Dass die WM-Strecke in Champéry steil sein würde, war ja bereits im Vorfeld bekannt – aber wie krass es in der Schweiz tatsächlich zur Sache geht, ist kaum in Worte zu fassen.
Nicht nur dank der chaotischen Witterungsbedingungen bei den Rennen vor gut 15 Jahren, sondern auch aufgrund des extremen Gefälles hat Champéry einen Platz in den Geschichtsbüchern des Downhill-Sports sicher. Wer die Strecke bis dato nur aus Freecaster-Übertragungen mit mehr als euphorischen Kommentatoren kannte, der wird beim Track Walk nicht schlecht gestaunt haben – genau so erging es uns auch.
#Da war die Welt noch in Ordnung: So malerisch, wie der kleine Ort Champéry ist, so brutal steil ist die Downhill-Strecke, auf der die diesjährige Weltmeisterschaft ausgetragen wird.
Auf einer Länge von gerade einmal 1,7 Kilometern bietet die Weltmeisterschafts-Strecke in Champéry nämlich rund 580 Tiefenmeter. Damit ist die Strecke im äußersten Südwesten der Schweiz längentechnisch eher auf GDC- als auf World Cup-Niveau, dafür aber von oben bis unten extremst steil. Wer schonmal in Leogang war und sich Valis Hölle angeschaut hat, der kann ungefähr einschätzen, wie Champéry ist – denn so wie im Steilstück in Leogang geht es hier im Prinzip von oben bis unten ins Tal. Verschnaufspausen gibt es praktisch keine, dafür ist der Spaß auch schnell vorbei. Wäre die WM-Strecke 2025 eine Attraktion auf dem Jahrmarkt, dann wäre Champéry gewiss der Freefall-Tower.
#Am Ende dieses Tals liegt Champéry, danach kommt: Nix mehr. Außer Berge. Steile Berge. Und irgendwo in diesen Bergen ist eine Downhill-Strecke, auf der ein gewisser Danny Hart auf seinem Bike gestaid ist und jetzt nicht mehr sitzen kann.
Vor dem Hintergrund ist es eventuell gar nicht so schlecht, dass die Strecke im Vorfeld öffentlich zugänglich war. Gerüchten zufolge hat die halbe Welt-Elite in den vergangenen Monaten und Wochen hier unzählige Abfahrten gemacht – unter anderem hat man sich hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass ein gewisser Ronan Dunne vor seinem World Cup-Sieg in Les Gets knapp vier Wochen am Stück in Champéry trainiert hat. Gravierende Änderungen im Vergleich zur im Vorfeld geöffneten Strecke gibt es keine, wenngleich sich die Strecken-Crew Mühe gegeben hat, die ein oder andere Gemeinheit einzubauen.
#Auf normalen Downhill-Strecken gibt es vielleicht drei, vier Sektionen, wo mal ein Fangnetz gespannt ist – in Champéry hingegen fühlt man sich als Fotograf wie bei Hinter Gittern – Der Frauenknast. Blöd nur, dass der Mittelfinger nicht durchs Netz passt.
Ob sich die Strecke großartig verändern wird, ist aktuell noch schwer zu sagen. Einerseits wird der Zustand der Strecke nach den zahlreichen Trainings-Sessions ziemlich leiden, andererseits ist die Strecke schon seit vielen Jahren extrem eingefahren – allzu viel Boden, der sich noch verändern könnte, gibt es hier im Grunde genommen gar nicht mehr. Und zumindest der Regen dürfte den schnellsten Fahrerinnen und Fahrern der Welt anders als bei der letzten WM 2011 dieses Mal keinen Strich durch die Rechnung machen, denn aktuell sieht es nach ziemlichem Premium-Wetter am Wochenende aus (wenngleich sich das noch ändern kann und so, wie wir unser Glück kennen, auch ändern wird).
