Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate: Welche MTB-Federgabel ist besser?
Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate im Vergleichstest: Die Kollegen von eMTB-News haben die Protagonisten im Federgabel-Duell gegeneinander antreten lassen. RockShox Zeb Ultimate und Fox 38 Factory zählen zu den populärsten Federgabeln für Mountainbikes – sowohl in Premium-Bikes ab Werk, als auch zum Nachrüsten für Tuning-Fans. Wer kann das Duell für sich entscheiden – hier gibt’s den ausführlichen Vergleichstest.
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Video: Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate
Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate – Infos und Preise
Genug Superhelden-Analogie. Vielleicht kommen wir darauf später noch einmal zurück. Steigen wir ein in den Vergleich: In einem sind sich Fox und RockShox sehr einig. Sie wollen mit ihren Federgabeln Grenzen verschieben, Kategorien definieren und für höchste Performance im Enduro-Sektor stehen. Dafür geht man aber etwas unterschiedliche Wege.
Beide Gabeln sind als 29″ und 27,5″ Variante verfügbar, während Fox die 38 ab Werk zwischen 160 und 180 mm Federweg anbietet, gibt es die RockShox Zeb von 150 bis 190 mm Federweg. Nachrüsten kann man den 150 mm Airshaft zwar auch an der 38, nach oben schließt die Zeb die Lücke zu den Downhill-Gabeln aber unangefochten.
Auch preislich hat RockShox die Nase vorn. Mit 1.249 € ist die Zeb Ultimate kein Schnäppchen, für die Fox 38 Factory muss man aber nochmal eine Schippe drauflegen: Stolze 1.609 € kostet die Gabel in der UVP. Der Preissprung in der UVP egalisiert sich im Straßenpreis nicht, sondern bleibt in etwa bestehen.
Beim Gewicht gibt es ein Unentschieden. Zwar ist die Zeb Ultimate per se leichter – sie wiegt knapp unter 2,4 kg, während die 38 knapp darüber liegt – bei der Systemgewichtsfreigabe landet sie bei „nur“ 150 kg, während die Fox-Gabel 169 kg schafft.
Auf dem Papier kann Fox an einer weiteren Stelle übertrumpfen: Bei den Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks kann der Fox-Käufer einen Knopf mehr drehen und die Kontrolle über die Highspeed-Zugstufe übernehmen. Hier unterscheiden sich die Konzepte aber deutlich: Während bei Fox viel und breit abgestimmt werden kann, setzt RockShox auf eine kleinere Range an möglichen Einstellungen rund um eine Basiseinstellung und damit auf ein simpleres System.
Alle Daten gegenübergestellt
Alle technischen Daten, Details, Standards und Infos zum Service der beiden Gabeln findet ihr im folgenden Abschnitt zum Ausklappen:
Technische Daten | Fox 38 Factory Grip X2 | RockShox ZEB Ultimate |
---|---|---|
Federweg | 160 – 180 mm | 150 – 190 mm |
Laufradgrößen | 27,5" 29" | 27,5" 29" |
Einbauhöhe | 575,7 mm (27,5", 180 mm) 593,7 mm (29", 180 mm) | 577 mm (27,5", 180 mm) 596 mm (29", 180 mm) |
Schaftdurchmesser | tapered 1 1/8"–1,5" | tapered 1 1/8"–1,5" oder tapered 1 1/8"–1,8" |
Standrohrdurchmesser | 38 mm | 38 mm |
Reifenfreiheit | 2,6"; 69 mm | 81 mm |
Bremsaufnahme | PM 7" (180 mm direct mount) | PM 200 mm (200 mm direct mount) |
Einbaumaß Vorderrad | 15 x 110 mm Boost | 15 x 110 mm Boost |
Kompatibel zu Torque-Cap Naben? | Nein | Ja |
Offset | 27,5": 37 & 44 mm 29": 44 & 51 mm | 27,5": 38 & 44 mm 29": 44 & 51 mm |
Lowspeed-Druckstufe | Extern, 18 Klicks | Extern, 15 Klicks |
Highspeed-Druckstufe | Extern, 8 Klicks | Extern, 4 Klicks (+2 und -2 von Basis-Einstellung) |
Lowspeed-Zugstufe | Extern, 16 Klicks | Extern, 18 Klicks |
Highspeed-Zugstufe | Extern, 8 Klicks | Intern |
Volumenveränderung | Volumenspacer | Volumenspacer |
Weiteres Tuning | nur intern | nur intern |
Farben | schwarz, orange | schwarz, rot |
Service | Cosmic Sports/ Fachhandel/ lokale Service Center | SRAM / RockShox direkt |
Servicekosten | ca. 80 bis 150 € | |
Gewicht | 2.420 g | 2.357 g |
Preis | 1.609 € | 1.249 € |
Fox 38 Factory – Im Detail
Fox 38: im hauseigenen Portfolio die brachialste Single-Crown-Federgabel, hat bis auf die neue Grip X2-Dämpfungskartusche schon eine Weile keine strukturellen Updates gesehen. Die Gabel setzt, wie der Name verrät, auf 38 mm dicke Standrohre und ist in klassischer Right-Side-Up-Bauweise ausgeführt.
