Bespoked Dresden 2025: 13 handgemachte MTB-Highlights von Wow bis WTF!
Die Bespoked-Fahrradmesse bringt zum dritten Jahr in Folge den Charme handgemachter Fahrräder, die Innovationskraft Kreativer Rahmenbauer und viel Begeisterung für Fahrrädern in den Dresdner Flughafen. Wir haben uns nach den MTB-Highlights umgeschaut.
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Ballern Cycles
Bennet von Ballern Cycles hat zwei Räder auf der Bespoked ausgestellt, die uns direkt ins Auge gesprungen sind. Sein Bügelbrett ist ein vollgefedertes Stahl-MTB, das in Rahmen seiner Masterarbeit entstanden ist. Er hat dafür eine Lehre für Hinterbauten entwickelt, die natürlich direkt zum Einsatz kommen musste. Momentan setzt er für die Hinterbaukinematik noch auf Serienteile eines Specialized Epic, das Bügelbrett ist entsprechend mit 29″-Laufrädern und knappem Federweg eher für schnelle Rides oder lange Touren. Als kleiner Benefit fürs Bikepacking ist die Taschen-Halterung von Ballern Cycles montiert.
Groß wird es beim zweiten Rad: 32″ groß, um genau zu sein. Für den Organisator der Bespoked – Petor – hat Bennet ein 32″ Bike gebaut. Besonderheit am Rad ist jedoch, dass es mit zwei Tretlagerhülsen gestaltet ist. So kann das Rad wahlweise mit 32″ und tiefem Tretlager oder – sollte der 32″ Hype abflachen und in Zukunft keine Teile dafür verfügbar sein – auch mit 29″ und hohem Tretlager gefahren werden. Petors Highlight ist die Abdeckung des zweiten Tretlagers, auf dem das Logo des Berghain Clubs prangt – in den er Gerüchten zufolge wohl nicht hineinkam.
Leovelo
Nicht nur Bennet hat ein 32″-Bike gebaut – auch Leo von Leovelo hat sich mithilfe einiger Sponsoren ein starres 32″ MTB erschaffen. Entstanden ist die Idee auf der Eurobike mit Henri Lesewitz von Bike Ahead – die Felgen und ein paar Anbauteile für das Projekt bereitgestellt haben.
Der Columbus-Rohrsatz mit flach ovalisiertem Oberrohr, stark gebogenem Sitzrohr, Wishbone-Sitzstreben und sehr kurzen 445-mm-Kettenstreben, macht das Rad zu einem Blickfang. Leovelo wird 32″-Bikes ins Maßrahmenportfolio aufnehmen, wer Interesse an der neuen Laufradgröße hat, kann hier auf einen Rahmenbauer zurückgreifen, der bereits erste Erfahrungen mit.
Bike Ahead
Als Felgen- bzw. Laufradzulieferer macht sich Bike Ahead bereit für die neue Laufradgröße – auch hier gibt es ein 32″ Hardtail zu bestaunen. Basis ist der eigene MTB-Rahmen, den man um seine Ausfallenden beraubt hat. Mithilfe von Formwerkzeugen wurden neue Carbon-Ausfallenden laminiert, die dann wiederum an den Rahmen laminiert wurden.
Dank der USD-Bauweise der Intend-Gabel mussten vorn keine Änderungen gemacht werden – der Prototyp hat jedoch keine Geometrie-Korrektur, ein entsprechend hohes Tretlager und dient vorwiegend dem eigenen Testing.
Intend
Die vergangenen Jahre war Intend nie selbst vertreten – auch wenn viele Produkte der Freiburger an den Showbikes eingesetzt wurden. Dieses Jahr melden sich Cornelius und sein Team aber mit einem Paukenschlag: Eine neue Kategorie will man dabei haben – Super Trail soll sie heißen. Das Bestreben dahinter: moderne Enduro-Bikes mit wirklich geringem Gewicht zu schaffen – rund um die 12-kg-Marke.
Damit fokussiert sich der Hersteller auf die Entwicklung von kompromisslosen MTB-Komponenten, die nicht das E-MTB oder den Bikepark im Hinterkopf haben, sondern sich an tourenorientierte Fans von viel Federweg oder leichte Fahrerinnen und Fahrer richten. Passend dazu gibt es eine neue Federgabel: Die Samurai Super TR, mit unter 1.700 g und maximal 170 mm Federweg. Sobald das Testing der neuen Gabelbrücke abgeschlossen ist, soll die Gabel in den Verkauf starten – etwa Ende 2025 oder Anfang 2026.
Ein absolutes Schmankerl gibt es außerdem von seinem Mitarbeiter André, oder APO-Tec – ein dem Balfa BB7 nachempfundenes Super-Trail-Bike aus Stahl, das er in seiner Freizeit selbst aus Stahl geschweißt hat.
