Familie Schumacher nunmehr die Gaststätte "Bierhelderhof" unter ihren Fittichen hat, mehr als erstaunlich. Das Hofgut wurde 1962 von Babette und Gottlob Schumacher übernommen, berichtet deren Enkel Peter Schumacher. Sie pachteten von der Stadt nicht nur das Gasthaus, sondern alles, was zum Hof dazu gehört. Schließlich waren "hier oben Landwirtschaft und Gastwirtschaft schon immer kombiniert", so Schumacher. Als seine Großeltern zum Zuge kamen, hätten sie sich erfolgreich gegen über 50 Mitbewerber durchgesetzt.

Kaum war dies gelungen, sandten sie umgehend einen Brief mit der guten Nachricht über den "großen Teich". Denn Peter Schumachers Vater Friedrich, ein Agrarwissenschaftler, hatte ein USA-Stipendium ergattert. Da dieser allerdings nicht auf das erste Schreiben reagierte, folgte ein zweites, das vor allem eines enthielt: ein Ticket für einen Flug zurück nach Deutschland. Zu diesem Wink mit dem Zaunpfahl kam ein weiteres, vielleicht sogar noch gewichtigeres Argument hinzu - und zwar in Gestalt einer jungen Frau mit Vornamen Gertrud, die, wie Peter Schumacher schmunzelnd erklärt, bereits bei seinen Großeltern mitarbeitete und gewissermaßen die "Ehefrau in spe" seines Vaters war: "Da blieb ihm gar nichts anderes übrig, als einzusteigen". Schon 1962 hatten die Schumachers mit der Zucht von Angusrindern begonnen, im Lauf der Jahre sammelten sie für ihren Betrieb Staatspreise und Auszeichnungen wie andere Briefmarken. 1998 übernahm Peter Schumacher in dritter Generation die Leitung der Landwirtschaft, 2006 auch die der Gastwirtschaft.

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