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IN MEMORIAM Erich Gottlieb ELISKASES

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Wir danken dem Präsidenten des Tiroler Schachverbandes  für die Erlaubnis, den Artikel „In Memoriam Erich Gottlieb ELISKASES”   anlässlich der Landesligameistermeisterschaft  2013/14 wie folgt zu übernehmen:

Daher stellt der Tiroler Landesverband Schach auch das Motto: „Erich Gottlieb ELISKASES in memoriam!“ in den Mittelpunkt dieser Schachveranstaltung.

 

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Hamburg 1930 – Ein 17-jähriger Österreicher sorgt für Furore bei der Schachweltmeisterschaft. Er macht 11 Punkte aus 15 Partien – 8 Siege, 6 Unentschieden und nur 1 Niederlage – für das Team AUSTRIA und ist damit der Beste seiner Mannschaft. Durch diese hervorragende Leistung des jungen Tirolers schafft auch das Nationalteam das beste Ergebnis bei einer Schachweltmeisterschaft aller Zeiten. Obwohl einige Wiener Funktionäre das Antreten dieses außerordentlichen Talentes verhindern wollten.

Die Familie Eliskases stammt ursprünglich aus dem Ladinischen und übersiedelte berufsbedingt nach Innsbruck. Hier wurde 1913 Erich Gottlieb ELISKASES geboren. Durch Zufall kam der junge Eliskases zum Schach, obwohl seine Eltern ihm nie Schach gelehrt hatten. Als 13-jähriger Junge wollte er der Schachvereinigung Innsbruck beitreten. Dies wurde aber vom Verein mit der Begründung, dass er zu jung sei, abgelehnt. Aber er hatte einen Gönner und Lehrer – Carl .P. WAGNER – der ihn schachlich förderte. So durfte er mit 14 bei einem Turnier des SK SCHLECHTER INNSBRUCK teilnehmen, das er dann auch ex equo mit einem anderen Spieler gewann. 1928 spielte er bei den TIROLER EINZELMEISTERSCHAFTEN mit, die er dann auch souverän mit 7 Punkten aus 8 Partien recht eindeutig gewann. Dies berechtigte ihn ein Jahr später bei den ÖSTERREICHISCHEN AMATEURMEISTERSCHAFTEN 1929 teilzunehmen. Er spielte wieder hervorragend und gewann punktegleich mit Esta GLASS diese nationalen Meisterschaften (+5 =3 -1).
Die Wiener Schachzeitung schrieb damals: : „Besonders bemerkenswert ist der Erfolg des 16-jährigen Tiroler Landesmeisters Eliskases, der eine gesunde Spielauffassung und reifes Können bewiesen hat. Man wird sich seinen Namen gut merken müssen, denn von ihm sind bei seiner Jugend noch große Taten zu erwarten.(Bild entfernt)
Durch diesen Erfolg wurden die Funktionäre des Schachverbandes auf das Tiroler Schachtalent aufmerksam und zur Schacholympiade nach Hamburg eingeladen. Wie oben beschrieben spielte der 17-jährige Eliskases hervorragend und erreichte mit dem österreichischen Nationalteam den ausgezeichneten 4. Platz.
1931 übersiedelte er nach Wien, um an der EXPORTAKADEMIE Welthandel zu studieren. Jedoch widmete er sich fortan fast nur mehr dem Schach und schloss das Studium nie ab. Er trat dem SCHACHKLUB HIETZING bei. Dort lernte er den Lokalmatador GM Ernst GRÜNFELD, gegen den er oft und viele schachliche Duelle austrug, kennen. Als dann der Posten eines Chefredakteurs bei der WIENER SCHACHZEITUNG frei wurde, griff er natürlich gleich zu. Exweltmeister Emanuel LASKER bemerkte einmal, dass ELISKASES die tiefschürfendsten Analysen mache.
In den Dreißigerjahren entwickelte sich Erich ELISKASES zu einem der weltbesten Schachspieler und nahm an vielen nationalen und internationalen Turnieren teil. So spielte er 1932 in Linz bei einem „Schaukampf“ gegen den damals besten Schachspieler Österreichs GM Rudolf SPIELMANN zehn Partien Turnierschach und gewann überraschend 5,5 : 4,5. GM SPIELMANN versuchte in einem Rückkampf, die Niederlage auszumerzen, was ihm aber nicht mehr gelang. Er verlor wieder 5,5 : 4,5.
Der Stil des Tirolers war außerordentlich zäh und umsichtig. Eiserne Ruhe – selbst in schwierigsten Lagen – zeichnete Erich aus, genauso wie sein schnörkelloses, dem Endzweck dienendes Spiel.
Sein erfolgreichstes Turnier war sicherlich NORDWIJK 1938. Dort gewann er den ersten Preis mit 7,5 Punkten aus 9 Partien noch vor Paul KERES und Max EUWE.

