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Salzburg 1942

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1942


Die Organisatoren des Salzburger Turnieres von 1942

(Grossdeutscher Schachbund) versuchten,  folgende Spieler einzuladen:

Weltmeister Alexander Aljechin, Ex-Weltmeister Dr. Max Euwe, Paul Keres als Herausforderer für ein WM-Match, der ehemalige Herausforderer Efim Bogoljubow, Gösta Stoltz und den Deutschen Meister Paul Felix Schmidt, d.h. die sechs stärksten Spieler Deutschlands und den besetzten Ländern.

Dr. Euwe kam schon der Einladung für München 1941 aufgrund seiner „beruflichen Verpflichtungen“ nicht nach. Dieses Mal weigerte er sich zu beteiligen, weil Aljechin eingeladen wurde. Die von Dr. Euwe genannten Gründe waren ziemlich belanglos.

Das eigentliche Motiv war Aljechin’s Vergehen gegenüber Euwe bezüglich seiner antisemitischen Artikel. Aljechin hatte über die „jüdische Clique“ um Euwe herum im Jahre 1935 geschrieben. Der Hauptorganisator, Ehrhardt Post, beabsichtigte Aljechin auszuschließen, doch der berühmte Name blieb auf der Liste. Danach zog sich Euwe wegen „Krankheit“ zurück.

 

An seiner Stelle wurde Klaus Junge berufen. Das Turnier war ursprünglich für Januar 1942 geplant, aber es fand schliesslich in der Zeit vom 9.-18. Juni 1942 statt.

Die Schach-Veranstaltung wurde in den wunderschönen Räumen des Schlosses Mirabell abgehalten;

 

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also in der Nähe von Berchtesgaden, der Sommerresidenz Hitlers.

 

Die Partien begannen um 9 Uhr morgens. Die Regel war, 32 Züge in zwei Stunden auszuführen, danach 16 Züge je Stunde.

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Stoltz – Junge

Anmerkung:
Ein tschechischer Meister erzählte mir, dass anlässlich des Turnieres von Prag 1943 sämtliche Teilnehmer bei jeder neuen Runde mit dem Hitlergruss  begannen. Dennoch waren die Nazi-Turniere nicht mehr ein so wichtiger Propagandazug. Der Dienst an der Front war wichtiger geworden. Schach wurde für die Propaganda vor dem Krieg genutzt.

 *****************

Seinerzeit erschien kein Turnierbuch über Salzburg 1942.

 

Nur kurze Berichte wurden in Schach-Fachzeitschriften veröffentlicht.

Ken Whyld (ein britischer Schachpublizist und einer der bedeutendsten Schachhistoriker weltweit) sammelte neunzehn Partien aus diesen Quellen.

Als GM Lothar Schmid

 

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ihm die Original-Notierungen auslieh, konnte er in einem Buch alle dreißig Spiele im Jahr 1962 veröffentlichen.

Der Verleger M.A. Lachaga publizierte die Partien mit den entsprechenden Kommentaren und Analysen im Jahr 1974.

Es wurden erbitterte Kämpfe während dieses Turnieres in der Kriegszeit ausgefochten: nur 27% der Partien endeten mit Remis und die durchschnittliche Spielzeit dauerte mehr als 50 Züge. Aljechin erzielte sein bestes Ergebnis während des Zweiten Weltkriegs, obwohl sein Kampfgeist stärker zu erkennen war als seine Fähigkeiten für ein ausgewogenes Positionsspiel.

Paul Keres spielte gut und belegte den 2. Platz hinter dem Weltmeister sowie auch 1941, als er wiederum den 2. Platz hinter dem zukünftigen Weltmeister Botwinnik erspielte.

Ein großer Erfolg verzeichnete der achtzehn Jahre alte Klaus Junge. In allen Phasen der Partien zeigte er ein gleiches Niveau wie die anderen Grossmeister. Der damalige deutsche Meister Paul Felix Schmidt spielte ein solides Schach. Efim Bogoljubow führte nach dem 1. Durchgang, verlor aber alle Partien im zweiten Zyklus. Gösta Stoltz hatte wenig Erfolg.

Turnierergebnis

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Zum Vergrössern bitte draufklicken!

 

Nachstehend noch eine von NM Hebert Pérez García aus Holland  

 

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kommentierte und analysierte Partie von Klaus Junge aus jenem Turnier:

 

Junge, Klaus – Stoltz, Goesta [D95]
Salzburg (6), 1942
 

1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6

4.e3 g6 [ Ein von GM Carl Schlechter eingeführtes defensives System anlässlich seiner WM-Partie gegen Dr. Emanuel Lasker 1910. ]

5. Sc3 Lg7 6.Db3 0-0 7.Ld2 e6 8.Ld3 Sbd7

9.0-0 c5 [Man hat eigentlich öfters wie folgt gespielt: 9…b6 10.cxd5 exd5 11.e4 dxe4 12.Sxe4 c5 13.Sxf6+ Sxf6 14.dxc5 bxc5 15.Lc4 Dc7 16.Lc3 etc.]

