Bespoked Dresden 2025: 13 ausgefallene Dropbar-Bikes für Individualisten
Wer auf individuelle Bikes, innovative kleine Hersteller oder kreative Gratwanderungen zwischen Retro und Moderne steht, der ist auf der Bespoked-Fahrradmesse genau richtig. Mitten im Dresdner Flughafen gibt es eine Fülle an ausgefallenen Bikes zu entdecken – wir haben uns nach den Dropbar-Highlights umgeschaut.
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Video: 13 ausgefallene Dropbar-Bikes der Bespoked Dresden 2025
Quokka Cycles
Die Idee zum Quokka Falcon Disc kam auf der Bespoked 2024 – dort hat Quokka Cycles mit einem Fixed-Gear-Bike den Peer’s Choice Award gewonnen und infolge einige Anfragen für einen optisch und technisch vergleichbaren Allrounder bekommen –, sprich: Gleiche Formensprache, gleiches Material und Fertigungsmethode, jedoch schaltbar und mit Bremsen. Eine Melange von Moderne und Tradition – auch optisch.
Herausgekommen ist ein Stahlrahmen, der mit neuartigen, aber auch traditionellen Methoden gefertigt wird: Fillet-Brazing trifft 3D-Druck, vorrangig bei der Gabel-Muffe. Diese musste umgestaltet werden – ein Fixie ohne Bremsen und ein Allroad-Bike mit Scheibenbremse bringen einfach andere Belastungen an die Gabelkrone.
Das Falcon Disc nimmt 40-42 mm Reifen auf, kann mit Schutzblechen jedoch auch mit 32 mm breiten Reifen gefahren werden. Die Züge sind vollständig innenverlegt, passend dazu gibt es ein dickes Steuerrohr.
Das Rahmenset soll im Basis-Preis 3.860 € kosten und 2.650 g wiegen.
Bevelo
Jonny Charlton und seine Freundin fahren gerne Tandem. Zuletzt ein etwa 30 kg schweres aus Stahl – nicht ganz zufriedenstellend, zu viele Hürden bringt ein solches Bike mit sich – sowohl im Transport, als auch in der Performance. Warum nicht die dezent veraltete Technik in die Moderne holen? Genau nach diesem Prinzip wurden die neue Generation Carbon-Tandems von Bevelo gestaltet.
Leichte 11 kg wiegt das Tandem und soll damit nun auch bergauf nahezu unschlagbar sein. Gebaut für moderne Antriebe, mit integriertem Sitzrohr und wahlweise als klassisches Road, oder Aero-Modell, soll das Rad etwa 14.000 Pfund kosten. Gefertigt wird der Rahmen in Wales, der Import aus England sollte somit kein massiver Kostentreiber werden.
Finnbar Trout
Nicht jeder schafft es, kontinuierlich Bespoked-Awards einzusammeln – Finnbar Trout, bzw. James Buckley ist das jetzt schon zum dritten Mal in Folge gelungen. Der in Köln ansässige Rahmenbauer hat die „Best Singlespeed“ Kategorie mit seiner neuesten Kreation gewonnen.
Statt wie üblich auf verschliffene Fillets zu setzen, wurde dieser Rahmen in klassischer Muffen-Bauweise gefertigt, inklusive einer Gabel mit ordentlich Offset an der Krone. Neben dem rot-goldenen Flip-Flop-Lack sticht vor allem auch die Blattgold-Beschichtung der Decals heraus.
Alonukis Frameworks
Mit einem Race-Gravelbike aus Titan ist Alonukis Frameworks dieses Jahr auf der Bespoked vertreten. Johannes, Mastermind hinter Alonukis, fertigt seit drei Jahren hauptberuflich Rahmen und setzt dabei auf eine Mischung aus Kleinserien-Modellen und Custom-Bikes. Das Race-Gravel-Bike ermöglicht durch den selektiven Einsatz von 3D gedruckten Muffen, eine schnelle und individuelle Fertigung des Rahmens. Dass Johannes seinem Prozess vertraut, zeigt sich in der Entstehungsgeschichte des Messebikes: Erst am Mittwoch dieser Woche ist das Bike fertig geworden.
Im Fokus steht bei seiner Rennmaschine jedoch vor allem der Komfort, zumindest am Rahmen wird auf Aero-Formgebung verzichtet. Stattdessen sorgen breite Reifen und die Fox-Gravel-Gabel für die nötige Entlastung, um bei Mehrtagesrennen oder auf der Langstrecke die Kräfte zu schonen. Der finale Preis ist bisher nicht klar, wird sich aber vermutlich im Bereich von 4.500 € bewegen.
Als kleines Schmankerl wird auf in Europa gefertigte Produkte gesetzt.
