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Ein Meister zwischen den Welten

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1970

Wolfgang Heidenfeld  * 1911  +  1981

Von Mark Orr, Irland

Sein Lebenslauf:

Wolfgang Heidenfeld wurde in Berlin im Jahre 1911 geboren.

Später studierte er Rechtswissenschaften und spielte Turnierschach.

Da er aber nicht arischer Herkunft war, sah er sich gezwungen, Deutschland zu verlassen und lebte ab der Mitte der dreissiger Jahre im Exil in Südafrika.

Er blieb dort mehr als zwanzig Jahre und wurde mehrfacher Landesmeister.

Ausserdem vertrat er Südafrika, das bei der Olympiade in München 1958 zum ersten Mal teilnahm.

Neben seinen schachlichen Aktivitäten verfasste er Kreuzworträtsel, schrieb Kurzgeschichten und arbeitete als Journalist oder Handelsvertreter.

Während des 2. Weltkrieges soll Wolfgang Heidenfeld darüber hinaus bei der Dekodierung von deutschen Nachrichten durch die Alliierten mitgeholfen haben.

Schon bei Beginn seines Aufenthaltes in Südafrika kämpfte er gegen die Apartheid; als Deutscher jüdischen Ursprunges wusste er genau, was es hiess, verfolgt zu werden.

Anlässlich eines Turnieres 1956 in Irland, zog er mit

Hilfe von Enda Rohan (ein irischer Internationaler Meister) 1957 nach Dublin.

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Später verbrachte Wolfgang Heidenfeld einige Jahre in Frankfurt am Main,

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(Wolfgang Heidenfeld bei einem Turnier in Hessen 1960)

kehrte jedoch 1963 mit seiner neuen deutschen Frau Irmgard Heidenfeld (24 Jahre jünger als er) wieder nach Dublin zurück.

Ab 1966 vertrat er Irland bei den Olympiaden.

Sein Sohn Mark Heidenfeld  (* 1968) lernte das Schachspiel von seiner Mutter.

1979 zog die Familie nach Ulm, wo Wolfgang Heidenfeld zwei Jahre später verstarb.

Seine schachliche Laufbahn:

Wolfgang Heidenfeld wurde in Südafrika achtmal Landesmeister 1939, 1945-46, 1947, 1949, 1951, 1955, 1957 und 1959.

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1935

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1937

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1938

Allerdings geschach etwas Kurioses:

Im Jahre 1959, als er in Deutschland lebte, wurde er gleichzeitig Landesmeister von Irland und Südafrika.

1955 kämpfte er um den 1. Platz eines internationalen Turnieres in Südafrika bei der letzten Runde, wobei er auf den ehemaligen Weltmeister Dr. Max Euwe traf.

Hierzu die Partie:

HEIDENFELD vs EUWE

Analyse von MN Hebert Pérez García

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Heidenfeld,Wolfgang – Euwe,Max [C53]

Johannesburg (6),  1955

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 Lb6 5.d4 De7 6.0–0 d6 7.h3 Sf6

8.Te1

8…0–0 [Auch ist es interessant 8…h6!? 9.a4 a6 10.Sa3 o 10.Le3 zu spielen.]

9.a4 a6 10.Sa3 Kh8

11.Sc2 Sg8 Besser als die Variante 11…Sd8   12.a5 La7 13.Se3 c6 14.Ld3±]

12.b4 [O 12.Se3   12…La7 13.Sd5 (13.Sf5!? Dieser Zug wird von dem Theoriker Yacov Estrin empfohlen) 13…Dd8 14.Le3 f6 15.b4 Sce7 mit einer soliden Stellung. Contedini – Euwe Leipzig 1960]

12…f6 [Auch muss man 12…exd4!? 13.cxd4
Beachtung schenken.]

13.Se3 La7 [13…Dd8 scheint stärker zu sein.]

14.La3!? De8 15.Dd3 [Ein anderer Zug war auch interessant: 15.Sd5!?±]

15…Sce7?! [Es wäre richtiger gewesen, mit 15…Sge7 fortzusetzen. Jetzt hat Weiss einen klaren Positionsvorteil.]

16.b5± axb5 [16…a5   17.Lb3 Dh5 18.Sf1 De8 19.Sg3² 1/2–1/2. Man konnte auch 19.Lc1!? spielen: Pantaleoni,L-Pogorelov,A/ ICCF corr 1989/Corr Nr. 1 ]

17.axb5 Dh5? [Ein ernsthafter Fehler. Es hätte17…Lb6!? folgen müssen.]

18.Sf1 [Genauer war die Variante: 18.Lxd6! cxd6 19.b6 Lxh3 20.bxa7 Sc8 21.Teb1 b6 22.dxe5 fxe5 23.Se1±]

18…De8? [Wieder versäumt Max Euwe den vorbeugenden Zug 18…Lb6!?]

