Cape Epic 2023 – 6. Etappe: Nichts für schwache Nerven! Die besten Bilder des dramatischen Tags

Atmen wir zunächst einmal kräftig durch und stellen uns dann die Frage: Was war denn heute bitte beim Cape Epic los? Zum einen regnete es rund um das Lourensford Wine Estate in Strömen und machte das vorletzte Teilstück zu einem der härtesten in der Geschichte des Mehrtagesrennens, zum anderen wirbelte ein dramatischer Rennverlauf das Gesamtklassement entscheidend durcheinander! Kurzum bedeutet das: Lukas Baum und Georg Egger sind ihr gelbes Führungstrikot wieder los, Schurter/Frischknecht zurück in der Pole Position, doch Blevins/Beers noch mit realistischen Chancen auf den Gesamtsieg. Bei den Damen sind nach einem ähnlichen Drama nun Vera Looser und Kim le Court in Orange unterwegs.

Damen: Eine Bodenwelle entscheidet über Sieg und Niederlage

Wir wissen selbst noch nicht so ganz wie wir diesen Beitrag beginnen sollen. Der Tag bot Spektakel, Drama und jede Menge Spannung. Der Twitter-Kanal des Veranstalters lief im Laufe des Vormittags so richtig heiß und zog dann am Ende doch ein recht passendes Fazit:

Remember the Bold & the Beautiful, where the wife left the husband for the brother, then the son’s girlfriend fancied the dad, mortal business enemies became friends and brothers became mortal business enemies… that was the level of drama on Stage 6 today.

Cape Epic, Twitter

Beginnen wir am Anfang: Bei den Damen passierte auf den ersten 33 Kilometern der aufgrund extrem schlechten Wetters leicht verkürzten Etappe, nicht sonderlich viel. Die zuletzt stärksten Teams Efficient Infiniti Insure und e-FORT. net | SeattleCoffeeCo. waren gemeinsam an der Spitze unterwegs. Auch die an den Vortagen strauchelnde Amy Wakefield schien sich halbwegs rehabilitiert zu haben, sodass sie gemeinsam mit ihrer Teampartnerin Candice Lill zumindest gute Chancen hatte, das orangefarbene Führungstrikot auch am vorletzten Tag zu verteidigen.

Doch es kam komplett anders. Das Führungsquartett war gemeinsam unterwegs als Wakefield mit Volldampf in ein Schlagloch rauschte und sich einen Plattfuß samt Felgenbruch einhandelte. Das südafrikanische Duo schleppte sich auf der Felge fahrend in die nächste Techzone, musste zu diesem Zeitpunkt allerdings schon einsehen, dass der Tages- und wohl auch Gesamtsieg weg war. Das ganze Drama kostete Lill/Wakefield 39 Minuten, sodass sie in der Overallwertung nun 25 Minuten hinter Looser/le Court liegen, die nach dem Missgeschick ihrer Konkurrentinnen ungefährdet dem Tagessieg entgegen fuhren. Entsprechend emotional zeigte sich le Court im Ziel:

Ich bin durch den gleichen Graben gefahren wie Amy. Ich hatte einfach Glück. Das war wahrscheinlich mein härtester Tag auf dem Rad. Ich habe die ganze Zeit versucht, sicher zu fahren, aber ich wäre trotzdem ein paar Mal fast gestürzt. Ich glaube, die Tränen kommen einfach vom Schlamm in meinen Augen, aber ich bin mir nicht sicher.

Kim le Court

Tagesszweite wurden schlussendlich Sofia Gomez Villafane und Katharina Nash vor Greete Steinburg und Monica Yuliana Calderon Martinez. In der Gesamtwertung ist vor dem morgigen finalen Tag die Messe wohl gelesen: Efficient Infiniti Insure führen mit komfortablen 25:12 Minuten vor e-FORT. net | SeattleCoffeeCo. und weiteren 1:48 Minuten vor NinetyOne-Songo-Specialized, die mit einem starken Auftritt morgen jedoch noch auf Gesamtrang zwei springen könnten.

Ergebnisse

Tageswertung Top 3

1. Efficient Infiniti Insure: Kim le Court, Vera Looser – 04:30:02.9
2. NinetyOne-songo-Specialized: Sofia Gomez Villafane, Katerina Nash – 04:43:00.7 (+00:12:57.8)
3. Cannondale Vas Arabay: Greete Steinburg, Monica Yuliana Calderon Martinez – 04:46:00.2 (+00:15:57.3)

Gesamtwertung nach der 6. Etappe Top 3

1. Efficient Infiniti Insure: Kim le Court, Vera Looser – 29:08:28.7
2. e-FORT. net | SeattleCoffeeCo.: Amy Wakefield, Candice Lill – 29:33:41.4 (+00:25:12.7)
3. NinetyOne-songo-Specialized: Sofia Gomez Villafane, Katerina Nash – 29:35:48.7 (+00:27:20.0)

Herren: Hollywood könnte nicht besser performen

Machen wir es kurz: Während der heutige Tag aus deutscher Sicht eine Enttäuschung war, darf sich jeder neutrale Fan des Cape Epics über einen der spannendsten Finaltage am morgigen Sonntag freuen. Doch was war da heute eigentlich passiert?

