3 günstige Park Bikes im Vergleichstest: Welcher Freerider ist die beste Wahl?
Mit 3 bezahlbaren Freeridern im Gepäck sind wir in den Bikepark Bischofsmais gereist, um die potenten Boliden auf Herz und Nieren zu testen. Welches Modell die beste Wahl ist, erfahrt ihr in unserem Freeride-Bike-Vergleichstest!
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Seien wir mal ehrlich: Trail-Bikes sind toll, Enduros sowieso, die Jagd nach neuen Bestleistungen auf der XC-Rennstrecke kann absolut süchtig machen und eine ganz entspannte Tour in den Alpen ist eine traumhafte Sache – doch nichts sorgt so sehr für den ultimativen Endorphin-Rausch auf dem Fahrrad wie ein gelungener Tag im Bike Park. Hier kann man zwar mit allen möglichen Bikes viel Spaß haben. Am besten gelingt das aber mit einem potenten Freerider, auf dem man sich ab dem ersten Tiefenmeter schon wie der absolute Superheld fühlt. Von morgens bis abends mit der Crew im Bike Park unterwegs sein, es auf den Abfahrten richtig krachen lassen und in der Liftschlange die besten Momente und Fast-Stürze des letzten Runs zu rekapitulieren, ist einfach ein unschlagbares Gefühl.
Video: Das beste Bike für preisbewusste Park-Shredder
3 günstige Freeride-Bikes im Test
Prinzipiell kann man im Bikepark so ziemlich jedes Rad fahren, doch wenn man auf einen Lift zurückgreifen kann, steigt der Fahrspaß proportional mit dem Federweg an. Genau für dieses Gelände wurden Freeride-Bikes entwickelt. Sie platzieren sich zwischen Enduros und Downhill-Bikes und bieten in der Regel mehr Federweg und eine robustere Ausstattung als Erstgenannte, sind im Gegensatz zu richtigen Downhill-Racern aber nicht so sehr auf das letzte Quäntchen Speed ausgelegt. Stattdessen sollen sie vor allem zuverlässig, unkompliziert und spaßig sein.
Noch besser wäre es natürlich, wenn der Blick aufs Preisschild des Wunsch-Freeriders keine Schweißperlen auf die Stirn treibt. Denn diese Bikes werden, wenn man nicht unbedingt in Whistler oder Morzine lebt, oft als Erweiterung des Fuhrparks angeschafft oder von Nachwuchs-Shreddern mit begrenztem Budget gekauft. Beide Szenarien vertragen sich nicht gerade mit den Mond-Preisen, die leider häufig für High-End-Mountainbikes aufgerufen werden. Doch glücklicherweise gibt’s auch einige Modelle, die für den Bikepark prädestiniert und gleichzeitig halbwegs bezahlbar sind. Drei dieser bezahlbaren und richtig potenten Park Bikes haben wir in unserem Vergleichstest um die Wette fliegen lassen.
Die Bikes im Freeride-Vergleichstest
- Giant Reign SX – 3.999 € | 190 / 165 mm | 17,40 kg
- Rose Scrub DC1 – 3.199 € | 200 / 200 mm | 18,75 kg
- Specialized Status 2 170 DH – 3.650 € | 180 / 170 mm | 17,10 kg
Die 3 Bikes in unserem Freerider-Vergleichstest sind alle auf maximalen Fahrspaß auf harten Abfahrten mit vielen Tiefenmetern ausgelegt. Auf die Idee, die Modelle aus eigener Kraft nach oben zu kurbeln, würde wohl niemand kommen, auch wenn das Giant Reign SX eine Kassette mit großer Bandbreite hat und grundsätzlich auf dem Enduro-erprobten Reign basiert. Mit 165 mm bietet es 5 mm weniger Federweg am Heck als das schicke Specialized Status 2 170 DH, das vorne dafür nur 180 mm hat.
Der Federwegs-König im Test ist das Rose Scrub DC1, das satte 200 mm vorn und hinten bietet. Wenig überraschend ist es auch das schwerste Bike im Test – eine Doppelbrücken-Federgabel und ein solider Alu-Rahmen bringen eben auch einiges an Gewicht mit sich. Gleichzeitig ist es aber auch das günstigste Rad Vergleich: Mit einem Preis von 3.199 € ist es etwa 500 € günstiger als das Specialized Status, während das Giant knapp unter der 4.000 €-Marke bleibt. Außerdem setzen alle Bikes im Test auf eine Mullet-Konfiguration mit 29″-Vorderrad und kleinerem 27,5″-Hinterrad.