Diashow: Downhill-WM 2025 – Champéry: Leider steil – Fotostory vom Track Walk
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Beim Track Walk war derweil keine Zeit, sich Gedanken über Belanglosigkeiten wie das Wetter, den Streckenzustand oder die Vergabe der Medaillen zu machen. Stattdessen waren ausnahmslos alle Fußgänger damit beschäftigt, irgendwie diesen verflucht steilen Hang runterzukommen – mal erfolgreicher, mal weniger erfolgreich. Was alle geeint hat, war die Erleichterung, es irgendwann in den legendären Zielbereich geschafft zu haben. Und auch wenn wir uns nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen sollten, dann dürfte es wohl leichter sein, die Strecke auf dem Fahrrad runterzufahren als zu Fuß runterzulaufen. Blöd nur, dass der BDR vergessen hat, Gregor und mich für die WM zu nominieren – so können sich zumindest andere um Gold, Silber und Bronze streiten.
#Servus, Gude und Hallo aus der Schweiz – ihr wisst schon, dieses kleine Land auf dem Weg nach Finale, wo die Berge schön und die Preise absurd hoch sind.
#Standesgemäß sind Gregor und ich in einem der zahlreichen Firmenwagen der MTB-News GmbH angereist.
#Joke beiseite: Während Gregor noch bei der Enduro-WM zugange war, habe ich mit unserem XC-Fotograf Andy die Zeit genutzt und die Gegend erkundet – Walter Röhrl wäre stolz auf den staatsmännischen Fahrstil.
#Ergiebiger Regen in den letzten Tagen hat dafür gesorgt, dass die Berge rund um Champéry recht saftig sind – bis zum Finale am Sonntag sollte es aber überwiegend trocken und sonnig bleiben.
#Schon von unten sieht der Berg in Champéry absurd steil aus und der Eindruck täuscht nicht – praktisch direkt unterm Lift entlang vernichtet die kurze Strecke mal eben knapp 600 Tiefenmeter.
#Im Sessellift hat man 2 Optionen: Von oben die Strecke begutachten und sich im Anschluss über die Bremsspuren in der Unterhose wundern, oder die traumhafte Aussicht auf die umliegenden Berge genießen – Tahnée Seagrave ist mit allen Wassern gewaschen und hat sich wohl für Option B entschieden.
#Der Start der Downhill-Strecke liegt etwas unterhalb von der Liftstation – selten war der Weg zur Arbeit so schön wie hier.
#Coupe du monde heißt die Strecke in Champéry, auf der die WM ausgetragen wird – ganz generell konnte man hier in den vergangenen Monaten und Jahren trainieren, was viele Fahrerinnen und Fahrer auch gemacht haben.
#Schon der Blick aus dem Starthäuschen hat die ein oder andere Kinnlade runterklappen lassen – wenn Amaury Pierron schon so guckt, könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie es uns normalsterblichen ergangen ist.
#Am Montag hat sich Richie Rude mal eben zum Enduro-Weltmeister gekrönt, aber ein Downhill-Rennen in Champéry ist dann doch nochmal ein anderes Kaliber.
#Allein die erste Gerade hat es schon ganz schön in sich – statt locker anzufangen, geht es direkt mit einer sehr steilen Sektion mit mehreren großen Sprüngen los. Leichter wird es danach auch nicht gerade.
#Diese Rechtskurve leitet einen brutalen Downhill-Slalom ein – auf eine extrem steile Linkskurve folgt eine extrem steile Rechtskurve, dann wieder eine Linkskurve, dann eine Rechtskurve, und so weiter.
#Es ist durchaus möglich, dass dieser junge Franzose der derzeit beste Downhiller der Welt ist – Max Alran hat das Junioren-Rennen in Les Gets auf äußerst überzeugende Art und Weise gewonnen und wäre auch in der Elite ganz vorne gelandet.
#Keine Ahnung, wie genau der Knoten heißt, aber ich persönlich kann dem Seil einen äußerst guten Halt attestieren.
#Beim letzten World Cup in Champéry war er noch einer der zukünftigen Stars, inzwischen ist er eher Altmeister – Brendan Fairclough war beim Track Walk auch dabei, weil er in dieser Woche den Sweeper machen wird.
