10 Fragen an Wolfgang Max Schmitt
Wolfgang Max und Andrea Schmitt (Bildquelle: Wolfgang Max Schmitt)
Kennen Sie das Motto von Wolfgang Max Schmitt? Falls ja, haben Sie schon einiges über sein Wesen herausgefunden. Klaus Link verfasste, anlässlich des 60. Geburtstags von Wolfgang, einen Beitrag mit dem WMS-Motto in der Überschrift: „Ein Leben ohne Schach ist möglich, aber sinnlos“. Hier lugt schon einiges von Wolfgang’s Humor zwischen den Strichen und Punkten des Mottos hervor. Es gibt kaum ein Thema, zu dem Wolfgang Max nicht eine mit seinem feinsinnigen Humor vorgetragene Andekdote kennt. Wie bei seinem Leib- und Magenturnier Rock Meets Chess die Beleuchtung ausfiel. Wie er den Leiter des Schiedsrichterkurses zum Thema Sommerzeit bei Schachuhren befragte. Usw., usw., usw… Längere Gespräche, insbesondere Telefonate, mit Wolfgang Max haben meistens Nebenwirkungen, lang anhaltenden Kater der Muskeln, die beim Schmunzeln und Lachen mitwirken.
Mit über 40 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit und, wie wir anhand der Antworten auf unsere Fragen sehen werden, zahlloser anderer Interessen ist Wolfgang Max dem Schachsport seit der Jugend immer treu geblieben. Als Dauergrenzgänger zwischen dem Allgäu und Unterfranken profitierten beide Verbände von seinen vielen guten Ideen, seinem hohem Engagement und seiner empathischen, humorvollen Art. All das würdigte der USV in 2024 mit der Ehrennadel in Silber. Aber auch am Schachbrett findet man Wolfgang deutschlandweit bei Turnieren, die zu ihm und zu denen er passt.
Als Sonntags-Glückskind erblickte Wolfgang in den warmen Sommertagen des August 1959 das Licht der Welt. Er berichtet von einer tollen und unbeschwerten Kindheit, bevor er den Ernst des Lebens mit viel Spaß anfing zu meistern. Seine Neugierde und Spaß am Neuen lassen sich an vier verschiedenen Berufen und einer Meisterprüfung ablesen. Schon sehr kurz nach seiner Hochzeit mit Andrea 1984 ging es ein Jahr später in das schöne Allgäu. Beeindruckende 35 Jahre lang verblieb Wolfgang im Allgäu, arbeitete, lebte und spielte Schach in Sonthofen, Blaichach und Burgberg. 2020 führte ihn und Andrea der Lebensweg, aus privaten Gründen, zurück in das nördliche Unterfranken, nach Bad Neustadt. Die Pflege der Schwiegermutter machte diesen Schritt erforderlich.
Seit November 2024 genießt Wolfgang Max den wohlverdienten Ruhestand. Oder das, was er darunter versteht. Denn es steht jetzt im Vordergrund, was vorher zu kurz kam: Schwimmen, Radeln, Walken, Wandern, Kino, Musik, Reisen, Seniorenschachturniere, Piaggio Dreiradtouren und das Handy ausschalten. Alles natürlich immer in Begleitung seiner lieben Frau Andrea. Da kommt für beide viel Freude auf.
Frage 1: Wie bist Du zum Schach gekommen und was hat Dich dort gehalten?
Mein Vater, Helmut Schmitt hat mir das Schach spielen beigebracht. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich ihn endlich einmal am Brett schlagen. Danach durfte ich in den Schachklub 1933 Bad Neustadt eintreten. Das war im Jahre 1973.
Frage 2: Die berühmte gute Fee gewährt Dir jeweils einen Wunsch im Schachsport und einen allgemeinen. Wie entscheidest Du Dich?
Im Schach ist das einfach. Im Schachhimmel „Rock meets Chess“ weiterspielen. Mal schauen ob Bobby Fischer das Event auch mal gewinnt. Und ganz wichtig für die Rocker im Schach. Die gute und unsterbliche Rock-Musik in den himmlischen Sphären. Das wäre es doch !!!
Im allgemeinen denke ich da an das Endspiel der Fußball Weltmeisterschaft im Jahre 2060. Da „LIVE“ im Stadion dabei, ein Traum, der dank der Fee in Erfüllung geht. Vielleicht liegt der Termin auch noch günstig, damit auf der Reise auch noch der 101. Geburtstag gefeiert werden kann.
Frage 3: In Deinem Lebenslauf findet man auch nicht alltägliche Tätigkeiten wie Stadionsprecher beim 1. FC Sonthofen oder Moderator einer Sportsendung im Radio AllgäuHIT. Gibt es aus dieser Zeit Anekdoten, die Du mit uns teilen möchtest?
Die Zeit am Mikrophon ist mit das schönste und intensivste, was ich je erlebt habe. Ich habe unzählige Weltmeister, Europameister, Deutsche Meister, Persönlichkeiten aus Sport und Politik interviewt.
Die Deutsche Frauen Nationalmannschaft spielte in Sonthofen. Kurz vor der Halbzeit klopft es an der Sprecherkabinentür. Mein Kollege öffnete und eine junge nette Dame fragte höflich nach Wolfgang, mit dem Sie ein Interview in der Halbzeitpause machen sollte.
