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Enduro-Bikes über 18 kg?!: Warum werden Mountainbikes immer schwerer?

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Moderne Mountainbikes werden immer schwerer. Egal, ob XC-Racefeile, Trail-Bike oder der heißgeliebte Enduro-Bolide, Fahrräder sind heute durch die Bank weg deutlich schwerer als noch vor 10 Jahren. Warum das so ist, und weshalb die zusätzlichen Pfunde nicht nur schlecht sind, erklären wir dir in diesem Artikel!

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Mountainbikes werden immer schwerer!

Unter nahezu jeder Bike-Vorstellung in den vergangenen Jahren finden sich dutzenden Kommentare zum Gewicht des jeweiligen neuen Bikes? Klassiker wie: „Warum ist das so schwer?“, „WTF 17 kg für ein Enduro Bike!“, „Da kann ich mir auch direkt ein E-Bike kaufen.“ oder „Mein Scott Genius von 2010 ist 5 kg leichter.“ werden durch zahlreiche weitere, eher negativ konnotierte Wortmeldungen zur Gewichtsthematik unterstützt. Diese sind, auch in der Häufung, natürlich alles andere als verwunderlich. In den vergangenen Jahren ist das durchschnittliche Bike-Gewicht über alle Kategorien hinweg stetig angewachsen. Schallgrenzen und ehemalige Gewichts-Benchmarks haben sich teils signifikant verschoben.

Besonders deutlich wird dies an einem anschaulichen Beispiel: Das 2013er Specialized Enduro brachte als Topmodell für heutige Verhältnisse schon sagenhafte 12,6 kg auf die Waage. Bei dem 2018 von uns getesteten Pro-Modell waren es dann schon 14,3 kg. Einen Modellzyklus weiter stehen am aktuellen Enduro der Kalifornier wuchtige 16 kg zu Buche. Ganz schön amtliche Massephase!

# 2013: 12,6 kg
# 2018: 14,3 kg
# 2025: 16 kg

Doch das Specialized Enduro ist bei Weitem kein Einzelfall. Gewichtszunahmen wie diese erstrecken sich über alle Marken und alle Bike-Kategorien. Ein weiteres Extrembeispiel gefällig? Das kürzlich von uns getestet Privateer 141 wiegt ohne Pedale 16,8 kg. Ein mehr als nur ordentliches Gewicht für ein Trail-Bike mit 141 mm Federweg am Heck.

Nun ist Gewicht natürlich nicht alles und hat im Vergleich mit anderen Eigenschaften des Mountainbikes einen eher geringen Einfluss auf die tatsächliche Fahrperformance. Allerdings ist Gewicht zusammen mit dem Preis eine der wenigen ganz einfach auf dem Papier objektiv bewertbaren Faktoren beim Bike-Kauf. Leicht ist gut, schwer ist schlecht. Werden Mountainbikes also immer schlechter? Mit Sicherheit nicht, ganz im Gegenteil. Woher die zusätzlichen Pfunde bei modernen Mountainbikes kommen und warum ebendiese oft sogar dafür sorgen, dass Mountaibikes über die letzten Jahre immer besser geworden sind, wird in diesem Artikel erörtert.

Mehr Mountainbike, mehr Gewicht

Analog zu den Gewichten sind auch die Geometrie-Werte von Mountainbikes in den vergangenen zehn Jahren stetig angewachsen. Wenn es da mal keinen Zusammenhang gibt … Mountainbikes sind heute durch die Bank weg deutlich größer. Was vor einigen Jahren noch Rahmengröße XL entsprach, ist jetzt als L- oder sogar M-Rahmen klassifiziert. Ein anschauliches Beispiel: Das Specialized Enduro von 2013 verfügt in Rahmengröße L über einen Reach von 445 mm. Damit schrabbt man in der Geometrie-Tabelle des aktuellen Modells nur haarscharf an der kleinsten erhältlichen Rahmengröße vorbei. Der Größe L entsprechende S4-Rahmen des modernen Enduros misst deutlich längere 487 mm.

Dass dieses Größenwachstum Mountainbikes allgemein deutlich besser gemacht hat, ist ein Fakt. Ebenso wie die Tatsache, dass längere Rohre schwerer sind als kürzere. Um hier auf eine entsprechende Stabilität und Steifigkeit zu kommen, braucht es schlichtweg mehr Material.

# Mountainbikes sind in den vergangenen Jahren deutlich größer geworden – die zusätzlichen Zentimeter machen sich natürlich auch im Gewicht bemerkbar.

Größere Laufräder = höheres Gewicht

Nicht nur die Rahmengrößen, sondern auch die Laufräder sind in den vergangenen Jahren deutlich angewachsen. Von den guten alten 26″-Felgen über 27,5″ bis hin zu den heute dominierenden 29″-Laufrädern war es nicht nur in den Köpfen der Foren-User, sondern auch im richtigen Leben ein schwerer Weg. Größerer Laufrad-Durchmesser bedeutet mehr Material an Felgen und Speichen. Ergo höhere Gewichte.

Doch auch am Reifen kommt bei größeren Laufrädern einiges an Gewicht dazu. Beispiel gefällig? Ein Maxxis Minion mit EXO-Karkasse, 2,5″ Breite und Maxxgrip-Gummimischung bringt in 27,5″ 960 g auf die Waage. Die 29″-Variante ist mit einem Gewicht von 1.025 g rund 65 g schwerer. Verteilt auf zwei Laufräder macht dies bereits ein Mehrgewicht von 130 g aus. Außerdem kommen heutzutage partiell auch Reifeninserts als Durchschlagsschutz zum Einsatz. Beim kürzlich von uns getesteten Rocky Mountain Altitude sogar serienmäßig.

