Interview mit Sami Aalto – dem neuen Sportdirektor des ÖFBV
Interview mit Sami Aalto – dem neuen Sportdirektor des ÖFBV
Mit Sami Aalto gewinnt der österreichische Floorball einen erfahrenen Experten aus Finnland. Der ehemalige Nationalspieler bringt seine internationale Erfahrung nach Österreich und will gemeinsam mit dem ÖFBV neue Impulse setzen. Im Gespräch spricht er über seine Motivation, seine Philosophie und seine Wünsche für die Zukunft.
Sami, du kommst aus Finnland, einem der führenden Floorball-Nationen. Was hat dich motiviert, dein Fachwissen nach Österreich zu bringen und die Rolle des Sportdirektors zu übernehmen?
Als wir die Gespräche mit dem VSV begonnen haben, war klar, dass der Verein nach mehreren Jahren wieder den Meistertitel gewinnen wollte. Nachdem ich die Liga und den Stand des Floorballs in Österreich analysiert habe, wurde mir bewusst, dass ich mit meiner Expertise etwas beitragen kann, um den Sport hier voranzubringen. Sobald wir eine passende Lösung zwischen Verein, Verband und meiner Familie gefunden hatten, war es klar: Diese Chance musste ich ergreifen.
????️ „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, im Floorball auf höchstem Niveau eines Landes zu arbeiten, muss man diese Chance annehmen.“
Du hast bereits Trainingseinheiten in Villach sowie Trainings der Nationalteams beobachtet. Welche ersten Eindrücke hast du von den österreichischen Spieler:innen gewonnen?
Ich war sehr positiv überrascht. Videos geben dir einen gewissen Eindruck von Spieler:innen und Teams, aber das technische Niveau der Spieler:innen – sowohl im Vereinstraining als auch bei den Nationalteamspielen gegen Italien – verspricht eine positive Zukunft.
Wenn du das, was du hier gesehen hast, mit Finnland vergleichst: Welche Hauptunterschiede fallen dir auf?
Das individuelle Niveau der Spieler:innen in Finnland ist insgesamt deutlich höher. Natürlich gibt es auch hier Einzelne, die für Floorball leben, aber durch die viel größere Spielerbasis in Finnland gibt es mehr Top-Talente, die sich gegenseitig antreiben, um noch bessere Spieler zu werden.
Welche Prioritäten setzt du in den kommenden Monaten, um die Nationalteams zu unterstützen und die Trainingskultur in Österreich zu stärken?
Meine erste Priorität ist es, das System der Spielerentwicklung in Österreich genau kennenzulernen. Für mich gehört ins Nationalteam immer die absolute Spitze, die verfügbar ist. Jetzt, wo das Trainerteam eine direkte Verbindung zu den Vereinen und Spieler:innen der Liga hat, können wir jene identifizieren, die uns in den kommenden Qualifikationsspielen helfen, und gleichzeitig Talente für die Zukunft sichten. Darüber hinaus braucht der Verband eine klare Strategie: Was wollen wir erreichen und in welchem Zeitraum? Nur so können wir regelmäßig überprüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind oder unsere Ansätze anpassen müssen.
Die Nachwuchsentwicklung ist ein zentrales Thema. Welche Elemente des finnischen Systems würdest du gerne nach Österreich übertragen?
Damit Spieler:innen sich entwickeln, brauchen sie fordernde Trainings und harte Spiele – sei es innerhalb Österreichs oder international. Natürlich werden wir Wege suchen, um mehr Kinder und Jugendliche für den Sport zu gewinnen. Genauso wichtig ist es aber, Trainer:innen weiterzuentwickeln, damit diese wiederum die Spieler:innen fördern und sie zu den zukünftigen Stars des Sports machen können.
Die Ligasaison startet bald. Was erwartest du dir vom Niveau des Wettbewerbs und von der Entwicklung des österreichischen Floorballs in den nächsten Jahren?
