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Enduro World Cup – Blog Christian Textor: The Good, the Bad and the Kettenblatt – Rennbericht Pietra Ligure

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Beim EDR-Saisonauftakt in Finale Ligure lief es für unseren Blogger Christian Textor vom YT Mob alles andere als glatt: Krummes Pedal, verbogenes Kettenblatt – und mitten im Rennen wurde dann auch noch kurzerhand mit Reifenhebern und Steinen improvisiert. Warum er das Wochenende trotzdem als wichtigen Schritt für sich und den Sport sieht, erzählt er im ersten Blog-Beitrag der Saison. Wir freuen uns, dass wir auch in diesem Jahr mit Texi zusammenarbeiten – los geht’s.

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Video: Finale Ligure Enduro World Cup – Full Race Day

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Saisonauftakt 2025 – Enduro-Weltcup in Finale

Mit welchem Thema fange ich an? Allem vorweg: Das war noch mal ein richtig geiles Fahrradrennen. Enduro, so, wie es sein muss! Und das ist vielleicht auch der Einstieg, über den man zuerst reden sollte, nämlich über den Status des Sports. In den letzten Monaten, übers letzte Jahr, wurde viel darüber gesprochen, was mit Enduro ist. Ist Enduro tot? In welche Richtung geht Enduro? Was weiß ich … Ich war immer der Meinung, dass – auch so, wie es vergangenes Jahr aussah – man eingesehen hat, dass das ganze Thema Broadcasting schwierig und nicht wirklich umsetzbar ist. Aber das bedeutet nicht den Tod des Sports, sondern vielmehr eine Chance, dass der Sport wieder zurückfindet zu seinen Wurzeln – dorthin, wo er echt, real und faszinierend ist, sowohl für Fans als auch für Fahrer. Und ich glaube, dass das Rennen in Finale Ligure ein Stück weit eine Bestätigung dafür war. Es war wirklich in vielerlei Hinsicht eine Verbesserung im Vergleich zu den letzten Jahren.

# Zurück in Finale, besser gesagt in Pietra Ligure - die EDR-Saison geht los!
Diashow: Enduro World Cup – Blog Christian Textor: The Good, the Bad and the Kettenblatt – Rennbericht Pietra Ligure
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Enduro zurück zu seinen Wurzeln

Die meisten haben wahrscheinlich mitbekommen, dass wir bei den Rennen, bei denen kein Doubleheader stattfindet – also Downhill und Enduro an einem Wochenende – wieder das klassische Zwei-Tages-Format haben: zwei Renntage und zwei Trainingstage. Das ist wirklich Hammer. So war es damals, als ich mit dem Endurosport angefangen habe. Genau das hat mich fasziniert – das ist für mich Enduro.

Und genau das hatten wir jetzt in Finale wieder. Es war richtig hart, ein langes Rennen mit vielen Höhenmetern, die ausschließlich aus eigener Muskelkraft zu bewältigen wurden. Keine Shuttles, weder für Teams noch für Privateers. Das sorgte für echte Chancengleichheit. Es ging um Radfahren pur, draußen sein, auch schon an den Trainingstagen. Kein Teamauto, das einen irgendwohin fährt, um Höhenmeter zu sparen. Nein, alle sind morgens losgefahren und hatten lange, harte Tage.

# So sieht das aktuelle YT Mob-Arbeitsgerät von Texi aus.
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Das war wirklich ein massives Improvement. Auch die Organisation durch Warner Brothers war top – die waren deutlich präsenter vor Ort und haben viele Dinge besser organisiert als in den vergangenen Jahren. Man merkt, dass ihnen der Sport am Herzen liegt. Klar, es wird viel im Internet gehatet, vor allem in den Kommentaren. Aber ich glaube, das bringt niemandem etwas. Wir müssen konstruktiv kritisieren – das haben wir als Teams und Fahrer in der Vergangenheit auch getan. Und ich glaube, das zahlt sich gerade aus, viele Dinge wurden verbessert. Die Kommunikation lief besser, es gab jeden Abend Raw-Videos auf YouTube, sodass die Fans einen Eindruck vom Rennen bekommen konnten. Außerdem wird dieses Jahr eine Doku-Serie gedreht, in der verschiedene Athleten vorgestellt werden. Das sind alles positive Zeichen für den Sport, und ich glaube, wir müssen dieses Momentum jetzt mitnehmen und über die Saison aufrechterhalten. Es war spürbar: Alle waren stoked, durch die Bank weg.

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Mein Rennen in Pietra Ligure

Auch wenn ich insgesamt zufrieden war mit dem Wochenende, lief es definitiv alles andere als optimal. Vor gut zwei Monaten hatte ich noch ein Influenza-B-Virus, was es für mich zunächst ungewiss machte, ob ich überhaupt am Start stehen kann. Also wie so oft kein wirklich smoother Saisonstart. Aber ich muss sagen, ich habe mich vor dem Rennen wirklich gut gefühlt. Ich konnte ordentlich regenerieren und hatte dann auch noch drei, vier Wochen solides Training im Lead-up zum Rennen.

