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Ruhrwanderfahrt vom 02.-05. August 2018

In der Ruhr liegt unsere Kraft…oder: Die Wanderfahrt mit einem Hamburger, der nicht nass werden wollte

Die Jugendlichen des Norder RC befanden sich auf der Wanderfahrt auf dem Main, also durften auch die Erwachsenen eine Tour planen, sie sollte dieses Jahr nach den Wünschen von Petra auf der Ruhr von Schwerte bis Mühlheim stattfinden.

 Die Erwachsenen: Stefan Dirks, Martin Schulze Dieckhoff, Petra Oldewurtel, Rainer Carstens, Ernst Tamsen, Friederike Gondring und Willm Valentin

Gesagt, getan: am Donnerstag den 02. August war Anreisetag, über Papenburg, wo Volker Zaehle vom Oldenburger RV hinzustieß, und über Rheine bis nach Schwerte, wo der Ausgangspunkt unserer Ruderfahrt sein sollte.

Schon die Bahnfahrt ließ erahnen, wie der weitere Verlauf der nächsten Tage vonstatten gehen sollte: lustig, ungezwungen, redselig und neugierig - einfach harmonisch!

Das Wetter war, wie schon den ganzen Sommer über, hervorragend: sonnig, sehr warm aber nicht zu heiß, mit einem gelegentlichen kühlen Lüftchen.

In Schwerte angekommen wurden die Transporte organisiert: für unser Gepäck ein Einkaufswagen – Zitat Stefan: „Jeder Obdachlose würde vor Neid erblassen…“ - , für die Ruderboote Maik Schauenburg von der Mühlheimer Ruder-Gesellschaft, die uns freundlicherweise einen Doppelvierer („Wanderer“)  und einen Doppelzweier ("Leinpfad") für die Wanderfahrt zur Verfügung stellte und sogar nach Schwerte brachte. Vielen Dank dafür!

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Eingewiesen wurden wir im Vereinshaus des Kanu-Vereins Schwerte KVS auf sehr herzliche Art von der Bootshauswartin Frau Becker, die uns zugleich das Willkommensgetränk servierte. Hätten wir nur gleich auf sie gehört: auf der Suche nach einem passenden Restaurant lernten wir zwar innerhalb kurzer Zeit umfangreich Schwertes Innenstadt kennen, nicht jedoch eine passende Speisestätte. Letztendlich sind wir dann doch bei ihrem Tipp gelandet. Den lauen Sommerabend ließen wir bei manchem Wein auf der Terrasse des KVS ausklingen, die einigen von uns auch als Schlaflager dienen sollte.

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Am nächsten Tag wurde es ernst: nach einem hervorragenden Frühstück stand die 27km lange Etappe von Schwerte bis nach Bochum-Witten auf dem Programm. Angekündigt waren Wehre und Schleusen, auch sollte mehrmals getreidelt werden. Was sollte uns landschaftlich erwarten? Industrieanlagen, verbaute Ufer, Wohnsiedlungen bis ans Wasser, verdrecktes, fischloses Wasser - schließlich ist das Ruhrgebiet mit seinen über fünf Millionen Einwohnern das größte Ballungsgebiet Deutschlands! Aber allein diese Vorurteile wurden schnell widerlegt: lang hingezogen schlängelt sich das Ruhrtal mäandermäßig von Ost nach West, zum Norden hin immer etwas hügeliger, zum Süden hin weit ausufernder. Und überall Grün: Wälder; Hänge, Wiesen; Buschwerk ließen uns in der Natur wähnen; besonders auffällig war aber die Stille, die immer über den Wassern hing! Erstaunlich und erfreulich!

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Kilometer für Kilometer führte uns die Ruhr in Richtung Hengsteysee und das erste Wehr mit der ersten Umtragestelle wartete bereits auf uns. Dank eines kleinen „Bootswagens“, der von der Mülheimer RG mitgeliefert wurde, waren die 300m gut zu bewältigen. Jedoch sind wir diese erste Fahrt mit dem kleinen Wägelchen etwas zu schwungvoll angegangen, so dass wir bereits an dieser Stelle unseren ersten Bootsschaden zu beklagen hatten. Glücklicherweise hatte Ernst außer Socken, Zahnbürste und Handtuch auch eine Rolle Panzertape eingepackt, und so stand nach einer kurzen Reparaturpause einer Weiterfahrt nichts mehr im Wege.

