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"Wir haben hier quasi gewohnt": Ehemalige Skater verabschieden sich vom Sinsheimer Skatepark

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Von Friedemann Orths

Sinsheim. Kick-, Heel- und Hardflip, diverse Grabs und Grinds: Für Laien hört sich das Vokabular der Skateboard-, Inline- und BMX-Szene vermutlich fremd bis unverständlich an. Doch wer den Veteranen auf dem Sinsheimer Skatepark am Jugendhaus zusieht, die sich jetzt dort trafen, um die alte Stätte würdig zu verabschieden, dem wird schnell deutlich, wie schwierig und zugleich spektakulär die Tricks sind, die sie dort vollführen.

Die Männer der ersten und neuen Generation, wie sie sich selbst nennen, kamen also noch einmal zusammen, um dem Skatepark Lebewohl zu sagen, die Hindernisse ein letztes Mal zu befahren und sich an ihre Jugendzeit zurückzuerinnern. Einer von ihnen ist Karl-Peter Welcer der seit der Eröffnung im Park skatet. "Als Jugendlicher habe ich hier quasi gewohnt", sagt der 29-Jährige im Gespräch mit der RNZ und erinnert sich: "Im Winter haben wir Schnee geschippt, um fahren zu können."

Horst Wiedemann, 34 Jahre, gehört auch zur "alten Generation" und war sogar noch an der Planung des Parks beteiligt. "Damals, das muss Ende der 90er gewesen sein, haben wir unsere Anregungen an Inge Baumgärtner von der Stadtjugendpflege herangetragen, die sich um die Umsetzung und den Bau des Parks bemühte und zwischen uns und der Stadt vermittelte", erklärt der BMX-Radfahrer.

Natürlich habe man auch "viel jugendlichen Blödsinn" auf dem Areal angestellt, sagt Horst Wiedemann verschmitzt. In der Nähe des Segelflugplatzes gab es, noch bevor der Skatepark gebaut wurde, eine so genannte "Miniramp": "Die war voller Löcher und gemeingefährlich", weiß der Sinsheimer, der sich dort im Alter von 14 Jahren die Speiche brach. Er erschien zu dem Treffen übrigens - bejubelt von den rund 35 Anwesenden - mit Fahrradanhänger, in dem er normalerweise seine vier Kinder transportiert. "Die fahren mittlerweile auch Fahrrad. Später möchte ich mit ihnen BMX auf dem neuen Skatepark fahren," sagt er.

"Die Kinder und Jugendlichen gehen heute nicht mehr in den Park", sagt Lucas Buttendorf, 27, etwas traurig. Er hatte zu diesem Treffen seit sechs Jahren nicht mehr auf einem Brett gestanden und spürt jetzt seine Muskeln. Und Robin Hanreich, 25, fügt hinzu: "Früher gab es hier auch keine Glasscherben. Mittlerweile kommen die jungen Leute nur zum Abhängen." Das erklärt auch den Besen, den einer der Fahrer zur Säuberung des Bodens mitgebracht hat.

Robin Hanreich, der zum ersten Mal mit 12 auf dem Park seine Runden drehte, gerät ins Schwärmen: "Vor etwa zehn Jahren war für mich die Blütezeit des Parks." Und Lucas Buttendorf ergänzt: "Da waren an jedem Wochenende so viele Leute da wie heute." Für den 30-jährige Chris Stadil war der Skatepark damals "ein zweites Zuhause: Ich war vor der Schule hier und bin nach der Schule direkt wieder hin", erzählt er.

Dass nun endlich ein neuer Park in Planung ist, finden die Skater gut. Horst Wiedemann erinnert sich zurück an die Zeit, in der er mit seinen Freunden versuchte, etwas am Layout des Parks zu ändern. Dies sei aber immer von der Stadt zunichte gemacht worden. Ein beinahe lustiges Beispiel mit einer Eisenstange, auf der Skater mit ihrem Gerät entlangschlittern - "grinden" - können, gibt Robin Hanreich: "Die Stange stand einfach nur im Weg und konnte gar nicht befahren werden, weil der Anlauf fehlte. Das war echt gefährlich. Also haben wir sie abgeschraubt und neben den Platz gelegt." Die Stadt jedoch ließ sie immer wieder anschrauben. "Dieses Spielchen ging dann ein paar Mal hin und her, bis die Stange eines Tages festbetoniert wurde." Sie steht heute immer noch da, eine Art Mahnmal für die Missverständnisse zwischen Stadt und Szene.

Jetzt sind sich die Skater einig, dass der Entwurf eine gute Idee sei. Dennoch sind einige skeptisch, ob mit dem bereitgestellten Geld, 100.000 Euro, "große Sprünge" möglich sind. Hier müssen sie wohl abwarten und hoffen. Dass aber überhaupt etwas getan wird, sei auch etwas wert.

Aufgrund des schönen Treffens wollen sie es nun einmal jährlich abhalten - wenn Budget, Stadt und Gemeinderat mitspielen, dann auf dem neuen Skatepark, gemeinsam mit einer neuen Generation.

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