Specialized x Fjällräven Bikepacking-Taschen – Ausprobiert!: Große Marken, hohe Erwartungen
Unsere Kollegen von Rennrad-News.de haben die Specialized x Fjällräven Bikepacking-Taschen aus der „Great Nearby“ Kollektion ausprobiert: In dieser Rubrik findet ihr regelmäßig kurze Vorstellungen von spannenden Produkten, die wir einem ersten Check unterzogen haben. Heute stellen wir euch die neue Rahmen- und Oberrohrtasche sowie die Sattelstütztasche vor.
Specialized x Fjällräven – The Great Nearby: Bikepacking-Taschen
Zu Beginn der neuen Saison hatten wir über die Kooperation von Fahrrad-Urgestein Specialized und Bekleidungs- und Outdoor-Experten Fjällräven berichtet. Im Juli erreichten uns dann die ersten Testmuster aus der frisch aufgelegten Bikepacking-Kollektion – und bevor die Saison endet, wollen wir unsere Erfahrungen kurz für euch zusammenfassen. In den letzten Monaten haben uns die folgenden drei Produkte im Alltag, auf dem Rennrad und auf dem Gravel Bike begleitet: Oberrohrtasche, Rahmentasche und Sattelstütztasche.
Specialized/Fjällräven Top Tube Bag
Die Oberrohrtasche ist ein praktischer Begleiter: Hinter dem Vorbau oder vor der Sattelstütze montiert, ist sie sowohl stets gut erreichbar, als auch in keiner Weise aerodynamisch störend. Der wasserdichte Zwei-Wege-Reißverschluss ermöglicht flexiblen Zugriff auf alles Wesentliche, zum Beispiel Geldbeutel und Riegel.
Das Design ist halbweich ausgeführt: Der verstärkte Boden kann entweder mit Klettbändern am Oberrohr oder aber – einen kompatiblen Rahmen vorausgesetzt – mit zwei Schrauben befestigt werden. Ein zusätzliches Klettband um den Schaft oder die Sattelstütze sorgen für zusätzliche Sicherheit. Die restliche Tasche ist flexibel ausgeführt und aus witterungsbeständigem Vinylon F hergestellt, das mit recyceltem Nylon gefüttert ist. Die Seitenteile sind zusätzlich mit Schaumstoff gepolstert, damit die Tasche nicht beult und aus der Form geht. Außerdem wird so eine grundsätzliche Wasserdichtigkeit sichergestellt. Über eine ebenfalls wasserfeste Kabelöffnung an der Vorderseite können Ladekabel zum Lenker geführt werden.
- Abmessungen 25 x 9 x 5 cm (ca. 1,1 l)
- Farben Ox Red, Schwarz, Grün, Ochre
- Gewicht 139 g
- www.specialized.com
- Preis 55 €
Unser Eindruck aus der Praxis: Die Oberrohrtasche von Specialized und Fjällräven ist im Handumdrehen montiert – am Rose Backroad Carbon profitieren wir von der Verschraubung am Oberrohr. Allerdings gibt es dank der unter dem Vorbau in den Steuersatz geführten Leitungen keine vernünftige Möglichkeit, um das zusätzliche Klettband um den Schaft zu montieren. Diese Befestigung lassen wir in der Folge einfach weg.
Mit etwas mehr als einem Liter Volumen fällt die Oberrohrtasche vergleichsweise groß aus, streckt sich dabei aber vor allem lang und bleibt so angenehm flach. Der Reißverschluss ist einfach zu bedienen und wasserdicht; im Inneren helfen kleine seitliche Netztaschen bei der Organisation. So geht auch während der Fahrt nichts verloren. Die durch seitliche Polster versteifte Konstruktion sorgt dafür, dass die Tasche auch bei geöffnetem Reißverschluss eng geschlossen bleibt – das erschwert etwas die Zugänglichkeit, verhindert jedoch, dass man unbeabsichtigt ihren Inhalt verliert.
