Im Stile einer Schachpartie: Die Schlacht von Gaugamela
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Caissa on the Field of Battle
Gemälde von Nicolas Sphicas
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Geschichte:
Die Schlacht von Gaugamela (heute Tel Gomel im nördlichen Irak) am 1. Oktober 331 v. Chr. wurde von Alexander dem Grossen (356 – 323 v. Chr.), einem griechisch-makedonischen König und Hegemon des Korinthischen Bündnisses,
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Alexanderschlacht-Mosaik
ursprünglich in der Casa del Fauno in Pompeji,
heute im Museo Nazionale di Capodimonte, Neapel
wie eine Schachpartie angelegt, wobei jeder “Zug” entscheidend war; nicht nur stategisch sondern auch abhängig von der Einstellung und Stimmung seiner Soldaten.
Dieses Ereignis war eine der entscheidendsten Schlachten der Weltgeschichte, wobei er das Ziel verfolgte, das Perserreich zu erobern.
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Jan Brueghel der Ältere (1602)
Die Schlacht von Gaugamela
Alexander der Grosse marschierte mit seinen Truppen wärend der Nachtzeit, um sich in fast 5 km in der Nähe der Persertruppen aufzustellen.
Da er wusste, dass sich innerhalb seiner Mannschaften persische Spione befanden, liess er das Gerücht verbreiten, dass er schon in derselben Nacht – ohne auzuruhen – angreifen würde.
Die Perser, angeführt von dem Grosskönig Dareios III
(380 – 330 v. Chr.),
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Museo Nazionale di Capodimonte, Neapel
wurden entsprechend von ihren Spionen unterrichtet und demzufolge hielt das Perserheer die ganze Nacht Wache, um einen Angriff rechtzeitig abzuwehren.
Alexander der Grosse liess aber seine Truppen gebührend ausruhen und am anderen morgen konnten sie sich frisch der Schlacht stellen.
Vor Beginn der Schlacht bestieg er sein treues Pferd “Bukephalos”,
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Bild: jitenkaa.blog.cz
ritt vor seine Truppen, sprach ihnen Mut zu und wandte sich dann direkt an Zeus und rief: “Ich bin Dein Sohn, ein Sohn Gottes, und der Sieg muss mit ihm sein, denn kein Gott kann und darf verlieren!”
Diese heiligen Worte hob die Moral der Makedonier.
Dareios III, durch die für ihn überraschende Niederlage bei Issos
(333 v. Chr.) gewarnt, mobilisierte alle Kräfte seiner Verbündeten.
Zunächst liess er ein geeignetes Schlachtfeld auskundschaften und für seine Streitwagen einebnen.
Der waghalsige Plan von Alexander bestand darin, die starken persischen Reiterverbände durch Flankenangriffe von der Mitte wegzulocken , um eine Lücke im Zentrum entstehen zu lassen.
Siehe Schlachtaufstellung:
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Um seinerseits eine Umfassung zu verhindern, positionierte Alexander eine zweite Phalanx hinter der ersten.
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Griechisch – Makedonische Phalanx
Die gefürchteten persischen Sichelwagen (siehe nachstehende Abbbildung) blieben wirkungslos.
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Der erste Widerstand gegen diese erfolgte durch leicht bewaffnete Einheiten mit Wurfspiessen, und die sich öffnende Phalanx liess die Streitwagen ungehindert passieren, welche dann im Hintergrund aufgerieben wurden.
Dennoch waren die Truppen des Grosskönigs zunächst keineswegs erfolglos, sie setzten die makedonische Phalanx unter starken Druck und konnten Alexanders Truppen schwere Verluste zufügen.
Doch nach relativ kurzer Zeit geschah, worauf Alexander gehofft hatte:
Durch das Vorrücken der persischen Truppen geriet die Formation in Unordnung und Dareios wurde nur noch
von seiner Leibgarde gedeckt:
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Bild: Wochenblatt.de
Durch die entstehende Lücke führte Alexander mit seiner Reiterei den entscheidenden Angriff auf das Zentrum mit Dareios selbst.
Dieser, durch die drohende Gefahr persönlich gefährdet (er war als Grosskönig die wichtigste Person des Reiches und musste unbedingt geschützt werden), flüchtete vom Schlachtfeld, als der erbitterte Widerstand seiner Garde vergeblich blieb.
