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Mit dem Rad zum Rennen: 796 km quer durch ganz Deutschland!

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Erlebe Geschichten, die du später gern erzählen willst. Und Ulrich Rose alias Rosenkavalier ist einer, der solche Geschichten später erzählen wird – schon im vergangenen Jahr sammelte er mit einem „Everesting“ Geld für einen guten Zweck – diesmal wagt er sich an den Versuche einer CO2-optimierten Radfahrt. Genauer gesagt: Mit dem Bike direkt zum Rennen fahren. Inklusive Speed-Dating, Freunden mit Zuflucht und David Hasselhoff. Hier gibt’s den spannenden Reisebericht.

„Bist du bescheuert?“ Hat sie das so gesagt oder sprachen da mehr die fassungslosen Augen meiner Frau, als ich ihr meine Idee unterbreitet habe? Im Rahmen der Nachbetrachtung meines Vorhabens bei Spekulatius und Milch versuche ich dieser Frage auf den Grund zu gehen. Zugegeben: von Trier nach Schwarzheide in Brandenburg mit dem Rad, das Ganze eingepackt in drei Oktobertage, das ist dezent ambitioniert. Am vierten Tag noch eine Wettfahrt zu platzieren und in den Abendstunden die Heimreise mit der Deutschen Bahn antreten zu wollen, ruft dann auch bei weiteren Gesprächspartnern ein gewisses Stirnrunzeln hervor. Ja, so ein klein wenig bescheuert muss ich wohl sein.

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Diashow: Mit dem Rad zum Rennen - 796 km quer durch ganz Deutschland!
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Etappe 1: Trier – Ulmbach: Einfach MACHEN

Am Donnerstag, den 17. Oktober, kurz nach halb sechs am Morgen, stehe ich vor meiner Haustür in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands und warte darauf, dass der SRM mit einem kleinen Pieps meinen Start freigibt. Zu Beginn des Jahres unterhielt ich mich mit einem Arbeitskollegen, der noch Monate vorher den Krebs besiegt hatte, über meine sportlichen Vorhaben. Als ich ihm davon berichtete, lange Strecken zu wandern oder auch mal mit dem Rad zum Rennen zu fahren, antwortete er kurz und knapp: „MACHEN“! Eine Aussage, die bei mir hängen bleibt. Mit dem Pieps des SRM geht es los. Machen!

Der angekündigte Regen bleibt mir erspart, mit einem 27er Schnitt schiebt mich der Rückenwind in Richtung Morgendämmerung. Meinen ersten wichtigen Checkpunkt in Ürzig erreiche ich fast 15 Minuten früher als geplant. Über die letzten Ausläufer der Eifel, entlang der Mosel, geht es durch Zell hinein in den Hunsrück. Bis hierher war vieles bekannt. Am Abzweig Richtung Hunsrück beginnt das große Unbekannte. Vor Jahren bin ich in Altlay mal einen Kurzmarathon gefahren, nur bringt mich das nicht weiter. Überwiegend bahne ich mir meinen Weg über Straßen und Radwege. Ein Navi in bekannter Form steht mir nicht zur Verfügung. Ich vertraue auf ein analoges Navi, bei dem ich alle Orte, die ich durchqueren möchte auf Zetteln festgehalten habe, die wiederum auf dem Vorbau festgebunden sind. Acht Minuten nach elf erreiche ich in Niederheimbach die Anlegestelle der Fähre über den Rhein. Zwei Minuten vor der Abfahrt bin ich noch immer im Zeitplan. Für die 2,70 €, die ich beim Fährmann für die Überfahrt berappe, räkle ich mich lasziv auf dem Sonnendeck der Fähre mit geschmeidigen Dehnübungen.

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Von Lorch in den Taunus hinein warten mehr als 25 km stetiges Bergan-fahren durch eine Idylle, die ich spätestens ab Bad Schwalbach richtig wertschätzen kann. Denn auf der B275 kurz vor der A3 produziert sich das Rhein-Main-Gebiet in einem Überangebot an Blechlawine. In Oberems, unterhalb des Feldbergs, rollt die 200 km-Marke unter meinen Rädern hinweg. In Neu-Anspach wartet der erste klassische Tankstellenhappen für Radfahrer auf mich: Mars-Riegel serviert mit Cola. Und dann … dann empfangen mich erneut die Feinstaubwunder in Richtung Wetterau. Mit einem erhöhten Anteil Radweg fühle ich mich etwas sicherer, doch zurück im unermüdlichen Positionskampf auf der Straße ärgern mich verstärkt die SUVs mit ihren dilettantisch vorgetragenen Künsten am Steuer. Sind das wirklich alles Förster oder versteckt sich auch der ein oder andere Mikropenis mit Führerschein unter ihnen?