Die Verarbeitung ist sauber und die Tasche tut zuverlässig, was sie soll. Dazu gibt es vier Farben von auffällig (Ox Red, Ochre) bis sehr dezent (grün, schwarz). Reflektierende Logos sorgen für zusätzliche Sicherheit. Und die Wasserdichtigkeit? Das Obermaterial saugt nicht und der Reißverschluss ist gedichtet. Doch da die Nähte nicht getaped sind, wird theoretisch irgendwann Wasser eindringen können. In Ermangelung von schlechtem Wetter haben wir den Test unter der Dusche vollzogen. Nach kalten 15 Minuten direkt unter der Brause gab es keinen Wassereintritt zu berichten.
Der Preis von 55 € macht die Specialized/Fjällräven Oberrohrtasche zu einer der teuersten Vertreterinnen ihrer Art. Mit 139 g liegt sie beim Gewicht hingegen auf einem Level mit dem Wettbewerb.
Specialized/Fjällräven Frame Bag
Die Bikepacking-Rahmentasche der Great Nearby-Kollektion haben Specialized und Fjällräven in drei Größen und zwei Farben im Programm. So wird den verschiedenen Oberrohrlängen unterschiedlichster Rahmen Rechnung getragen. Konkret sind die Taschen zwischen 40 (S), 47 (M) und 53 cm (L) lang, wobei bei leicht steigender Höhe das Volumen von 2,4 über 3,1 bis circa 4,5 l reicht.
Der wasserdichte Zwei-Wege-Reißverschluss läuft auf der oberen rechten Seite um und erlaubt ein Öffnen des durchgehenden Fachs von vorn oder hinten. Insgesamt sieben Klettverschlüsse halten die Tasche am Rahmen (2 x Sitzrohr, 3 x Oberrohr, 2 x Unterrohr).
Die Rahmentasche ist aus Vinylon F gefertigt und mit 100 % recyceltem Nylon gefüttert. So soll sie witterungsbeständig sein – an der Vorderseite gibt es außerdem eine wasserfeste Kabelöffnung, um etwa das Smartphone oder GPS am Lenker auf langen Ausfahrten laden zu können. Angaben zur eigentlichen Wasserdichtigkeit der Tasche machen Specialized und Fjällräven nicht. Um die Struktur der Tasche zu stützen, sind im oberen Bereich obendrein stabilisierende Platten aus Kunststoff eingenäht.
- Größen Small (ca. 2,4 l), Medium (ca. 3,1 l), Large (ca. 4,5 l)
- Farben Grün, Schwarz
- Gewicht 272 g (Größe M)
- www.specialized.com
- Preis 80 bis 100 € (UVP)
Unser Eindruck aus der Praxis: Über die Klettverschlüsse lässt sich die Rahmentasche schnell und rutschsicher befestigen. Voluminöse Oberrohre wie das des Rose Backroad Carbon bringen die Gurte jedoch nah an die Grenzen ihrer Länge. Die tief angreifenden Sitzstreben kollidierten zudem mit dem unteren der beiden hinteren Klettverschlüsse – auf längere Sicht würden wir diesen Streifen wohl eher demontieren. Schön wäre überdies gewesen, wenn die Tasche oben gummiert wäre, um Kratzer auf sensiblem Lacken zu vermeiden. Doch je nachdem, unter welchen Bedingungen die Tasche eingesetzt wird, sind Kratzer ohnehin unvermeidbar.
Wir haben die Rahmentasche sowohl an einem Rose Backroad Carbon (Größe 55 cm), als auch einem Cube Agree C:62 SLT (Größe 53 cm) montiert und gefahren. In beiden Rahmen hat sie in Größe M perfekt gepasst und bietet erstaunlich viel Stauraum – etwa für Geldbeutel, Werkzeug, Riegel und eine Regenjacke. Die Reißverschlüsse sind seitlich sehr kurz gehalten, sodass die ganz geöffnete Tasche nicht einfach aufklappen und sich entleeren kann. Der Zugriff fällt dementsprechend etwas enger aus. Aber Sicherheit in der Anwendung geht hier vor – gerade, wenn man während der Fahrt zugreifen will. Im Inneren der Tasche helfen seitliche Netzfächer für zusätzliche Ordnung. Eine weitere Unterteilung des Hauptfachs ist nicht vorgesehen.