Kocmo
In der Titan-Rahmen-Welt ist Kocmo ein alter Bekannter. Die Berliner bringen mit dem Beast Gravel Projekt aber einen Prototypen mit auf die Messe, der sich ein Stück von ihrem bisherigen Portfolio entfernt. Statt geschweißtem Titan, wird erstmals auf eine Hybridbauweise mit 3D gedruckten Titan-Muffen und Carbon-Rohren gesetzt. Mit nur 0,8 mm Wandstärke sollen die selbst konstruierten Muffen besonders leicht sein.
Mit bis zu 50 Zähnen sollen große Kettenblätter für maximalen Speed möglich sein – nach der Messe wird das Bike ausführlich getestet und weiterentwickelt. Wir sind gespannt, wie es mit dem Projekt weitergeht.
Gregario
Besonders spannend wird es immer dann, wenn sich Visionäre zusammentun – so geschehen bei Gregario, mit dem Ziel, Monocoque-Carbon-Rahmen mit individueller Rahmengeometrie zu bauen. Dabei wird der gesamte Rahmen, inklusive Hinterbau, in einem Stück gebaut – nichts wird nachträglich dranlaminiert oder geklebt. Vier Ingenieure aus der Nähe von Turin haben sich zu diesem ambitionierten Projekt zusammengeschlossen und eine Kombination aus Rahmenlehre und Formwerkzeug erschaffen.
Seit September ist das Gregario Vera Ar, ein Aero-Roadbike mit 32 mm Reifenfreiheit nun verfügbar, soll satte 6.000 € exkl. Steuer und ohne Cockpit kosten. Mit Cockpit steigt der Preis auf 7.100 € – das Cockpit ist jedoch ebenso vollkommen Custom aufgebaut und ermöglicht eine individuelle Lenkerbreite, Vorbauneigungen zwischen -3° und 10°, sowie verschiedene Vorbaulängen.
Wer sich ein solches Schmuckstück gönnen möchte, kann die individuelle Geometrie mit seinem eigenen Bikefitter erarbeiten, oder sich mit einer Webapp von Gregario dem Optimum nähern. Nach Bestellung dauert es etwa 2 Monate, bis man sein neues Bike in Händen hält.
Meerglas
Tom von Meerglas hat sich für die Bespoked wieder etwas ganz Besonderes einfallen lassen und sich in Folge zwei Wochen lang in seine Werkstatt eingeschlossen. Entstanden ist ein aufwändig nach originalen Bauplänen nachgebautes Liegerad mit Federung.
Ob er jemals wieder eines bauen wird – wahrscheinlich nicht. Aus handwerklichen Aspekten muss man jedoch sagen – ganz großes Kino, inklusive interner Zugführung, Dämpferlockout. Da das Bike erst kurz vor der Messe fertig wurde, gab es die ersten Fahrversuche erst am Dresdner Flughafen.
Favaloro
Michele Favaloro baut südlich vom Gardasee Custom-Bikes aus Stahl, Carbon oder Aluminium. Nach der Bespoked-Premiere im letzten Jahr, hat der Italiener sich für dieses Jahr ein neues Projekt vorgenommen: einen möglichst preisattraktiven Rahmen. Nur 1.000 € soll der Rahmen kosten, 300 € die Gabel – in der gleichen Wunschfarbe lackiert. Speziellere Lackierungen kosten natürlich einen Aufpreis, ebenso Extrawünsche.
In den 1.000 € ist jedoch die individuelle Geometrie enthalten, der Maßrahmen hat so einen unschlagbaren Preis. Mit 55 mm Reifenfreiheit, modernen Anbaustandards wie UDH und T47 steht selbst bei kleinem Geldbeutel nichts im Weg, wenn man auf der Suche nach einem maßgefertigten Gravel-Bike ist.
Tunk Bikes
Während wir über die Messe geschlendert sind, ist uns am Stand von Tunk Bikes etwas Interessantes aufgefallen: Statt lediglich Prunk und Schick zu zeigen, zeigt das finnische Team auch Misserfolge. Der Weg zur möglichst leichten Gabel mit viel Vorbiegung, leicht gefedertem Fahrverhalten und möglichst geringem Gewicht war eher steinig. Sechs Iterationen mussten gebaut werden, um die Tests beim Zedler Institut zu bestehen.
Die Lösung fand man gemeinsam mit Reynolds: Der Rohrlieferant bietet eine individuelle Wärmebehandlung für die Gabelscheiden an, die schlussendlich am Prüfstand standgehalten hat. Mit 815 g ist die Gabel leicht geworden. Sie wird jetzt in Custom-Rahmen des finnischen Herstellers verwendet.