In Ortenberg, nördlich von Hanau, habe ich das Minimalziel für diesen Tag erreicht. Doch ich will alles und buche meine Unterkunft im Ulmbach. Was sind schon 263 km im Oktober, wenn ich mit 35 km und knapp 600 Höhenmetern mehr an die 300 km-Marke rankommen kann. Im nächsten Ort hab ich das Schilderlesen verlernt. Ich müsste nach links, fahre aber nach rechts. Sechs Kilometer mehr machen den 300er schon ziemlich realistisch. Bei stetig stärker werdendem Regen erreiche ich Birstein. Noch 10 km bis zum Ende. Leer, einfach nur kaputt. In den Beinen und im Kopf. Clif-Bar Nummer fünf und der letzte Tropfen Cola sollen es richten. Meine Überschuhe sind dem Regen nicht mehr gewachsen, meine Lampen und Rücklichter leuchten um die Wette, hoffentlich geht alles gut bei dem Wetter und dem Verkehr. In Rabenstein, 3 km vorm Ziel, überschreite ich die Grenze zu dem erlesenen Kreis der Fahrer, die die 300 km-Marke geknackt haben. Es gibt kein Feuerwerk, dafür eine anständige Brise Landwirtschaft. Geschafft, angekommen, vorbei für heute. Tag eins endet mit einer Übernachtung im Eiche-Rustikal-Tempel in Ulmbach. „Beschwer dich nicht, du hast es dir doch ausgesucht.“, würde meine Frau jetzt sagen. Wie recht sie hat.

Navigation auf die klassische Art mittels Zettel.
# Navigation auf die klassische Art mittels Zettel.
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Strava-Eintrag Tag 1

Nur mit dem Rad!?

Es gab diesen Moment, als ich Mike Schiller, einem der Köpfe hinter dem Fuchsbau-Rennen, schrieb, dass ich nach 2015 noch einmal in Sallgast-Henriette Rennen fahren würde. Wie und wann ich zum Fuchsbau kommen wollte, darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Diese Nachricht liegt zwei Jahre zurück und in dieser Zeit hat sich ein Thema an unsere Fersen geheftet, welches wir, als Bürger endlich ernst nehmen müssen. Klimaschutz.

Klimaschutz geht uns alle an, auch wenn der eine oder andere denkt, mit Davonlaufen oder Ignoranz dem Thema ein Schnippchen zu schlagen. Wir haben kein dickes Zeitpolster mehr, auf dem wir uns ausruhen können, in der Hoffnung, irgendwann die Lösung zu finden. Eine Lösung, die unsere Bequemlichkeit nicht unnötig beeinträchtigt, parallel aber auch nichts kosten soll, sie wird es nicht geben. Auch uns Radfahrer geht das Thema an. Wir konsumieren Rahmen und Anbauteile aus Carbon, die in der Herstellung energieintensiver sind als ihre Kollegen aus Alu und Stahl. Und später belasten sie zum Großteil als Sondermüll unseren Planeten. Ins Trainingslager mit dem Billigflieger, welcher Ausdauer-Hulk kennt das nicht? Nur, um im April schon 10 Watt mehr zu leisten als der Kollege aus dem Winterpokal, der den verschneiten Radweg belagert. Von April bis Oktober wird die Karre vollgepackt, durchs Land oder noch weiter gesteuert, für eine Runde mit dem Zweirad um den vom Borkenkäfer befallenen Fichtenbestand. Bis auf die Trainingslager habe ich Radsport so gelebt, ohne Rücksicht auf die Folgen meines Handelns. Weniger CO2-Ausstoß mit Radsport verknüpfen, das ist mein Ansatz. Also belaste ich für meinen Spiel- und Spaß-Trieb nicht unnötig die Umwelt, zum Rennen geht es in diesen Tagen dann mit dem Rad.