Das sollte ein gutes Park-Bike können
Im Prinzip ist die Antwort auf die Frage, was ein gutes Freeride-Bike ausmacht, ziemlich simpel: Es sollte im Bikepark mit jeder Menge Fahrspaß glänzen. Voraussetzung dafür sind neben ordentlichen Nehmerqualitäten eine passende Geometrie, die – anders als beispielsweise Downhill-Race-Modelle – nicht auf das letzte Quäntchen Speed und Laufruhe ausgelegt ist, sondern sich auch bei geringeren Geschwindigkeiten, auf verblockten Trails und in der Luft gut manövrieren lässt.
Obendrein liegt der Fokus im Bikepark im Zweifelsfall auf dem Absprung und dem Luftstand – und weniger auf der Landung, die entsprechend mal etwas ruppiger ausfallen kann. Hier sind solide Federelemente und eine passende Kinematik mit ausreichender Progression gefragt, sodass das Fahrwerk nicht sofort in die Knie gezwungen wird. Allzu komplex müssen Federgabel und Dämpfer dabei gar nicht sein, aber sich eben gut auf den angedachten Einsatz abstimmen lassen. Und zu guter Letzt machen Schrauber-Sessions zwar Spaß, aber Abfahrten im Bike Park sind dann doch nochmal eine Ecke besser. Folglich sollte die Ausstattung – vor allem Laufräder, Reifen und Bremsen – möglichst robust und entsprechend sorgenfrei sein. Das Gewicht hingegen spielt nur eine untergeordnete Rolle und auch die Uphill-Qualitäten sind bei Freeridern in den allermeisten Anwendungsfällen ziemlich egal. Außerdem sind wir bei unserem Freeride-Vergleichstest von NC-17 und Unleazhed unterstützt worden. Dementsprechend haben wir alle Testbikes mit NC-17 Sudpin-Flatpedalen und Unleazhed M02-Schutzblech ausgestattet.
So haben wir getestet
Wie es sich für einen seriösen Test gehört, sind wir für unseren Freerider-Vergleich ins Labor gereist, um nach einem standardisierten Bewertungsschema in 37 Kategorien jeweils zwischen 1 und 10 Punkte zu vergeben. Die so ermittelte Punktzahl wurde im Anschluss mit der Differenz aus inflationsbereinigter unverbindlicher Preisempfehlung und dem Gewichts-Steifigkeits-Koeffizient multipliziert. Im letzten Schritt haben wir basierend auf diesen Ergebnissen eine randomisierte Rangreihe gebildet, haben jegliche Theorie über Board geworfen und sind in den Bikepark gefahren.
Spaß beiseite: Für unseren Park Bike-Vergleichstest haben wir die drei Modelle im Test im MTB Zone Bikepark Geisskopf auf einer Vielzahl von teils mehr, teils weniger anspruchsvollen Abfahrten getestet und auf Standardisierungen, die man aus unseren anderen Vergleichstests kennt, weitestgehend verzichtet. Jedes Modell ist von mehreren Testern auf unterschiedlichen Strecken gefahren worden – von technischen und verblockten Abfahrten über waschechte Loamer bis hin zu Jump Lines mit großen Sprüngen und Drops hat der Bikepark im Bayerischen Wald ideale Testbedingungen geboten. Dabei mussten wir uns mehr als nur einmal ins Gedächtnis rufen, dass wir nicht nur zum Vergnügen Tiefenmeter vernichten, sondern auch einen Arbeitsauftrag haben. Die Erkenntnisse innerhalb unserer Testcrew waren aber ziemlich schnell ziemlich klar, sodass der obligatorische Deep Dive-Austausch im Nachgang dieses Mal ziemlich zügig abgefrühstückt war.
Stichwort Testcrew: Da unsere zeitlosen und erfahrenen Tester Arne Koop, Mitch Biernoth und Gregor Sinn vor langer Zeit mal jung und wild waren, inzwischen aber auch regelmäßig auf motorisierten Fahrrädern unterwegs sind, haben wir das Team während unserer Test-Session in Bischofsmais kurzerhand erweitert. Simon Schäfer und Max Muggendobler haben uns während der Media-Produktion tatkräftig unterstützt und konnten gleichzeitig noch weitere wertvolle Fahreindrücke liefern – vor den beiden Jungs war jedenfalls kein Gap im Park sicher und nicht nur Onkel Michael war schwer beeindruckt von den Fahrkünsten. An dieser Stelle nochmal ein fettes Dankeschön!
