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Loire 2022

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I have a dream…

Aus verlässlicher Quelle habe ich erfahren, dass Emmerich schon seit einigen Jahren davon träumt, auf der Loire von Orleans nach Nantes zu rudern. Große Träume muss man ernst nehmen und so haben sich Ilse (für wirklich große Träume braucht man die Ehefrau an seiner Seite), Barbara, Irmi und die beiden Pabisch entschlossen, ihn zu begleiten. Aus dem Ruderclub Wels wurden wir von Pauline und Michael verstärkt.

  


Etwas ärgerlich waren bei den Vorbereitungen die unzähligen Unkenrufe von Roland, was auf der Loire nicht alles passieren könnte. Wir reisten dann mit zwei alten verlässlichen Holzbooten, Gernot und Gunter (die kann man reparieren!) und Extragepäck von Roland (dicke + dünne Folien, verschiedenste Klebebänder, extra Werkzeug, Ordner, usw.) Richtung Frankreich.

Nach rund 1000km, zurückgelegt in einer zweitägigen Autofahrt, verbrachten wir einen netten Abend im Zentrum von Orleans und gingen dann zum Ufer der Loire. Beim ersten Anblick dieses großen, breiten, in langen Abschnitten nicht regulierten Flusses, sahen wir, was uns erwarten würde: weite Sandbänke, kleine, mittlere und große Inseln, mit und ohne Vegetation, dazwischen kleine Stufen mit schnell fließendem Wasser – reißend zu sagen, wäre übertrieben. Die Loire ist ein schöner Fluss, ungezähmt und wie sich herausstellte, unberechenbar.

Donnerstag, 16.6.: einsetzten in Meung sur Loire, daraufhin sofort eine Brücke mit schnellem Wasser, die Emmerich und Michi mit dem Heck voran genommen haben. Bravourös, fanden Barbara und ich und dachten, das wäre der Höhepunkt des Tages gewesen. Diese Gedanken waren in Donau-Kategorien überlegt. Nach 7 km die nächste Brücke bei Beaugency, ein schönes historisches Bauwerk mit vielen wohlgeformten Steinbögen, und jeder Steinbogen voll mit Steinen in seinem Bett! Wir stiegen aus und trugen die Boote durch einen dieser Bögen, an dessen Ende quer eine kleine Eisenbarriere war, 20 cm hoch. Man musste die Boote darüber heben und dahinter gleich einsetzen. Der erste Dreier (Emmerich, Barbara, Christa) hat es geschafft. Michael mit Irmi und Pauline im zweiten Dreier testete die Sitzfestigkeit seiner Damen, als er als Dritter einstieg. Das Boot kam in Schräglage und die Damen wussten Bescheid über die die Wassertemperatur.
Dann kam ein Kernkraftwerk bei Avaray mit Wehr, sodass wir die Boote mit den Wagerln herumfahren mussten, für Donauruderer ein Klacks. Danach war das Wasser noch wärmer als vorher, denn jedes Kernkraftwerk leitet sein Kühlwasser in den Fluss. An der Loire sind 4 Kernkraftwerke und die Temperatur war stets bei sicherlich mehr als 25°.

Die Mittagspause verbrachten wir im Biergarten des Schloß Chambord, dem größten aller Loire Schlösser mit einer skurrilen Geschichte.

Abendessen hatten wir in Blois im Restaurant „Leonardo“ direkt am Fluss und an der schönen alten Brücke Pont Jaques-Gabriel aus 1720. Das kunsthistorische Interesse der Steuerleute beschränkte sich bei der Besichtigung der Brücke nur die 11 Öffnungen = welches Loch ist für uns am passendsten?