Tag 2: Ulmbach – Naumburg Apolda: Mist, verfahren

Das wird bestimmt mein Tag. Warum auch nicht, denn die Straßen durch die Rhön und den Thüringer Wald sind mir durchaus bekannt, da Thüringen meine Heimat ist und ich später viele Jahre in Fulda gelebt habe. Im Halbdunkel versuche ich mich am kleinen Radservice, lass es aber sein und schütte das Kettenöl mehr blind als bestimmt dorthin, wo ich die Kette vermute. Die erste Stunde läuft wie geschnitten Brot, als wäre der Vortag nie gewesen. Später dann: Wo bis vor kurzem noch Muskeltonus anzutreffen war, findet sich von Mittelkalbach bis tief in die hessische Rhön hinein nur Luft in den Beinen. Ab Gersfeld spendiert mir die Routenplanung 10 km mit mehr als 400 Höhenmetern Kletterarbeit bis zum Heidelstein in der bayrischen Rhön. In Anbetracht der Umstände spendiere ich mir morgens halb zehn in Deutschland ein erstes Gel im Rahmen der Fernfahrt. Doch der Zeitdruck wird nicht weniger, ab 13 Uhr hab ich ein Speed-Date in Oberhof.

Blick in die hessische Rhön.
# Blick in die hessische Rhön.

So zwischen Rhön und Thüringer Wald liegt Christes und bei mir die Qual der Wahl. Folge ich der Straße links oder rechts rum? Beides ist zu lang, durch die Mitte ist kürzer, aber ob das für meine dünnen Reifen so optimal ist? Ein Versuch ist es wert. Zehn Minuten später stehe ich im Wald mit vier verschiedenen Optionen an Wegen, keiner Beschilderung und noch weniger Erinnerung. Ich entscheide mich für die … die schlechteste aller Möglichkeiten und fahre einen noch größeren Umweg. Dreizehn Uhr ist durch, ich befinde mich gerade einmal in Steinbach-Hallenberg und mein Date wartet sehnsüchtig auf mich. Jetzt kann ich nur noch den Kopf zwischen die Schultern nehmen, für einen ansteigenden 14 km-Effort, den ich im Laufe des Tages sicher büßen werde.

In Oberhof herrscht aufgrund seiner Lage am Kamm fast immer ein ungemütliches, nasskaltes Wetter. So auch an diesem Tag, als ich in der Nebelsuppe am Grenzadler Thomas, einen Freund aus meinen radsportlichen Anfängen vor 20 Jahren, zur Begrüßung die Hand reiche. Gerade noch rechtzeitig erwische ich ihn, denn eigentlich wollte er schon wieder heimfahren. „Ist halt auch ziemlich kalt hier oben“ bekennt dieser Kerl in kurzen Hosen. Er, mit seinen fast sechzig Jahren, kennt eigentlich nur gute Form oder überragende Form. Da Thomas, immer wenn wir uns in irgendeiner Konstellation auf dem Rad begegneten, nur den Superlativ seiner sportlichen Qualität griffbereit hatte, freue ich mich auf eine flotte Fahrt weiter Richtung Osten. Für die nächsten 60 km wird Thomas mich aus dem Thüringer Wald hinaus durchs Thüringer Becken begleiten. Sein Windschatten ist durchaus hilfreich, nur an den kurzen Wellen falle ich immer wieder ab. Da ist noch so ein menschliches Bedürfnis, dem ich gern nachgehen würde. Doch Thomas ist gerade so schön im Tunnel. Ob ich ihn fragen kann, kurz zu stoppen? Ach, besser nicht, ich setze auf Wegatmen. Das Gewitter im Nacken ist dann doch schneller als wir und ergießt sich in Bad Berka über uns. Thomas tritt den Heimweg an, unterdessen ich mich für 20 Minuten ins Gebüsch verkrieche.

Schon wieder die 200 km-Marke geknackt, bemerke ich so nebenbei. In Mellingen rechts durchs Gebüsch, ein paar Ortschaften und schon bin ich da. Die lächerlichen paar Kilometer bis nach Naumburg (Saale) krieg ich auch noch hin, so meine wirre Annahme. Meine gruselige Routenplanung, unnötige anstrengende Anstiege, Knieschmerzen links und dunkel ist es auch schon wieder. Aufgabe für diesen Tag! Holter die Polter über Kopfsteinpflaster geht es zu meiner Alternative nach Apolda. Im ersten Hotel ist auch noch was frei. Kann gut sein, dass ich nicht ganz passend gekleidet bin, als ich im Hotelrestaurant in Shorts und T-Shirt aufschlage. Etwas abseits platziert serviert der Ober einen Gruß aus der Küche. „Gruß zurück!“ möchte ich ihm ausgehungert entgegnen. Satt werde ich für diesen Tag dann aber doch noch.

