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Aufholjagd leider nicht belohnt

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DVM U12 weiblich

Pünktlich um 11 Uhr am zweiten Weihnachtsfeiertag saßen wir als achtköpfige Delegation des SK König Plauen im Zug, um die 6½-stündige Reise nach Bad Homburg anzutreten. Und, um es gleich vorweg zu nehmen, jede Kritik am größten Transportunternehmen Deutschlands ist (fast) vollkommen gegenstandslos, denn auf Hin- und Rückreise waren alle Züge minutiös pünktlich. Unspektakulär verlief der Rest des Abends: Einchecken, Zimmer beziehen, Abendbrot und ab ins Bett. Derweil durften sich alle Betreuer die zum Ablauf und Durchführung notwendigen technischen Details anhören, und nebenbei wurden auch noch die Paarungen der ersten Runde ermittelt. Unser erster Gegner hieß SC Garching, ein Verein aus Bayern, der dort nicht nur der mitgliederstärkste ist, sondern auch seit Jahren eine ausgesprochen erfolgreiche Nachwuchsarbeit betreibt.

Meryem etwas skeptisch im Vordergrund, während Anni, Lene und Frida sehr zuversichtlich wirken.

Also: wir mussten gleich zur 1. Runde Farbe bekennen und hatten es im Hinblick auf eigene Ambitionen gleich mit einem echten Gradmesser zu tun. Schnell war auch abzusehen, wie schwierig es sich tatsächlich gestaltete. Anni kam mit der Eröffnungsvariante nicht klar, kämpfte zwar tapfer, musste aber letztendlich die Waffen strecken. Als dann Meryem mit ihrer offenen Königsstellung zu viel riskierte, stand es 0:2, und von einem erfolgreichen Turnierauftakt konnte keine Rede mehr sein. Wenigstens keimte nach Fridas Sieg noch ein klein wenig Hoffnung auf, zumindest mit einem Unentschieden noch Schadensbegrenzung zu betreiben. Aber Lene-Marie Lange hatte mit schwindenden Zeitreserven auch kein glückliches Händchen, ein drohender Bauernverlust zwang sie förmlich zur Annahme eines Remisgebots.

Runde 2 gegen die Karlsruher Schachfreunde sollte es nun richten, und der Start war auch furios: Lene bezwang ihre Gegnerin schnell und sicher, und auch auf den anderen Brettern waren durchaus positive Tendenzen erkennbar. Da machte es fast nichts, dass Meryem wiederum daneben griff und ihren möglichen Sieg an Karlsruhe verschenkte. Anni sorgte für die erneute Führung und auch bei Frida sah es so schlecht nicht aus.

Frida hatte es mit Weiß zu dieser Stellung geschafft und war mit 16.L:f7 T:f7 richtig unterwegs. 17.e6!! hätte den Deckel drauf gemacht, aber Frida entschied für 17.D:f7 und mit weiteren Un- genauigkeiten war die Partie irgendwann nicht mehr zu halten.

Platz 15 nach dem ersten Tag – da macht sich Ernüchterung breit, von Euphorie nicht mehr viel zu spüren. Wo das noch hinführen sollte, spürten wir dann gleich in der Vormittagsrunde des zweiten Wettkampftages. Gegner diesmal: Schachfreunde Birkenfeld. Fridas schnellem Sieg folgte ein Remis am 2. Brett. Während Anni gewaltig unter Druck stand (und später auch verlor), durfte man bei Meryem durchaus etwas Optimismus haben. Nun folgte ein kleines Kuriosum – Meryem tauschte mit zwei Mehrfiguren (Springer und Läufer) sämtliche Bauern vom Brett und hatte defacto nun 50 Züge Zeit, den Weg zum Matt zu finden. Wie das ausging, brauche ich niemandem zu erzählen. Ein weiteres unnötiges 2:2 stand im Ergebnisprotokoll – Platz 16. Eigentlich hätte man jetzt konsequenterweise schon die Rückfahrt vorziehen können. Das haben wir dann aber doch nicht gemacht: alle vier saßen auch am Nachmittag brav an ihren Brettern. Inzwischen an Tischreihe 8 zurück gerutscht, hieß der Gegner diesmal SF Brackel 1930. Und endlich platzte der Knoten. Meryem beherrschte ihre Gegnerin in „Maxim-Geschwindigkeit“ und fast zeitgleich legten Anni und Frida nach. Das 3:0 ging runter wie Öl, nur schade, dass Lene daneben griff und für den Ehrenpunkt des Gegners sorgte. Im Mittelfeld der Tabelle (Platz 10) angekommen, konnten wir die kommende Nacht mit etwas weniger Anspannung fast schon genießen. Kampfziel für den nächsten Tag: Vor Dresden bleiben und quasi in einem Jahr zum zweiten Mal Sachsenmeister werden! Mit der II. Mannschaft der SG Porz unterstützte auch das Auslosungsprogramm dieses Vorhaben. Trotzdem durfte diese junge Mannschaft nicht unterschätzt werden, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich ja immerhin auch schon 3 Zähler erkämpft. Wiederum war es Meryem, die für den ersten Zähler sorgte. Nach dem misslungenen Start (0 aus 2) hatte sie nun immerhin die 50-Prozent-Marke erreicht. Anni erhöhte nach knapp 2 Stunden Spielzeit auf 2:0 und Lene machte wenig später den zweiten Sieg perfekt. Mit einer schönen Kombination sorgte Frida am Spitzenbrett für ein makelloses 4:0. Auf Platz 7 angekommen wurden jetzt die Paarungen wieder äußerst interessant. Gibt es einen Gegner mit Aussicht auf Erfolg, kommt es zu einem Duell mit einer Mannschaft aus der Spitzengruppe und der Möglichkeit, vielleicht gar noch um eine Medaille mit zu kämpfen?