Das Endspiel gegen Paul Keres ging um die Welt:
Keres – Eliskases – Nordwijk 1938

(Bild entfernt)

47…d3!

Eine taktische Finesse. Der schwarze Turm muß den a-Bauern von der zweiten Reihe aus aufhalten koennen.
48.cxd3+ Ke3! 49.b4 Ta2 50.b5 f2 51.d4. Die Gewinnchance fuer Weiss besteht in einem Opfer des Turmes auf f2, wozu der feindliche Koenig abgelenkt werden muss.
51…Kxd4 52.Txf2 Txf2 53.a7. Nach 53.b6 Kc3 54.Kd1 Kd3 55.Ke1 Ke3 56.b7 Th2 57.Kf1 Kf3 58.Kg1 Th8 59.a7 Tg8+ kann sich die Opositionsschaukel bis a5 (weisser König) und c5 (schwarzer König) zurueckdrehen: es bliebe immer remis.
53…Ta2 54.b6 Kc3 55.Kb1 Ta6 56.b7 Tb6+ 57.Kc1 Th6. Remis. Der weiße Koenig koennte, verfolgt von seinem schwarzen Gegenueber, nach g1 marschieren, um schliesslich vom Turm mit „Schach“ empfangen zu werden. Nach dieser Partie konnte an Eliskases‘ Genialität kein Zweifel mehr bestehen.

 

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Es folgte eine unglaubliche Erfolgsserie: Eliskases gewinnt sechs stark besetzte Turniere, jedesmal mit klarem Vorsprung: die deutsche Meisterschaft in Bad Oeynhausen 1938, das Turnier in Krefeld 1938, Bad Oeynhausen 1939 (wiederum deutsche Meisterschaft), Bad Elster 1939, Bad Harzburg 1939 und das Wiener Wertungsturnier 1939. Im selben Jahr gewinnt er gegen den stärksten „reichsdeutschen Spieler“, den gebürtigen Russen Ewfim Bogoljubow, einen Wettkampf mit +6=11-3. Er wird nun als seriöser Weltmeisterschaftskandidat angesehen und wird zum Aushängeschild des Großdeutschen Schachbundes (GSB), von dessen Ideologie er sich völlig vereinnahmen ließ. Sichtlich gefiel er sich in der Rolle des „aufrechten deutschen Mannes“, der dem „deutschen Kampfschach“ Weltgeltung verschaffen wollte und sich besonders für die „Reinheit“ der deutschen Sprache einsetzte (ein Ziel, das er übrigens bis an sein Lebensende verfolgte – siehe z.B. seine Übersetzung der Biographie David Bronsteins von Roman Toran 1962 aus dem Spanischen ins Deutsche).

Aber die Weltgeschichte machte den Ambitionen Eliskases einen dicken Strich durch die Rechnung: Genau während der Schacholympiade Buenos Aires 1939, an der die großdeutsche Mannschaft mit den zwei Österreichern Eliskases (Brett 1) und Albert Becker teilnahm (diese Mannschaft gewann den Bewerb nach vielen Hindernissen, da sich einige Länder weigerten, gegen Großdeutschland anzutreten, und daher einige Ergebnisse kampflos mit 2-2 gewertet werden mussten), brach der Zweite Weltkrieg aus. Die meisten Spieler, darunter Eliskases und Becker, konnten und wollten zunächst nicht zurückkehren, und die hoffnungsvolle Schachkarriere des Tirolers war damit vorerst beendet, da nun für etliche Jahre die Sorge um das Überleben in seiner neuen Heimat dominierte. Mit Simultanveranstaltungen und der Teilnahme an Turnieren schlug er sich so recht und schlecht durch.