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Vorbei ging es am Köppchenwerk bis hin zum Gasthof "Zum Schiffswinkel", wo wir auch die Boote umtragen mussten und diese Gelegenheit nutzten, sie erst einmal auf der Strasse zu parken, um eine kurze Rast einzulegen. 

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Im Vorfeld hatte Ernst dankenswerterweise für jedes Boot eine Beschreibung (Wahrsager) der Route und der Umtrage- und Treidelstellen erstellt.

Nur leider stellten sich viele dieser Hindernisse als tatsächliche Hindernisse heraus. So auch hier: am Wehr befand sich eine große Baustelle, die das Umtragen zum Hürdenlauf machte. Uns konnte jedoch kein Hindernis zu groß oder zu schwierig sein! 

 Auch an der Stiftsmühle Herdecke erwartete uns eine Baustelle. Gemeinsam meisterten wir das Umtragen über Stock und Stein und das Einsetzen an einer fast unmöglichen Stelle, die auf der Karte als "Totwasser" gekennzeichent war. Hier war alles so tot, dass es schon wieder zu leben begann...

 Wie ein roter Faden zog sich das fünfmalige Umtragen durch den Tag: immer wieder die Boote ausladen, aus dem Wasser herausnehmen, umtragen, wieder einsetzen, Gepäck zuladen und weiter. Und immer darauf bedacht, nicht auf im Wasser liegende Steine aufzuschlagen.

Und dann war der RC Witten, unser Tagesziel, zum Greifen nah. Ungefähr drei Kilometer vor dem Bootshaus mussten wir nur noch einige Stromschnellen und Untiefen passieren. Der Tag hielt für uns noch eine „Überraschung“ bereit, beide Boote sollten noch einmal auf ihre „Belastbarkeit“ getestet werden. Und was sollen wir sagen, beide Boote schlugen Leck…

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Den Zweier traf es als erstes, jedoch war hier Loch nicht so groß, als dass wir nicht weiter rudern und die letzten zwei Kilometer hinter uns bringen konnten. Den Vierer hatte es da schon schlimmer erwischt: die Mannschaft aus Freddy, Stefan, Willm, Martin und Ernst musste aussteigen, das Boot ans Ufer schieben, ausladen und flicken. 

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Irgendwann war auch dieses Team am Bootshaus, wo leider kein kühles Bier auf uns wartete. 

In freudiger Erwartung auf ein leckeres Essen und auf ein kühles Getränk machten wir uns nach der Dusche auf, ein entsprechendes Lokal zu finden. „In Witten könnt ihr alles finden…“, so prophezeite Hauswart Stefan von Sydow. "Bloß kein Spanier!" stöhnte, überraschend für alle, Stefan. Und weil wir noch das Frühstück für den nächsten Morgen einkaufen mussten, war erst einmal der nächste EDEKA das Ziel. Es möchte sich jedoch niemand vorstellen, wie es ist, mit acht Menschen zusammen einkaufen zu gehen….

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Und nun ist Fantasie gefragt. Man stelle sich vor, es gehen acht bzw. neun Menschen – Erik war zu uns gestoßen – voll bepackt mit Wasserflaschen und EDEKA – Tüten durch Witten – Bommern, auf der Suche nach einem Lokal zum Einkehren. Alle folgten Freddy (der Verantwortlichen für die Kommunikation mit der Außenwelt sowie für die Software-Updates) und ihrem Navi to go, welches uns schlussendlich zum "Café del Sol" führte, wo wir mit unserem ganzen „Gepäck“ einkehrten. Es war ein skurriles Bild, wie wir mit selbst mitgebrachten Getränken dieses Lokal „enterten“… eine ganz neue Erfahrung. Und nachdem wir nach einer fast einstündigen Wartezeit auf unser Essen irgendwann satt und zufrieden wieder am Bootshaus des RC Witten saßen und bei Rotwein den wunderschönen, lauen Sommerabend ausklingen ließen, stellten wir uns alle die Frage: „Was kann jetzt noch kommen?“ Der Tag war so voller Erlebnisse und Ereignisse gewesen, dass wir damit eine Woche hätten füllen können und gefühlt waren wir schon eine Woche unterwegs… 

 Was noch kommen kann, sollten wir schon am nächsten Tag erfahren!