#Wie steil Champéry ist, ist äußerst schwer zu vermitteln – daher: glaubt uns einfach!
#Rémi Thirion konnte bereits am vergangenen Wochenende in Les Gets zeigen, dass er auf anspruchsvollen, steilen Strecken zur absoluten Weltspitze zählt – Champéry dürfte ganz nach seinem Geschmack sein.
#Der praktisch vertikale Fels, auf den der Herr ganz rechts zeigt, ist tatsächlich eine realistische Linienoption – wer in Champéry schnell sein will, muss die Gesetze der Schwerkraft gekonnt ignorieren.
#Kaum zu glauben, aber Amaury Pierron konnte noch nie einen WM-Titel holen – ob er das in diesem Jahr ändern kann?
#Trotz ausgiebigem Regen hat sich die Strecke insgesamt in einem recht trockenen Zustand gezeigt.
#Wenn die Fahrer wie die Hühner auf der Stange stehen, dann weiß man, dass es hier richtig knifflig zur Sache geht.
#Bei den vergangenen World Cups hat Gracey Hemstreet bereits gezeigt, dass sie auf steilen, technischen Strecken in einer eigenen Liga fährt – ein Glück, dass das C in Champéry für steil und das é für technisch steht.
#Die Strecke läuft permanent in der Nähe des Lifts, was ja bekanntermaßen der steilste Weg ins Tal ist – hier kann man immerhin mal für ein paar Sekündchen die grandiose Aussicht genießen.
#Asa Vermette hatte es beim Track Walk nicht eilig und war noch auf dem Weg nach oben, während uns allen schon die Oberschenkel gebrannt haben.
#Der Anspruch in Champéry kommt nicht durch den ruppigen Untergrund oder brutale Wurzelfelder, sondern tatsächlich in erster Linie durch das extreme Gefälle.
#Während des Track Walks hat mein Kollege Gregor ganz schön gelitten (Symbolbild).
#Wer wissen will, wie man 20 Tiefenmeter auf 5 Metern Distanz vernichtet, kann sich gerne mal bei dieser Kurve melden.
#Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal so einen geilen Bart wie Till Alran haben.
#Diese steile Kurve ist zu allem Überfluss auch noch mit äußerst rutschigen Steinen durchsetzt – andererseits: Wer es bis hierhin geschafft hat, wird sich davon wohl auch nicht aufhalten lassen.
#Für Lachie Stevens-Mcnab lief die aktuelle Saison bisher so gar nicht nach Plan, doch der Neuseeländer hat unbestritten den Speed für eine absolute Top-Platzierung – die Laune scheint schon mal zu stimmen.
#Wenn genug positive Kommentare zusammenkommen, würde Gregor gerne eine POV-Abfahrt für die Community machen – also haut fleißig in die Tasten!
#Hier wirds tatsächlich mal kurz ziemlich ruppig – ansonsten sind gröbere Unebenheiten in Champéry eher die Ausnahme.
#Während des gesamten Track Walks war dieser inzwischen nicht mehr ganz so junge Mann auffällig gut gelaunt – 2011 ist Danny Hart hier der wohl legendärste Run der Downhill-Geschichte gelungen.
#Goldig wie immer, obwohl Herrchen Bernard Kerr nicht fürs Team GB nominiert worden ist: Lada.
#Für seine ganz kreativen Linien bietet Champéry leider nicht wirklich viele Optionen – trotzdem sollte man Dakotah Norton hier auf dem Zettel haben.
#Man kann es schon ahnen: Auch hier ist es verdammt steil.
#Oben sind die Fangnetze überwiegend grün, hier ist es, wie man unschwer erkennen kann, blau – eine geistreichere Aussage fällt mir auch leider nicht mehr ein.
#Wer auch immer in den vergangenen Wochen eine komplette Treppe neben dem Streckenrand gebaut hat, ist ein wirklich edler Mensch. Danke!
#Bei Nässe dürften diese Kollegen die Ankunft der Matschreifen mit großer Vorfreude erwarten.
