Downhill World Cup 2025 – Loudenvielle: Gute Zeiten, schlechte Zeiten – Das Quali-Update
Wenn eine Sache in dieser noch jungen World Cup-Saison klar ist, dann diese: In der Quali muss man mindestens 110 % geben, sonst hat man keine Chance aufs Finale. Und der Last Chance Qualifier ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Wir bringen euch vorm Finaltag in Loudenvielle auf den aktuellen Stand!
- Dass die Franzosen ganz formidabel Fahrrad fahren können, hat sich am Quali-Tag in Loudenvielle einmal mehr bestätigt: Im Q1 der Männer sind gleich 6 Franzosen in den Top 10 gelandet, bei den Frauen war eine Französin am schnellsten und auch die Junioren-Quali wurde von einem Franzosen gewonnen – was aber zugegebenermaßen unfair ist, denn die schnellen Alrans gibt’s im Doppelpack.
- Legen wir mit den Männern los: Nach dem Auftakt in Bielsko-Biala war klar, dass wirklich niemand freiwillig in den Last Chance Qualifier will. Entsprechend groß war die Anspannung vor dem Q1-Run. Die Nerven am besten im Griff hatte Amaury Pierron, der sich ganz knapp vor Loïc Bruni und Loris Vergier durchsetzen konnte. Mit Finn Iles folgt der echte Nicht-Franzose auf Rang 4.
- Für eine faustdicke Überraschung gesorgt hat Nathan Pontvianne, der den Q1-Run auf Platz 5 beendet hat. Wobei: In unserem World Cup-Podcast wird der Goodman Santa Cruz-Fahrer von Gregor, Markus und mir regelmäßig über den grünen Klee gelobt und schon jetzt als der Newcomer des Jahres gehypt. Was lernen wir daraus? Hört unseren Podcast!
- Gestern war er noch ein kleines Küken bei den SRAM Young Guns, heute war er der schnellste Fahrer vom Canyon Factory-Team: Henri Kiefer ist im Q1 auf einen überragenden siebten Platz gerast, was uns natürlich ganz besonders freut. Schon in Polen war der Junge mit dem breiten Kreuz schon stark unterwegs, konnte sich aber nicht fürs Finale qualifizieren. In Loudenvielle darf er sich nun berechtigte Hoffnungen auf ein saustarkes Resultat machen.
- Rüber zu den Frauen: Myriam Nicole hat in der Quali in Loudenvielle dort weitergemacht, wo sie das Rennen im letzten Jahr beendet hat – auf Platz 1. Dicht dahinter liegt Tahnée Seagrave, die bereits den Saison-Auftakt in Polen gewinnen konnte. Komplettiert wird die Spitzengruppe mit Gracey Hemstreet und Lisa Baumann – insgesamt trennt die Top 4 weniger als eine Sekunde.
- Nina Hoffmann hat den Sprung ins Finale ziemlich sicher geschafft. Die Syndicate-Fahrerin wird morgen als fünftletzte Fahrerin auf die Strecke gehen. Einen recht ordentlichen Rückstand in der Quali hatte hingegen Vali Höll, die nur auf Platz 7 gelandet ist. Camille Balanche musste als einzige der absoluten Top-Favoritinnen in die LCQ-Strafrunde, hat diese ungeplante Herausforderung aber souverän gemeistert.
- Absolut einen an der Waffel – und das ist explizit positiv gemeint – haben die Junioren, denn die Top 4 waren allesamt unfassbar schnell unterwegs. Max Alran als schnellster Junioren-Qualifikant wäre in der Elite auf Platz 4 gefahren und die Top 4 der Junioren wären bei den großen Jungs allesamt in den Top 10 gelandet. Zukunftssorgen muss man sich keine machen.
- Selbiges gilt auch für die Juniorinnen, wo sich Ellie Hulsebosch vor Rosa Zierl durchsetzen konnte. Enttäuschend verlaufen ist das Wochenende hingegen für die Polen-Gewinnerin Rosa Marie Jensen, die aufgrund einer Verletzung in der Quali nicht an den Start gehen konnte.
- Kommen wir zur größten Show des Tages, die den etwas sperrigen Namen Last Chance Qualifier trägt. Dieses Format hat sich innerhalb kürzester Zeit zur absoluten Zerreißprobe für die Stars der Szene entwickelt. Die Startliste hatte es auf jeden Fall mehr als in sich: Unter anderem Troy Brosnan, Matt Walker, Laurie Greenland, Lachie Stevens-Mcnab, Reece Wilson, Aaron Gwin, Danny Hart, Jordan Williams, Richie Rude, Martin Maes und Ronan Dunne mussten in die Strafrunde. Jedes andere Downhill-Rennen wäre auf ein solch prominent besetztes Fahrerfeld definitiv sehr neidisch.
- Schnellster Fahrer im LCQ war trotz der mehr als hochkarätigen Konkurrenz dann überraschend Tuhoto-Ariki Pene von MS Racing. Gerade im unteren Teil der Strecke war der Kiwi einfach unfassbar schnell unterwegs. Mit seiner LCQ-Zeit hätte er bei ziemlich vergleichbaren Streckenverhältnissen die Top 3 im Q1 geknackt. Auch Antoine Rogge hat mit einer verdammt starken Zeit und Platz 2 im LCQ sehr positiv überrascht.