Etwas aus der Zeit gefallen ist die Bremsaufnahme der 38, denn mit Post-Mount 7″ kann der Bremssattel nur mit 180 mm Bremsscheibe direkt montiert werden. Ab 200 mm Scheibengröße ist also ein Adapter nötig. Da dieser nötig ist, kann aber auf 200 und 203 mm ordnungsgemäß adaptiert werden und das bestmögliche Bremsbild gewährleistet werden.
Fox setzt zudem auf eine Schraubachse, die durch eine Klemmung gesichert wird. Interessant ist dabei, dass die Schraubachse von einer Seite die Nabe vorspannt und erst mit der Klemmschraube die Sicherung im Casting stattfindet. Damit soll die Gabel ohne Verzug durch die Vorderrad-Montage bei unterschiedlichen Nabentoleranzen bestmöglich laufen.
Eine geschraubte Leitungsführung ist heute Standard, ebenso sehen wir immer mehr Gabeln mit Entlüftungsventilen. Fox setzt aber noch einen drauf: Mit einer Erhöhung auf der Casting-Rückseite wird in der Gabel Platz für Öl- und Luftzirkulation hinter den Laufbuchsen geschaffen.
Zu guter Letzt: Der Gabelschaft an der 38 ist außen rund und mit variabler Wandstärke ausgelegt, sodass sich innen eine Ovalität ergibt, die in Belastungsrichtung die Steifigkeit verbessern soll.
Federung & Dämpfung
Federung
Im Standrohr der 38 steckt eine komplette Hülse, die die Luftfeder beherbergt. Wir erinnern uns an die Kanäle im Casting – auch mit dieser Maßnahme geht es Fox um Luft im Casting. Zwischen Standrohr und Luftkammer-Hülse wird Raum geschaffen, der das Gesamtvolumen im Casting erhöht. Der Vorteil: Bei tiefem Einfedern steigt die Endprogression nicht zusätzlich durch den Luftdruck im Casting.
Fox Evol Feder zeichnet sich durch eine große Negativ-Feder aus, die der Gabel sowohl sensibel in den Federweg verhelfen, als auch die Kennlinie im mittleren Federwegsbereich linearisieren soll. In die Kolbenlauffläche ist eine Vertiefung integriert – steht die Hauptdichtung direkt darüber, sind Positiv- und Negativ-Luftkammer miteinander verbunden und können sich im Druck ausgleichen.
Durch den kleineren Kolbendurchmesser arbeitet die Fox 38 mit höheren Betriebsdrücken als die Gabeln der Konkurrenz, eine wirklich große Rolle spielt das jedoch nicht.
Dämpfung
Mit dem Modelljahr 2025 erhielt eine neue Kartusche Einzug in die Factory-Federgabeln von Fox. Die Grip X2 ist eine Weiterentwicklung der Grip 2 VVC Kartusche, die vor allem auf der Druckstufenseite größere Veränderungen gesehen hat.
