Downhill World Cup 2019 – Val di Sole: 4 Gewinnt – Fotostory vom Finale
Was haben Laurie Greenland, Marine Cabirou, Tuhoto-Ariki Pene und Mille Johnset gemeinsam? Richtig: Bislang konnten sie alle noch keinen World Cup in ihrer jeweiligen Kategorie gewinnen. Val di Sole sollte sich als der große Wendepunkt erweisen – ein denkwürdiges Finale hat für Ergebnisse gesorgt, mit denen so vorher wohl niemand gerechnet hätte.
Nach der Qualifikation am Vortag, die aufgrund eines heftigen Unwetters zwar nicht gänzlich ins Wasser gefallen ist, aber für sehr ungewöhnliche Ergebnisse gesorgt hat, wurde das Finale in Val di Sole mit Spannung erwartet: Würden sich die etablierten Fahrer wie schon so oft in dieser Saison durchsetzen? Oder gelingt es den bis dato eher unbekannteren Profis, sich zu den Königen und Königinnen im Tal der Sonne zu krönen? Um die Antwort vorwegzunehmen: Letzteres ist eingetroffen, denn mit Laurie Greenland, Marine Cabirou, Tuhoto-Ariki Pene und Mille Johnset wurde jede Kategorie von einem Profi gewonnen, der bislang noch nicht auf der höchsten Stufe des Podests stand.
Den Auftakt des Tages machten am frühen Morgen bei strahlendem Sonnenschein, aber noch relativ schmierigen Bedingungen die Juniorinnen. Vali Höll konnte sich zwar in der Qualifikation durchsetzen, doch ihr Vorsprung war ungewohnt knapp – man hat ihr das ganze Wochenende über angemerkt, dass sie nicht voll in ihrem Element ist. Das sollte sich im Finale bewahrheiten: Mit einer beherzten Fahrt und direkten Linien, die sonst keine andere Juniorin genommen hat, war es am Ende die Norwegerin Mille Johnset, die sich den ersten World Cup-Sieg ihrer Karriere sichern konnte. Anna Newkirk, die am Vorabend bei der Fourcross-Weltmeisterschaft einen beachtlichen 5. Platz geholt hat, musste sich in Val di Sole mit Rang 3 begnügen.
Bei den Junioren ging es extrem knapp zur Sache – am Ende war es der Neuseeländer Tuhoto-Ariki Pene, der sicherlich sehr überrascht über den ersten Sieg auf internationaler Bühne gewesen sein dürfte. Auch mit Zak Gomilscek auf Platz 2 dürfte eigentlich niemand gerechnet haben. Die drei schnellen Kanadier Lucas Cruz, Seth Sherlock und Elliot Jamieson, die in der Quali alle jeweils in den Top 4 waren, hatten ihr Pulver scheinbar schon am Vortag verschossen. Und auch für den großen Junioren-Dominator Thibaut Daprela war das Wochenende in Val di Sole eines zum Vergessen: Bei seinem Sturz im Quali-Lauf hat sich der Franzose scheinbar schwerer an der Hand verletzt. Er konnte im Finale zwar unter starken Schmerzen starten, musste aber erneut eine Bodenprobe nehmen. Für ihn steht nun vor Lenzerheide noch ein Besuch auf dem Krankenhaus auf dem Plan – wir hoffen, dass der Nachwuchs-Überflieger ohne eine hartnäckige Verletzung davongekommen ist. Die deutsche Nachwuchs-Hoffnung Hannes Lehmann hat hingegen gezeigt, dass er mit extrem schwierigen Strecken scheinbar sehr gut zurechtkommt. Für ihn ist am Ende ein sehr guter 7. Platz rausgesprungen.
Die Französin Marine Cabirou war schon mehrfach kurz davor, den ersten World Cup ihrer Karriere zu gewinnen – zuletzt in Les Gets, wo sie bei ihrem Heimrennen nur der Australierin Tracey Hannah den Vortritt lassen musste. In Val di Sole ist der Knoten nun endlich geplatzt. Die Scott Factory-Fahrerin hat die Konkurrenz auf der harten und langen Strecke in Grund und Boden gefahren: Fast 12 Sekunden Vorsprung auf Platz 2 und knapp 20 Sekunden auf Platz 3 sind eine riesige Ansage. Die Lokalmatadorin Veronika Widmann ist in ihrem Finallauf gestürzt, konnte sich am Ende aber dennoch über Rang 4 freuen. Noch etwas unsanfter ist Nina Hoffmann im Finale zu Boden gegangen. Den spektakulären Sturz hat sie im Gegensatz zu ihrem Arbeitsgerät glücklicherweise unbeschadet überstanden. Zu Bruch gegangen sind dabei unter anderem der Rahmen und das Vorderrad – ein Indikator dafür, wie heftig die Strecke in Val di Sole ist und wie schnell ein kleiner Fehler zu großen Konsequenzen führen kann. Sandra Rübesam ist nach einer starken Qualifikation in ihrem Finale fast gestürzt und hat im Anschluss ihren Rhythmus nicht mehr gefunden. Für sie hat es am Ende zu Platz 13 gereicht.
Nach der verregneten Qualifikation war die Startreihenfolge der Männer alles andere als gewöhnlich: Mit Joe Breeden, Davide Pallazari, Forrest Riesco, Jack Reading und Faustin Figaret gingen am Ende gleich fünf Fahrer auf die Strecke, die für gewöhnlich kaum Siegeschancen haben. So kam es dann auch in Val di Sole: Nach dem überragenden Lauf von Laurie Greenland war das Finale eigentlich schon entschieden. Mit einem Vorsprung von fast 3 Sekunden auf den bis dato führenden Loïc Bruni kam der junge Brite über die Ziellinie geschossen. Wie er es geschafft hat, im Ziel anzuhalten, ist uns ein Rätsel – schließlich sah sein Vollgas-Lauf so aus, als hätte ihm sein Mechaniker vorm Finale kurzerhand beide Bremsen demontiert. Danny Hart und Greg Minnaar hätten wohl beide ein Wörtchen mitreden können um den Sieg – doch der Südafrikaner hatte in seinem Lauf einen kleinen Sturz, der alle Siegeschancen zerstörte, und Danny Hart hatte einen Plattfuß am Hinterrad. Umso beeindruckender ist der fünfte Platz des Briten, der auf der Black Snake-Strecke schon Weltmeister werden konnte. Am lautesten war der Jubel allerdings für die beiden Italiener Johannes von Klebelsberg und Davide Pallazari, die mit den Rängen 12 und 13 extrem starke Ergebnisse bei ihrem Heim-Weltcup einfahren konnten. Trotz eines ebenso starken Ergebnisses war der Österreicher David Trummer fast schon etwas angefressen: Er konnte mit Platz 6 zwar das beste Ergebnis seiner Karriere einfahren, verpasste das Podium aber um weniger als eine Zehntelsekunde. Dennoch: Der gierige Racing Dude fährt eine unfassbar starke Saison und kommt immer besser in Fahrt. Am Ende waren aber alle Augen auf Laurie Greenland gerichtet, der in Anbetracht seines ersten World Cup-Sieges sein strahlendstes Blend-A-Med-Lächeln ausgepackt hat – und damit außerdem die französische Dominanz im Downhill World Cup durchbrechen konnte.
Juniorinnen
1 – Mille Johnset – 5:06.790 min
2 – Vali Höll – 5:07.885 min
3 – Anna Newkirk – 5:33.795 min
Junioren
1 – Tuhoto-Ariki Pene – 4:09.626 min
2 – Zak Gomilscek – 4:09.965 min
3 – Kye A’Hearn – 4:10.044 min