Die Schachwelt nimmt Abschied von Erich Eliskases 1913-1997

 

(Bild entfernt)


Anton Strauss, Wien
Oesterreichs letzer wohl unbestritten zur Weltklasse zählender Titan auf den 64 Feldern ist nicht mehr. Wie wir einem Internet-Bericht von „The Week in Chess“, das sich hierbei auf einen Nachruf der argentinischen Tageszeitung „Clarin“ beruft, entnehmen, ist der fruehere Weltklasse-GM am 2. Februar 1997 kurz vor Vollendung seines 84. Lebensjahres in seiner Wahlheimatstadt Córdoba für immer von uns gegangen.

Eliskases, der im Jahre 1939 während der Schacholympiade in Buenos Aires ebenso wie seine Kameraden vom Kriegsausbruch ueberrascht worden war, lebte seither in Südamerika, wo er sich nach harten Erfahrungen der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit schliesslich eine gesicherte Existenz aufbauen konnte. Viele Lobsprüche und Ehrungen, wie etwa der reichlich spät (1952) verliehene Grossmeistertitel erreichten ihn erst als Staatsbürger Argentiniens, für das er auch vier Olympiaden zwischen 1952 und 1964 – zuletzt Tel Aviv am Spitzenbrett – spielte.

Nach dem Krieg lebte die internationale Schachkarriere des mittlerweile argentinischen Staatsbürgers wieder auf: Nun war er jedoch „nur noch“ ein solider Großmeister. Er spielte in vielen südamerikanischen Turnieren bis in die siebziger Jahre mit mäßigem bis guten Erfolg, gewann sogar das Zonenturnier von Mar del Plata 1951 und wurde im Interzonenturnier von Saltsjöbaden 1952 Zehnter (auf dem Weg dorthin besuchte er erstmals wieder seine österreichische Heimat). Das beste Turnierresultat seiner südamerikanischen Periode war sicher der Sieg in Mar del Plata 1948 (+9=8-0) vor Weltklassespielern, wie Gideon Stahlberg, Miguel Najdorf und Laszlo Szabo. Erich Eliskases ist wahrscheinlich einer der ganz wenigen Spieler, der in seinem Leben für drei verschiedene Länder bei Schacholympiaden antrat: Für Österreich (1930-35), für Deutschland (1939) und für Argentinien (1952, 1958, 1960 und 1964), außerdem der einzige Österreicher, der drei Weltmeister schlug – Max Euwe, José R. Capablanca und Bobby Fischer.

1976 kam er mit Frau und Sohn nach Tirol, mit der Absicht, hier wieder seßhaft zu werden, und er spielte auch Schach – sogar für die österreichische Nationalmannschaft – aber schon nach ca. einem halben Jahr mußte das Paar wieder nach Córdoba zurückkehren, die Entwurzelung war zu groß, zudem vertrug seine Frau das rauhe Klima der Alpen nicht. In Córdoba verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens, das zuletzt durch Krankheit und Depression gekennzeichnet war. Sein schachliches Erbe in Form seiner ausführlich kommentierten Partien, deren Publikation ihm in den letzten Lebensjahren ein großes Anliegen war, vermachte er einem Wiener Schachfreund.

Turnierergebnisse (Auswahl)

Wien 1932 ( 15. Trebitsch-Turnier): 1. Becker 9; Gruenfeld 7½; 3./4. Eliskases, Hoenlinger 7; 5.-7. Glass, Mueller, Robitschek 6; 8.-9. Kmoch, Podhorzer 4½; 10.-11. Igel, Palda 3½; 12. Rubinstein jun. 1½.

