Allerdings erkenne ich leider auch eine qualitative Stagnation, welche unsere Position zwischen den Verfolgern der Top4 Nationen massiv gefährdet. Immer noch müssen wir in der U17 und U19 Nationalmannschaft technische, physische und taktische Grundlagen ausbilden. Die Arbeit der Landesauswahl-Torhütertrainer entlastet uns zwar merklich, ist aber kaum ausreichend, wenn die im Artikel von 2019 bereits angesprochenen „Goldenen Jahre“, etwa im Alter von 9 bis 12 Jahren, in der Entwicklung eines Athleten immer noch nicht effektiv genutzt werden. Ich möchte hierbei nochmal betonen, dass die „Goldenen Jahre“ sehr kritisch zu sehen sind und sich individuell stark unterscheiden. Für mich ist vor allem die Zeitspanne vor der potenziellen Aufnahme in die U17 Landesauswahl entscheidend. Hierbei liegt die Verantwortung offensichtlich bei den Vereinen. Allgemein lässt sich hier sagen, dass in den Vereinen immer noch zu wenig in die Torhüterausbildung investiert wird. Zum Vergleich möchte ich Floorball Köniz als L-UPL Verein in der Schweiz anführen. Dieser bietet ein wöchentliches Torhütertraining mit mehreren Torhütertrainern an im Rahmen einer vereinseigenen Torhüterschule. Dieses Torhütertraining wird sogar von Torhütern aus anderen Vereinen in der Nähe besucht. Eine solche Struktur macht sich nicht nur intern im Verein massiv bemerkbar, sondern auch auf internationaler Ebene. Hierbei ist vor allem Patrick Eder zu nennen, der sehr lange für das L-UPL Team und die Schweizer Nationalmannschaft aktiv war. Derzeit ist aber auch der aktuelle L-UPL Torhüter, Janis Schwarz, im Aufgebot der U23 Nationalmannschaft und mit Alessio Mura war auch an der U19 WM 2023 wieder ein Torhüter von Floorball Köniz im Schweizer U19 Kader.
In Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich eine Umfrage an die Vereine der Damen und Herren FBL, sowie die Vereine der Damen und Herren 2.FBL gesendet. Von insgesamt 32 angeschriebenen Vereinen haben sich 20 Vereine an dieser Umfrage beteiligt. Da es sich somit nur um 62,5 % der FBL Vereine handelt, kann man nicht wirklich von repräsentativen Ergebnissen sprechen. Dennoch möchte ich an dieser Stelle die Ergebnisse dieser Umfrage vorstellen. Warum wurden nur die FBL Vereine angeschrieben? Unsere FBL Vereine sind Entwickler, Gestalter und Repräsentanten des Leistungssports in Floorball Deutschland und darüber hinaus. Aus dieser Rolle ergibt sich auch ein sehr hoher qualitativer Anspruch an die Ausbildung von Floorballspielern. Weiterhin haben die FBL Vereine tendenziell eher die nötigen Strukturen bzw. das nötige Personal, um gewisse Maßnahmen umzusetzen. Selbstverständlich betrifft der Artikel und die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht ausschließlich die Bundesligavereine, sondern spricht prinzipiell alle Floorballvereine in Deutschland an.
Welche Maßnahmen können Vereine nun durchführen, um die Torhüterausbildung qualitativ zu verbessern?
In erster Linie ist dabei die Weiterbildung der Trainer*innen entscheidend. Die „DOSB-Trainer C Leistungssport, Sportart: Floorball“ Lizenz bietet dabei eine gute Möglichkeit. Die Grundlagen der Torhüterausbildung sind fester Bestandteil der Lizenz und werden durch die Torhütertrainer*innen der National – bzw. Regionalauswahlen vermittelt. Gemäß den Umfrageergebnissen haben 9 von 20 Bundesligavereinen keine*n Trainer*in mit C-Lizenz im Verein. Das ist natürlich ein Zustand, der nicht nur aus Sicht der Torhüterausbildung bedenklich ist. Da C-Trainer*innen durch die Landessportbünde auch finanziell gefördert werden, besteht auch ein gewisser finanzieller Anreiz für die FBL Vereine.
Eine weitere wichtige Maßnahme wäre ein regelmäßiges, im Idealfall wöchentliches Fördertraining für Nachwuchsspieler*innen. 8 von 20 FBL Vereine bieten derzeit gar kein Torhütertraining an. Auch diese Zahl ist ziemlich bedenklich. Dieses Fördertraining kann sowohl Torhüter*innen als auch Feldspieler*innen ansprechen. Es ist enorm wichtig, dass Torhüter*innen die Möglichkeit bekommen außerhalb des Teamtrainings an sich zu arbeiten. Je nachdem wo der Fokus im Teamtraining gerade liegt, kann es häufig Teamtrainings geben, wo man als Torhüter*in kaum Abschlüsse aufs Tor bekommt. Eine eigene Trainingszeit mit hochfrequentierten Abschlüssen oder genügend Platz und Zeit, um torhüterspezifische Grundlagenübungen zu absolvieren ist enorm förderlich für die Entwicklung. Dieses Fördertraining muss noch nicht mal unbedingt von einem Torhüterverantwortlichen/ Torhütertrainer*in geleitet werden. Es geht dabei maßgeblich darum Torhüter*innen Zeit und Raum zur Verfügung zu stellen, um an der eigenen Entwicklung arbeiten zu können.