Leichtathletik: Deutsche Athletinnen über Missbrauch durch Trainer
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Eine ZDF-Recherche deckt große Missstände in der deutschen Leichtathletik auf. Mehrere Sportlerinnen berichten von übergriffigem Verhalten und Missbrauch durch ihre Trainer. Eileen Demes ist eine der besten deutschen Hürdenläuferinnen über 400 Meter. Jetzt hat sie sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen. In einer Dokumentation des ZDF-Magazins "frontal" schildert die Leichtathletin, wie ihr früherer Trainer ihr Liebesbriefe geschrieben haben soll, als sie noch minderjährig war. Demes war 17 Jahre alt, ihr Trainer Ende 40, als er sie zu einem Essen eingeladen haben soll. Dabei soll er ihr gesagt haben, dass er es schön fände, "jeden Tag neben mir aufzuwachen". Die Olympiateilnehmerin, die nächste Woche bei der WM in Tokio an den Start gehen wird, erinnert sich an den Moment und berichtet, wie sie damals reagierte. "Da hat er mir dann gesagt, dass er mich liebt", so Demes, die wie weitere Kolleginnen viele Jahre schwieg, aus Angst, ihre Karriere zu gefährden. Sportlerinnen sprechen von Grenzüberschreitungen durch Trainer Neben ihr erheben sieben weitere Athletinnen in der ZDF-Recherche schwere Vorwürfe gegen ihre früheren Trainer. Dabei soll es sich um verschiedene Formen von Grenzüberschreitungen handeln – von nächtlichen Chat-Nachrichten bis hin zu sexuellem Missbrauch. Betroffen seien demnach mehrere Landesverbände, darunter Baden, Berlin, Hessen und Niedersachsen. In einem Fall aus Mannheim wurde bereits Anklage wegen sexueller Nötigung erhoben. In Hessen wurde einem Trainer die Lizenz entzogen. In einem weiteren Fall in Niedersachsen ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover. Dort prüft der Deutsche Leichtathletik-Verband ebenfalls einen Lizenzentzug. Landesverband und Sportlerin haben Anzeige erstattet. Der betroffene Trainer hat durch seine Anwältin alle Anschuldigungen als "haltlose und unbewiesene Unterstellungen" zurückweisen lassen.