Unsere Testergebnisse
Testsieger: Specialized Status
Im Specialized-Portfolio fliegt das Status zwischen Bikes wie dem Enduro, dem Stumpjumper und dem Demo etwas unter dem Radar – doch es hat verdammt viel auf dem Kasten und ist ein exzellenter Freerider! Noch vor den ersten Abfahrten im Bike Park konnte das Status mit seinem hochwertigen Erscheinungsbild, der stimmigen Ausstattung und den gelungenen Details einen sehr guten Eindruck hinterlassen, der sich dann in der Praxis mehr als bestätigt hat. Der verspielte Charakter liefert in Kombination mit dem potenten Hinterbau ein Park Bike, das in nahezu allen Situationen viel Kontrolle vermittelt und in der Fahrspaß-Wertung den High Score absahnt. Das macht das Specialized Status zu unserem Testsieger!
Zum vollständigen Artikel: Specialized Status Test
Stärken
Schwächen
Das Downhill-Gerät: Rose Scrub
Scrub steht drauf, doch nicht nur das Wegschrubben von Sprüngen beherrscht der Freerider aus dem Hause Rose mit Bravour, sondern auch das Ballern auf richtig zornigen Strecken: Im Vergleich zur Konkurrenz im Testfeld geht das Rose Scrub deutlich stärker in Richtung Downhill. Dadurch ist es zwar nicht so verspielt oder leichtfüßig, doch das ist völlig egal, wenn man mit Mach 10 durchs nächste Steinfeld fliegt. Getrübt wird der Eindruck zwar etwas von kleineren Unzulänglichkeiten wie der Aufbauqualität der Laufräder oder dem unzureichenden Schutz des Hinterbaus, doch diese Mankos lassen sich in Eigenregie gut beheben.
Unterm Strich erhält man mit dem Rose Scrub DC1 einen richtig potenten Ballermann zu einem mehr als fairen Preis. Das große Aber ist allerdings die aktuelle Verfügbarkeit, denn aufgrund eines Rückrufs ist das Rose Scrub zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu kaufen. Von der Benutzung aktueller Rose Scrub-Modelle rät der Hersteller ab. Eine Lösung soll allerdings in Sicht sein. Wird die Problematik gelöst, wäre das Rose Scrub klar unser Tipp Downhill.
Zum vollständigen Artikel: Rose Scrub Test
Stärken
Schwächen
Spaßmaschine mit Enduro-Genen: Giant Reign SX
Das Giant Reign SX ist grundsätzlich ein gutes Bike, das auf den passenden Trails jede Menge Spaß macht. Auch der Maestro-Hinterbau konnte uns in typischer Giant-Manier mal wieder überzeugen. Allerdings wird das Reign SX durch die nicht ganz stimmige Komponentenwahl spürbar ausgebremst. Der größte Knackpunkt ist aus unserer Sicht der verbaute Dämpfer, der einen unpassenden Rebound-Tune hat. Das bringt leider viel Unruhe ins Fahrwerk – sowohl auf harten Strecken, als auch auf Jumplines, wo man sich an das kickende Heck gewöhnen muss. Weil das Giant Reign SX dazu auch noch das teuerste Rad im Vergleich ist, muss es insgesamt den beiden Konkurrenten den Vortritt lassen. Unstrittig ist jedoch, dass das Reign grundsätzlich ein tolles Rad mit großem Potenzial ist.
Zum vollständigen Artikel: Giant Reign SX Test
Stärken
Schwächen
Tops und Flops des Park Bike-Tests
Was konnte uns an den drei Bikes in unserem Freeride-Vergleichstest besonders begeistern? Welche Aspekte müssen dringend verbessert werden? Was hat uns besonders überrascht? Und wer aus unserer Test-Crew ist am schönsten in den Anlieger reingeshralped? Die Tops und Flops unseres Vergleichstests gibt’s hier im Schnelldurchlauf!
Fazit: Der beste Freerider, der nicht das Budget sprengt, ist …
… das Specialized Status! Es ist aus unserer Sicht ein sehr gelungenes Rad für den Freeride- und Bikepark-Einsatz, das sich kaum Schwächen leistet, einen hochwertigen Eindruck hinterlassen hat und vor allem verdammt viel Spaß gemacht hat. Wer gerne auf möglichst harten Strecken ballert, greift hingegen besser zum Rose Scrub, das echte Downhill-Gefühle vermittelt. Dazu ist das Scrub stimmig ausgestattet und das günstigste Modell im Test. Auch das Giant Reign SX hat uns während der Test-Laps ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert, wird allerdings an der ein oder anderen Stelle durch die nicht ganz stimmige Ausstattung ausgebremst. Krachen lassen kann man es in jedem Fall auf allen drei Bikes!
Welches der drei Bikes ist dein persönlicher Favorit?
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