Da konnte ich eigentlich das Beste herausholen und fühlte mich sowohl körperlich als auch auf dem Rad gut. Ich durfte ein paar Tage früher unten sein und mit Jack, aka Achim, zum Laps fahren – was für mich immer direkt ein Eye-Opener ist, wo es bei der Pace noch hapert. Da kann ich viel lernen. Wir hatten also ein gutes Pace-Camp zusammen, und ich ging mit einem guten Gefühl ins Rennen. Die Trainingstage haben richtig Spaß gemacht, ich hatte da echt eine gute Zeit.

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Am zweiten Trainingstag – wir haben am Donnerstag den Renn-Sonntag trainiert und am Freitag dann den Renn-Samstag – lief es für mich etwas holprig, aber ich konnte noch ein paar Einstellungen am Bike vornehmen. Ich habe dabei auch mein Fahrwerk etwas angepasst und einen anderen Vorderreifen montiert, womit ich mich dann wieder deutlich wohler gefühlt habe. So bin ich eigentlich mit einem guten Gefühl ins Rennen gegangen. Ich wusste, dass es ein langes Wochenende werden würde. Im Training haben wir uns bewusst Zeit gelassen und versucht, so viel Energie wie möglich zu sparen. Ich hatte eine gute Zeit mit Jack.

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Am Samstagmorgen, auf der ersten Stage, Isalo Eccessine – eine lange Stage, die ich sehr mag – fuhr ich mir aber direkt oben das Pedal krumm. Auf der Stage selbst merkte ich zum Glück, dass ich wieder ins Pedal einklicken konnte, wenn ich ausstieg. Es war also gerade noch so fahrbar, ich konnte trotzdem sprinten und hab eigentlich eine solide Stage zusammengebracht.

Im letzten Drittel der Stage, „Revenant“, hat sich dann mein Kettenblatt direkt beim Einstieg in diesen Abschnitt abgewinkelt. Die Kette sprang runter und die Kurbel ist steckengeblieben. Ich habe dadurch viel Zeit verloren, aber konnte den Vordermann zunächst trotzdem fast einholen. Unten, auf einem traversen Stück, ist er mir dann wieder weggezogen, weil ich nichts machen und einfach nur rollen konnte. Aber immerhin wusste ich nach der Stage: Die Pace ist grundsätzlich da, ich kann gut racen. Allerdings hielt dieser Gedanke nicht lange, denn ich musste ja erst einmal mein Fahrrad reparieren.

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Improvisierte Reparatur und weitere Rückschläge

Zusammen mit Vid Persac habe ich versucht, mein Kettenblatt wieder geradezubiegen. Wir haben MacGyer-mäßig improvisiert, mit mehreren Reifenhebern als Keile zwischen Bashguard und Kettenblatt, und Steinen, um das Kettenblatt zurückzubiegen. Das Ganze hat etwa eine Viertelstunde gedauert. Zum Glück hatten wir danach einen Drei-Stunden-Transfer, sodass ich die verlorene Zeit wieder reinholen konnte.

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Doch dann bemerkte ich, dass mein Reifen auch platt war. Der Wechsel zog sich, weil das Insert das Ventil blockierte und der Restdruck im Reifen es schwierig machte – insgesamt eine ziemlich komplizierte Sache. Ich habe unterm Strich viel Zeit verloren und musste dann, nachdem ich einen Schlauch reingemacht hatte, wirklich Vollgas fahren, um überhaupt noch rechtzeitig zur nächsten Stage zu kommen. Das sieht man im YouTube-Video, glaube ich, auch ganz gut. Ich habe echt gekämpft – körperlich eine krasse Mission, die mich natürlich massiv Körner gekostet hat. Da wusste ich: Das wird mir für den Rest des Wochenendes richtig wehtun.

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Aber den Kopf wollte ich nicht in den Sand stecken und wollte weiter gut Fahrrad fahren. Auf der zweiten Stage, wo es dann massiv anfing zu regnen, hatte ich oben eigentlich einen guten Start. Unten jedoch, in den tretlastigen Abschnitten, habe ich viel Zeit verloren, weil mein Schaltwerk durch die Kettenaktion ebenfalls krumm war und ständig von selbst hoch- und runterschaltete. Ziemlich ärgerlich. Unten bin ich dann auch noch mal kurz umgeplumpst in einer Linie, aber halb so wild, ich habe einfach weitergemacht.