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Strava-Eintrag Tag 2

Tag 3: Apolda – Schwarzheide

Hätte ich Naumburg am Tag zuvor erreicht, dann wäre ich am dritten Tag meiner Reise nicht schon wieder mit mehr als 200 km konfrontiert gewesen und könnte locker flockig Richtung Brandenburg starten. Konjunktiv ist leider nicht. Mit Verspätung geht es raus aus dem Hotel. An Feldern und Wiesen vorbei in Richtung Naumburg. Eigentlich ist Naumburg nicht meine direkte Verbindung nach Schwarzheide. Doch um meine Frau zu überzeugen, dass dieser Trip sehr wichtig ist für meine Entwicklung als Radsportler, habe ich ihr versprochen, ein paar Schnappschüsse in der Stadt ihrer Großeltern zu machen.

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Kurz vor Neun verlasse ich Thüringen und erreiche Sachsen-Anhalt. Nach einer Extra-Runde durch Naumburg, gefolgt von den versprochenen Schnappschüssen, richte ich mich für meine nächste Verabredung mit dem Regen. Sie soll mehrere Stunden dauern. Nach Schönburg an der Saale ist nicht mehr viel Schönes für mich im Angebot. Der Regen nervt, teilweise verfehle ich in jeder Ortschaft den richtigen Abzweig, ich bin genervt von mir selbst. Tagebau Profen gefolgt vom Tagebau Vereinigtes Schleenhain ziehen mich nicht wirklich in ihren Bann, mit den Unterarmen auf der Lenkstange passiere ich den eher trostlos wirkenden Abschnitt meiner Reise.

Meine Wegfindungsstörung bekomme ich im Verlauf des Tages immer besser in den Griff. Auch mein Tempo nimmt nach und nach wieder seriös an Fahrt auf in Richtung Grimma. Bei aller Fokussierung auf Vortrieb fallen mir doch ein, zwei schöne Fleckchen in Grimma und dem anschließenden Muldental ins Auge. Als nächsten Meilenstein habe ich die Elbe im Pflichtenheft. Durch Oschatz und dann, dann müsste ich bald nach Strehla kommen, dem Ort an der Elbe, wo eine Fähre mir die Überfahrt ermöglichen sollte. Als ich in Strehla ankomme, habe ich 175 km auf der Uhr, wo ist nur die Tankstelle? Die Ruine einer Tankstelle schiebt sich ins Blickfeld. Unterzucker ist der Zustand, in dem ich mich gerade befinde und nach schlechten Scherzen steht mir nicht der Sinn. Ein Passant gibt Entwarnung, nur ein paar Meter weiter hat der Einzelhändler für Kraftstoffe seine Pforten geöffnet. Geld spielt keine Rolle, Hauptsache Essen und Trinken. Auf allen Vieren hänge ich kauend vor meinem Rad und fülle Trinkflaschen ab, jetzt muss ich weiter.

Fährmann Herr Schubert transportiert mich für schmales Geld mit der Nixen-Fähre über die Elbe. Der Herr an der Tankstelle meinte noch „Vielleicht 40 km bis nach Schwarzheide.“ Und im Nachsatz ergänzt er: „Aber ich weiß es nicht genau, da war ich noch nie.“ Ich war da auch noch nie, aber ich will so schnell wie möglich dorthin. Google Maps sagt 60 km! Noch einmal mehr als zwei Stunden im Sattel. Will ich das überhaupt noch? Konsterniert nach Hilfe suchend schaue ich mich um. Der vermutlich einfachste Tag meiner Reise und für einen Moment denke ich an Aufgabe. Mach ich aber nicht.

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Nach zwei planlosen Versuchen ein Waldgebiet zu durchqueren, hänge ich auf einer stark befahrenen Straße immer mit dem Blick auf der Tachonadel. Nicht unter 30 km/h fahren, rede ich mir ein. In Gröditz an Tankstelle Nr. 2 für den Tag bekomme ich die Schlusssequenz der Bundesligaspiele mit. So ein Mist, es ist viertel nach fünf, ich verpasse meine Ankunftszeit für diese Etappe. Ich verlasse die Bundesstraße und fahre über Landstraßen nach Brandenburg. Lange gerade Abschnitte mit einer landschaftlichen Monotonie nagen an mir.

