Fußball-Bundesliga: "Gänsehaut": Bayer feiert Alonso auch ohne letzten Heimsieg
Große Emotionen, klasse Fußball - aber kein Abschiedssieg für Bayer-Coach Alonso im letzten Heimspiel. Der BVB hat am Ende die Nase vorn.
Die Fans in der Kurve riefen "Xabi, Xabi" - und der Meistertrainer der Vorsaison folgte dem Ruf mit einer für ihn höchst seltenen Aktion. Der Spanier kletterte auf die Tribüne, reckte dort die Faust, stimmte Fangesänge an und verschenkte Handküsschen ins Publikum. Danach lief der bei Bayer Leverkusen scheidende Coach eine Ehrenrunde, bei der er von den Rängen mit viel Applaus bedacht wurde.
Dass Alonso sich durch das 2:4 (1:2) gegen Borussia Dortmund in seinem letzten Heimspiel für den Werksclub nicht mit einem Sieg verabschieden konnte, war zumindest für den sicheren Tabellenzweiten nur eine Randnotiz. Dortmund hat durch den Sieg dagegen seine Chancen auf einen Champions-League-Platz gewahrt.
"Ich vergesse nie, und ich muss dankbar sein", sagte Alonso bei DAZN. Die Zeit in Leverkusen sei "eine Super-Ära in meinem Leben", ergänzte der Spanier: "Ich bin sehr stolz und bleibe Bayer-04-Fan für immer."
"Da kriegt man Gänsehaut, das ist ganz klar", sagte Torschütze Jonas Hofmann über die emotionale Abschiedsstimmung. Nationalspieler Jonathan Tah, der den Club ebenfalls verlässt, sagte über Alonso: "Wir haben ihm sehr viel hier zu verdanken. Schön, dass er so verabschiedet wird." Er selbst richtete per Mikrofon emotionale Worte an die Anhänger: "Lasst uns diese Energie, die Positivität für immer hier in Leverkusen behalten. Denn das können wir nur gemeinsam."
Dortmund dreht spät auf
Vor 30.000 Besuchern in der ausverkauften BayArena erzielten Jeremie Frimpong (31. Minute) und Hofmann (90.+2) die Treffer für die Gastgeber, die die Saison als Tabellenzweiter abschließen werden. Julian Brandt (33.), Julian Ryerson (43.), Karim Adeyemi (73.) und Serhou Guirassy (77.) trafen für den BVB. Das Ergebnis fiel ein, zwei Tore zu hoch aus. "Der Sieg geht in Ordnung", sagte BVB-Verteidiger Waldemar Anton, auch wenn er zugab: "In der ersten Halbzeit mussten wir ein bisschen leiden."
Alonso, der am Freitag sein vorzeitiges Ende der Tätigkeit bei Bayer bekanntgab, wusste, dass großes Gefühlskino auf ihn warten würde. Er sprach vorher schon von gemischten Gefühlen. Bei Kaiserwetter zollten die Fans ihrem äußerst beliebten Trainer nicht nur Dank und Respekt. Sie ließen ihn auch mit Gesängen und Transparenten hochleben. "Xabi, Xabi", schallte es immer wieder durch die Arena. Alonso war bei der offiziellen Verabschiedung vor dem Spiel sichtlich berührt.
In der Partie der beiden Top-Teams ging es vor allem für die zuvor in sieben Ligaspielen unbesiegten Dortmunder darum, die bislang erfolgreiche Aufholjagd fortzusetzen und den internationalen Startplatz zu sichern. Doch den Ton gaben zunächst die Gastgeber an, als wolle man dem Trainer so schnell wie möglich den Sieg schenken. Alonso nahm einige Veränderungen vor. So kam Torhüter Lukas Hradecky ebenso wieder zum Einsatz wie Robert Andrich. Der Nationalspieler hatte auch die bis dahin größte Chance, doch seinen Distanzschuss konnte BVB-Keeper Gregor Kobel parieren.
Dortmunder Torhüter lässt Bayer verzweifeln
Der Leverkusener Sturmlauf wurde nach einer guten halben Stunde belohnt, als Frimpong nach Pass von Florian Wirtz zum 1:0 traf und sofort zur Trainerbank sprintete und in Alonsos Arme sprang. Doch die Dortmunder Antwort folgte prompt. Keine zwei Minuten später traf Brandt nach Pass von Adeyemi zum Ausgleich, kurz vor der Pause erzielte Ryerson das 2:1 für die Gäste.
Insgesamt konnte sich der BVB bis dahin bei Torhüter Kobel bedanken. Der hatte sein Team nach Chancen von Nathan Tella (27./40.), Wirtz (41.) und Amine Adli (45.+5) vor weiteren Gegentreffern bewahrt. Er hatte zudem das Glück bei einem Aluminiumtreffer von Adli in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit auf seiner Seite.
In der trotz sommerlicher Temperaturen phasenweise hochklassigen Partie hatten beide Teams noch etliche gute Möglichkeiten. Am Ende waren die Dortmunder effektiver: Adeyemi nutzte einen Konter und traf zum 3:1, Guirassy erzielte kurz darauf in seinem 100. Bundesligaspiel das 4:1. Hofmann verkürzte noch auf 2:4.