Wichtigste Entwicklungsziele waren ausgeglichenere Druckverhältnisse vor und hinter dem Kolben sowie eine höhere Kontrolle über die Dämpfungseinstellung. Zuerst hat man sich Platz verschafft, um das Base-Valve-Ventil zu vergrößern. 4 mm mehr Durchmesser und 23 Durchlässe sollen den Ölfluss erhöhen und damit den Druckausgleich beschleunigen. Fox hat außerdem das VVC-Ventil rausgeworfen und den Verstellmechanismus der Highspeed-Druckstufe verändert. Erhöht man die Highspeed-Druckstufendämpfung, wird der Druck auf die Mitte des Shimstack-Ventils erhöht.
Abgesehen davon ist die Kartusche in ihren Funktionalitäten ähnlich wie zuvor. Am Rebound setzt man weiterhin auf die Kombination aus Nadelventil und VVC-Ventil, um getrennt voneinander die Low- und Highspeed-Zugstufendämpfung zu beeinflussen, auch für die Lowspeed-Druckstufe setzt man weiterhin auf das bewährte Nadelventil.
Setup
Fox gibt direkt an der Gabel detaillierte Empfehlungen für die komplexere Einstellung der vierfach einstellbaren Dämpfungskartusche mit – zumindest für Luftdruck und Zugstufen-Einstellung. Die Dämpfungseinstellungen sind natürlich in Abhängigkeit vom Luftdruck angegeben.
Mit knapp über 80 kg fahrfertigem Gewicht liege ich bei ca. 92–97 psi Druckempfehlung, dazu soll ich die Lowspeed-Zugstufe auf -7 bis -4 Klicks von maximalen 16 Klicks ab der geschlossenen Einstellung setzen. Die Highspeed-Zugstufe möchte mit -6 bis -3 Klicks von maximal 8 Klicks geöffnet werden.
Druckstufen-seitig gibt es keine aufgeklebte Empfehlung des Herstellers. Hier muss man den Blick ins Handbuch werfen – was ich etwas albern finde, da die Zugstufen-Empfehlung ja auch auf dem Sticker angebracht ist. -10 LSC und – 5 HSC sollen es zum Start sein.
RockShox Zeb Ultimate – Im Detail
Knallrot und markant präsentiert sich die jüngste Evolutionsstufe der 2020 vorgestellten RockShox Zeb Ultimate. RockShox setzt seit Jahren auf die herkömmliche Right-Side-Up-Bauweise, war aber beim Standrohrdurchmesser lange bei 35 mm geblieben – selbst bei der Downhill-Federgabel Boxxer. Mit der Zeb führte der Hersteller seine erste Gabel mit massiven 38 mm Standrohren ein.
Die Zeb Ultimate kommt mit einer Boost 110 x 15 mm Maxle-Schraubachse. Die Gabel ist weiterhin mit Torque-Cap-Naben kompatibel, bei denen die Auflagefläche zwischen Gabel und Nabe durch eine vergrößerte Nabenendkappe für eine verbesserte Kraftübertragung sorgen soll. Wirklich durchgesetzt hat sich dieses System nicht, inzwischen liefert RockShox auch eigene Adapterstücke mit, um die Montage des Vorderrads ohne Torque Caps zu erleichtern.
RockShox setzt mit einer PM200 mm-Aufnahme auf eine Mindestscheibengröße von 200 mm. In der Theorie könnte das mit 203 mm Scheiben zwar Probleme geben, in der Vergangenheit hatten wir in der Praxis damit aber keinen Ärger. Im Zweifel helfen Beilagscheiben zwischen Bremssattel und Post-Mount-Aufnahme.
Im Casting verstecken sich noch die proprietären Anschlüsse zwischen Luft- und Dämpfungsschaft, sowie dem Casting. Hier werden Elastomere verbaut: RockShox nennt sie Buttercups – Sie entkoppeln Casting und Luft- sowie Dämpfungsschaft. Die Elastomere sollen Vibrationen reduzieren und damit das Ansprechverhalten der Gabeln weiter verbessern.