Es war niemand geringere als Simone Laudehr. Siegtorschützin im WM Endspiel 2007 zum 2:0 Sieg gegen Brasilien. Cool und ein tolles Gespräch mit ihr, zu hören über die Stadionlautsprecher.
Zu einem Trainer hatte ich ein ganz nettes und gutes Verhältnis. Nach jeder Pressekonferenz sprachen wir kurz und abseits der Öffentlichkeit über das eine und das andere. Es war nach dem fünften oder sechsten Interview, mit ihm, da eröffnete er mir das er beim FC Augsburg II gekündigt hat und sich beim SC Freiburg, SSV Ulm und Mainz 05 beworben hat. Ich wünschte ihm alles Gute für seine Zukunft. Aus der Zeitung erfuhr ich Wochen später das er nach Mainz gegangen ist. Alles andere ist deutsche Fußball-Geschichte. Es war Thomas Tuchel, der von Mainz nach Dortmund ging, mit FC Chelsea die CL gewann, beim FC Bayern anheuerte und nun Nationaltrainer von „good old England“ ist.
Frage 4: Was ist Dein Lieblings-Reiseziel und warum?
Es dürfte sich um Schottland handeln. Die Landschaft, der Whiskey und die Musik. Das ist Magie, das hat seinen eigenen Reiz.
Frage 5: Du betreust seit vielen Jahren Kinder und Jugendliche in Schulschach AG’s bzw. jüngst auch als Schachlehrer. Was sind Deine Beobachtungen? Und wie bekommt man die begeisterten Schüler langfristig an den Schachsport gebunden?
Kinder dem Schachsport näher zu bringen ist wirklich eine sehr schöne Aufgabe. Aber gleichzeitig eine nicht ganz einfache Herausforderung. Wie in jeden Sport verstehen und können die einen schneller und besser das Gelernte umsetzen. Andere stehen am Beginn sprichwörtlich wie der „Ochs vorm Berg“. Aber die Kunst ist es nun, mit Geduld, alle einzufangen und für die 64 Felder zu begeistern. Schulschach ist das eine, im Verein zu spielen das andere. Hier ist meine Erfahrung, dass der Wechsel von der Schulbank in den Verein nicht sehr vielen Kids gelingt. Die Gründe hierfür erschließen sich mir noch nicht gänzlich. Ich hoffe nun, dass es mir mit meiner Schachklasse in Hohenroth an der Grund- und Hauptschule gelingt, dies einmal zu ändern. Allerdings hat man nur gute Karten, wenn man die Schulleitung hinter sich hat. Und da habe ich wirklich Glück. Beste Voraussetzungen, vom Spielmaterial über den Klassenraum bis hin zur Medientafel, zum Ende meiner Schachlehrer Tätigkeit ein wirklicher Traum.
Frage 6: Du gewinnst eine Reise ins All als Weltraumtourist. Bist Du dabei? Und warum?
Nein, da bin ich nicht dabei. Ich habe ja schon einige nette Zeitgenossen gedanklich auf den Mond geschossen. Diese da im „Luftleeren Raum“ anzutreffen keine gute Idee.
Frage 7: Dein Geheimnis für körperliche und geistige Fitness?
Vielleicht habe ich gute Gene von meinen Eltern erhalten. Auch meine Frau Andrea pflegt mich gut. Es ist auch der Lebensstil. Genießen und Lachen, lachen, lachen mit Abwechslung ohne Ende. Ganz wichtig: immer etwas Neues machen. Wandern und Fahrrad fahren in der Rhön runden die Sache ab. Und wenn es weiter weg gehen soll hilft mir mein Motorrad, mein altersgerechtes Dreirad, bei herrlichen Tages- und Wochenendausflügen.
Frage 8: Welches Buch, welche Schallplatte (!) und welcher Film müssen mit auf die einsame Insel?
Das Buch „Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk
Die LP von Manfred Mann’s Earthband „WATCH“
Der beste Film aller Zeiten „Forrest Gump“
Frage 9: Welchen Schachspieler bewunderst Du am meisten und warum?
Das ist heute Garri Kasparow aus mehreren Gründen. Er fördert mit seiner „Chess Foundation Europe“ das Schulschach. Er war und ist ein Kämpfer, sowohl im Leben als auch im Schach bis hin zum Weltmeister. Als Jude geboren, musste er, mit 12 Jahren, seinen Namen ändern. Von Geburt an hieß er nämlich Garik Weinstein. Später, aus politischen Gründen, verließ er sein Heimatland Russland. Er war auch mit einer der ersten bekannten Sportler der vor Putin in Russland gewarnt hatte. Dafür saß er sogar im Gefängnis. Garri wurde da von seinem ehemaligen Gegner und Kontrahenten Anatoli Karpow, Ex-Weltmeister von 1975 bis 1985, besucht. Kasparow ist heute Kroate und lebt in der Nähe von Split in Podstrana.
Frage 10: Dein wichtigstes Ziel für die Zukunft?
Neben der Gesundheit und dem Ruhestand den ich mit meiner Frau genießen möchte, ist es die 1.000 Turnierpartie im Schach zu spielen. Derzeit bin ich bei knapp über 850 angekommen, nach meiner Schachpause, als ich 2001 wieder bei Partie 0 begann.
Vielen Dank Wolfgang Max für den tiefen Einblick in Dein abwechslungsreiches Leben!
In memoriam Klaus Link (1966-2024)
(MVE)