C-Duro
Drei Bikes, zwei coole neue Konzepte hat C-Duro mit dabei. Kern ist weiterhin die Fertigungsmethode, bei der der Rahmen aus Carbon-Strängen geflochten wird – mit den zwei neuen Konzepten ist nun aber auch eine Hybridbauweise mit Alu-Muffen notwendig.
Einerseits für das E-MTB, andererseits für das High-Pivot-Konzeptbike. Beide Räder sind aktuell noch im Prototypenstadium. Das E-MTB orientiert sich am aktuellen MTB-Modell Epona – kommt entsprechend mit Eingelenkerhinterbau und direkt angelenktem Dämpfer. Das Rad setzt auf den leichten Maxon Air-S Motor mit 90 Nm Drehmoment, 620 W Spitzenleistung und nur 2 kg Gewicht. Mit 400 Wh Akku kommt das Rad so auf etwa 18,5 kg.
Spannend ist zudem das High-Pivot-Enduro-Bike, das Teamfahrer Vojtěch Bláha die Saison über bereits im Enduro-World-Cup ausführlich testen konnte. Neben der dreckigen Variante des Teamfahrers, war auch eine zweite Prototypen-Iteration zu sehen. Das Bike kann wahlweise mit 190 oder 170 mm Federweg gefahren werden und ist für Mullet, oder 29″-Laufräder gebaut. Eine nächste Prototypen-Iteration ist bereits in Planung – bis zur Serie wird es also noch ein Weilchen dauern.
Don Sebastiano
Don Sebastiano hat sein Mini-E-MTB im Gepäck! Das X – ein Projekt, das durch die Mini-Bikes auf der Bespoked 2024 inspiriert wurde. Sebastian, mit seinen 1,93 m Körpergröße, ist nicht gerade der Typ, den man auf einem vollgefederten 20″-E-Bike erwarten würde, fährt das Bike aber auf seinen Hometrails in Wien regelmäßig. Wer Action-Aufnahmen sehen möchte, bekommt das auf seinem Instagram-Kanal.
Das Bike kommt mit einer eigens entwickelten Parallelogramm-Federgabel mit 102 mm Federweg. Dazu passend liefert auch der Eingelenker-Hinterbau 102 mm Federweg. Neben Rahmen und Gabel hat sich Sebastian für das X-Bike auch erstmals an einen eigenen Vorbau gewagt, der mit starkem Winkel einer aufrechten Sitzposition in die Karten spielen soll.
Tune
Tune steigt ins Rahmenbau-Business ein? Nicht wirklich, nein – das wäre zwar spannend, aber das ausgestellte TS001 würde nicht wirklich zur Leichtbau-Philosophie der Schwarzwälder passen. Luc, Angestellter bei Tune hat jedoch eine Rahmenbau-Vergangenheit und das TS001 für sich gebaut.
Das 29″-Rad ist aus Columbus Zona Rohren gelötet und mit einem Cro-Mo-Hinterbau verheiratet. Die vordere Dämpferaufnahme ermöglicht eine gewisse Flexibilität beim Federweg, initial war das Bike mit 150/135 mm aufgebaut. Da Luc das jedoch zu viel Federweg war, ist das Bike jetzt auf 120 mm vorn und hinten geschrumpft – so kommt es seinem Fokus nach einem gut bergauf pedallierenden Rad näher.
Reset AMS
Simon Walch und Thomas Mayer arbeiten seit einer Weile an einem kleinen, aber feinen Portfolio an adaptiven Mountainbikes für Rollstuhlfahrer. Über das SRAM-Diversitäts-Programm ist der Grazer Hersteller zur Bespoked eingeladen worden – im Gepäck ist das Scout, Resets Handbike. Über das Enduro-Bike Ranger haben wir auf der Eurobike bereits berichtet.
Das Scout kommt entsprechend mit komplettem SRAM-Aufbau, inklusive Bremsleitungs-Splitter an der Motive-Bremse. Spannend ist auch die hydraulische Sattelstütze, die es ermöglicht, die Sitzneigung zu verstellen und so das Ein- und Aussteigen erleichtert. Damit man auch unterwegs mobil ist, bietet das Scout einen integrierten Halter für den Rollstuhl. Dank Einzelradaufhängung ist das Scout auch trailtauglich – so soll körperlich eingeschränkten Menschen der Radius erweitert werden. Die ersten Handbikes sind inzwischen ausgeliefert und wir sind gespannt, wie es mit Reset weitergeht.
Aper
Mit seinem Kompace bringt der griechische Hersteller Aper ein wildes Konzept auf die Bespoked. Der gefräste und verklebte Rahmen setzt auf einen Hinterbau, der viel Hinterbaulängung ermöglicht – bis zu 45 mm soll die Hinterradachse ausweichen können. Laut Aper soll das Kompace so vor allem sehr schnell sein!