Die Bremsleitung wird am Casting mit einem formschönen Leitungshalter und einer Schraube fixiert. RockShox setzt ansonsten auf ein markanteres Äußeres. Zu guter Letzt gibt es die Zeb mit tapered 1 1⁄8″ – 1,5″, sowie tapered 1 1⁄8″ – 1,8″ Schaft – letzterer ist aber eher OEM Sache und für Nachrüster nur dann interessant, wenn sie bereits eine Gabel mit dem größeren tapered Schaft ersetzen wollen.
Federung & Dämpfung
Federung
RockShox setzt auf seine hauseigene DebonAir+ Federung in der Zeb Ultimate. Der Airshaft wird dabei direkt von unten in das Standrohr eingesetzt, als Dichtfläche wird entsprechend die Innenfläche des Standrohrs verwendet. Praktisch ist das vor allem, wenn man die Gabel im Federweg verändern möchte. Das geht kostengünstig und schnell, da nur der Airshaft gewechselt werden muss.
DebonAir steht bei RockShox für eine große Negativ-Feder, DebonAir+ für eine extra große. An der Zeb wurde der Luftschaft speziell ausgeführt, um zwei wichtige Merkmale zu vereinen: Ein großes Luftkammervolumen der Negativ-Luftkammer gewährleisten und die Rückwärtskompatibilität mit DebonAir-Gabeln zu erhalten. Wie funktioniert das genau? Der Ausgleichskanal zwischen Positiv- und Negativ-Feder im Standrohr musste an der gleichen Position bleiben – der vergrößerte Bauraum der Negativkammer ergibt sich durch einen Hinterschnitt an der Hauptdichtung des Hauptkolbens. So kann man den neuen Airshaft auch in den älteren Zeb-Modellen verwenden. Smarte Lösung – so soll die Gabel sensibel und möglichst linear im ersten Federwegsbereich arbeiten, bevor sie Progression aufbaut.
Die Endprogression kann zusätzlich über den Ein- und Ausbau von Volumenspacern gesteuert werden. In der 180 und 190 mm Gabel sind ab Werk keine Spacer verbaut, die Endprogression kann also nur erhöht werden.
Dämpfung
Dämpfungsseitig setzt RockShox mit der Charger 3.1 auf eine etwas neue Systematik. Neu ist eine empfohlene Basiseinstellung, in der die Druckstufen in einer mittleren Einstellung stehen. Ab der Basiseinstellung in der Mitte gibt es für Low- und Highspeed Druckstufe je 2 Stufen höher oder niedriger. Umgesetzt wird das intern über drei Ventile: Die extern verstellbare Lowspeed-Druckstufe setzt ein Nadelventil ein. Dazu gibt es einen Shimstack, der als Basisdämpfung nicht extern verstellt werden kann. Weiter unten in der Kartusche sitzt das Pyramid-Ventil, das von außen verstellt werden kann. Strenggenommen handelt es sich auch hier um eine Art Nadelventil mit stufigem Profil, das den Ölfluss in die Kartusche zum Teil limitiert und als extern verstellbares Highspeed-Ventil fungiert.
Der hohl gebohrte Schaft, auf dem das Pyramid-Ventil sitzt, sollte immer ausreichend Volumenstrom zulassen, dass die darin sitzende Lowspeed-Nadel konstant mit ausreichend Öl umströmt wird. So will RockShox den Einfluss der Highspeed-Druckstufen-Einstellung auf die Lowspeed-Druckstufe reduzieren. Schließt man hingegen das Lowspeed-Ventil, kann der Volumenstrom durch den hohl gebohrten Schaft fließen und dort durch den Basis-Shimstack abgefangen werden. Ein erhöhter Druck hinter dem Highspeed-Ventil soll nicht auftreten. Dieses Crossover – also die Veränderung des Öldrucks beim Verstellen eines Reglers und die Auswirkungen des veränderten Öldrucks auf das jeweils andere Ventil – soll damit ausgemerzt worden sein.
