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Psychische und sexualisierte Gewalt: Missbrauch im Sport: "Wir haben akuten Handlungsbedarf"

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Psychische und sexualisierte Gewalt: Missbrauch im Sport:

Ob Turnen, Schwimmen, Boxen, Fechten oder Fußball: Kaum eine Sportart, die zuletzt nicht von Enthüllungen über sexuellen Missbrauch und Gewalt erschüttert wurde. Nun befasst sich der Sportausschuss im Bundestag erneut mit dem Thema.

Die jüngste Botschaft sollte erneut wachrütteln. Bei der Turn-EM in Basel trugen gleich mehrere deutsche Spitzenathletinnen Ganzkörperanzüge und protestierten damit auch gegen Sexualisierung in ihrer Sportart. Doch die Sexualisierung durch Sportkleidung ist nur ein Aspekt eines umfassenderen Problems, zu dem psychische, physische und sexualisierte Gewalt gehören. Immer mehr Fälle kommen ans Tageslicht.

Dringend an der Zeit also, dass sich der Sportausschuss im Bundestag des Themas annahm. Dort fand am Mittwoch eine öffentliche Anhörung statt, in der Athleten ein SafeSport-Zentrum forderten. Es soll Baustein einer umfassenden, bundesweit gültige Konzeption gegen Gewalt und Missbrauch sein. "Es gibt eine nationale Strategie für Sportgroßveranstaltungen. Warum gibt es keine nationale Strategie gegen Gewalt und Missbrauch?", fragte Athletenvertreter Maximilian Klein.PAID Kinderschänder von der Kanzel 19.55

Athletinnen und Athleten berichteten zuletzt von vielen Fällen

Zugleich müssten regionale Beratungsstellen und die Sportorganisationen gestärkt werden - strukturell wie finanziell. "Wir haben akuten Handlungsbedarf und müssen schauen, was wir als Gesellschaft bereit sind zu investieren. Und wie kommen wir dahin?", sagte Klein.

Zahlreiche Athletinnen und Athleten hatten zuletzt von Fällen berichtet, in denen sie schikaniert, gequält, bedrängt, im schlimmsten Fall sexuell missbraucht worden seien. Von Trainerinnen oder Trainern. In einem Umfeld, in dem sie sich geschützt fühlen wollen und sich geschützt fühlen müssten. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) wurde jüngst von Missbrauchsvorwürfen gegen den langjährigen Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz erschüttert. Die Staatsanwaltschaft Würzburg ermittelt gegen den zurückgetretenen 43-Jährigen wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Er selbst bestreitet die Vorwürfe.

Am Olympia-Stützpunkt Sachsen in Chemnitz warfen Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer und weitere Turnerinnen der Trainerin Gabriele Frehse vor, sie im Training schikaniert, Medikamente ohne ärztliche Verordnung verabreicht und keinen Widerspruch zugelassen zu haben. Frehse hat die Vorwürfe mehrfach bestritten. Ende Oktober hatte der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) mitgeteilt, dass gegen einen Trainer und weitere Personen aus dem Leistungssport der Verdacht sexualisierter Gewalt gegenüber Boxerinnen vorliege. Auch Fälle aus dem Nachwuchsfußball, Fechten oder Judo wurden publik.

"Immer schockierend"

"Solche Fälle sind immer schockierend, ernüchternd und belasten auch emotional", sagt Bettina Rulofs vor der Sitzung der Deutschen Presse-Agentur. Die 49 Jahre alte Professorin für Sportsoziologie von der Bergischen Universität Wuppertal ist Expertin für die Erforschung von Gewalt und sexualisierter Gewalt im Sport und eine der Sachverständigen bei der Sitzung im Paul-Löbe-Haus.

Vor fünf Jahren leitete sie, damals an der Sporthochschule Köln, das Forschungsprojekt "Safe Sport" mit dem Uni-Klinikum Ulm, in dem Ausmaß und Formen sexualisierter Gewalt im Sport untersucht wurden. Dies ist die bislang einzige umfangreiche Erhebung zu dem Thema in Deutschland. Diese zieht im Jahr 2021 zwangsläufig Fragen nach sich.

Haben Übergriffe, sexualisierte Gewalt oder Misshandlungen im Sport zugenommen? Werden die Fälle heute eher öffentlich gemacht und bekommen mehr Aufmerksamkeit? Warum tun sich Teile des Sports noch immer so schwer mit der Aufarbeitung? Und warum gibt es noch keine unabhängige und übergeordnete Anlaufstelle für Betroffene?

Es gibt kleine Fortschritte

"Ob die Häufigkeit des Auftretens von sexualisierter Gewalt zu- oder abgenommen hat, das können wir wissenschaftlich im Moment nicht solide sagen oder feststellen, weil es dazu keine Längsschnitt-Daten gibt", erläutert Rulofs. Sie sagt aber auch: "Wir beobachten, dass das Thema mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, der Sportverbände und auch der Sportlerinnen und Sportler gerückt ist." Verbände oder Vereine hätten sich "in den letzten Jahren auf den Weg gemacht" und seien "schon tolle Schritte gegangen", sagt sie.

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