10. cxd5 cxd4 [Besser ist die Variante: 10…exd5!? 11.Sxd5 Sxd5 12.Dxd5 Se5 13.Dxd8 Sxf3+ 14.gxf3 Txd8 etc.]

11. exd4 exd5 12.Sxd5 [Hier sollte auch: 12.Tac1!? Cb6 13.Af4 etc. beachtet werden.]

12…Sxd5 13.Dxd5 Se5 14.Dxd8 Sxf3+ 15.gxf3 Txd8 16.Le4

 

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16.. Lh3 [Hier sieht es so aus, dass Schwarz ein gutes Spiel mit 16…Lxd4!? 17.La5 Te8 18.Tfd1 Lxb2 19.Tab1 Le5 20.Lxb7 Tb8 21.Ld5 Lh3 22.Txb8 Txb8 23.Lb3 Tc8 etc. hatte.]

17. Tfd1 Txd4 18.Le3 Tb4 [oder auch 18…Txd1+!? 19.Txd1 Lxb2] 19.Tac1 Lxb2

20. Tc7 Le5 [Interessant war wie folgt zu spielen 20…Le6!? 21.Lxb7 Le5 etc.]

21.Txb7 Txb7 22.Lxb7 Tb8 23.Ld5 a5

24. Lb3 Tc8 [Der listige Zug 24…Ta8  und wenn, dann 25.Ld5 Tc8, war hier vorzuziehen.]

25.Td5 Lc3

26. Tb5 Ld7 [Eine andere Möglichkeit war: 26…a4!? 27.Ld1 Le6 28.a3 Ta8]  27.Tb7 Le8 28.Ta7 h5?! [Genauer war: 28…Tb8 29.Lh6 Tc8]

29. Lb6+/= h4 [29…Kg7]

30. Kg2 g5 ?! [Ein Fehler, der Weiss einen Vorteil verschafft. Besser war mit  30…Kg7]

31. Lxa5 [31.Le3+/- !? ist ein starker Zug.]

31…Ld4 32.Tc7 Txc7

33. Lxc7 Kg7 [Die Schwierigkeiten für Schwarz nehmen zu. Wenn 33…Lc6, dann käme 34.Lc2 f6 35.Le4 Ld7 36.f4 Kf7 37.fxg5 fxg5 38.f4+/=]

34. Ld5 Kg6 35.f4 g4 36.f3 f5 37.Ld8 [37.h3]

37…Kh5 [Etwas besser war 37…Le3!? 38.Lg5 Lb5]

38. h3 Lc5 [Falls 38…gxh3+, behält Weiss den Vorteil mit 39.Kxh3 Le3 40.Lg5 Kg6 41.Kxh4 Lf2+ 42.Kh3 Lc5 43.Lb3+/-]

39. Lg5 [Weiss hatte hier eine gute Variante mit  39.hxg4+!? fxg4 40.a4 Lxa4 41.Lf7+ Kh6 42.fxg4]

39…gxh3+ 40.Kxh3 Kg6 41.Kxh4 Lb5 42.Kg3 Kg7 43.Ld8 Kg6 44.La5 Ld3?! [44…Le8] 45.a4 Kf6 46.Ld8+ Kg6 47.Lc6 Kf7 48.Lb5 Lxb5 49.axb5+- Ke8 50.Lc7 Kd7 51.Le5 Le7:

 

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52. Kg2 [Der von Weiss eingeschrittene Weg ist richtig. Aber man konnte auch direkt mit 52.Lg7! Ld8 53.Lh6 Ke6 54.Lg5 Lb6 55.Kh4 Lc7 56.Kh5 Kf7 57.Kh6 Lb6 58.Lh4 Lc7 59.Lg3 Kf6 60.Kh5 Ke6 61.Kg6+- gewinnen.]

52…Lc5 53.Kg3 Le7 54.Ld4 Kd6 55.Kf2 Kd5 56.Le3 Ld6 57.b6 Kc6 58.Ke2 Lb8 59.Kd3 Kb5 60.Kd4 Kc6 61.Lc1 Ld6 62.Ld2 Lb8 63.Le3 Kd6 64.Kc4 Kc6 65.Kb4 Ld6+ 66.Ka5 Kb7 67.Kb5 La3 68.Ld4 Lc1 69.Le5 Le3 70.Kc4 und Schwarz gibt auf: 1-0

Endstellung:

 

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Eine herrliches Finale geführt von dem unvergessenen Meister

Klaus Junge.

 

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Zum Nachspielen:

 

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Quelle: endgame.nl

Sitges (Barcelona), im August 2013

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