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Raschid Neschmetdinow – der Schach- und Damespieler

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von Javier Cordero Fernández
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Neschmetdinow Gibyatovich Raschid wurde 15. Dezember 1912  in Aktubinsk (Russland) geboren und starb am 3. Juni 1974.
Er hatte eine sehr schwierige Kindheit und lebte während der Nachkriegszeit der sowjetischen Revolution in einer armen Familie. Darüber hinaus starben seine Eltern recht früh und sein älterer Bruder musste den Unterhalt der Familie übernehmen.
Sie zogen nach Kasan (an der Wolga), wo es mehr Chancen gab,  Arbeit zu finden und überlebten trotz grosser Armut. Dies ist eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie hart das Leben in jenen Jahren war. Gerade deswegen haben sie unseren Respekt und unsere Bewunderung verdient für alles, was sie sich erkämpfen mussten.
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Der junge Raschid hatte ein natürliches Talent für das Schach- und Damespiel. 
Er war  einer der seltenen Fälle, die kaum eine langwierige Vorbereitung benötigten, um ein außergewöhnlicher Spieler zu werden. Er lernte das Schach mit 14 Jahren und zwar durch das Zusehen der Partien, die in einem Schachklub in Kasan gespielt wurden. Stundenlang in Gedanken vertieft  beobachtete er die Spielzüge der Figuren, die auf den Brettern „tanzten“, bis einer der Spieler des Vereins sein sichtliches  Interesse bemerkte; so wurde er eingeladen, eine Partie zu spielen und zu jedermanns Überraschung gelang es Neschmetdinow, ihn zu schlagen. Ein weiterer Spieler, der sich danach auch an seinen Tisch setzte, wurde ebenfalls besiegt. Die Vereinsmitglieder liessen sich diesen talentieren jungen Mann nicht entgehen und luden ihn ein teilzunehmen, wann immer er wollte.
Mit 15 Jahren gewann er das im Palast der Pioniere gespielte Kasan-Turnier mit 15 Punkten aus 15 Partien. Im selben Jahr lernte er das Damespiel und schob das Schach zur Seite, so dass er sich ausschließlich auf jenes Spiel mit bemerkenswertem Erfolg konzentrierte (6. Platz bei den russischen Meisterschaften). Zur Freude der Schachfreunde beschloss er aber nach ein paar Jahren, die schachliche Laufbahn wieder aufzunehmen, wobei er „das Damespiel“ für gelegentliche Auftritte benutzte.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte, dass er seine angefangene Schachkarriere weiter ausbauen konnte, da er verpflichtet war, den Wehrdienst zu leisten.(Bild entfernt) 

 

Er musste bis 1946 (34 Jahre) warten, um sich wieder an örtlichen Schachturnieren beteiligen zu können und hatte das Glück, nicht als einer der Millionen seiner Landsleute im Krieg umgekommen zu sein.

 

Neschmetdinow konnte bedauerlicherweise erst im Jahre 1949 in einem großen Turnier spielen:

Das Halbfinale der UdSSR-Meisterschaft.

Noch während dieses Turnieres schrieb er sich im letzten Augenblick bei der UdSSR-Meisterschaft für das Damespiel ein, das er dann 1950 sogar gewann. Welch eine Leistung!

Bei dem vorangegangen Schachturnier war er allerdings nicht so erfolgreich und schnitt recht bescheiden ab.
Bezüglich der Ergebnisse  war seine Schachkarriere  nicht so brillant, weil er auch nur an wenigen Turnieren außerhalb der UdSSR teilnehmen konnte. Seinerzeit war es sehr schwierig, Einladungen für starke Turniere zu bekommen, weil auch eigentlich der Wettbewerb für ihn zu groß war (z.B. Smyslov, Botwinnik, Keres, Tal, etc. ..).

 

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Spartak team championship 1954

hinten stehend: Y. Karajan, Semyon Furman, Vladimir Simagin, Rashid Nezhmetdinov, Ratmir Holmov, Isaac Lipnitzky

sitzend: Nina Rusinkevich, Tigran Petrosian, N. Voytsik.

Foto3.bp.blogspot.com

 

Somit war es auch fast unmöglich, sich für die GM-Normen zu qualifizieren, und er musste sich mit der Verleihung des IM-Titel zufrieden geben.

Neschmetdinow wurde insgesamt fünfmal Schachmeister der Russischen Unionsrepublik.

Er nahm an mehreren Meisterschaften der UdSSR teil und konnte dort als bestes Ergebnis im Jahre 1954 einen 7. Platz erreichen.

Ihm gelangen Siege gegen Weltklassespieler wie Mikhail Tal, Boris Spasski, Lev Polugajeweski und Efim Geller.

Für den September 1954 wurde als seine beste historischen Elo-Zahl 2.660 bestimmt.
Neschmetdinow war stets seinem Spiel-Verständnis treu, wobei er vorrangig mit Phantasie und Risiko spielte. Seine Partien trugen den Stempel der „romantischen“ Epoche, so dass er ein beliebter und von der Öffentlichkeit geschätzter Spieler war, die seine elektrisierenden Kombinationen genoss.