Freitag, 17.6.: nach etwa 500 m Rudern kam die Brücke und wir mussten treideln. Die Brückenbögen waren, weil sie genug Wasser hatten, voll mit Steinen. Es war völlig unmöglich, Boote drüber zu tragen. Beim Treideln dachte ich an das Treideln der deutschen Kraftwerke. Man geht neben dem Boot und führt es an der Leine lässig sich her.
Treideln an der Loire geht so: drei Leute gehen neben dem Boot auf einem steinigen Untergrund, der zwischen 20 cm und 200 cm Tiefe schwankt. Wenn der Flussboden 20cm hat, muss man aufpassen, dass man sich die Zehen nicht abhaut oder schwankt und auf einen Stein fällt, wenn er 200 cm tief ist, ist einen der Flussuntergrund egal und man schwimmt neben dem Boot. Bei 26° Wassertemperatur und rund 30° Lufttemperatur ist das kein Thema mehr.
Nach den Brücken wird die Loire meist seichter und man muss das Boot über Sandbänke bis zur nächsten Fahrrinne ziehen, das heißt, man wandert über Sandbänke (zwischen 30 m und 60 m lang) und zieht das Boot an den Skulls hinter sich her. Barbaras erster Kommentar: “Wanderrudern habe ich mir anders vorgestellt, nicht als direkte Kombination von Wandern und Rudern.“
Dann kamen neue, moderne Brücken, die waren als Hindernis für Ruderer nicht viel anders. Franzosen bauen manchmal Brücken ab (sie haben ja genug), dann lassen sie aber, um Ruderer und Kanuten zu ärgern, die Pfeiler stehen!

Die Belohnung war ein traumhaftes Picknick, das Ilse und Pauline arrangiert haben, Tisch und Bänke unter einem schattigen Baum. Wir haben gegessen und getrunken sprichwörtlich wie „Gott in Frankreich“!
All diese neuen Hindernisse betrachteten wir als Abenteuer und es hat die Stimmung nicht im Geringsten beeinträchtigt. An diesem Tag ging das Thermometer Richtung 40°, da wird es schon ordentlich heiß.
Unser Quartier am Abend war dann in Limeray bei Madame de Launay. Unsere ebenerdigen Zimmer gingen alle in einen Garten mit dichten Obstbäumen und dort haben wir die Tische zusammengestellt und ein wunderbares Abendessen bei Madame bestellt mit Weinen aus der Gegend. Der Weg vom Tisch zum Bett war maximal 20 m lang.

Samstag, 8.6. war unser Kulturtag! Wir besichtigten das Schloß von Amboise und seine Gärten. Für das kleine Schloß Clos Luce´, in dem Leonardo da Vinci seine letzten Lebensjahre verbrachte, hatte nur mehr Roland die Kraft. Der Rest der Gruppe wartete auf ihn bei einem Eis.
Das war der Tag mit tatsächlichen 40°, wir flüchteten mit Speis und Trank in unseren Garten bei Madame de Launay und verbrachten wieder einen launig, lauschigen Abend mitten im Val de Loire.

Sonntag, 19.6.: planmäßig wären wir an diesem Tag durch Tour gerudert mit mehr als 10 Brücken. Wir ruderten 7 km an den Stadtrand von Amboise, packten die Boote auf den Hänger, machten um Tours mit seinen Brücken einen weiten Bogen und setzten in Langeais wieder ein. Die Tages-Etappen kamen ein bisschen durcheinander, aber auch das bekamen wir hin. Es gab meistens eine Mittagsrast mit Wechseln der Crew und wenn gefragt wurde, „Wie war´s“ und als Antwort kam „Relativ ereignislos“, dann war das schon die Königsklasse. Es gab auch die Antworten „Zwei Brücken“ mit nach oben verdrehten Augen oder „Zwei Brücken“ mit kurzem, leichtem Schulterheben.

Montag, 20.6.: durch die Tour rund um Tours bei gleichbleibender Hotelreservierung kamen wir zu mehr Autofahrten und hatten damit Gelegenheit, die Landschaft und die unzähligen Schlösser und Schlösschen zu sehen. Man gewann den Eindruck, wer zur Zeit Ludwigs XIV und Ludwig XV gelebt hat und etwas auf sich gegeben hat, baute sich ein Schloß an der Loire. Die Innenausstattungen sind unseren Schlössern natürlich ähnlich, aber der Baustil ist anders und meist bezaubernd; richtige Dornröschenschlösser. Prinzen haben wir keinen gesehen.

