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Starker Auftakt in der 2.Frauenbundeliga

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6:0 und 5,5:0,5 – so etwas war wohl noch nie da…

2.FBL · 20.-21.9.2025 · Karlsruhe · © Stefan Haas

Zum Auftakt der neuen Saison bekamen wir es mit den gleichen Teams zu tun, die wir vor acht Monaten auch schon bei unserem letzten Heimspiel begrüßen durften. Die Kämpfe verliefen damals recht unerfreulich; trotz DWZ-Überlegenheit verloren wir gegen Nürnberg 1½:4½ und kamen gegen Regensburg nicht über ein 3:3 hinaus. Nicht nur dem Mannschaftsführer war daran gelegen, diese Scharten auszuwetzen, weshalb wir auch quasi in Bestbesetzung antraten, während unsere Gegnerinnen ein paar Ausfälle zu verzeichnen hatten – und es gelang in großartiger Weise.

    Karlsruher SF 1853 2089 6 : 0 SC NT Nürnberg 1884 4,57
1 WGM Georgescu, Lena 2245 1 : 0 Romanova, Kateryna 2108 0,69
2 WGM Schmidt, Jessica 2164 1 : 0 Albayrak, Berrak 1931 0,79
3 W I M Kiefhaber, Veronika 2076 1 : 0 Albayrak, Nese Pinar 1829 0,81
4 Haug, Mara 2059 1 : 0 Bräuer, Vanessa 1868 0,75
5 Doll, Rebecca 1965 1 : 0 Neumeier, Valentina 1823 0,69
6 Dr. Rubina, Tatiana 2027 1 : 0 Averkova, Olena 1744 0,84

Schon nach etwa 90 Minuten verkündete Rebeccas Vater, ein 6:0 läge in der Luft. Da war das Schlimmste auch schon überstanden: Tatianas Gegnerin begann aggressiv und opferte erst zwei Bauern (den zweiten zu nehmen war wohl etwas zu gierig), dann eine Qualität und einen Springer, wofür Tatianas König übers halbe Feld rennen musste. Das war sicher eine exzellente häusliche Vorbereitung; das fünfzügige Matt (inkl. zweier stiller Züge) fand ihre Gegnerin am Brett dann jedoch nicht, gab das falsche Schach und Tatianas König entkam. Den ersten Punkt lieferte aber Lena, die ihre Gegnerin im Mittelspiel überspielte und eine erfolgreiche Königsjagd inszenierte. Kurz darauf hatte Tatiana ihren Mehrturm in einen Punktgewinn verwandelt. Mara und Rebecca stellten dann nach knapp vier Stunden fast zeitgleich unseren Sieg sicher. Mara eroberte durch Komplikationen in der Eröffnung einen Bauern, wonach ihr König aber etwas entblößt wurde. Durch ein raffiniertes Manöver gelang es ihr jedoch, den gegnerischen Turm mitten auf dem Brett gefangen zu nehmen, und der Rest war saubere Technik. Rebecca hatte im frühen Mittelspiel eine Figur für zwei Bauern erobert und übte nun zunehmend Druck aus, holte einen Bauern zurück und öffnete schließlich durch die Rückgabe der Figur die Stellung, wonach Matt oder Damenverlust unvermeidbar war. Knapp eine Stunde später endeten dann die Partien von Jessica und Veronika ebenso erfolgreich: Veronika hatte nach einem taktischen Fehler ihrer Gegnerin im 13. Zug durch eine typische Drachenkombi einen Bauern gewonnen und gleich darauf die Damen getauscht; die restlichen rund 50 Züge konnte man dann eigentlich nur mit dem KSF-typischen Jargon-Ausdruck „b.n.a-Phase“ beschreiben. Deutlich spannender war es bei Jessica. Hier wogte der Kampf rechts ausgeglichen hin und her, bis die Gegnerin im 38. Zug etwas übermotiviert die Stellung öffnete und Jessica sich nicht zweimal zum Exekutieren bitten ließ.

