Nimms Rad Podcast-Sonderfolge zur Eurobike-Krise: Ist das das Ende der Eurobike?
Podcast-Sonderfolge zur Krise der Eurobike: Am 30. Oktober verkündeten die Interessensverbände Zukunft Fahrrad und ZIV das Ende ihrer Zusammenarbeit mit der Messe Eurobike. In der neuesten Ausgabe des Industry Insights diskutieren Alex Thusbass und Sissi Pärsch die Kommunikation des Bruchs, die potenziellen Auswirkungen und erste Reaktionen.
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An Tag 1 nach der Trennung sprechen Alex Thusbass und Host Sissi Pärsch über die Botschaft aus Berlin: Mit Zukunft Fahrrad und dem Zweirad-Industrie-Verband ZIV haben die zwei zentralen deutschen Branchenverbände die Gespräche mit der Eurobike für gescheitert erklärt und die Zusammenarbeit gekündigt – wir berichteten: ZIV und Zukunft Fahrrad trennen sich von der Eurobike – Verbände beenden Kooperation ab 2026. Ein Paukenschlag, der womöglich das Ende der Messe eintrommelt.
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Die Ausgangslage
Seit Jahren kämpft die Sportindustrie um ihre Leitmessen. Die OutDoor verlor nach ihrem Umzug nach München 2018 immer weiter an Bedeutung, wurde 2025 komplett abgesagt und versucht 2026 einen Neustart in Riva/Italien. Die ISPO – einst Pilgerstätte mit einer Sommer- und einer Winter-Ausgabe – verlor in den vergangenen Jahren rapide an Aussteller- und Besucherzahlen. Nun zieht sie nach über fünf Jahrzehnten von München nach Amsterdam.
Und die Eurobike? Erlebt mit dem Auf und Ab der Covid-Auswirkungen und dem Umzug nach Frankfurt ein Wechselbad. Vor dem Hintergrund sich rasant verändernder Strukturen und Verschiebungen sowie zahlreicher industrieinterner Herausforderungen fällt die Verortung schwer. Die traditionell zentrale Order-Plattform ist sie schon länger nicht, genauso wenig wie sie die wichtigste Plattform für die Kommunikation der Neuheiten nach außen ist.
Messe wie Industrie sieht sich mit großen Fragen konfrontiert: Braucht die Branche eine Leitmesse und wenn ja, welche Rolle, welche Vision gilt es zu vertreten? Wie lautet die Selbstdefinition einer Industrie, die sich enorm erweitert? Welche Rolle nimmt sie bei drängenden politischen Themen wie dem Mobilitätswandel ein? Brauchen wir womöglich einen kompletten Neuanfang? Die Branchenverbände scheinen Letzteres zu denken.
Die Kommunikation
Das geschlossene Statement von ZIV und Zukunft Fahrrad überraschte am 30. Oktober die gesamte Branche. Während die Unzufriedenheit mit dem Status quo und der Transformationsdruck durchaus breit diskutiert wurden, schien die Aufkündigung der Zusammenarbeit aus heiterem Himmel zu kommen.
In der Kommunikation vorangestellt wurden Branchengrößen wie Bernhard Lange, Teil des dreiköpfigen Präsidiums des ZÍV und geschäftsführender Gesellschafter der Paul Lange GmbH (der deutschen Generalvertretung von SHIMANO und weiterer Marken) sowie Vorstandsmitglied Claus Fleischer, CEO von Bosch eBike Systems. ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork betonte den Schritt nach vorn und betonte: „Das Thema Branchenplattform gilt es, zukunftsgerecht zu lösen“.
Zukunft Fahrrad-Geschäftsführer Wasilis von Rauch erklärte ebenfalls, dass der Bedarf „nach einer starken gemeinsamen Plattform ungebrochen groß ist.“ Auch er stellte die Statements aus dem Vorstand voran – zum einen von Zukunft Fahrrad- und Jobrad-Gründer Ulrich Prediger sowie von Dirk Zedler Geschäftsführer der Zedler-Gruppe, einem der renommiertesten Institute für Fahrradtechnik und -Sicherheit.