Dienstag, 21.6.: Die Loire und ihr Tal wechselten immer wieder ihr Aussehen. Stellenweise war sie mehr als 500 m breit, mit bewaldeten Inseln in der Mitte, Sandbänken und einer (scheinbar) unberührten Natur. Stellenweise war sie schmäler und brachte auch ein nette Fließgeschwindigkeit zusammen. Unsere Stundenkilometerleistung schwankte zwischen 5 km/h und fast 10 km/h. Es gab schon ab und zu mal Bojen um die Fahrrinne anzuzeigen. Aber es war auch immer wieder Wander-Rudern angesagt. Wir lernten aber, wenn die Loire flach wird und man macht ein paar „Harte“, dann rutsch man problemlos über die Sandbank und muss nicht aussteigen. Super! Das machte auch die Gunter Crew immer wieder und einmal, im schönsten Schwung, war da ein Stein in der flachen Fahrrinne.
Chhhhrrrrgg machte es verdächtig lange, dann kam Wasser ins Boot. Das Wasser war warm, die Sandbank leider in der Mitte des Flusses zwischen zwei mäßig fließenden Fahrrinnen. Raus aus dem Boot und Fahrrinne durchqueren d.h. durchschwimmen, um ans rechte Ufer zu kommen. Das Boot füllte sich langsam. Ich kann aber allen Ängstlichen versichern, es füllt sich nur bis zu jenem Punkt, bis innen und außen der Wasserspiegel gleich hoch ist.
Aus der Sicht des zweiten Bootes, einige hundert Meter entfernt, sah es so aus: ein Boot wird von drei Köpfen spazieren geführt, vorne Emmerich, dann Barbara, dann ich. Plötzlich schwimmt ein einsamer Croc davon. Ich habe kurz das Boot ausgelassen und ihn gerettet. Mein Chef kann ja nicht auf einem Bein durchs Ufergebüsch gehen. Wenn nur ein Ufergebüsch da gewesen wäre! Genau jetzt gab es steiles Ufer mit Steinen, sodass wir nicht stehen konnten. Emmerich sagte, wir müssen schwimmend uns das Ufer entlang bewegen, bis eine Stelle kommt, an der wir das Boot aus dem Wasser nehmen können. Meistens sind wir geschwommen, ab und zu hatten wir Grund, auf dem wir ein paar Schritte gehen konnten. Beim Queren der Fahrrinne war ich hinten, obwohl ich ja in der Mitte sitze, am Ufer war die Reihenfolge wieder anders und wir waren auch auf der anderen Seite des Bootes. Wie das gegangen ist, davon habe ich keine Ahnung mehr. Dann kam ein Baumstamm, der in den Fluss ragte und das Boot verfing sich in ihm und trieb Emmerich vom Boot weg. Barbara war hinter mir und war besorgt, dass sich ein Ausleger durch die Fließgeschwindigkeit zwischen Boot und Baum verbiegt. Ich war besorgt, weil ein Skull auf Barbaras Dekolletee im rechten Winkel zu ihrem Körper stand.
Das Wasser war warm. Die Strömung war sanft. Und Gunter schlupfte dann doch brav um den Baumstamm. Da lagen drei Fischerruderboote und Benoite, der Kajakfahrer, den wir immer wieder mal gesehen haben, tauchte auf. Er stellte sich so in die Strömung dass Gunter keine andere Wahl hatte, als zwischen zwei Fischerboote hinein zu gleiten, wo Emmerich schon wartete.
Dann ging alles sehr schnell, alle unsere Sachen aus dem Boot, Boot ausgeleert (eine Mammutaufgabe) und hinaufgetragen. Wo drei Fischer-Ruderboote liegen, gibt es auch ein Wegerl! Benoite, der Kajakfahrer hat kräftig mitgeholfen und die Gernot Mannschaft war nun auch schon da. Im Wasser, auf dem Fluss kann man wirklich kaum unterscheiden, ob ein Boot geführt wird in tiefem Wasser oder ob es sich um eine Havarie handelt. An der beharrlichen Präsenz des Kajakfahrers haben Michi und seine Mannschaft erst gemerkt, dass wir Probleme haben. Gunter war ordentlich verletzt, aber wir drei waren zu keiner Zeit in irgendeiner Gefahr! Verloren gegangen sind nur eine Schaumstoff-Wurst, ein Militärsocken und leider Emmerichs Kamera.