Toyota-Specialized-NinetyOne und Orbea x Leatt x Speed Company Racing drückten wieder einmal von Beginn an das Gaspedal voll durch. Nino Schurter folgte dem Quartett, musste aber früh feststellen, dass sein Teamkollege Andri Frischknecht den Kontakt zur Spitze verlor – dem XC-Weltmeister blieb nichts anderes übrig als sich zurückfallen zulassen und die Vier vorne alleine ziehen zu lassen. Speed Company Racing, erstmals auf einer Cape Epic-Etappe in Gelb unterwegs, kontrollierten das Tempo und es war zunächst nicht auszumachen, wer von den beiden Teams den stärken Eindruck hinterlässt. Klar war, Egger/Baum konnten verwalten, Beers/Blevins waren unter Zugzwang, wenn sie in der Gesamtwertung noch ein Wörtchen um den Sieg mitreden wollten.

Aus deutscher Sicht war die Welt somit vollkommen in Ordnung – bis Kilometer 42. In einer kurzen Abfahrt passierte dann das Missgeschick, das heute alles auf den Kopf stellen sollte: Baum verlor ein Schalträdchen und konnte somit logischerweise nur noch bedingt in die Pedale treten, wodurch das Duo zu einem Stopp gezwungen war. Egger/Baum entschieden sich kurzerhand zur gerade passierten Techzone zurückzufahren und dort das gesamte Schaltwerk zu tauschen. Zeitverlust? – Knapp elf Minuten! Der Weg für Chris Blevins und Matt Beers war somit frei für eine famose Aufholjagd.

Auf dem extrem tiefen Untergrund pflügte das Duo unaufhaltsam in Richtung Ziel. „Am Anfang hatte ich Mühe, das Tempo zu halten, aber im Laufe des Tages fühlte ich mich immer besser. Als wir Lukas und Georg überholt hatten, war ich motiviert, wieder in Gelb zu fahren. Ich möchte allen, die diese Etappe beendet haben, ein großes Lob aussprechen, denn es war wirklich schwierig da draußen“, gab Chris Blevins im Ziel zu Protokoll, der heute Morgen extra früher aufgestanden war, um das NBA-Spiel seiner geliebten Los Angeles Lakers gegen Oklahoma City Thunder anzusehen. Endstand des Spiels: 116 zu 111 für die Lakers. Ein gutes Omen? – Definitiv!

Wir sahen Lukas und Georg stoppen und waren uns nicht ganz sicher, was passiert war, also konzentrierten wir uns auf uns und gaben Gas. Das ist eben das Absa Cape Epic, da kann alles passieren, besonders bei den Bedingungen, die wir heute hatten. Es war einfach brutal auf der Strecke. Wir hatten die richtigen Reifen aufgezogen, aber es ist so schwierig, bei diesen Bedingungen zu fahren. Der Untergrund extrem schlammig, die Singletracks waren heute unglaublich langsam.

Chris Blevins

Am Ende triumphierten Beers/Blevins mit stolzen 4:07 Minuten vor Schurter/Frischknecht, die zwar alles andere als optimal durch den Tag kamen, durch das Malheur von Egger/Baum das gelbe Trikot aber zurückeroberten. In der Gesamtwertung ist nun jedoch alles offen: Scott-SRAM führt mit 1:32 Minuten vor Toyota-Specialized-NinetyOne und 5:32 Minuten vor Orbea x Leatt x Speed Company Racing. Unter Anbetracht der strauchelnden Form bei Andri Frischknecht dürfte es wohl auch kein Geheimnis sein, was die Taktik von Specialized und Speed Company auf der morgigen Schlussetappe sein wird. Alles andere als ein Feuerwerk vom Start weg, wäre eine Überraschung. Spannung wie selten ist garantiert!

Ergebnisse

Tageswertung Top 3

1. Toyota-Specialized-NinetyOne: Matthew Beers, Christopher Blevins – 03:26:48.9
2. SCOTT-SRAM MTB-Racing: Nino Schurter, Andri Frischknecht – 03:30:56.2 (+00:04:07.2)
3. Bulls Mavericks: Alban Lakata, Axel Roudil-Cortinat – 03:33:46.7 (+00:06:57.7)

Gesamtwertung nach der 6. Etappe Top 3

1. SCOTT-SRAM MTB-Racing: Nino Schurter, Andri Frischknecht – 23:07:54.8
2. Toyota-Specialized-NinetyOne: Matthew Beers, Christopher Blevins – 23:09:27.2 (+00:01:32.4)
3. Orbea X Leatt X Speed Company Racing: Georg Egger, Lukas Baum – 23:13:27.0 (+00:05:32.2)

Fotostory

Absa Cape Epic 2023 auf MTB-News.de

Wir berichten auch in diesem Jahr täglich ausführlich vom Absa Cape Epic – wie gewohnt liefern wir euch zusammen mit großen Fotostories einen ausführlichen Bericht über die Renngeschehnisse. Alles dazu findet ihr auf unserer Kategorie-Seite zum Cape Epic 2023.

Was war da heute los?! Was glaubt ihr: Wer gewinnt morgen das Cape Epic?

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