- Raus mit Applaus war das Motto bei Ronan Dunne, der im Vorjahr in Loudenvielle noch auf dem Podium gelandet war. Dieses Mal ist er im Q1 auf einem kniffligen Gap etwas zu kurz gesprungen und hat sich dabei das Hinterrad zerstört. Im Last Chance Qualifier ist ihm an haargenau derselben Stelle dasselbe Missgeschick passiert, kurz später hat seine Felge dann endgültig und mit einem lauten Knall den Geist aufgegeben. Der nachvollziehbare Frust des Iren war gut über die Mikrofone hörbar. Danke an dieser Stelle an Ric McLoughlin, der sich wie gewohnt ausführlich über die „colourful language“ entschuldigt hat, statt den Fahrfehler des Mondraker-Piloten sachlich und kompetent einzuordnen.
- Von der umfangreichen Liste der World Cup-Gewinner haben Aaron Gwin, Jordan Williams und Danny Hart ihre Chance im LCQ genutzt und sich fürs Finale qualifiziert. Ansonsten war eher Favoriten-Sterben angesagt. Ziemlich antiklimatisch war auch das Ende des Last Chance Qualifiers, denn die drei letzten Fahrer – Lachie Stevens-Mcnab, Henry Kerr und leider auch Max Hartenstern – hatten alle leider ziemliche Probleme auf der Strecke.
- Für den größten Holy-Shit-Moment (Sorry, Ric!) haben Chris Hauser und Juanfer Velez gesorgt. Letzterer war nach einem Sturz mit angezogener Handbremse unterwegs, während Chris Hauser ein absoluter Fabel-Run gelungen ist. Gut 20 Sekunden vor dem Ziel ist der Trek-Profi auf seinen südamerikanischen Vordermann aufgefahren und hat sich die Kehle aus dem Leib geschrie, doch Platz gemacht wurde Chris Hauser erst in der allerletzten Kurve. Im Ziel lagen die Nerven des jungen Italieners – aus meiner Sicht völlig nachvollziehbar – blank. Man kann nur von Glück reden, dass der Trek-Fahrer trotz dieser deutlichen Benachteiligung noch schnell genug für Platz 10 im LCQ war.
- Wie knapp kann Racing bitte sein? Bei den Frauen haben die Top 4 der Quali gerade einmal 0,9 Sekunden getrennt und bei den Männern durfte maximal 3,409 Sekunden langsamer als Amaury Pierron sein, um noch den direkten Sprung ins Finale zu schaffen. Rechnet man die Zeiten aus Q1 und Q2 zusammen, sind gleich 12 Männer eine 3:17 oder eine 3:18 gefahren. Man kann sich also sicher sein, dass es verdammt knapp zur Sache gehen wird!
- 46,200 km/h schnell war Amaury Pierron in seinem Quali-Run. Und zwar nicht an der Speed Trap, sondern im Durchschnitt.
- Bleiben wir noch kurz bei Statistiken: War denn nun die richtige Quali oder der Last Chance Qualifier härter? Vergleicht man die Zeiten des jeweils letzten Platzes, der zum Finale gereicht hat (Quali: Remi Thirion auf Platz 20 / LCQ: Chris Hauser auf Platz 10), dann fällt auf, dass diese praktisch identisch sind. Von daher: Hauptsache rein, egal wie.
- Bereits heute standen die Entscheidungen im Enduro World Cup an – und Dan Booker und Ella Conolly waren am Ende siegreich. Leider ist das gesamte Redaktionsteam übers lange Wochenende ausgeflogen, sodass es keinen Artikel dazu gibt, aber unerwähnt lassen wollte ich es nicht.
- Die Final-Entscheidungen der Junioren und Juniorinnen kann man sich morgen kostenlos in der Live-Übertragung auf Youtube anschauen – einschalten lohnt sich! Das Finale der Juniorinnen startet um 10:50 Uhr, die Junioren werden ab 11:20 Uhr übertragen. Die Final-Entscheidungen der Elite-Kategorien laufen ab 12:00 Uhr bzw. 13:05 Uhr auf Discovery Plus.
- Wer gewinnt? Und knacken die Junioren die Top 3 bei den Männern? Das habe ich meine Mit-Podcaster Markus und Gregor gefragt. Beide tippen bei den Frauen auf Gracey Hemstreet, bei den Männern schlagen die Herzen für Loris Vergier (Gregor) beziehungsweise Finn Iles (Markus). Die Junioren werden krass, auf die Top 3 wird aber noch was fehlen. Meine Einschätzung: Tahnée Seagrave gewinnt bei den Frauen und bei den Herren der Schöpfung wird Amaury Pierron einen Run raushauen, bei dem einem spätestens beim Betrachten des GoPro-Videos dann die Kinnlade auf den Boden donnert.
Wer sind deine Tipps fürs Finale in Loudenvielle?
Alle Artikel zum Downhill World Cup Loudenvielle 2025 | Alle Infos zum Downhill World Cup 2025
- Downhill World Cup 2025 – Loudenvielle: Gute Zeiten, schlechte Zeiten – Das Quali-Update
- Downhill World Cup 2025 – Loudenvielle: Replay vom Last Chance Qualifier
- Downhill World Cup 2025 – Loudenvielle: Ergebnisse Qualifikation
- Downhill World Cup 2025 – Loudenvielle: Streckenvorschau mit Jackson Goldstone
- Downhill World Cup 2025 – Loudenvielle: Ergebnisse des Timed Training
- Downhill World Cup 2025 – Loudenvielle: Aller guten Dinge sind 3 – Fotostory Track Walk
Fotos: Nathan Hughes