In Plessa biege ich ab auf die B169. Es gibt keinen Radweg, dafür gelegentlich ein Kreuz an einem der Bäume rechts und links der Straße. Es ist schon lange dunkel und die Autos überholen mich mal mit mehr, mal mit gar keinem Seitenabstand. Das ist kein Unbehagen mehr, bei mir fährt auf den letzten Metern eine Portion Angst mit. Als Holger kurz vor Schwarzheide auf mich wartet, bin ich erlöst. Noch ein paar Meter im Windschatten über Nebenstraßen, dann schieben sich die Bremsbeläge ein letztes Mal an diesem Tag gegen die Scheiben. Angekommen.
Aus den Umrissen eines Wohnhauses dringt ein wohliges warmes Licht nach draußen. Steffi steht in der Tür, sie nimmt mich zur Begrüßung in den Arm. Ich rieche wie ein Puma, von meinem Bewegungsmuster, dass einem toten Pferd ähnelt ganz zu schweigen, doch das scheint fürs Erste nicht zu stören.

Meine Herbergsfamilie für die kommende Nacht sind Steffi, Holger (im weiteren Verlauf Holle genannt) und Sohn Janik Koßack. Kennengelernt haben wir uns vor etwas mehr als neun Jahren über den Radsport. Auch wenn die Gemeinsamkeit durch ein Rennteam nicht mehr existiert, so behalten wir einander im Auge. Holle und Janik haben schon bei einer der ersten Auflagen das Fuchsbau-Race mit einem Tandem mitgenommen. Holle ist der Tüftler mit einem flotten Spruch zu jeder Gelegenheit. Janik trägt seine Socken über der Hose und hat selbst bei diesem schrägen Look mehr Talent in den Schnürsenkeln für sein Zweirad als ich mir in zwanzig Jahren Radsport wünschen konnte. Steffi ist die schlagfertige Orga-Chefin und die Königin für ihre beiden Kerle. Als ich nach einer Zuflucht für 22 bis 23 Stunden angefragt hatte, war die Sache schnell klar. Jetzt sitz ich das erste Mal in drei Tagen stressbefreit am Tisch, das Abendessen gleicht einer Zeremonie. Endlich mal Konversationen, die nicht von Worthülsen wie: „Danke“, „Bitte“, „Die Rechnung der Herr“ oder „Noch einen schönen Abend“ geprägt sind.
Von Trier nach Schwarzheide in drei Tagen, das hab ich wirklich geschafft. Ich bin schon ziemlich begeistert von mir selbst.

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Strava-Eintrag Tag 3

Das sechste Radsportmonument

Warum fahre ich 796 km mit dem Rad durch Deutschland, erlebe dabei sieben Bundesländer, überquere zwei Flüsse per Boot, lass mich an sechs Tankstellen abzocken für ein wenig koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk und hab so irgendwie Aua mit meinem rechten Knie. Genau, das Ziel von drei Tagen Dauersehnsucht ist das Fuchsbau-Race am Ende der Kastanienallee in Sallgast-Henriette.

Meine Freunde aus diesem Bereich Deutschlands fuhren schon vor vielen Jahren immer im Oktober das Fuchsbau-Race. Im Nachgang malten sie mit Worten Bilder, von deren Strahlkraft ich mich selbst überzeugen wollte. So war ich 2015 bereits schon einmal zu Besuch in Brandenburg und wurde nicht enttäuscht. Damals, wie an diesem Sonntag im Oktober 2019 ist da ein Stück Wald, durch den ganz viele kleine Pfade führen, die zusammen einen Rundkurs bilden, der ehrlich ist. Ein gutes Auge wird verlangt, eine seriöse Fahrtechnik, Kondition und Kraft in ausreichender Form, gewürzt mit einer Brise Mut und fertig. Mehr braucht es nicht, um in Henriette kurz vorm Mittagstisch sich 70 – 80 Minuten gepflegt aus den Schuhen zu fahren. Im Start-Ziel-Bereich werden Hopfenkaltschale und Brause zur Bratwurst gereicht. Zuschauer und engagierte Veranstalter sind mit guter Laune dabei, sie machen die Sache rund. Vor zwanzig Jahren begann meine persönliche Radsportgeschichte genau mit solchen Rennen. Und hier in Brandenburg wird kein megakrasses Bike-Race weg-evented. Fuchsbau ist Radrennen, ohne großen Schnulli-Bulli, halt so wie alles für mich begann, einfach richtig gelungen.

Think pink, drink green – Mario ist nie ganz vergessen.
# Think pink, drink green – Mario ist nie ganz vergessen.

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