Budapest 1934: 1. Eliskases 13; 2.-3. Lielienthal, P. Rethy 10½; 4. A. Steiner 10 usw. (17 Teilnehmer)

Wien 1935 (18. Trebitsch-Turnier): 1.-2. Eliskases, L. Steiner 8; 3.-5. Becker, Mueller, Spielmann 6½; 6.-7. Glass, Gruenfeld 6; Gereben 5½; 9. Liechtenstein 4; 10. Fuss 3½; 11. S.R. Wolf 3; 12. Kolnhofer 2½.

Semmering-Baden 1937: 1. Keres 9; 2. Fine 8; 3.-4. Capablanca, Reshevsky 7½; 5. Flohr 7; 6.-7. Eliskases, Ragosin 6; 8. Petrow 5.

Deutsche Meisterschaft Oenhausen 1939: 1. Eliskases 11; 2. Lokvenc 9; 3. Gilg 8½; 4.-5. Kohler, Rellstab 8; 6.-9. Engels, Heinicke, Keller, Richter 7½; 10.-13. Brinckmann, Eisinger, Kieninger, Mueller 7; Michel 6½; 14. Michel 6½; Lange 6; 16. Ernst 5.

Mar del Plata 1947: 1. Najdorf 14; 2. Stahlberg 13½; 3. Eliskases 12; 4. Pilnik 11½; 5.-6. Euwe, Jul. Bolbochan 10½; 7. Rossetto 9; 8.-10. Jac. Bolbochan, Guimard, Maderna, Marini 8½ usw. (18 Teilnehmer).

Mar del Plata 1948: 1. Eliskases 13; 2. Stahlberg 11½; 3. Medina 11;
4.-5. Najdorf, Rossetto 10; 6.-7. O’Kelly, Szabo 9½; 8. Maderna 9; 9. Pilnik 8½; 10.-12. Jac. Bolbochan, Lockis, Michel 8; 13. Guimard 7;
14.-15. Castillo, Freitas 6½; 16.-17. Denker, Sanguinetti 6; 18. Olveira 5.

Eliskases – Fischer
Buenos Aires, 1960

 

(Bild entfernt)

 

41…Lc5?
Fischers Gewinnversuch in dieser scheinbar guenstigen Stellung verkehrt sich ins Gegenteil. Nach 41…Lxa3! 42.Sxb6 Lxb2 43.Sxc4 Lc1 44.f5 h5 wäre die Partie remis gewesen.

42.a4!. Einerseits musste die Drohung 42…b5 verhindert werden, andererseits ist jetzt 42…Ld4 ungefaehrlich wegen 43.Sd6.
42…Kg6 43.Kg2 Kf6 44.Kf3 Ke6 45.Ke4. Gerade rechtzeitig beherrscht der weisse Koenig das Feld d4.
45…Lf2 46.f5+ Kd7 47.Sa7 Kd6 48.Sb5+ Kc5 49.Sc7 Lh4 50.Se8 Kb4 51.Kd5! Le7 52.Sxg7 Lf6 53.Se8! Lxb2 54.f6 Lxf6 55.Sxf6 c3 56.Sh5!!. Ein prachtvoller Gewinnzug. 56… c2 wuerde durch 57.Sf4 Kc3 58.Se2+ Kd2 59.Sd4! abgewehrt werden.
56…Kxa4 57.Sf4 b5 58.Se2 c2 und Schwarz gab gleichzeitig auf. 58…Kb3 59.h4 wäre ebenfalls hoffnungslos.

QUELLEN:

  • Wikipedia
  • Aus dem Schacharchiv der Wiener Zeitung: Artikel: 177 vom 01.04.1997, Kategorie Österreich und Welt
    Abschied von Erich Eliskases 1913-1997
  • Michael Ehn – Ein Kind seiner Zeit. Erich Eliskases (1913-1997)

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P.S. Zugesandt von Herrn Dr. Paul Meyer, Innsbruck

Nachstehend noch 2 Fotos von seiner ewigen Ruhestätte, die sein Sohn Carlos für uns aufgenommen hat:

 

(Bild entfernt)

 

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(Bild entfernt)

Sitges (Barcelona), im April 2014

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