Und die Wasserdichtigkeit? Wie auch die Oberrohrtasche ist der Specialized-Framebag mit einem Obermaterial ausgestattet, das nicht saugt – es perlt aber auch nicht perfekt ab. Der Reißverschluss ist gedichtet, sodass hier kein Wasser eintritt. Wir haben den Test unter der Dusche gemacht und nach 15 min unter der (kalten) Brause steht fest: Das Obermaterial wird feucht, lässt aber kein Wasser durch. Das könnte theoretisch an den nicht abgeklebten Nähten passieren, doch soweit ist es in unserem Duschtest nicht gekommen. Lediglich der umlaufend vernähte Gurt, in dem die Klettbänder zur Montage am Rahmen eingeschoben sind, saugt fleißig. Er ist jedoch keine Brücke direkt ins Innere der Tasche. Dazu kommt, dass die Rahmentasche ohnehin unter dem Oberrohr vergleichsweise gut vor Nässe geschützt ist.
Das Gewicht von 272 g ist gut, der Preis von 80 bis 100 € (je nach Größe in 10 € Schritten) ist relativ hoch, aber auf dem Level der bekannten Wettbewerber. Die Verarbeitung macht einen hervorragenden Eindruck – sowohl was die Materialauswahl, als auch die Ausführung (z. B. Nahtbild) angeht.
Specialized/Fjällräven Seatbag Harness und Seatbag Drybag
Eine klassische Satteltasche, genauer Sattelstütztasche und auf der Straße gerne auch als „Arschrakete“ bezeichnet, durfte in der Specialized x Fjällräven Great Nearby-Kollektion natürlich nicht fehlen. Anders als andere Hersteller geht das nordisch-kalifornische Team hier jedoch einen etwas anderen Weg. So ist die Satteltasche zweigeteilt ausgeführt: Der Holster mit Spritzschutz zum Reifen wird mit den Sattelstreben verschraubt und an der Sattelstütze befestigt. Der passende Drybag mit 10 oder 16 l Volumen kann dann eingeschoben und verzurrt werden. Der Vorteil: Der Sack ist schnell und ohne Demontage des Holsters zu entnehmen und bleibt von unten weitestgehend trocken.
Die Montage geht leicht von der Hand und zur Demontage muss nur eine Schraube gelöst werden – so kann bei der nächsten Montage direkt wieder die bewährte Position eingestellt werden. Der Packsack selbst ist aus zu 100 % recyceltem Nylon 210D gefertigt, das sowohl leicht, als auch wasserdicht sein soll. Der Rolltop-Verschluss und versiegelte Nähte sorgen dafür, dass auch bei längeren Fahrten im Regen alles trocken bleiben soll. Allein zum Tauchen ist der Packsack nicht geeignet. Um den Sack möglichst kompakt verstauen zu können, ist ein Ventil zum Ablassen von Luft vorgesehen. Seitliche Spanngurte oder getrennte Fächer bietet er hingegen nicht.
- Volumen 10 l, 16 l
- Farben Grün oder Schwarz
- Gewicht Holster 611 g, Packsack 131 g (16 l, gemessen)
- www.specialized.com/seatbag-harness | www.specialized.com/seatbag-drybag
- Preise (UVP)
- Seatbag Harness – 140 €
- Seatbag Drybag – 50–60 €
Unser Eindruck aus der Praxis: Neben den etwa 200 € Anschaffungskosten fallen vor allem die 742 g Leergewicht negativ zu Buche. Und das trotz Aluminiumgestänge. Hier liegt das Angebot von Specialized und Fjällräven ein ganzes Stück über dem, was die wichtigsten Wettbewerber aufrufen (und in der Regel auch wiegen).
Die Handhabung in der Praxis ist gut und die Idee, den Packsack zu trennen und so einfacher und über praktische Schnellverschlüsse schneller demontierbar zu machen und gleichzeitig sauberer zu halten, gefällt. Die obere und untere Rahmenhälfte des Holsters können bei gelösten Spanngurten aufklappen, sodass das Einfädeln leichter fällt.
Praktisch wären jedoch noch weitere Spanngurte oder Netze, um noch die ein oder andere Banane oder auch eine Regenjacke oben auf dem Holster oder dem Sack befestigen zu können. Oder auch eine oder zwei weitere Trinkflaschen. Ein schönes Detail sind die reflektierenden Logos sowie das reflektierende Band an der Rückseite, die zu einer besseren Sichtbarkeit beitragen. Im Dauereinsatz wird sich außerdem zeigen müssen, wie robust der Nylon-Packsack ist, wenn zwischen Holster und Sack Dreck reibt. Insgesamt macht die Verarbeitung einen hochwertigen Eindruck.
