Herzlichen Glückwunsch, GM Marius Deuer!
Quizfrage: Wer ist der bisher einzige gebürtige Ulmer, der den Großmeistertitel erringen konnte? Die Antwort lautet natürlich GM Klaus Bischoff!
Nun gibt es seit einigen Tagen einen zweiten Großmeister mit Ulmer Vergangenheit. Die Meldung ist zwar schon einige Tage alt, dennoch dürfen natürlich auch auf unserer Seite die Glückwünsche nicht fehlen. Marius Deuer hat beim diesjährigen El Llobregat Open seine letzte Großmeisternorm erfüllt. Und nicht nur diesen großartigen Erfolg darf Marius in diesem Jahr feiern, sondern auch ein Jubiläum: ziemlich genau vor 10 Jahren, am 05.10..2015, trat Marius im zarten Alter von 7 Jahren der Weißen Dame Ulm bei. Seit seinen ersten Schritten beim Schachzentrum Bemerode und schließlich in Ulm stand Marius‘ Talent für das königliche Spiel außer Frage. Unter den Fittichen von Johannes Bathray begann Marius‘ kometenhafter Aufstieg, der in einzelnen Schlaglichtern auf unserer alten Webseite dokumentiert ist. Neben Highlights wie der Bronzemedaille bei der DJEM 2020, wo Marius zwei Altersklassen höher antrat, oder der Jugendweltmeisterschaft in China findet sich fast auf den Tag genau vor 5 Jahren eine Meldung über Marius‘ ersten Sieg gegen einen Großmeister. In einer Partie, gegen die jede Achterbahnfahrt im Europapark verblasst, konnte Marius mit GM Petro Golubka seinen ersten Großmeister bezwingen. Nur wenige Monate später gelang Marius ein weiterer Meilenstein auf seinem Weg in den Olymp der Schachwelt: er erspielte sich im Alter von 12 Jahren den FM-Titel, worüber wir hier euphorisch berichteten. Der FM Titel ist inzwischen längst Geschichte, wurde bald vom IM Titel abgelöst und nun nach etlichen weitere tollen Erfolge vom höchsten Titel, den es in unserem Sport zu erringen gibt. Diesen sicherte er sich bereits ein Runde vor Schluss mit einem soliden Weißremis gegen GM Pranesh M. Entscheidend für den großen Erfolg war dabei ein spektakulärer Schwarzsieg in der Runde zuvor:
Nach 15-zügiger wilder Caro-Kann-Theorie fand sich Marius nach 24 Zügen in folgender chaotischer Stellung wieder. Schwarz hat einen Turm und zwei Bauern gegen das weiße Läuferpaar, doch entscheidender wird die Stellung beider Könige sein. Welcher der beiden Monarchen steht hier schlechter?
24…c3!
Marius findet den einzigen Zug, der Schwarz in Vorteil bringt! Die schwarze Dame droht nun gewinnbringend mit De2+ einzudringen, was Weiß mit seinem nächsten Zug verhindert.
25. Te1 f5!
Als Großmeister in spe findet Marius natürlich auch den nächsten einzigen Zug! Es war wichtig, das weiße Gegenspiel am Königsflügel zu unterbinden. Falls Schwarz, wie der Schreiber dieser Zeilen naiver weise versuchte, mit 25…Sc6?? analog zur späteren Partiefortsetzung den schwachen Punkt d4 aufs Korn zu nehmen, spielt Weiß selbst 26. f5!, und plötzlich droht dem schwarzen König Ungemach! Nach 26…gxf5 27.gxf5 müsste Schwarz schon 27…Db2 finden, um noch im Spiel zu bleiben, da ansonsten die weiße Dame mit fatalen Folgen in das schwarze Lager eindringen könnte.
26. h3 Sc6! 27. Lf2 Dc4 -+ und Schwarz gewinnt den d4-Bauern, wonach die weiße Stellung zusammenbricht. Der schwarze Angriff mündete schließlich in folgende Endstellung:
Herzlichen Glückwunsch, Marius! Wie es für ihn weitergeht, kann man dem sehr schönen Bericht von den Perlen vom Bodensee entnehmen: erst einmal Abitur, danach ein Schachjahr. Die Weiße Dame Ulm wird den weiteren Weg von Marius gespannt verfolgen – und wünscht natürlich nur das Beste.
Einen weiteren Artikel über Marius inklusive Interview gibt es beim Deutschen Schachbund.