Am Sonntag sollte plangemäß Julia an Stelle von Tatiana spielen, musste aber leider krankheitsbedingt absagen. Glücklicherweise konnte Anna einspringen.

    SCB Regensburg 1881 1867 ½ : Karlsruher SF 1853 2040 1,69
1 Bardorz, Jana 2066 0 : 1 WGM Georgescu, Lena 2245 0,26
2 Bauer, Laura Sophie 1907 ½ : ½ WGM Schmidt, Jessica 2164 0,19
3 Leuchsenring, Christ. 1853 0 : 1 W I M Kiefhaber, Veronika 2076 0,22
4 Prinzen, Siri Marleen 1820 0 : 1 Haug, Mara 2059 0,20
5 Oberhofer, Marie 1772 0 : 1 Doll, Rebecca 1965 0,25
6 Wetzler, Sophia 1784 0 : 1 Juszczak, Anna 1729 0,58

Anna mit Schwarz machte mir etwas Sorgen, doch als ihre Gegnerin die Eröffnung nicht zu ambitioniert anging, war ich beruhigt. Anna entwickelte Druck am Königsflügel, doch der verfrühte Einschlag auf h3 kostete eine Figur, und kurz darauf ging auch noch eine Qualität verloren. Dafür hatte sie zwei Bauern, von denen sich einer aber bis h2 durchgefressen hatte. Dann verbuchte Rebecca den ersten Punkt. Ihr Anti-Drachen-Königsangriff erzwang schnell Materialgewinn. In der Zeitnotphase gelang es Anna, starken Druck am Königsflügel aufzubauen und den fehlenden Turm glücklich zurückzugewinnen, worauf ein ausgeglichenes Springerendspiel entstand, in dem der gewaltsame Gewinnversuch ihrer Gegnerin nach hinten losging. Ein Doppelschlag von Lena und Mara entschied dann auch diesen Kampf für uns. Lenas Gegnerin könnte dabei unterschätzt haben, dass Lena in bestimmten klassischen Eröffnungen über sehr tiefe Mittelspielkenntnisse verfügt, das Wechselspiel zwischen Raum und Material gut beherrscht, schnell von Positionsspiel auf Angriff umschalten kann und gut mit asymmetrischen Endspielen umgehen kann. Mara hatte im Mittelspiel leichten Vorteil mit dem Läuferpaar gegen das gemischte Doppel und gewann dann auch noch einen Bauern; das Endspiel kippte jedoch und ein Verlust bahnte sich an, doch Mara konnte das Steuer nochmal herumreißen und im Bauernendspiel gewinnen. Veronika kämpfte sich durch ein ausgeglichenes Mittelspiel, bis ihre Gegnerin „Galoppers delight“, d.h. die Konstellation mit dem guten Springer gegen einen schlechten Läufer, zuließ. Der Rest war dann sicher das reinste Vergnügen. Die längste Partie spielte erneut Jessica. Sie hatte sich auf einen geschlossenen Spanier eingelassen und für etwas Druck auf dem Damenflügel einen starken Angriff auf ihren König zugelassen; nach der Zeitkontrolle stand sie auch klar besser, doch die Stellung entglitt ihr und sie wanderte dicht am Verlust entlang, fand am Ende aber doch noch ein Dauerschach.

In beiden Kämpfen haben wir in einzelnen Partien Glück gehabt, die Siege waren insgesamt aber nicht ganz unerwartet und verdient, fielen aber möglicherweise ein Pünktchen zu hoch aus. Damit liegen wir erst mal an der Tabellenspitze; im November treffen wir in Mainz auf die Gastgeber und Gernsheim, die zusammen mit dem heute überraschend erfolgreichen Garching um den Abstieg spielen sollten.

Für ihre wertvolle, leider nicht selbstverständliche Unterstützung bedanke ich mich bei Simon Kossert (beim Aufbau), Holger Kiefhaber, Anastasia Sabelfeld und Schiri Tobias Göttel (beim Abbau).

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