Allmählich brach die persische Front zusammen, der Sieg war nun in den Händen Alexanders, der alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen hatte.
Nachstehend nun der Schlachtverlauf:
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Mit dem Sieg bei Gaugamela gegen ein zahlenmässiges überlegenes Heer wurde Alexander der Grosse uneingeschränkter Herrscher Asiens.
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Nun suchen wir wieder die Verbindung zum Schach und erlauben uns, zu den vorgeschilderten geschichtlichen Ereignissen:
“Im Stile einer Schachpartie”
folgende Worte wiederzugeben:
Dr. Savielly Tartakower
„Es kommt nicht darauf an, nach dem besten Zuge zu suchen, sondern nach einem vernünftigen Plan zu spielen.“
und
Philosoph Arthur Schopenhauer:
„Es ist im Leben wie im Schachspiel: Wir entwerfen einen Plan; dieser bleibt jedoch bedingt durch das, was im Schachspiel dem Gegner, im Leben dem Schicksal zu tun belieben wird.“
Nun haben wir die Genugtuung, Ihnen die entsprechende Schachpartie wiederzugeben:
Dareios III – Alexander der Grosse
Die Schlacht von Gaugamela 1.10.331 v. Chr.
interpretiert von dem kanarischen Meisterspieler
Sr. Don Petronio Pérez Pulido
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1. e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.Dg4 c5! Hierbei ist es wichtig, gleich das Zentrum unter Druck zu setzen.
6. Sb5 In seinem Bestreben, anzugreifen und so rasch wie moeglich die Schlacht zu beenden, befiehlt Dareios seiner Reiterschaft zum
zweiten Mal anzugreifen.6…cxd4!
Alexander sieht den Fehler und holt sofort zum Gegenschlag aus. 7. Cf3
[Wenn 7.Sd6+ Lxd6 8.Dxg7 Lxe5 schützt den Turm und gewinnt eine Figur.]
7…Sc6 8.Sd6+ Lxd6 9.Dxg7 Lxe5 10.Sxe5
Dareios glaubt, dass nun der Moment gekommen ist, um seinen Plan umzusetzen..aber 10…Df6!
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Rettet den Turm und erzwingt den Damentausch.11. Dxf6 Cxf6 12.Ab5
Der persische Grosskönig weiss, das ser nun in Nachteil geraten ist, da sein Plan nicht aufgegangen ist und wechselt die Strategie. 12…Ld7 13.Sf3 Se4!
Alessander hingegen wird das nicht zulassen und baut ein mächtiges Zentrum auf. 14.0–0 f6 Die Drohung muss sein, die Mehrheit seiner Truppen dort mit 15…e5 zu halten. 15. Lxc6 bxc6 16.Sxd4 c5
Dareios stellt mit Schrecken fest, dass Alexander ein kompaktes und schlagkräftiges Zentrum aufgebaut hat, die Türme haben offene Linien, auf denen sie aktiv werden können und sein König ist gut postiert für ein evtl. späteres Endspiel.
Und all das als Konsequenz aufgrund einer falschen Strategie des Gegners, zum Angriff zu schreiten, ohne über die notwendigen Mittel zu verfügen.
17. Se2 Kf7 18.f3 Sd6 19.b3 , womit der Läufer auf dem Damenflügel entwickelt wird, denn die Versuchung, auf dem anderen Seite vorzugehen, wird mit Zeitverlust zurückgewiesen:
[19.Ld2 Sc4 und der Läufer muss zurück; 19.Le3 d4 hierbei wird der Läufer ins Abseits gestellt.; 19.Lf4 e5 und wieder muss er zurück.]
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19…e5
Die Bildung des Zentrums durch die Truppen von Alexander ist ausgezeichnet und Dareios erkennt die Gefahr. 20. La3 Tac8 21.Tad1 schnürt die Bewegungsfreiheit des Läufers ein. 21…d4 . Die Aktivität des Läufers ist sehr begrenzt, weil die Bauern auf den schwarzen Feldern stehen, wobei die schwarzen Figuren den Vorteil haben, sich beweglicher zu fühlen, da sie auf den weissen Feldern agieren können.