Die Trennung, so signalisiert die Pressemitteilung, erfolgt im Schulterschluss der Industriegrößen, und die Entwicklung einer neuen Plattform scheint angeschoben.
Die Reaktion der Eurobike
Überrascht scheint die Mitteilung der Verbände auch den Eurobike-Veranstalter fairnamic GmbH zu haben. In einem Statement vermerkt sie, dass sie ihrerseits den Austausch mit Marktplayern als eng und konstruktiv wahrgenommen hätten, u. a. auch zu den Anforderungen der Verbände mit einem 10 Punkte-Papier.
„Viele dieser Anregungen wurden umgehend aufgegriffen und bereits kommuniziert: Dazu zählen unter anderem die Anpassung der Messedauer, mehrere Beteiligungsoptionen für Ausstellende sowie eine Neuausrichtung des Kongressprogramms. Zudem wird ein Messebeirat unter Beteiligung der verschiedenen Zielgruppen der Eurobike gegründet, um den laufenden Entwicklungsprozess der Veranstaltung dauerhaft zu begleiten. […]
Vor diesem Hintergrund überrascht uns der Vorstoß der Verbände, da der Dialog auf sachlicher und lösungsorientierter Grundlage geführt wurde.“ Gegenüber dem Branchenmagazin velobiz signalisierte fairnamic-Geschäftsführer Stefan Reisinger auch weiterhin Gesprächsbereitschaft.
Der 10-Punkte-Plan
Der von den Verbänden angeführte 10-Punkte-Plan wurde von ZIV, Zukunft Fahrrad und dem Vorstand des Verbund Service und Fahrrad e. V. (VSF) nach der diesjährigen Eurobike verfasst. In der Pressemitteilung wurde er erwähnt, allerdings nicht aufgeführt. Das führte in Foren – von mtb-news über Reddit bis zu LinkedIn – zu vielen Vermutungen und hitzigen Diskussionen.
Zum Aufnahmezeitpunkt des Podcast lag das 10-Punkte-Programm offiziell noch nicht vor, Alex und Sissi hatten allerdings Einblicke und die velobiz hatte in Auszügen darüber berichtet. Inzwischen haben die Verbände den Plan jedoch veröffentlicht – er findet sich wie die Pressemitteilung hier.
Die Konsequenzen & Reaktionen
Alex und Sissi diskutieren die wohl zentralen kontroversen Punkte, wie die Etablierung der Parallelmesse Mobifuture, die von den Verbänden abgelehnt wird. Ferner möchte Sissi von Alex natürlich auch wissen, was der Entschluss der Verbände nun tatsächlich für Auswirkungen auf die Eurobike haben wird. Während Bosch eBike Systems ihren Rückzug für 2026 bereits bestätigt hat, ist von der Paul Lange GmbH bisher noch keine finale Entscheidung bekannt. Alex rechnet mit einer Absage der Messe 2026 und somit „dass eine globale Leitmesse verschwinden wird und dieses Loch wird nichts mehr füllen können.“ Denn er hat Zweifel daran, dass eine von deutschen Verbänden initiierte neue Plattform tatsächlich eine globale Messe ersetzen kann.
Final schauen die beiden noch auf erste Reaktionen und Wortmeldungen. Haben Messen generell ihr Ablaufdatum überschritten? Hat speziell Deutschland ein „Messe-Problem“? Oder braucht es einen radikalen Neuanfang?
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In zwei Wochen wird die Lage eine neue sein und Alex und Sissi werden in einer neuen Industry Insights-Folge die aktuellen Informationen diskutieren – und das hoffentlich auch mit erleuchtenden Gastbeiträgen. Also bleibt dran!