Willm hatte sich angeboten, Brötchen zu holen, um 6 Uhr morgens! – danke, Willm! – und geplant war, am Morgen früh um 7 Uhr zu starten, um der Mittagshitze ein wenig zu entgehen. Außerdem lagen heute ungefähr 45 Ruderkilometer mit diversen Treidelstellen vor uns. 

Es kam jedoch anders als gedacht. Nachdem wir endlich zwischen halb acht und acht Uhr den Zweier ins Wasser gelegt hatten, mussten wir feststellen, dass Wasser ins Boot lief! Uns blieb also nichts anderes übrig, als dem Plan B zu folgen: den Zweier raus aus dem Wasser zu nehmen und Ernst auf´s Fahrrad, um aus dem nächsten Baumarkt ein neues Tape zu holen. Dieses Unterfangen kostete natürlich Zeit, so dass wir erst um 9.30 Uhr starten konnten, jedoch bei schönstem Sommerwetter und bester Laune.

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Eine Bootsgasse war die erste, neue Erfahrung des Tages. Die Boote wurden ausgeladen und an Leinen und mit Hilfe der Skulls durch eine Gasse geführt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass auch hier keine Schäden an den Booten entstehen. Die hatten wir ja bereits zuhauf…

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Wir fuhren über den Kemnader See, einem großen, aber sehr flachen Stausee, den unzählige Arten von Vögeln als Brut- und Rückzugszone benutzen, bis hin zum Wehr Blankenstein. Die dortige Schleuse war leider nicht in Betrieb, also hieß es erneut: Umtragen! Nach der Schleuse waren auf einer Länge von mehreren hundert Metern Stromschnellen und Untiefen angekündigt, und nach einer kurzen Besichtigung stellten wir fest, das sind keine idealen Ruderbedingungen mehr! Also alle raus aus den Booten und dann wurde zuerst der Vierer, zu Fuß durch die Ruhr watend, an der Hand durch das Wasser gezogen, welches teilweise bis zum Bauch reichte. Und immer darauf bedacht, sich von der Strömung nicht mitreißen zu lassen, denn das hätte garantiert das Ende der Boote und damit auch der gesamten Wanderfahrt bedeutet.

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Dann der Zweier: Rainer ging vorne weg, Petra dirigierte das Boot von hinten aus dem Wasser heraus und Volker saß weiterhin mitten im Boot und balancierte mit den Skulls. Fast wäre auch er noch nass geworden, zumal ein unvorhersehbarer Zwischenfall die gesamte Situation aus der Kontrolle geraten ließ. Dank besonnener Umsicht konnte aber auch diese Hürde gemeistert und die Tour fortgesetzt werden. 

Nach einigen geruhsameren Kilometern waren erneut Stromschnellen angekündigt, und man solle "in die Nase" fahren. ??? Möglichst außenkurvig? Oder doch innenkurvig? Immer innerhalb der Buhnen entlang? 

Meter für Meter nahmen wir durch die Strömung Fahrt auf, zwischenzeitlich erschien es wie ein Höllenritt! Und dann, völlig unangekündigt, sogar eine regelrechte Stufe im Wasser! Wie wir diese Situation für Leib und Boote unbeschadet überstehen konnten, ist uns immer noch ein Rätsel. Huihuihui!