19.Te2?! [Nochmals könnte man vorteilhaft mit 19.Lxd6! cxd6 20.b6 Lxh3 21.Txa7 Lg4 22.dxe5 usw. fortsetzen]

19…Sg6 [Warum nicht 19…Lb6 versuchen?]

20.Lc1 Ld7? [Leider wieder ein schwacher Zug. Es wäre notwendig gewesen, mit 20…f5 21.b6 fxe4 22.Dxe4 Lf5 23.Dxb7 Lxb6 24.Txa8 Dxa8 25.Dxa8 Txa8 26.dxe5± fortzusetzen.]

21.Tea2! Db8 22.b6!? [oder 22.Le3!]

22…cxb6 23.Lb5 [Eine ausgezeichnete und gewinnende Möglichkeit wäre aus 23.dxe5 fxe5 entstanden. (23…Sxe5 24.Sxe5 fxe5 25.Le3+-) 24.Sg5 Le8 25.Sg3 etc.]

23…Lxb5 24.Dxb5 S8e7 25.Se3 Sc8

26.Sd5 [Weiss hat nur einen entscheidenden positionellen Vorteil. ]

26…Sge7

27.Sxe7 [Ein anderer gewinnender Weg ist 27.Dd7 Sxd5 28.exd5+-27.dxe5!? Sxd5 28.exd5 dxe5 29.Dd7 Tg8 30.La3 b5 31.Lc5+-]

27…Sxe7 28.dxe5 Sc6 [Auch war 28…dxe5 29.Le3+-; 28…fxe5 29.Le3 ausreichend.]

29.exd6 Sa5 30.La3+- [ Auch gewann: 30.d7+- Dc7 31.e5 fxe5 32.Sxe5 Sc6 33.Te2 Sxe5 34.Txe5+-]

30…Td8 [Auch verliert: 30…Dd8 31.e5 fxe5 32.Sxe5 Sc6 33.Sxc6 bxc6 34.Dxc6 Tf6 35.Db7+-]

31.e5 Dc8 32.Lb4 [ Der Vorteil von Weiss ist überwältigend! Auch gewinnen folgende Optionen: 32.Dd5! Dxc3 33.e6+-; oder 32.Lc5!?+-]

32…Sc6 33.Dd5 fxe5 34.Sxe5 Sxe5 35.Dxe5 Db8

36.De7 b5+- [Wenn 36…b5 37.Txa7 Txa7 38.Txa7+- etc.]

und Schwarz gibt auf. 1–0

Endstellung:

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Zum Nachspielen

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Ein schöner Erfolg des Meisters Wolfgang Heidenfeld über einen Ex- Weltmeister!

Wolfgang Heidenfeld teilte sich den ersten Platz mit W.J.Mühring und einem Resultat von 5,5 Punkten. Dr. Max Euwe folgte mit 5 Punkten.

***********************

Ausserdem gewann Wolfgang Heidenfeld noch gegen weitere Spitzenspieler wie Miguel Najdorf und Joaquim Manuel Durao (Portugal). Er erzielte verschiedene Remispartien u.a. gegen Ludek Pachmann.

Er wurde nie ein Internationaler Meister, obwohl er die notwendige Qualifikation erreicht hatte, lehnte er einen offiziellen  Titel der FIDE ab.

In Irland beherrschte er 10 Jahre lang das Schachgeschehen.

Dort wurde er sechsmal Landesmeister in 1958, 1963, 1964, 1967, 1968 und 1972.

Ebenso vertrat er seine Wahlheimat Irland bei den Olympiaden

von 1966, 1968, 1970 und 1974 und bei den europäischen Mannschaftsmeisterschaften im Jahre 1967.

******************

Wolfgang Heidenfeld betätigte sich ferner als Schachkomponist und war Autor mehrerer Schachbücher, darunter der auf Deutsch erschiene Band  “ Grosse Remispartien” usw.

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Ein privater Brief:

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Eine Anekdote:

In einer Partie gegen Nick Kerins rochierte Heidenfeld in Dublin 1973 versehentlich zweimal. Weil der Verstoss gegen die Schachregeln unbemerkt blieb, stellte er damit einen “Rekord” für die grösste Anzahl von Rochaden in einer Turnierpartie auf.

Deutsch-irische Schachfamilie:

Sein Sohn Mark Heidenfeld * 1968 ist in die Fussstapfen seines Vaters getreten und ist Internationaler Meister.

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Er gewann im Jahre 2000 die irische Landesmeisterschaft und vertrat Irland seit 1996 bei mehreren Schacholympiaden.

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Sitges (Barcelona), im April 2011

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