#Anlieger oder Inside Line? Das wird sich im Training zeigen.
#Beim Verbindungsstück über den Schotterweg hat man es schon fast geschafft, hat aber gleichzeitig noch mehr als 100 Tiefenmeter vor sich – immerhin kann man hier mal kurz die Hände ausschütteln und den Finger von der Bremse nehmen.
#Wie stark die Strecke eingefahren ist, sieht man gut an der Wiese nach dem Verbindungsstück – normalerweise sieht eine World Cup-Strecke erst nach dem Finale so aus.
#Jackson Goldstone führt die World Cup-Gesamtwertung an, hatte letzte Woche aber so einige Problemchen in Les Gets – ob ihm in Champéry wieder einer seiner unfassbaren Runs gelingt?
#Wie extrem die Strecke in Champéry ist, lässt sich allein schon an der schieren Menge an Fangnetzen erahnen – hier sind sie übrigens wieder grün und nicht mehr blau.
#Wo hier eine Kurve sein soll, weiß ich selbst nicht mehr – Fakt ist aber, dass es nach dieser Linkskurve so langsam, aber sicher in den Zielbereich geht.
#Hier wirds jetzt tatsächlich etwas flacher, dafür stehen noch ein paar Sprünge auf dem Programm – ob wir hier wieder fette Whips sehen, die das Kommentatoren-Team zum Ausrasten bringt?
#Drücken wir mal der Daumen, dass der Red Bull-Bogen Flügel verleiht.
#Whip, T-Bog oder doch ein Heelklicker? – Gregor beherrscht jedenfalls die gesamte Klaviatur des Slopestyles.
#Die Fotografen-Veteranen Boris Beier und Sebastian Schieck waren etwas spät dran zum Track Walk – dafür hatten sie sicher ziemlich viel Spaß beim Bingo vorher.
#Ob das die Zielkurve mit der schönsten Aussicht im Downhill-Zirkus ist? Gut möglich!
#Endlich geschafft! Und jetzt: Ab in die Eistonne.
#Bereits beim Track Walk waren schon zahlreiche Fans am Streckenrand – der lokale Mountainbike-Club war am Start, um mit den Stars auf Tuchfühlung zu gehen.
#Nicht nur Nina Hoffmann hat sich viel Zeit für die Fans genommen …
#… sondern auch Henri Kiefer hat sehr positiv auf alle Selfie-Anfragen der begeisterten Zuschauer reagiert.
#Loïc Bruni würde auch gerne wissen, wie der Hinterbau seines Demos funktioniert.
#Ob Nd Klb nächstes Jahr ohne Vokale an den Start gehen wird? – Vielleicht war er auch einfach begeistert von den Ketchup- und Senf-Verzierungen auf dem Worlds-Bike von Henri Kiefer.
#So ein Schild würden wir uns beim nächsten Besuch im Office ja auch wünschen, nur das Känguru passt nicht ganz – vielleicht kann Thomas ja was mit einem klassischen deutschen Wildschwein zaubern?
#Ja Jungs, einfach hier unterschreiben, dann bekommt ihr ein Supreme V5 und ein paar Jahre später fahrt ihr World Cup. Ihr seid doch Franzosen, oder? Prima, willkommen im Team!
#Welch eine Ehre: Gregor höchstpersönlich durfte den edlen WM-Schwöricht von Asa Vermette polieren.
#Bevor ihr auf falsche Gedanken kommt: Das ist der ???? von Andi Kolb.
#Zum Sonnenuntergang hat sich Champéry nochmal von seiner epischen Seite gezeigt.
#Das war's vom Track Walk in Les Gets – wir ziehen uns nun in unser Domizil Hotel Suisse zurück, um bei einem leckeren Fondue in Erinnerungen an den Track Walk zu schwelgen, und lassen uns anschließend die Schenkel massieren. Bis dahin: Ciao!
Vollgas, große Schritte oder einfach auf dem Hosenboden runterrutschen: Hast du noch Tipps, wie wir am besten die Strecke runterkommen?