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Das Streben nach einer analytischen Korrektur

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gemalt von Elke Rehder

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von Hebert Pérez García, Holland

präsentiert und illustriert von Frank Mayer

Text:

„Die sich immer wiederholenden Fehler“

In der reichhaltigen Schachliteratur finden sich immer wieder unrichtige Kommentare, die sich sogar öfters wiederholen, weil keine kritische Urteilsfähigkeit vorhanden ist.
Viele Kommentatoren nutzen nicht ihre eigenen Analysen und schreiben wortwörtlich ab, was die Autoren vorgegeben haben – sicher auch mit dem Bedenken, selbst Fehler zu begehen oder, weil sie zu grossen Respekt vor der Autorität des Literaten haben.

Besonders sind die taktischen Varianten das Motiv dieses Abschreibens.

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Gemalt von Elke Rehder

Natürlich ist es richtig, die wahren Informationsquellen zu nennen, aber das darf nicht davon abhalten, eine minuziöse Nachprüfung des wieder erschienenen Textmateriales vorzunehmen.

Es ist richtig, dass die grossen Spieler der Vergangenheit ein ausserordentliches Positionskonzept besassen, um strategische Pläne mit grösster Genauigkeit zu entwickeln.

Wirklich lehrhafte Modelle!

Leider waren aber in kleinerem Umfang ihre taktischen Darbietungen oder die Stellungen, die sie aufs Brett brachten.

Es ist uns allen bewusst, dass die technischen Schwierigkeiten in jenem Rahmen die menschliche Geisteskraft übersteigen.

Selbst die ganz grossen Meister begingen Fehler und begehen sie heute noch.

Schauen wir uns einmal eine recht bekannte Partie an, die von Dr. Max Euwe

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(der fünfte Weltmeister der Schachgeschichte von 1935 – 1937) gespielt und auch im Jahre 1938 selbst kommentiert wurde.

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Max Euwe – Akiva Rubinstein

Mährisch Ostrau, 1923

1. Sf3 d5 2. d4 Sf6 3. e3 e6 4. Ld3 c5
5. b3
(es ist schon bemerkenswert, dass Euwe diese Variante gegen Rubinstein spielt, das Rubinstein-System. In seinen Aufzeichnungen sind keine Gründe genannt.)

5…..Sc6 6. 0-0 Ld6 7. Lb2 0-0

8. a3 b6 (Euwe sah die Variante 8….De7 9. Se5 Sd7 usw. als konsequenter im Sinn dieser Fortsetzung an.)

9. Se5 Lb7 10. Sd2 De7

11. f4 Tfd8 (gemäss Euwe wäre es nicht gut gewesen, hier 11. Sd7 12. Sxd7 (Tf3!?) 12…Dxd7 13. dxc5 Lxc5 14. Lxh7+ Kxh7 15. Dh5+ Kg8
16. Lxg7 Lxe3+!? (16…f6 17. Lxf8 Lxe3+ 18. Kh1 Kxf8 ausgeglichen gemäss meiner Analyse)

17. Kh1 f5 (meine Analyse) zu ziehen, während Euwe nur 17. …f6 18. Tf3 in Betracht zog.
(Besser war 18. Lxf8!? Kxf8 19. Tad1 Ke7 (gem. meiner Anlayse) 18. …Lxd2 19. Lh6 und gewinnt)
Aber Euwe sah wohl nicht die Verteidigung mittels 18….Dxg7! 19. Txe3 Tf7! 20. Tae1
(es verliert 20. Tg3? Dxg3 21. hxg3 Th7 -+)
Anstelle des von Euwe vorgeschlagenen Zuges 18. Tf3, wäre richtig gewesen 18. Lxf8 Kxf8 gem. meiner Analyse.

Unserer Meinung nach wäre auch die Variante 11….cxd4!? 12. exd4 g6 13. De1 Tac8 usw. interessant gewesen.

In dem Buch „EUWE“ erwähnen die deutschen Meister

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Courtesy Roberto Pagura

Kurt Richter

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und Rudolf Techner

die von Euwe vorgeschlagenen Varianten ohne weitere Kommentare oder Korrekturen.

12. Tf3 Se4 13. Th3 [Richtigerweise schätze Euwe ein, dass der Textzug besser war als der Bauerngewinn mittels: 13. Sxe4 dxe4 14. Lxe4 Sxe5 15. Lxh7+ Kf8! (Wenn 15…Kh7 16. Th3+ Kg8 17. dxe5! Lxe5 (17…..Lc7? 18. Dh5+-) 18. Dh5 f6 19. Dh7+ 20 Tg3 Tg8 21. fxe5)

16. fxe5 Lxe5! Th3 g6 (Euwe glaubte, dass dieser Zug gut sei für Schwarz, aber in Wiklichkeit ist der Zug sehr schlecht wegen
18. Dg4! – gemäss meiner Einschätzung –
18…Lf6 (18…Lg7? 19. Lxg61 fxg6 20. Tf1+ Ke8 21. Dxg6++-) 19. Lxg6! Fxg6 20. Th6 Lg7 21. Txg6+-)
Angezeigt war aber 17….cxd4 18. Ld3 Dg6 19. De2!?+= usw.]