Zugstufenseitig setzt RockShox auch auf die Kombination aus Nadelventil für die Lowspeed-Einstellung, sowie einem Shimstack für die Highspeed-Einstellung. Zudem gibt es ein offizielles Shim Tune Kit als Nachrüstlösung, mit dem sich zwei Druckstufen-Tunes (Stock, Heavy) und drei Zugstufen Tunes (Light, Stock, Heavy) umsetzen lassen.
Setup
RockShox liefert seine Produkte mit einem Aufkleber aus, der beim Setup hilft und gewichtsabhängige Druckangaben für die Luftfeder liefert. Etwas feiner geht es mit der hauseigenen Trailhead-App. Hier wird sogar noch eine Zugstufen-Empfehlung passend zum Luftdruck mitgegeben. Bei 80 kg empfiehlt die App mit 60 psi – das deckt sich mit der Angabe auf dem Aufkleber. Der Sticker verrät: Für das E-Bike sollen jedoch 10 psi mehr reingepumpt werden, also 70 psi. In der App ist das nicht ersichtlich, zumindest nicht, wenn man sich nicht registriert.
Die Zugstufe soll ich mit -9 Klicks der insgesamt 18 Klicks einstellen. Gestartet wird bei der Druckstufe in der Mitte mit der Grunddämpfung, wer das Gefühl hat, davon abweichen zu müssen, kann das mit je zwei Klicks nach unten und oben, aber laut RockShox trotz der wenigen Klicks in einer großen Bandbreite. Die Gabel ist damit im Basissetup aber höchst unkompliziert. Das gefällt!
Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate – Auf dem Trail
Strukturiertes Federgabeltesten kann ganz schön langweilig sein. Im Grunde fährt man ein und denselben Trail immer und immer wieder. Dafür habe ich mir zwei Trails ausgesucht, bin an zwei Tagen auf zwei unterschiedlichen Strecken strukturiert back-to-back gefahren. Zudem bin ich die Gabeln jeweils noch ein paar Tage am Stück gefahren, ohne ständig zu tauschen.
Das Streckenprofil, von flach bis steil, von flowig bis steinig, von eben bis stufig – stellte einiges bereit, um den Gabeln in jeglicher Hinsicht auf den Zahn zu fühlen. Von Feinfühligkeit bis Durchschlagschutz. Getestet wurde im Nox Amplifier P2 einem 25 kg schweren Full-Power-E-Bike – gebaut fürs Racen und eher ein flotter und gieriger Trail-Begleiter. Während der Test-Runs wurden nur Parameter an den Gabeln verstellt – gleiches Dämpfersetup, gleiches Cockpit-Setup, gleicher Reifendruck.
Im Testverlauf habe ich mich durch eine für mich funktionelle Bandbreite getestet, bin die Gabeln mit mehr Sag und mehr Dämpfung, aber auch mit weniger Sag und weniger Dämpfung gefahren. Interessiert haben mich: Macht die Luftfeder bei verschiedenen Arbeitsdrücken unterschiedliche Sachen? Wie verhält sich die Dämpfung, bekomme ich Armpump? Welches Setup bringt guten Gegenhalt, guten Komfort und hohe Kontrolle?
Gestartet wurde mit Luftdruck und Zugstufen-Matching. RockShox Empfehlung beim Luftdruck war für mich ein guter Startwert. Im Testverlauf bin ich um etwa 10 % nach oben abgewichen, weicher bin ich die Gabel aber nicht gefahren. Die Zugstufen-Empfehlung war für meine Präferenz auf der etwas langsamen Seite, hier bin ich um 2 Klicks abgewichen. Grundsätzlich ist der Startwert bei RockShox aber sehr gut – auch, da man hier bei der Druckstufe im Mittel-Setting so etwas wie eine Basis ab Werk hat.
Ähnlich ging es mir bei Fox, wobei ich meinen Startwert hier bereits etwas nach oben verschoben habe, um Sag und Balance im Bike besser zu treffen. Hier bin ich ab Startwert 95 psi um 10–13 % nach oben abgewichen. Besser getroffen hat Fox meiner Meinung nach aber das Zugstufen-Basis-Setup, das sich als äußerst treffend herausgestellt hat. Eine Druckstufenempfehlung muss man im User Manual suchen: Mit -5 Klicks HSC und -10 Klicks LSC soll man starten.
