Fußball-EM: Die letzten Minuten des EM-Finales schmälern den Sieg der Engländerinnen
Ein Fußball-Fest endet mit Minuten voller Unsportlichkeiten – doch der Erfolg gibt den Engländerinnen Recht. Trotzdem hätte die Fußball-EM einen anderen letzten Eindruck verdient.
Die Fußball-EM hat erstklassige Werbung für den Frauen-Fußball gemacht: spannende Spiele, schöne Tore und vor allem wenig Theatralik. Während man sich bei den Männern längst dran gewöhnt hat, dass die kleinste Berührung zu Schmerzensschreien und Am-Boden-Wälzen führt, waren die gefoulten Frauen bei der EM meist schnell wieder auf den Beinen. So also kann Fußball auf Spitzen-Niveau also auch sein.
PAID Kommentar Equal Pay Fußball 21hUmso bedauerlicher ist daher das Schauspiel, das die Engländerinnen vor allem in den letzten Minuten des Finales aufgeführt haben: Zeitspiel bis zum Äußersten. Sei es beim Ausführen von Ecken, wo die Lage des Balles nur millimeterweise korrigiert wurde, sodass die Linienrichterin drei Mal eingreifen musste. Oder die Torhüterin Mary Earps, die auch nach einfachsten Paraden erst einmal vornüber kippte, um noch mit dem Ball in den Armen liegen zu bleiben: Hauptsache, wieder ein paar Sekunden von der Uhr nehmen. Hinzu kommt Einwechselspielerin Jill Scott, die nach einem Zweikampf mit Sydney Lohmann aufsprang und die Deutsche mit "Fuck off, you fucking prick!" beschimpfte, zu deutsch etwa: "Verpiss Dich, Du Idiotin!" – und dafür in sozialen Medien von England-Fans gefeiert wird.
Tricks der Engländerinnen im EM-Finale "clever"
Natürlich sind das keine neuen Tricks und sind irgendwo zwischen "handelsüblich" und "clever", um im Fußball-Slang zu bleiben. Aber für mich hat den Reiz dieser EM auch ausgemacht, dass sie meine Hoffnung befeuert hat, dass ein ehrlicherer Fußball möglich ist. Ein Sport, in dem nicht 22 Menschen versuchen, das Schiedsrichter-Team zu belügen und über den Tisch zu ziehen. Ein Sport, in dem Sportsgeist zählt und nicht jedes Mittel recht ist, um Erfolg zu haben.Frauen-Fußball EM Final-Bilder18.30
Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Engländerinnen haben das Turnier gewonnen, weil sie im Finale ein Tor mehr geschossen haben, das Publikum im Rücken hatten und den Sieg offenbar mehr gewollt haben als die DFB-Frauen. Doch vor allem in den letzten Spielminuten haben die Engländerinnen ihre unschöne Seite gezeigt. Ohne diese Nickeligkeiten bliebe auch den Fans außerhalb von Großbritannien die Frauen-EM in rundweg positiver Erinnerung. So bleibt ein fader Beigeschmack.
Weitere Quelle:"RP-Online" zu schimpfender Jill Scott.