Es wird spannend zu sehen sein, welchen Beitrag die österreichischen Teams in dieser IFL-Saison leisten und wie die anderen Mannschaften in der Bundesliga auftreten. In den letzten Jahren haben fast ausschließlich Wien und Villach die Finals erreicht – da braucht es definitiv mehr Konkurrenz. Ich sehe keinen Grund, warum die Liga nicht mit konsequenter Arbeit und starker Nachwuchsarbeit ihr Niveau Jahr für Jahr steigern sollte. Hoffentlich kämpfen in Zukunft mehr Teams um den Titel – sowohl in der Bundesliga als auch in der IFL.
Du bist bekannt für eine klare Philosophie im Coaching und in der Spielerentwicklung. Welche zentralen Werte und Prinzipien leiten deine Arbeit?
Ich würde die Begriffe Offenheit und Spielerzentrierung nennen. Ich glaube nicht, dass Spieler:innen blind alles befolgen sollen, was der Coach vorgibt. Ich möchte, dass sie mit mir sprechen und fragen können, warum wir etwas machen. Gleichzeitig will ich mit ihnen besprechen, was gut gelaufen ist und wo Verbesserungsbedarf besteht.
In meiner Philosophie gibt es keine Übungen um der Übungen willen – sie müssen immer einem Zweck dienen, zum Beispiel unserem Spielstil. Durch meine lange Spielerkarriere versuche ich, den Athlet:innen das Spiel aus einer anderen Perspektive zu zeigen – nicht nur mit Zeichnungen am Whiteboard, sondern wie sie sich auf dem Feld positionieren, den Ball kontrollieren oder so schießen können, dass sie einen Vorteil haben.
????️ „Übungen dürfen nicht nur Selbstzweck sein – sie müssen immer einem klaren Beitrag zum Spiel leisten.“
Abseits des Spielfelds: Du hast deine ersten Wochen in Villach und Kärnten verbracht. Welche Eindrücke hast du gesammelt und gibt es schon etwas, das dir hier besonders gefällt?
Das ist super hier! Jeden Morgen aufzuwachen und die Berge aus dem Fenster zu sehen – und wenn ich das Wetter mit Finnland vergleiche – ist einfach unglaublich. Die Menschen haben mir und meiner Familie enorm geholfen, uns hier einzuleben, und wir sind allen sehr dankbar dafür.
Welche persönlichen Eigenschaften helfen dir am meisten, um mit Spieler:innen, Trainer:innen und Vereinen in Österreich in Verbindung zu treten?
Ich bin ein sozialer Mensch und auch wenn ich noch nicht gut Deutsch spreche, versuche ich trotzdem, mit allen zu kommunizieren. Zum Glück hilft heute die Technik, sodass wirklich unmögliche Situationen selten sind. Und selbst wenn man nicht dieselbe Sprache spricht: Floorball ist eine universelle Sprache, die Beziehungen und Verständnis schafft.
Vor allem aber habe ich eine tiefe Leidenschaft für den Sport. Ich stehe hier vor etwas Neuem, und es ist meine Verantwortung, dieser Rolle gerecht zu werden, die Arbeit zu investieren und diese Verbindungen aufzubauen.
Wenn du drei Wünsche für die Zukunft des österreichischen Floorballs frei hättest, welche wären das?
Der erste Wunsch wäre Infrastruktur: mehr Großfelder, die für den Sport geeignet sind, idealerweise mit einem Boden, der speziell für Floorball entwickelt wurde. Der zweite Wunsch wäre die finanzielle Basis: Wenn wir Bedingungen schaffen könnten, in denen Spieler:innen nicht zahlen müssen, um zu spielen – und vielleicht sogar zweimal am Tag trainieren können – wäre das ein Riesenschritt nach vorne. Der dritte Wunsch wäre, das Niveau so weit zu heben, dass in Österreich jeder von Floorball weiß – was automatisch mehr Zuschauer:innen und mehr Stimmung in die Hallen bringen würde.
????️ „Mein Traum ist, dass in Österreich jeder Floorball kennt – und die Hallen voller Fans sind.“
???? Mit Sami Aalto setzt der ÖFBV einen wichtigen Schritt in Richtung Professionalisierung und nachhaltige Entwicklung.
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