13. f5 [Gem. Euwe 13. …Lxe5 14. fxe5 ist günstig für Weiss. Aber Schwarz kann wirkungsvoller spielen: 13…cxd4 14. Cxe4 dxe4 15. Lxe4 Sxe5 16. Lxh7+ Kf8 17. fxe5 Lxe5 usw.]

14. Lxe4 dxe4 15. Dh5 Lxe5! [Wenn 15. …h6, dann 16. Sxc6 Lxc6 17. Tg3!]

16. Dxh7+ Kf7 17. fxe5 Th8 18. Dxh8 Txh8 19. Txh8 La6!

20. Sf1 [eine andere Möglichkeit wäre 20. c4 cxd4 21. exd4]

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Schwarz zieht 20. ……Dd7

20….Dd7 [Euwe beurteilte diesen Damenzug als falsch.
Hingegen empfahl er 20….Lxf1 21. Txf1 Dg5 mit Gegenspiel für Schwarz und dasselben sagten die deutschen Meister Kurt Richter und Rudolf Techner.

Es sieht aber so aus, dass beide folgende starke Variante nicht sahen: 20. …cxd4! 21. exd4 Sxe5! 22. Th3 (22. dxe5 Dc5+ 23. Kh1 Dxc2 24. Ld4 Lxf1 25. Txf1Dd3+-) 22….Lxf1 23. Txf1 Sg4 mit besserem Spiel nach meiner Einschätzung]

21. Td1! Sxe5? [Ein schlimmer Fehler. Es müsste gespielt werden 21. Lxf1 22. Kxf1 cxd4 23. Lxd4 Sxe5 24. Ke2 Sg6 25. Th7 e5. Es es ist schon seltsam, dass weder Euwe noch die deutschen Meister dazu nichts erwähnten.]

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22. d5! Sg4 23. dxe6+ Dxe6 24. Thd8 +- [oder 24. c4! Sf6 25. Thd8]

24. …Lb5? [ 24….Lc8 meine ich] 25. c4 [ 25. h3!] 25. Le8

26. T1d5 f4? (gemäss Euwe und K. Richter sowie R. Techner war das die beste Gelegenheit für Schwarz. Vielleicht hätte man versuchen sollen: 26….Lc6!?, obwohl Weisss dadurch einen klaren Vorteil bekommt. Zum Beispiel: 27. T5d6 De7 28. h3 Sh6 (28. …Sf6 29. Lxf6 gxf6 30. Sg3 De5 31. Sh5 Ke7+-)
29. Le5!? Dxe5 30. Txc6 f4 31. Td5 Dc3 32. exf4+-)

27. h3 [ Auch wäre besser 27. Ta8! De7 28. Tf5+ Sf6 29. Txf4+- meiner Meinung nach]

27….fxe3 28. Sg3! E2 29. Sxe2 Se3
30. Tg5+-
(Der weisse Vorteil ist entscheidend.)

30…g6 31. Sf4 De7 32. Txg6! Sf5 [und nicht 32…Dxd8? wegen 33. Tg7+ Kf8 34. Se6#]

33. Tf6+ [{33. Td5+-]

33…Kg8 34. Txe8+ Dxe8 35. Txf5 e3 36. Tg5+ Kh7
[oder 36…Kf8 37Sg6+ Kf7 38. Sh8+ Kf8 39. Lg7+! Ke7 (39…Kg8 40. Lxe5+ Kh7 41. Tg7+ Kxh8 (41…Kh6 42. Sf7++-) 42. Te7+ oder 42. Te7+) 40. Te5++-)

37. Th5+ und Schwarz gibt auf. 1-0

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Das entsprechende Buch “From My Chess Games 1920 – 1937”, Verfasser Dr. Max Euwe (1938):

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Wiederauflage von Dover 1975 (9. Partie, Seite 18)

Anmerkung:

Der unvergessbare ehemalige Weltmeister Tigran Petrosian
(1963-1969)

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wiederholte bei mehreren Gelegenheiten:

“Auf die Analysen der Grossmeister kann man sich verlassen, aber sie sollten vorher noch einmal geprüft werden.”

Seine Worte sind weise und heute noch gültig!

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Gemalt von Elke Rehder

Sitges (Barcelona) im Februar 2010

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