Beide Gabeln arbeiten damit auf einem sehr hohen Niveau und fühlen sich kontrolliert an. Meine Federwegs-Ausnutzung liegt im Bereich 95–99 % je nach Setup. Größere Probleme, den Federweg auszunutzen, habe ich nicht, wobei die Fox 38 Factory insgesamt effizienter mit dem Federweg umgeht.
Das liegt daran, wie effizient und kontrolliert die 38 dämpfungsseitig arbeitet. Ihre schnelle, aber kontrollierte Federwegsrückgewinnung sorgt dafür, dass sich die Gabel nicht so tief in den Federweg hinein arbeitet.
Der Grat zwischen zu schnell und sprunghaft sowie zu langsam und tief im Federweg lässt sich durch die Anpassung beider Regler ziemlich gut treffen. RockShox bietet hier das anwenderfreundlichere System, mit gut spürbaren Änderungen zwischen den Klicks – aber nicht der Kontrolle, die die 38 hier bietet. Die Perfektion, die mir die 38 bietet, kann ich mit der Charger 3.1 nicht so gut treffen.
Wie wirkt sich das aus: Mir gelingt es, mit der Fox 38 in ruppigen Sektionen den Lenker ruhiger zu halten. Ich bin mit beiden Gabeln zügig und kontrolliert unterwegs, die 38 ermöglicht es mir aber, präziser und feiner meine Linie zu verändern, wenn die Schläge gerade so hereinprasseln. Mit der Zeb Ultimate habe ich mehr Bewegung im Cockpit und am Reifen – ich muss etwas mehr festhalten. Gleichzeitig habe ich mit der 38 etwas mehr Reserven übrig.
Druckstufenseitig macht die Zeb Ultimate richtig Spaß: Mehr Sag, weniger Luftdruck und dafür die Dämpfung reindrehen? Dieses Setup war zwar in Kurven und auf Sprüngen der Knaller – der hohe Gegendruck lässt enge Kurvenradien und guten Pop zu – geht es aber über Stock und Stein, wird die Gabel langfristig etwas anstrengend zu fahren. Damit eignet sich die Gabel in diesem Setup aber vor allem für den Bikepark hervorragend, also wenn man Jumplines ballert oder Kurven mit Mach 10 – alles wo Gegendruck gefragt ist. Mein präferiertes Setup lag mit der knallroten Gabel jedoch ab der Mitte der Druckstufen-Einstellungen abwärts – dafür lieber mit etwas mehr Luftdruck. Dann arbeitet sie feinfühliger und saugt sich eher am Boden fest. Wer es gerne richtig satt und komfortabel möchte, bekommt das mit offener Highspeed-Druckstufe. Bei der Lowspeed-Druckstufe würde ich nicht aufs komplett offene Setting setzen, da etwas mehr Gegenhalt der Gabel guttut. So generiert die Gabel durch ihr sehr sensibles Verhalten Traktion satt, satten Komfort und gleichzeitig Kontrolle.
Auch mit der Fox 38 macht das Druckstufen-Tuning Spaß. Im Vergleich zum Vorgänger mit Grip2 Kartusche ist die Grip X2 deutlich gefälliger, arbeitet wesentlich feinfühliger und kraftsparender. Nachdem ich vom Vorgänger kein großer Fan war, hat sich die aktuelle 38 Factory wieder recht schnell einen Platz unter meinen Lieblings-Gabeln erarbeitet.
Das nutzbare Spektrum ist für mich sehr breit. Drehe ich die Dämpfung fast zu, bleiben meine Arme immer noch weitestgehend entspannt, von Armpump kann nicht die Rede sein. Spürbar wird dann aber, dass die Gabel anfängt, unkontrolliert zu werden und stärker zu deflektieren. Ein Halten der Linie im Steinfeld ist mit meinen dünnen Armen dann nicht mehr drin. Faszinierend fand ich trotzdem, wie gering die Belastung ausfällt und wie wenig Haltekraft ich benötige. Vielleicht muss ich ins Fitnessstudio, um die Gabel selbst bei hoher Druckstufen-Einstellung einfach in den Boden rammen zu können?