22. Sc1
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Der Springer will nach d3, um etwas Gegenspiel zu erzeugen, wobei der Bauer auf c5 angegriffen werden soll.
22…Sf5
Alexander gewinnt ein Tempo und droht mit
23…Se3.
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Aber er schafft damit nicht nur eine Drohung, sondern macht den Bauern auf c2 unbeweglich und ermöglicht gleichzeitig das Vorgehen des Bauern auf c4.
Also: 23. Tf2 Se3 mit einem extrem günstigen Feld, dass auch später dazu dienen kann, um im Zentrum vorzugehen und die gegnerische Seite zu besetzen.
24. Te1 c4 25.b4 La4! 26. Tee2
[Der Zug 26. c3 ist unvermeidbar, weil sonst 26…Sc2 folgt, wobei dann die Qualität hergegeben werden muss.]
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26…Sd1!
Und Alexander mit dem Schwert in der Hand und voller Mut hat erreicht, dass sein Reiterheer in das feindliche Lager eingedrungen ist. 27. Tf1 Sc3 28.Tef2 Sb1 29.Lb2 c3! Der Läufer muss auf die letzte Linie zurückgewiesen werden. 30. Sb3
[Die Alternative ist nicht erstrebenswert 30.La1 Sd2 31.Te1 Lxc2 und Schwarz brächte nicht nur einen Bauern nach vorn, sondern hätte noch zwei ganz schlimme verbundene Freibauern.]
30…Lxb3 31.axb3
[31.Txb1 Lxa2 32.Ta1 cxb2 gewinnt; 31.cxb3 c2 32.Lc1 d3, und es gibt keine Verteitigung mehr gegen die Drohung 33…d2.]
31…Sd2 32.Te1 Thd8! womit die lebenswichtigen Linien kontrolliert werden 33.Lc1
d3!
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Der Sieg der Griechen kommt immer näher. 34. cxd3
[Dareios weiss, dass 34.Lxd2 cxd2 35.Txd2 dxc2 36.Txd8 Txd8 nichts ausrichten kann gegen 37…Td1]
34…Txd3 35.Axd2 Txd2! 36.Ta1 Das persische Heer bricht immer weiter zusammen.
[Wenn jetzt 36.Txd2 cxd2 37.Td1 Tc1 forciert die Bauernumwandlung.]
36…Ke6! Alexander hat seinen Angriff gut berechnet 37.Kf1 mit der Hofffnung, Te2 spielen zu können.
[Wenn jetzt 37.Txa7 Txf2 38.Kxf2 c2, dann müsste Weiss seinen Turm gegen einen Bauern hergeben.]
37…Txf2+ Aber der Angriff wird immer wuchtiger und lässt jede Hoffnung auf der Gegenseite schwinden 38.Kxf2 c2 39.Tc1 Kd5 40.Ke3 Tc3+ 41.Kd2 Während Dareios sich in die Flucht
Schlagen lässt 41…Kd4! Alexander marschiert weiter vor… 42.h4
[42.Txc2 Txc2+ 43.Kxc2 Ke3 44.Kc3 Kf2, und es bleibt kein Soldat mehr am Leben.]
42… ¡Td3+! und greift ohne Mitleid weiter an 43.Kxc2 Tc3+ 44.Kd2 Txc1
45. Kxc1 Ke3
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Endstellung
Das Ende ist gekommen und Dareios, dem Tode geweiht, muss zusehen, wie sich sein Heer ergibt.
Das Perserreich ist erorbert worden: 0:1
Die vorstehende Schachpartie, die sich auf den Verlauf der Schlacht von Gaugamela stützt, wurde zwischen Bogoljubov und Réti in Mährisch-Ostrau im Jahre 1923 gespielt.
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Ergänzend dürfen wir in Erinnerung rufen, dass
Alexander der Grosse bereits im frühen Alter von 33 Jahren an Sumpffieber (Malaria) gestorben sein soll.
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Bild: layline.de
Seine Bestattung erfolgte im Juni 323 v. Chr. in Babylon:
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Bild: Welt.de
Sein Grab wurde bis heute nicht gefunden.
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Quellen:
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Robin Lane und hostorialago.com
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Barcelona, im Juni 2014