Landdienst Roland und Ilse wurden angerufen und die dicken + dünnen Folien und die mehrfarbigen Klebestreifen taten ihren Dienst. In der Reparaturphase trocknete unsere Kleidung und wir waren bereit für neue Abenteuer.
Das nächste kam von oben, ein mächtiges Gewitter beim abendlichen Anlegen. Die lächerlichen 8-10 Minuten, die das Gewitter zu früh kam, durchnässte die Ruderer mehr als das Schwimmen in der Loire. In Challonnes sur Loire gab es nur Creperies als abendliche Einkehrmöglichkeit. Man glaubt ja gar nicht, was man alles als Palatschinke servieren kann, wir haben es durchaus genossen.

Mittwoch 22.6.: „Relativ ereignislos!“ mit 3 Brücken und einer Übernachtung in Ancenis und einem perfekten Menü in unserem 2 Stern Hotel.

Donnerstag 23.6.: am letzten Tag war der Gezeitenhub von 3 – 4 Metern in Nantes die Herausforderung. Wir wussten, in welchen kleinen Hafen wir wollten und auch den zeitlichen Höhepunkt der Flut. Beim letzten Mittagessen war es leicht zu planen, wann wir losfahren müssen. Nantes liegt 45km landeinwärts und hat in manchen Jahreszeiten einen Gezeitenunterschied von bis zu 6 Metern. Wir donauerfahrenen Landratten, die wir auch des kleinen und des großen 1×1 mächtig sind, haben uns das genau ausgerechnet. Leider mussten wir erfahren, dass die landeinwärts Strömung am Ende der Flutphase praktisch viel mächtiger ist, als wir es uns theoretisch ausgerechnet haben. Sie ist kräftiger bzw. anders kräftig als die Strömung der Donau. Dann hört die Strömung unter den Ruderblättern auf und kräuselt sich in die andere Richtung, innerhalb etwa einer halben Stunde.
Wie am Schluss jedes einzelnen Rudertages, ganz egal in welchem Land, das Ende zieht sich und zieht sich. Für einige Momente dachte ich sogar, der Hafen wäre über Nacht abgebaut worden. Irgendwann kam er aber und war voll mit Wasser anstatt dem gefürchteten, Ebbe bedingten Schlamm, sodass wir bequem aussteigen konnten und die Boote verladen konnten.
Den Abend verbrachten wir im Zentrum von Nantes mit einem opulenten, venezianischen Abendessen.

Samstag 8h begann die 1455 km lange Heimfahrt. Ereignislos! Erstaunlich!

Am Donnerstag, 16.6. begannen wir zu rudern, Emmerich ist am 14.6. in Linz weggefahren. Roland und ich begannen die Reise am 13.6. abends mit dem Nachtzug, weil wir einen Tag in Paris verbringen wollten. Im Bahnhof Puchenau West fuhr der Zug im Schritttempo ein. Er war kaputt. Wir organisierten schnell ein Taxi, um den Nachtzug am Hauptbahnhof zu erreichen. Dieser Zug ging im Laufe der Nacht auf der Fahrt quer durch Deutschland ein und war in Straßburg endgültig kaputt. 3 Stunden Aufenthalt und ein neuer Zug aus Paris ließ uns die Reise fortsetzen. Dann kamen halt die oben beschriebenen Ereignisse und ich fragte mich mehrmals, warum ich nicht während der Taxifahrt von Puchenau West in Puchenau Ost gleich wieder ausgestiegen bin und nach Hause gegangen bin. NEIN, VÖLLIG UNMÖGLICH! Ich hätte eine unfassbare, lustige, interessante, abwechslungsreiche, abenteuerliche, außergewöhnliche,….. Reise versäumt und das wäre unverzeihlich gewesen. War die Reise schön, wurden wir bei der Ankunft von den Ruderfreunden gefragt. Die Loire ist schön, wunderschön sogar.

Emmerich, wenn du wieder träumst, sag es uns! <3

Fotos:

http://://drive.gohttpsogle.com/folderview?id=1-JptrlY2uAm2TWqariJshu4uj94AVWrH

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