Grenzwertig wird es für mich nur mit offener Lowspeed-Druckstufe. Hier wird die Gabel ebenso etwas indirekt und kann den Fahrerimpuls nicht mehr gut genug auf den Boden bringen. Nach verschiedensten Einstellungen von eher offen, satt, aber weniger direkt, bis geschlossen und etwas unkontrollierter bin ich um das Basis-Setup herum oszilliert und habe mich im Bereich weniger Klicks davon sehr wohlgefühlt.
Dann bietet die 38 herausragende Kontrolle, selbst bei hohen Geschwindigkeiten, begeistert durch sensible Lastwechsel und wenig Anstrengung bei tollem Support. Fest steht für mich aber: Die Fox 38 Factory profitiert von einer gewissen Grunddämpfung, damit man das Maximum aus ihr herausholt.
Insgesamt braucht die 38 etwas mehr Druck. Sei es von oben, durch ein höheres Tempo oder steilere Trails. Das „saugt sich am Boden fest“, wie ich es aus der Zeb Ultimate bekommen habe, war für mich im Testrad etwas Kompromiss-behafteter: Hier muss man auch mit dem Druck runter und die Dämpfung öffnen. Wie eingangs beschrieben, habe ich meinen Startwert auch auf die Gesamtbalance des Bikes ausgelegt.
Eher auf der linearen Seite liegt die Kinematik des Nox Amplifier, weshalb ich es mit einer recht hohen Federrate fahren muss. Will ich das Staubsaugerfeeling mit der 38 erzeugen, bekomme ich eine leichte Asymmetrie ins Fahrwerk. Wer rein aufs Staubsaugerfeeling aus ist, bekommt das bei der Zeb einfacher bzw. kompromissloser. Fans von maximaler Kontrolle sind hingegen mit der 38 gut beraten.
Im weiteren Testverlauf konnte ich noch den CaneCreek Tigon ausprobieren – der Dämpfer kann durch seine Hybridfeder das lineare Heck des Nox etwas abpuffern und ich konnte mit der Federrate am Dämpfer 50 lbs runter – entsprechend auch die Fox 38 etwas softer abstimmen. Auch hier stellt sich aber nicht die hohe initiale Feinfühligkeit ein, die wir von der Zeb kennen. Die 38 bleibt etwas sportlicher und direkter.
Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate – Welche Gabel eignet sich für wen?
Zb oder 38? Eine gute Frage. Beide! Aber müsste ich mich entscheiden, fiel die Wahl wahrscheinlich auf die Zeb.
Persönlich mag ich beide Federgabeln, aber die RockShox Zeb taugt mir unterm Strich etwas mehr, und das liegt nicht nur am gelungenen Design und dem sexy Rot. Die extrem einfache Abstimmbarkeit, die hohen Nehmerqualitäten, das satte Gefühl auf dem Trail und der passende Flex in Längsrichtung machen sie für mich ideal am E-Mountainbike.
Mit ihrer höheren Endprogression und dem längeren Federweg denken wir, dass die Zeb besser aufgehoben ist, wenn man ordentlich zünden will – also im Enduro- und Freeride-Bereich. Auch – wie oben bereits notiert – Fans von absoluter Plushness und einfacher Abstimmbarkeit sind bei der Zeb zu Hause. Dank der simplen Basis-Einstellung, deutlich spürbarer und weniger Klicks eignet sich die Gabel damit ab dem Anfänger bis hin zum Profi gut.
Die 38 hingegen begeistert durch ihre präzise abstimmbare Dämpfung eher Racer oder Setup-Perfektionisten. Reine Anfänger sind mit der Bandbreite an Einstellungen eher überfordert. Zwar kann man im Setup der Gabel weniger grobe Fehler machen, die das Fahrverhalten wesentlich verschlechtern, als noch beim Vorgänger, trotz allem würden wir sagen: Eine Anfänger-Gabel ist die Fox 38 Factory Grip X2 nicht. Sie empfiehlt sich für fortgeschrittene Fahrer und Profis.