Für die Kleinserien-Rahmen, die Tunk in Tschechien fertigen lässt, kommt eine etwas schwerere Gabel zum Einsatz.
SWI
Mit einem Verfahren aus der Goldschmiedetechnik will das italienisch-schweizer Unternehmen SWI den Carbon-Rahmenbau auf das nächste Level heben. Sie bieten zwei Rennradrahmen ab 620 g Rahmengewicht an: Ein leichtes Bergrad, ein konventionelles Rennrad.
Die Rahmen werden von Hand gebaut, kommen zwar nicht mit Custom-Geometrie, sind aber mit individuellen Carbon-Lagen auf das Fahrergewicht und die Leistung abgestimmt. Dabei wird das Layup direkt auf einen zweiteiligen Kern aus EPS und Silikon gelegt, bevor es in die Form kommt. Das EPS dehnt sich im Autoklav-Ofen aus und presst die Carbon-Lagen gegen die Form. So entsteht eine geschmeidige Oberfläche, auch auf der Innenseite.
Besonders daran ist auch, dass das Bike komplett in einem Stück im Monocoque-Verfahren gefertigt wird. Die aufwändige Herstellungsmethode hat natürlich ihren Preis: Das Rahmenset mit Gabel, Cockpit und Sattelstütze gibt es ab empfindlichen 9.500 €.
Hilite
Die Schweizer von Hilite bauen eigentlich Titan-Rahmen, sowohl konventionell als auch Tandems oder auch hybride Modelle mit Muffen-Carbonrohr-Konstruktion. Die Rahmen werden zum Teil direkt in der Schweiz geschweißt, zum Teil in Asien produziert. Als Pinion-Experten bringen die Schweizer aber genau in diesem Bereich besonders coole Innovationen mit.
So haben sie eine eigene Kurbel entwickelt, die ein Pinion Tandem mit Gates Riemen ermöglicht, sich aber auch der Schaltproblematik des Getriebes angenommen. Statt Grip-Shift oder elektronischer Ansteuerung, wurde die Hibox entwickelt, die ans Pinion Getriebe montiert wird. 75 g und 299 € muss man in Kauf nehmen, um dann aber mit SRAM- oder Shimano-STIs, oder dem eigenen Trigger-Shifter mechanisch schalten zu können. Mega!
Scolarian
Wer auf der Eurobike nicht nur die großen Hallen besucht, sondern in den Supplier-Hallen unterwegs ist, wird festgestellt haben, dass immer mehr indische Produzenten versuchen, in den Fahrrad-Markt einzusteigen. Dass es hier auch Custom-Rahmenbauer gibt, hätte ich nicht erwartet, man hört kaum etwas über die indische Radszene.
Hinter Scolarian, der Fixed-Gear-Marke und Posst, der Marke für Rennräder, steckt ein indisches Duo, das 2015 angefangen hat Custom-Bikes zu bauen. Zwischen 25 und 35 Tagen brauchen die beiden für einen Rahmen, preislich sind sie trotz Reynolds Rohrsatz äußerst interessant. Zwischen 500 und 1.000 € kostet ein auf Maß gefertigter Fixie Rahmen, das Rennrad-Modell startet bei 1.250.
Ausgestellt war ein besonders Fixed-Gear-Modell mit Riemenantrieb und eigens entwickelten und selbst gefertigten Couplern. Der Hauptrahmen und der Hinterbau können so für Reisen getrennt werden, das Gesamtpaket damit wesentlich kompakter verpackt werden.
6P Composites
6P Composites ist ein Startup-Unternehmen aus Polen, das von zwei Zwillingsbrüdern gegründet wurde und neben individuellen Carbon-Rahmen auch Carbon-Rahmenbauteile anbieten will. Auch hier setzt man auf eigenständige Fertigungsmethoden, um den eigenen Fertigungsprozess möglichst effizient zu gestalten. Dank parametrisierten 3D-Modellen und einem Konzept, bei dem der Rahmen aus mehreren Teilen zusammenlaminiert wird, soll die Produktion schnell vonstattengehen.
Ober- und Unterrohr sind dabei immer gleich und werden nur individuell abgelängt. Das Steuerrohr wird mithilfe von 3D gedruckten Formen, einem Thermoplast-Kern auf dem das Layup platziert wird, und einem Bladder (Blase), der von innen Druck erzeugt, gebaut. Dann werden Steuerrohr-Bereich und Rohre zusammengefügt, um den Hauptrahmen nahezu komplett zu haben.
Alle anderen Streben werden gesondert gefertigt und dann an den Hauptrahmen laminiert. Der Rahmen bringt es so auf respektable 1000 g, inklusive Flip-Chip in den Kettenstreben.
Wo würdest du zuschlagen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
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