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Ein Besuch bei Capablanca

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* 19.11.1888     +  8.3.1942

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von Frank Mayer, Sitges (Barcelona)

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Ein kleines Büchlein „Elementarer Schachuntericht“,
geschrieben von José Raúl Capablanca in den Jahren 1940/1 und erstmals aufgelegt 1947 von einem Madrider Verlag, liess mich nicht mehr los. Es war eines meiner ersten Schachbücher in spanischer Sprache:

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In der Einleitung behandelt er das Thema:

„Was ist das Schach?“

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Gemalt von Victor Vasarely (1908-1997)

Mit einfachen und verständlichen Worten erklärt er die Vorteile und Vorzüge des Erlernen des Schachs, indem er sich an die grosse Zahl der Anfänger und unentschlossenen Jugendlichen wendet.

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Vielleicht war es dieses Büchlein oder die von Capablancas Gesicht ausgehende Heiterkeit; der Zauber seiner Partien; seine wunderschönen Kombinationen ohne jegliches prahlerisches Feuer; sein „Valentino“-Aussehen der 30iger Jahre, so nahe den Filmen mit schwarzem Humor, oder eines Humphrey Bogart in dem Film, der fast seinem Namen ähnelt, die mich ihm immer nähergebracht haben.

Ich weiss nicht, wieso er dieses Charisma ausstrahlte, das ein Held braucht, um zu einer Legende zu werden; oder, weil mich die schwarz-weissen Fotos jener Zeit so faszinierten; oder…nun gut, all‘ deswegen oder aus irgendwelchen anderen Gründen…..
Die Sache war einfach die, dass ich mich entschied, zusammen mit meinem Sohn und besten Freund nach Kuba zu reisen, um Capablanca zu besuchen..

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Nun möchten wir dem geneigten Leser nicht die weiteren Umstände der anstrengenden Anreise schildern, sondern gleich zur Sache kommen:

Um den Friedhof zu erreichen, mussten wir den in der Nähe liegenden „Parque John Lennon“ durchqueren.

Dem berühmten Musiker der Beatles wurde hier ein Denkmal gesetzt.
Es gab eine Zeit, als die Gruppe der Beatles noch zusammen spielte, aber diese „abartige“ Musik in Kuba verboten war.
Als sich jedoch die Band trennte und John Lennon die amerikanische Regierung scharf kritisierte, besonders wegen des Vietnam-Krieges, kam es dazu, wie es üblich ist, dass solche „günstigen Worte für das kommunistische System“ die Meinung der kubanischen Regierung ins Gegenteil kehrte.

Die lebensgroße Bronzefigur des Sängers „sitzt“ lässig auf einer Parkbank:

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Nach kurzer Pause ging es weiter:

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Eingang zum Friedhof
Necrópolis de Cristóbal Colón, La Habana

Hübscher Eingang, nicht wahr?
Wir wissen, dass das Bild nicht so gut geworden ist, weil ständig Autos, Pferdekutschen und Leute vor dem Portal vorbeikommen.

Nachstehend stellen wir Ihnen den prunkvollen Friedhof
„Necrópolis de Cristóbal Colón“ vor:

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Dieser Friedhof beherbergt mehr Geschichte als viele Bücher, besonders der Mathematik.
Es würde zu weit führen, Ihnen alle bekannte Persönlichkeiten zu nennen, die hier Ihre ewige Ruhestätte gefunden haben wie Schriftsteller, Politiker, Wissenschaftler, Schauspieler und Honoratioren der Stadt.
Es gibt riesige Mausoleen, eine grosse Anzahl von Monumenten, sogar eines für einen verstorbenen Baseball-Spieler; oder ein herrliches Replikat aus Marmor, das der Grablegung Christi von Michel Angelo nachempfunden ist:

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Foto agaudi.files.wordpress
St. Peter’s Dom

Die Sonne an jenem Morgen und das Dämmerlicht des Marmors übten eine unerträgliche Helligkeit aus, die fast die Augen schmerzen liessen.

Leider war kein trauernder Besucher zu sehen, den wir hätten fragen können, so dass wir unseren Weg selbst suchen mussten. Aber ein kleiner Plan am Eingang half uns weiter.

Es war wie eine Stichflamme:

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Wissen Sie, wie einem ist, wenn man etwas entdeckt, woran man schon immer gedacht hatte?
Es ist das Gefühl eines endgültigen Treffens, das immer in deiner Erinnerung bleiben wird.
Nun standen wir vor ihm:

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Grabstätte José Raúl Capablanca

– und es war weder ein Kreuz noch ein Engel, sondern eine stilvoll gestaltete und emporgerichtete weisse Figur.
Wieso nicht? Es musste ein König sein, der König eines makabren Schachbrettes, auf dem die schwarzen Felder vergessen wurden.
Nicht niedergestreckt, nein, sondern aufrecht und bereit, um zwischen den salzfarbenen Grabsteinplatten hin- und herzuziehen;
und wieder einmal zu entdecken, wie es möglich ist, den Tod zu umgehen.
Mit welch‘ einer Standhaftigkeit, mit welch‘ einer Beherrschung der Taktik, welch‘ eine Strategie, die gewünschte Position zu erreichen……, um letztlich den Sieg über sich selbst zu finden.

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Wir blieben eine ganze Weile, hielten inne in Gedanken an sein Bild; auch vielleicht ein bisschen „enttäuscht“, dass wir nun unseren Traum erfüllt hatten.

Langsam wurde uns bewusst, dass wir in Wirklichkeit nicht Capablanca gefunden hatten, sondern eine apokryphe Darstellung seines Kontinentes.
Es konnte nicht sein, nein, dort war nicht Capablanca, den wir suchten, sondern nur sein Körper, der vielleicht noch einmal bereit war, eine intelligente Stellung auf dem Schachbrett hervorzuzaubern, die schliesslich zum Sieg führt.

Wir konnten uns kaum von ihm trennen, legten eine letztes Mal unsere Hände auf den weissen Marmor und mussten uns einen innerlichen Ruck geben, um den schmerzvollen Rückweg anzutreten……………..

Nachstehend noch einige Bilder und Ergebnisse der
WM-Turniere aus seinen Leben:

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Capablanca (4) mit seinem Vater 1892

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Capablanca (21) 1909

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Capablanca als Mitglied einer Baseball-Mannschaft 1909

Courtesy Arqto. Roberto Pagura, Buenos Aires

Ergebnisse der WM 1921
15.3. bis 28.4.1921
Havanna

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15.3. bis 28.4.1921
Havanna

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Capablanca 1922

Capablanca vs Alekhine 1927
Buenos Aires

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FINAL SCORE:  Alekhine 6;  Capablanca 3 (25 draws)

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Mit seiner 2. Frau Olga Chagodaev

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Capablanca 1929

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Capablanca 1936

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Gemalt von Elke Rehder

Die Bauern verneigen sich vor dem König!

Für gestern, heute und zukünftig verneigen wir uns in Ehrfurcht vor dem genialen Schachmeister Capablanca.

La Habana (Kuba), im Mai 2009

 

Quellen: Viva-TV, Jaime Bendito S.

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