Gefertigt wird das Bike in Griechenland auf hauseigenen Fräsen – verfügbar sind drei Rahmengrößen, acht bis neun Farbvarianten, die Wartezeit für einen Rahmen liegt bei etwa einem Monat. Kostenpunkt: Knapp 4.000 € kostet das griechische Enduro mit 170 mm Federweg vorn und 160 mm hinten.
True bc
Nachdem True bc schon einige Jahre Carbon-Felgen fertigt, soll nun der erste Rahmen folgen. Das Knuth, ein Trailbike mit 150/135 mm Federweg und Mullet-Laufrädern nähert sich Schritt für Schritt der Serienproduktion. Bei einem ersten Prüfstandtest gab es leider kleine Probleme mit den Alu-Teilen, eine weitere Version ist aber bereits in Arbeit. True bc will das Knuth komplett in Deutschland fertigen – die vergleichsweise langen Wartezeiten für Alu-Prototypenteile bremsen das Projekt momentan aus.
Nach erfolgreichem Test soll das Knuth in Größe M produziert werden, während parallel an den Größen S und L gearbeitet wird.
Levin – Fahrrad 3
Während Levin seine Meisterprüfung zum Schlosser ablegt, steht sein Fahrrad 3 auf der Bespoked und bekommt von uns den Best-MTB-Award verliehen – das Rad steht als Mini-Mullet mit 26″-Hinterrad und 27,5″-Vorderrad, 135 mm Federweg und Singlespeed-Aufbau sinnbildlich für eines: Fahrspaß! Gleichzeitig stellt es einen deutlichen Kontrast zum 32″-Trend dar.
Vollständig geplant und entwickelt, angelehnt an einen Santa-Cruz-Rahmen mit VPP-Hinterbau, wurde der Rahmen in einem Rahmenbaukurs gelötet – als Schlosser konnte Levin zwar bereits schweißen, musste Fillet-Brazing aber zunächst lernen – das erste Ergebnis sieht man – und es kann sich sehen lassen! Ein komplexes Erstlingswerk, mitsamt gebogenen Rohren, viel Entwicklungsarbeit und dem Motiv, ein absolutes Spaßrad zu erschaffen, konnte uns schlussendlich überzeugen. Bonuspunkte gibt es dafür, dass Levin fleißig Trails baut und so auch seinen Teil zur Community beiträgt.
Auguste
Bereits ein Jahr ist das MTB-Packing-Bike von Auguste Handmade alt. Das Rad wurde für die Messe aufgefrischt und mit einer neuen Farbe versehen. Mit 150 mm Federweg an der Parallelogrammgabel und dem Dämpfer, soll das Bike sich für Bikepacking-Reisen fernab von präparierten Wegen eignen.
Vor allem die Gabel soll dabei deutliche Vorteile bieten: Durch die Gepäckmontage an den Gabelbeinen gehört das Gepäck zur ungefederten Masse und soll so wenig bis keinen Einfluss auf das Dämpfersetup haben – wenn man mehr oder weniger Gewicht geladen hat. Ebenso lässt sich das Gepäck höher montieren, genauer gesagt insgesamt einfacher, als an Teleskop-Federgabeln.
Aktuell gibt es Pläne, die aufwändigeren Teile nicht mehr von Hand mit dem Plasmaschneider zu produzieren – damit dürften die Produktionskosten sinken –, erst dann, also wenn das Rad wirtschaftlich zu einem vernünftigen Preis angeboten werden kann, soll es verkauft werden. So lange bleibt es das persönliche Traum-Bike von Auguste-Gründer Victor.
Zoceli
Zoceli hat es als einer der wenigen Rahmenbauer in die Wahrnehmung des Mainstreams geschafft – Grund dafür sind die schicken Stahl-Räder, wahrscheinlich aber auch das Santa Cruz-nahe Narum. Mit dem Vysoko schafft es der Hersteller abermals, Schlagzeilen zu machen: Das Freeride-Bike setzt auf einen High-Pivot-Hinterbau mit Split-Drive, bei dem eine Kette aus dem Industriebedarf die Kraftübertragung von Tretlagerwelle zum Antriebsstrang schafft – und das ganze intern. Ähnlich dem Dual-Chain-System des Pivot Phoenix DH-Bikes – nur versteckt im Inneren des Rahmens.
Mit 170 mm Federweg geizt das Vysoko nicht an Nehmerqualitäten. Gründer Martin Saida hat damit bereits die Monstersprünge der Flat-Out-Days gezündet, seine neueste Kreation aber auch schon kopfüber durch die Luft gescheucht. Verfügbar ist das Bike Made to Order zum UVP von 3.999 € – konkurrenzfähig zu Serienproduktions-Rahmen aus Asien aus Alu. Wer schnell ist, kann es sich zum aktuell reduzierten Kurs von 3.390 € sichern.
Welches Bike hat dir am besten gefallen und welches Bike müssen wir auf jeden Fall noch featuren?
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