Das spiegelt sich auch bei Rico und mir wider: Rico als Fan des satten Fahrwerks ist Fan der Zeb Ultimate. Mein Anforderungsprofil entspricht aktuell eher dem, was die 38 leistet.
Das ist uns aufgefallen
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- Auf dem Papier Kann die Zeb in fast allen Punkten abräumen und die 38 in den Schatten stellen. Leider ist selbst die Fox 38 Performance Elite Grip X2 so teuer, dass Sie die Zeb auf dem Papier angreifen kann.
- Lieferumfang Die Zeb kommt mit Schutzblech, für die 38 muss man sich eines besorgen.
- Druckaufbau Unsere Fox 38 war auffällig im Bereich Druckaufbau im Casting. Die Gabel pumpte sich regelmäßig so auf, dass im Casting ein Überdruck entstand, der mit lautem Zischen beim Drücken der Ausgleichsventile entwich. Das kann negativen Einfluss auf die Performance haben – wir mussten sehr regelmäßig Druck ablassen.
- Performance Beide Hersteller sind inzwischen auf einem sehr hohen Level. Noch vor ein paar Jahren waren die Performance-Unterschiede deutlicher und einfacher herauszufahren. Inzwischen sind es eher Nuancen, die sich aber dennoch spürbar auswirken.
Fazit – Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate
Duelle sind packend und spannend, aber da wir in diesem Kopf-an-Kopf-Bewerb keinen Antagonisten, sondern zwei wahre Superhelden haben, kann es nur ein Happy End geben: Unserer Meinung nach können Fox 38 Factory und RockShox Zeb Ultimate hervorragend koexistieren. Durch ihre leicht unterschiedlichen Charakterzüge sprechen sie eine dezent unterschiedliche Zielgruppe an, sind aber beide eine exzellente Wahl. Auf dem Papier hat die Zeb Ultimate die Nase vorn, am Trail gelingt genau das der Fox 38 Factory besser. Keine der Gabeln kann den Mitbewerber dabei in den Schatten stellen, wir küren hier also keinen eindeutigen Testsieger, sondern empfehlen den Blick auf das individuelle Anforderungsprofil.
Fox 38 Factory vs. RockShox Zeb Ultimate – welche Gabel ist euer Favorit?
Testablauf
Auf unseren Testrunden bewegen wir die Bikes und Komponenten in ihrem natürlichen Habitat, sprich: Wir fahren Trails, Trails, Trails! Unsere Testrunden haben alles, was es braucht, um ein Produkt tiefgehend zu testen:
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- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
- steile, technische Downhills
- schnelle, gebaute Bikeparkstrecken
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Die Fox 38 Factory und die RockShox Zeb Ultimate wurde in den vergangenen Wochen im Nox Amplifier P2 im Wechsel gefahren. Dabei haben wir darauf Wert gelegt, alle weiteren Parameter unverändert zu lassen und die Gabeln auch am gleichen Tag auf den gleichen Strecken back-to-back zu fahren.
Hier haben wir die Fox 38 Factory und die RockShox Zeb Ultimate getestet
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- Bad Kreuznach, Deutschland: Hier gibt es schmale, enge Trails, die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills – ideale Testbedingungen für ein E-Mountainbike!
- Nordeifel Die Hometrails in der Nordeifel sind steil, zum Teil sehr technisch und sehr naturnah. Bodennahe Wurzeln und knackige Offcamber-Sektionen erfordern viel Grip und geben Aufschluss über Reifen, Systemsteifigkeit, aber auch die Standfestigkeit von Bremsen.
- Bikepark Hürtgenwald Im Bikepark Hürtgenwald gibt es größtenteils schnelle Strecken auf festem Boden, dazu zum Teil große Sprünge. Hier werden Gegenhalt und Endprogression gefordert.
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