 Die nachfolgenden 30km verliefen glücklicherweise gefahrloser, außer einer Kleintrombe (Mini-Tornado über dem Wasser) begegneten uns keine nennenswerten Naturphänomene mehr. An den Ufern wurde zunehmend gebadet, auch mehrere Ausflugsboote, auf denen lauthals gefeiert wurde, waren unterwegs. Über den Baldenaysee, vorbei an den Vereinshäusern der Essener Rudervereine Steeler RV; TVK; RK am Baldeneysee gelangten wir zum Essen-Werdener RC (EWRC), wo wir schon sehnlichst von der Kantinenbesitzerin, Frau Wellmann, erwartet wurden, denn statt der angekündigten Ankunftszeit von 16 Uhr war es inzwischen 20 Uhr geworden! Erschöpft und durstig machten wir uns über das köstliche Essen her - nomen est omen!! Relativ früh gingen wir schlafen, verteilt über das gesamt Bootshaus!

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Der letzte Tag unserer ereignisreichen Wanderfahrt startete auf der Terrasse des EWRC mit einem sehr reichhaltigen Frühstück, bei dem es uns an nichts fehlte.

Dazu das Gefühl, alles ist im Fluss…sonnig, ungezwungen, lustig, harmonisch.

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Die letzte, 15 km lange Etappe bis nach Mühlheim lag noch vor uns, wo uns Maik von der Mülheimer RG am frühen Nachmittag erwartete. Zwischenzeitlich wir hatten noch zwei Schleusen vor uns, an denen wir umtragen durften ;)

Wir waren mittlerweile ein so eingespieltes Team, dass das Umtragen wie am Schnürchen klappte. Ein jeder packte mit an, so würden wir jeden Wettbewerb gewinnen ;)

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Als wir die Regattastrecke des Herbstcups in Kettwig passierten, wurden sogleich Pläne geschmiedet, mit welcher Mann-/Frauschaft wir hier in diesem Jahr starten könnten.

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Bis zur Mülheimer RG begleitete uns Sonnenschein, ein laues Lüftchen, eine schöne Stimmung. Und die zuvor beschriebene „Ruhrromantik“. 

Im Gegensatz zu den beiden Tagen zuvor war dieser Tag relativ „ereignislos“,  jedoch trotzdem ein wunderbarer Ausklang.

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Na ja, wäre da nicht noch die bevorstehende „Beichte“ der beiden geschrotteten Boote…

Maik ist – genau wie wir – Ruderer und nahm diese Hiobsbotschaft allerdings ziemlich gelassen auf. Die Rechnung haben wir jedoch noch nicht…

Er war letzten Endes auch noch bereit, uns nach unserem Duschen zum Bahnhof zu fahren. Vielen Dank!! Das ersparte uns einen langen Fußmarsch in der heißen Augustsonne und bescherte uns in einem Eiscafé kühle Getränke und Spaghettieis.

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Die Rückfahrt mit der Bahn gestaltete sich abermals kurzweilig, es wurde etwas Rotwein getrunken – wir haben schließlich noch nie eine Flasche wieder zurückgebracht – und nach gut drei Stunden hatte Norden uns wieder.

In Papenburg hat Volker uns „verlassen“, vielleicht jedoch nur bis zur nächsten Wanderfahrt.

Es war das erste Mal, dass uns ein „Nicht – NRC-ler“ auf eine Wanderfahrt begleitet hat. Er hat sich nahtlos in die Gruppe eingefunden und sich schnell mit diesem leicht chaotischen Haufen angefreundet. Sogar die Kerbe mit dem Moschus hat er – zu meinem Leidwesen – gefunden ;)) Und er hat nicht über die „stundenlangen Fußmärsche“ mit leerem Magen zum abendlichen Essen gemosert!

Herzlichen Dank an alle Mitfahrer! Für die Mithilfe, dafür, das alle sich haben überraschen lassen, das spontane Füllen unserer Lücke, die gute Stimmung, das Lachen, das Überwinden der Hindernisse, das Gefühl, alles ist im Fluss.

Und die fröhliche Fahrtenleitung kann dazu nur sagen: Nach der Wanderfahrt ist vor der Wanderfahrt!!

Von Petra Oldewurtel und Volker Zaehle

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