Die Ergebnisse waren alles andere als berauschend. Auf der dritten Stage war dann einfach die Luft raus. Danach hatte ich auch emotional ein bisschen zu kämpfen, dass es so gelaufen war. Trotzdem muss ich sagen – oder kann zumindest sagen –, dass ich ein Hammer-Team habe, das mich auffängt, mir Mut macht und mich wieder hinstellt. Auch meine Frau, mit der ich dann telefoniert habe, hat mich aufgebaut.

Tag 2: Neues Spiel, neue Chance

So habe ich versucht, den nächsten Tag wieder positiv anzugehen – neuer Tag, neue Chance. Auch wenn das Ergebnis natürlich durch die Vorkommnisse dahin war, konnte ich stolz darauf sein, dass ich durchgezogen habe und es trotzdem geschafft habe. Ich musste dabei natürlich weiterhin vorsichtig fahren mit dem Schlauch, um meine Felge nicht zu zerstören, denn die brauchte ich ja noch für den nächsten Tag. Ansonsten gibt es eine Zeitstrafe. Es war also ein ziemliches Management über den Tag hinweg.

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Am zweiten Tag ging ich dann in die erste Stage, die ich gut gefahren bin. Ich habe wieder gemerkt: Geil, ich kann Radfahren, Pace ist da. Aber dann habe ich auf einer Traverse voll mit dem Pedal in einen Baum eingecheckt – ein heftiger, abrupter Stopp, bei dem ich mir die Weichteile sehr krass am Sattel angeschlagen habe. Damit hatte ich echt zu kämpfen, und ich spüre das sogar jetzt, zwei Tage danach, noch. Die Stage war also wieder durchwachsen, aber ich habe nicht aufgegeben und weitergemacht.

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Auf der langen Stage danach merkte ich, dass einfach keine Energie mehr in meinem Körper war, um so eine tretlastige Stage ordentlich zusammenzubringen. Zum Glück wusste ich, dass am Ende des Tages noch zwei kurze Stages kommen würden – die allerletzte war ein technisches Ding, wo man sich mental noch einmal zusammenreißen musste und es weniger um die Beine ging. Da konnte ich mich dann selbst belohnen und habe eine richtig gute Stage zusammengefahren. Ich habe mich echt zusammengerissen und mir noch einmal nen 13. Platz geholt. Okay, es ist grundsätzlich Pace da, es war ein Strohhalm, an dem ich mich festhalten konnte.

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Fazit und deutsche Highlights

Das war es im Grunde zu meinem Rennen. Jack lag nach Tag 1 in Führung, hat dann am zweiten Tag auch Probleme gehabt, ist gestürzt und hat dadurch wichtige Sekunden verloren. Er ist im Endeffekt vom Podium gerutscht auf Position 4 – nach einem super spannenden Rennen bei den Top-Jungs vorne. Schade für ihn, aber auch da: Die Pace ist da, er hat alles, was er braucht, um zu gewinnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wenn er weiter alles so probiert und richtig macht – dann wird es auch dieses Jahr wieder klappen, da bin ich ganz sicher.

Ansonsten ein super starkes Rennen von einigen deutschen Fahrern: Chris Löffler hat richtig starke Pace gezeigt, Torben Drach auch mit dem E-Bike, auch mit durchwachsenem Rennen. Chris Löffler hatte hinten raus leider Defekte gehabt, aber die Jungs haben alle gezeigt, dass was geht. Moritz Silberhorn auch stark unterwegs – und noch einige mehr.

Sowieso cool zu sehen, wie viele Deutsche am Start waren. Und zu guter Letzt, aber nicht zuletzt, Lars Pfeiffer – richtig krasses Rennen gefahren. Props an der Stelle, das war wirklich beeindruckend. Der ist relativ konstant in den Top 20 gefahren, hat am Ende, ich weiß nicht, ob er Probleme hatte, gerade so die Top 20 quasi verpasst – aber ein bärenstarkes Ergebnis: 21. beim Weltcup. Das ist eine richtige Nummer, das muss man erst mal hinbekommen. Richtig, richtig cool zu sehen, dass er das geschafft hat. Und auch unsere liebe Rapha auf Platz 4 – richtig starkes Ding. Ich glaube, da können wir noch gespannt sein, was dieses Jahr noch bei ihr geht.

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Unterm Strich, glaube ich, ein guter Saisonauftakt – ein sehr guter für den Endurosport, ein guter Auftakt für Deutschland, ein sehr durchwachsener für mich. Aber ich hatte trotzdem Spaß da draußen, habe gegrindet, alles gegeben, kann mir keine Vorwürfe machen und durfte einen Hammertag mit guten Leuten erleben. Vielen Dank fürs Lesen. Wir sehen uns nach Polen – hören oder lesen uns.

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Was wünscht ihr Texi für die kommende Saison?


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Fotos: YT Mob/Rick Schubert

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