Mikhail Tal verliebte sich in sein Spiel und beschloss, ihn bei der Vorbereitung für die Weltmeisterschaft 1960 gegen Mikhail Botwinnik in sein Beraterteam aufzunehmen.

 

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Wenn Sie mir nicht glauben, sollten Sie sich die Zeit nehmen, seine Partien nachzuspielen um zu sehen, dass er jede Gelegenheit nutzte, wertvolle Figurenopfer zu bringen, um beeindruckende Siege zu erzielen. Sein Vermächtnis ist groß und reich an Schönheit.
Die Partie gegen Lew Polugajewsky gilt als eine der besten Spiele der Schachgeschichte, dem ich voll und ganz zustimme.

Nachstehend die Partie:

 

Die Tataren-Invasion

 

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Tatarische Soldaten

Polugajewski – Neschmetdinow 1958 Sotschi

1. d4 Sf6 2. c4 d6 3. Sc3 e5 4. e4 exd4 5. Dxd4 Sc6 6. Dd2 g6 7. b3 Lg7 8. Lb2 O-O 9. Ld3 Sg4 10. Sge2

 Dh4 11. Sg3 Sge5 12. O-O f5 13. f3 Lh6 14. Dd1 f4 15. Sge2 g5 16. Sd5 g4 17. g3 fxg3 18. hxg3 Dh3

19. f4 Le6 20. Lc2 Tf7 21. Kf2 Dh2+ 22. Ke3 Lxd5 23. cxd5 Sb4 24. Th1

 

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24……. Txf4!!  ein spektakuläres Damenopfer

 

25. Txh2 Tf3+ 26. Kd4 Lg7 Droht matt durch 27. … b5 und 28. … Sec6 27. a4 c5+ 28. dxc6 bxc6 29. Ld3 Sexd3+ 30. Kc4 d5+ 31. exd5 cxd5+ 32. Kb5 Tb8+ 33. Ka5 Sc6+ 0-1

Zum Nachspielen:

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Dies ist eine der bekanntesten Partien des 20. Jahrhunderts und gerade aufgrund des spektakulären Damenopfers von Neschmetdinow und auch wegen der Kategorie des Gegners wie Polugaevsky.

Lev Polugaevsky war häufig Mitglied der russischen Schachauswahl und mehrmals Anwärter auf die Kandidatenturniere, was zum Ausdruck bringt, wie stark der Gegner war… aber in dieser Partie wurde er von dem immer genialen Raschid Neschmetdinow , einem Spieler tatarischer Herkunft, geschlagen, dem es eigentlich nur daran lag, die Schönheit auf das Brett zu bringen ….und wie ihm dies gelang!

 

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Raschid Neschmetdinow

 

In der Tat war der 24. Zug von Schwarz mit Txf4 eines der genialsten Züge der Schachgeschichte, wobei Turm und Dame gleichzeitig geopfert wurden. Er schuf eine derart grosse Anzahl von Varianten, dass Lev Polugaevsky wohl wie niemals in seinem Leben so am Brett leiden musste.

Und einmal mehr ähnelt unvergleichlicherweise das Schach der Realität, wenn man eine Partie dieser Art sieht, die eine echte Lebensgeschichte sein könnte.

Wieviel Schlachten sind durch das überraschende Eingreifen der Kavallerie entschieden worden? Der schwarze Turm schwächt die feindliche Verteidigung und die unvorhersehbaren Springer übernehmen den Rest mit ihren geschickten Zügen.

Ein Lektion der Schläue, wie man den maximalen Nutzen jeder Figur umsetzt und ausserdem den Verlust der wertvollsten Figur in Kauf nimmt.

Eine beispielhafte “tatarische Invasión”, die dazu verholfen hat, dass

  Raschid Neschmetdinow,

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dessen Schachlaufbahn sich zwar nicht an der absoluten Spitze bewegte, jedoch in zahlreichen Schachbüchern wiedergegeben wird und ihm die höchsten Auszeichnungen verliehen wurden.

Ein Schmuckstück, das jeder Schachfreund kennen und sich daran erinnern sollte.

 

 

Im Jahre 1962 wurde ihm der Titel „Verdienter Trainer der UdSSR“ verliehen.

 

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Botwinnik sagte über ihn: „Niemand versteht die Kombination so wie Neschmetdinow.“
Er war sowohl der erste sowjetische Spieler, der den Titel des Meisters des Damespieles und des Schachs verdiente, als auch der Autor des ersten Schachbuches, welches in der tatarischen Sprache geschrieben wurde.

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Nachstehend noch seine Grabstätte auf dem Hauptfriedhof von Kasan:

 

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chess.co.uk.

Photo © Alex McFarlane.

 

Quelle: ajedrezdeataque.com

 

Sitges (Barcelona), im November 2012

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