Kritisch für eine Sattelstützentasche ist die Wasserdichtigkeit. Specialized und Fjällräven legen hier gleich doppelt vor, um den Inhalt des Packsacks trocken zu halten. Zum einen ist der Holster zum Reifen hin geschlossen ausgeführt, sodass Wasser und Dreck zumindest teilweise abgehalten werden – vor allem aber nicht mit zum Schlafplatz kommen. Zum anderen ist der Sack auf einem auch nach 15 min unter der (kalten) Dusche perfekt wasserabweisenden Material genäht. Die Nähte sind mit breiten Tapes von innen verklebt, sodass auch hier kein Wasser transportiert wird. Die Erfahrung von Fjällräven mit Bekleidung und Ausrüstung für widrige Bedingungen scheint hier direkt umgesetzt worden zu sein. Anders als bei der Rahmen- und Oberrohrtasche, in die irgendwann das Wasser seinen Weg finden kann, ist der Packsack konsequent gegen Nässe geschützt. Ein kleiner Hinweis verbietet zwar, ihn als echten Drybag mit unter Wasser zu nehmen – doch so schlimm wird der Regen hoffentlich schon nicht werden.
Besonders wichtig ist damit zu guter Letzt: Wie gut kann der Holster den gefüllten Packsack fixieren? Und stört die Satteltasche beim Pedalieren? Hier zahlt sich die steife Struktur des Holsters aus, der den Packsack voll umschließt und über insgesamt sieben Spanngurte in die Zange nimmt. Auch bei erhöhter Beladung (ca. 2,5 kg) und unter voller Nutzung der 16 l Volumen bleibt die Tasche fast vollständig ruhig. Natürlich macht sich das Gewicht hoch oben am Sattel bemerkbar – vor allem im Wiegetritt. Doch es gibt kein störendes Schwingen und Schlackern zu berichten. Dazu kommt, dass der Holster den Sack zur Stütze hin eng zusammenführt. So gibt es auch von den Oberschenkeln oder am Po keine negativen Kontakte zu berichten.
Fazit: Specialized x Fjällräven Bikepacking-Taschen
Specialized x Fjällräven: Bei der Kooperation dieser beiden großen Namen sind zu Recht hohe Erwartungen geweckt worden. Unter dem Namen The Great Nearby soll die erste gemeinsame Kollektion praktische Bekleidung und Accessoires für den Alltag bieten. Wir haben die fürs Bikepacking relevantesten Produkte den Sommer über am Gravel- und am Rennrad ausprobiert. Während die Verarbeitung durchweg überzeugt und die hohen bis sehr hohen Preise zu verdauen hilft, gibt es vor allem bei der Holstersatteltasche noch Verbesserungspotenzial. Sie ist nicht nur schwer, sondern könnte mit weiteren Montagepunkten – etwa für Trinkflaschen oder Jacken – nochmals mehr Praxisnutzen bieten. Im Großen und Ganzen ist der erste Schritt jedoch durchaus gelungen und der Markt um ein modern gestaltetes Angebot reicher. Nicht ohne Absicht grenzen sich Specialized und Fjällräven optisch von den teils sehr technisch dominierten Mitbewerbern ab.
Specialized x Fjällräven – The Great Nearby: Würdest du den Produkten der neuen Bikepacking-Kollektion eine Chance gegenüber den etablierten Marken geben?
Weiterlesen
Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
Zum Weiterstöbern empfehlen wir dir die fünf neuesten Beiträge in unserer Serie Ausprobiert:
- Specialized x Fjällräven Bikepacking-Taschen – Ausprobiert!: Große Marken, hohe Erwartungen
- Mudhugger Evo-Schutzblech – Ausprobiert!: Neue Form für noch mehr Schutz
- Akku-Kompressor 4smarts Voltpump von Aldi – Ausprobiert!: Der macht euch Druck!
- Granite Pita Pedal Cover – Ausprobiert!: Transportschutz für Pedale
- BikeFinder GPS-Tracker – Ausprobiert!: Der GPS-Tracker im Lenker