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Frag den Förster: Harvester und Mountainbiker

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In unserer Serie „Frag den Förster“ haben uns auch in der letzten Runde wieder zahlreiche Fragen und spannende Denkanstöße erreicht! Diesmal stellt sich Michael Veeck, Förster und leidenschaftlicher Mountainbiker aus dem Forstamt Soonwald in Rheinland-Pfalz, einem nicht ganz einfachen Thema – dem Harvester-Einsatz, den daraus resultiernden Nutzungskonflikten im Wald und den Spagat zwischen Forstwirtschaft und Erholungsraum.

Liebe Mountainbikerinnen und Mountainbiker,

vielen Dank für die vielen Fragen und die kritische Auseinandersetzung! Bevor ich auf die Inhalte eingehe, möchte ich klarstellen: Ich spreche hier als Förster des Forstamts Soonwald in Rheinland-Pfalz. Forstwirtschaft ist sehr komplex und als Ländersache in den jeweiligen Landesforstgesetzen geregelt. Das bedeutet, dass es Unterschiede zwischen den Bundesländern geben kann und oft auch gibt. Gleichzeitig gelten aber auch bundesweite Gesetze wie das Bundeswaldgesetz sowie Zertifizierungsstandards (z. B. FSC oder PEFC), die unter anderem den Maschineneinsatz und generell die Waldbewirtschaftung regeln. All dem müssen auch wir Förster uns unterwerfen.

Als Förster und Mountainbiker verstehe ich den Frust, der entsteht, wenn beispielsweise schwere Forstmaschinen sichtbare Spuren hinterlassen, während Biker für vergleichsweise kleine Schäden kritisiert werden. Dieser Widerspruch lässt sich nicht leicht auflösen, aber vielleicht hilft ein Blick „über den Tellerrand“.

# Michael Veeck vom Forstamt Soonwald versucht beide Seiten zu sehen. Dabei ist ihm auch bewusst, dass das mitunter schwer sein kann.

Die zunehmenden Klimaschäden im Wald zwingen uns dazu, über reguläre Pflegemaßnahmen hinaus auch massiv geschädigte Bäume zu entfernen – u. U. selbst in Schutzgebieten. Dürre, Stürme und Borkenkäfer haben unsere Wälder in eine Notlage gebracht, die wir oft ohne Harvester personell nicht mehr stemmen können. Klar hinterlassen diese Maschinen Spuren, etwa verdichtete Böden auf den Maschinenwegen. Doch diese sind zeitlich und räumlich begrenzt. Ein Harvester-Einsatz dauert Tage oder höchstens wenige Wochen und betrifft insgesamt nur einen sehr geringen Teil der Waldfläche.

MTB-Nutzung querfeldein würde hingegen unter Umständen flächendeckend und dauerhaft wirken – ein Unterschied in der Dimension. Die Störung durch Trails umfasst mehr Fläche als nur den halben Meter breiten Trail, da die Präsenz des Menschen von den Tieren des Waldes auch auf große Entfernungen wahrgenommen werden kann. Zudem dürfen Forstmaschinen bundesweit nur auf festgelegten Gassen (Maschinenwegen) fahren. Dass dabei auch mal Fehler passieren – z. B. in Ausnahmefällen Schäden am verbleibenden Baumbestand auftreten –, ist kein Systemversagen, sondern sind Einzelfälle, die wir auch vor Ort aufklären.

In unseren Wäldern konkurrieren ganz unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse verschiedener Nutzer und führen zwangsläufig zu Nutzungskonflikten. Daher sind Regeln ganz unerlässlich. Die Kritik an „willkürlichen“ Verboten höre ich oft, ist aus unserer Sicht aber unbegründet. Forstbetriebliche Maßnahmen führen leider immer wieder auch zu zeitlich begrenzten Einschränkungen in der Nutzung des Waldes als Erholungsraum. So sind beispielsweise Forstwege während der Holzernte Arbeitsorte mit hohem Unfallrisiko – herabfallende Äste, Maschinen und gespannte Seile machen sie zu gefährlichen Orten. Wir möchten in dem Fall die Waldbesucher vor Unfällen schützen.

Darüber hinaus würde freies Querfeldeinfahren, selbst mit minimalen Einzelschäden, auf Dauer flächenhafte Störungen verursachen. Daher ist eine Lenkung und Kanalisierung notwendig. So können die Störungen in bestimmten Bereichen gebündelt werden und sind für die Waldbewohner berechenbar. In Schutzgebieten gelten zwar strengere Regeln für alle Nutzungen, doch während Forstarbeiten dort zeitlich begrenzte Notmaßnahmen sind (etwa zur Waldbrandprävention), wäre eine dauerhafte MTB-Nutzung ein zusätzlicher Stressfaktor, z. B. für geschützte Arten.

Einige von euch fragen, warum wir nicht mehr Rücksicht auf Schutzgebiete nehmen. Auch im Kontext des Klimawandels müssen dort immer mal wieder forstbetriebliche Maßnahmen durchgeführt werden. So sind wir beispielsweise immer wieder gezwungen, vom Borkenkäfer befallene Fichten zu entnehmen, um die weitere Infektion mit diesem Baumschädling einzudämmen. Das ist dann immer auch ein Abwägungsprozess, den kein Förster leichtfertig trifft.

Was können wir tun, um eventuell vorhandenes Konfliktpotenzial zu entschärfen oder erst gar nicht entstehen zu lassen? Bei Landesforsten Rheinland-Pfalz setzen wir auf konstruktiven Dialog: MTB-Strecken werden wann immer möglich mit Vereinen abgestimmt, und stillgelegte Maschinenwege können unter Umständen nach der Holzernte als Trails genutzt werden. Sucht den Kontakt zu eurem Forstamt – auch wenn es manchmal vielleicht etwas Geduld braucht. Transparenz ist uns wichtig: Bei Waldbegehungen zeigen wir, warum bestimmte Entscheidungen fallen, vom Umgang mit Totholz bis zur Anlage von Rückegassen.

Zum Schluss: Der Vorwurf, Förster handelten aus „Profitgier“, trifft nicht zu – aber ich verstehe, warum er im Raum steht. Gebt uns die Chance, es besser zu erklären. Auch wir wünschen uns mehr Wildnis ohne Maschinen. Doch solange die Gesellschaft Holz nachfragt und der Klimawandel unsere Wälder stresst, bleibt es ein Drahtseilakt – bundesweit.

Lasst uns im Gespräch bleiben – für einen Wald, der alle wichtigen Funktionen nachhaltig gewährleistet, also Natur, Forstwirtschaft und Erholung berücksichtigt.

Mit waldverbundenen Grüßen,
Michael Veeck, Forstamt Soonwald

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Wie geht’s weiter?

Auch die letzten Fragen sind nicht vergessen – aber habt ihr vielleicht noch weitere? Dann schreibt sie uns in die Kommentare! Michael und Lorenz werden versuchen, so viele davon wie möglich zu beantworten.

Ihr wollt noch mehr wissen? Stellt jetzt eure Frage an unseren Experten!

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