Dass das Leben nicht immer ein Wunschkonzert ist, erfuhren wir gegen 13.30 Uhr. Ausgerechnet Dresden hieß der Gegner, und nur eine reichliche Dreiviertelstunde musste für die Vorbereitung reichen. Nach zwei Siegen in Folge war Meryem wiederum nicht zu bremsen. Zwar besteht bei der Eröffnungsbehandlung noch etwas Verbesserungspotential, aber wenn das einmal überstanden ist, sind die Erfolgsaussichten für den Gegner nicht mehr all zu groß. 1:0 für uns; aber an den Brettern 2 und 3 zeichnete sich schon ab, dass es verdammt schwierig sein würde, dem Ergebnis Zählbares beizusteuern. Jetzt musste Frida am Spitzenbrett beweisen, wie gut ihre Vorbereitung greift und ob sie in der Lage ist, das auch in der Partie umzusetzen. Gegnerin war ausgerechnet Kaderspielerin Julia Fruth, mit der sie sich schon oft bei wechselnden Erfolg duelliert hatte. Frida meisterte diese Prüfung mit Bravour und zeigte mit einer Glanzpartie, wozu sie in der Lage ist. Selbst teure Schachprogramme finden kaum signifikante Verbesserungen, und für die AK U12 ist das schon eine sensationelle Partie. Leider musste Anni irgendwann die Segel streichen, und als Lene in schwieriger Stellung daneben griff, stand wieder „nur“ ein 2:2 im Ergebnisbericht. Aber immerhin hatten wir unseren hart erkämpften Vorsprung vor dem USV TU Dresden behauptet und konnten mit einer Mini-Mini-Chance auf einen Podestplatz in die Schlussrunde gehen.

Der Schlussakt war dann ebenfalls wieder eine echte Herausforderung. Immerhin bekamen wir es mit dem Team der Schachfreunde München zu tun, eine Mannschaft, die unter Umständen sogar noch Meister hätte werden können. Aber auch wir waren in voller Kampfeslaune und natürlich auch willens, unseren knappen Vorsprung vor Dresden zu behaupten. Da passte es natürlich prima ins Konzept, dass Meryem ihren Lauf beibehielt und für eine schnelle Führung sorgte. Der Blick auf die Nachbarbretter verriet Lene dann, dass ein Remis in dieser Situation durchaus mannschaftsdienlich wäre. Letztendlich hatte sie damit zwar recht, aber diesmal war es Anni, die in schwieriger Stellung dank eines groben Fehlers der Gegnerin für den Matchpunkt sorgte. Währenddessen überzog Frida ihre überaus vorteilhafte Stellung und verpasste dadurch den längst überfälligen Sprung über die magische 1500.

Drei Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage bedeuteten letztendlich Platz 5. Ein guter Platz, aber verbunden mit der Gewissheit, eine Medaillenchance in den ersten Runden verspielt zu haben. Trotzdem brauchen wir den Kopf nicht in den Sand zu stecken, auf Bundesebene sind wir im Vorderfeld angekommen und konkurrenzfähig. In welcher Konstellation wir um eine DVM-Teilnahme 2025 kämpfen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Auch wenn es diesmal nicht ganz zu einer Medaille gereicht hat, war es eine tolle Meisterschaft. Das gilt ausdrücklich auch für unsere beiden Ersatzspielerinnen Alisha Ali und Theodora Akladius, die beide wacker im Ersatzspieler-Turnier gekämpft haben. Beide waren dort die Jüngsten und mit 3 bzw. 1 Punkt auf jeden Fall ganz gut unterwegs. Vielleicht, und da bin ich Optimist, sind beide ja schon 2025 als Stammspieler dabei.

Das offizielle Mannschaftsfoto der DSJ: vorn v.l.n.r. Meryem Naz Öksüz, Alisha Ali, Frida Winkler, Lene-Marie Lange, hinten v.l.n.r. Theodora Akladius, Anni Winkler

Bedanken möchte ich bei allen, die an diesem Erfolg in irgendeiner Form beteiligt waren und selbigen ermöglicht haben. Sei als Eltern, Sponsoren, Trainer und Betreuer unseres Vereins und natürlich auch die externen (geheimen) Trainer. Vielleicht wird 2025 unser Jahr …

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