# Ein größerer Laufrad-Durchmesser bringt einige Vorteile, aber auch deutlich mehr Gewicht mit sich.

Die Kategorie-Grenzen verschieben sich

Jeder, der kürzlich in den Genuss gekommen ist, ein zehn oder sogar nur fünf Jahre altes Bike im direkten Vergleich gegen ein aktuelles Modell der gleichen Kategorie zu testen, wird mir hier ohne zu zögern beipflichten: Die Bike-Kategorien verschieben sich. XC-Bikes von heute können es problemlos mit Trail-Bikes von vor einigen Jahren aufnehmen. Und zwar nicht nur bergauf, sondern vor allem auch bergab.

# Mit sogenannten Down Country-Bikes wie dem Trek Top Fuel kann man es mittlerweile auch auf ruppigen Trails ordentlich krachen lassen – das wäre vor einigen Jahren noch nahezu undenkbar gewesen.

Mountainbikes sind durch die Bank weg wirklich deutlich krasser geworden. Abfahrtslastigere Geometrien, mehr Federweg und bessere Kinematiken haben für einen richtigen Downhill-Boost gesorgt. Durch die zusätzliche Laufruhe kann man bei gleichbleibender Kontrolle und hohem Sicherheits-Empfiden deutlich schneller fahren. Das Resultat: Es wirken höhere Kräfte, die durch mehr Stabilität und Steifigkeit am Fahrrad gekontert werden müssen.

Dies beschränkt sich dabei nicht nur auf den Rahmen, sondern wirkt sich vor allem auch bei den Komponenten aus. Ein gutes Beispiel dafür ist die RockShox Pike: Als ich mein erstes Enduro-Bike aufgebaut habe, war die Pike noch eine waschechte Enduro-Gabel. Seitdem wurde sie von der Lyrik und schlussendlich von der Zeb verdrängt. Aus der Enduro-Federgabel ist über die Jahre eine Down Country-Forke geworden. Der Wechsel von Pike zur wuchtigeren Zeb macht sich nicht nur optisch, sondern auch auf der Waage bemerkbar. Die Gewichtsdifferenz zwischen der alten RockShox Pike und der aktuellen Zeb beträgt über 400 g.

# Was damals Enduro war, ist heute nur noch eine Option fürs leichte Trail oder Downcountry-Bike.
# Allein optisch hinterlässt die RockShox Enduro-Gabel Zeb einen ganz anderen Eindruck als die damalige Pike.

Ähnlich sieht es bei anderen Komponenten wie den Bremsen aus. Auch hier haben steigende Geschwindigkeiten sowie der Wunsch nach mehr Bremskraft und Standfestigkeit das Gewicht teils deutlich ansteigen lassen.

Auch Pizzateller gibt es nicht umsonst

Auch im Antrieb verstecken sich mittlerweile beträchtliche Gewichtsreserven. Mit dem Umstieg auf 1x-Antriebe und dem Wunsch nach immer mehr Bandbreite stiegen nicht nur die Anzahl der Gänge, sondern auch die Durchmesser der Kassetten. Die heutzutage absolut etablierten Pizzateller auf der Hinterrad-Nabe sind defintiv keine Leichtgewichte. Wer auf etwas Bandbreite verzichten kann, hat die Möglichkeit, mit „alten“ 11-fach-Antrieben ordentlich Gewicht zu sparen.

# Die üppigen Ritzelpakete bestehen nicht nur aus Luft und Liebe – im Vergleich mit alten 10- oder 11-fach-Kassetten bringen die aktuellen Zahnkränze von SRAM und Shimano deutlich mehr auf die Waage.

Länge wiegt auch bei Variostützen

An die Zeiten vor der Variostütze wollen wir lieber gar nicht erst zurückdenken. Doch auch seit deren Einführung ist dieses Bauteil kontinuierlich schwerer geworden. Und das schlichtweg, weil der Hub über die Jahre glücklicherweise immer weiter aufgestockt wurde. Vergleicht man bei einer aktuellen Bikeyoke Revive die 125 mm-Variante mit der 213 mm-Version so kommt man auf einen beträchtlichen Gewichtsunterschied von 170 g.

# Dass eine extralange 240er Variostütze schwerer ist als ein Modell mit nur 125 mm Hub sollte niemanden verwundern.

Kleinvieh macht auch Mist

Während große Innovationen in den vergangenen Jahren eher ausgeblieben sind, wurden Mountainbike-Rahmen mit vielen kleinen Details verbessert, die teils deutlich an der Gewichtsschraube drehen. Und zwar nicht nach unten. Angefangen vom Kofferraum im Unterrohr, über ausführliche Rahmen- und Kettenstreben-Protektoren, bis hin zu Umlenkrollen bei Hight Pivot-Bikes, interne Zugführungen und integrierten Multitools haben Mountainbike-Rahmen heutzutage einiges zu bieten. Diese Features bestehen allerdings nun mal aus etwas mehr als heißer Luft und haben dementsprechend ein Gewicht.

# Auch praktische Details wie der Kofferraum im Unterrohr haben Mountainbikes schwerer gemacht.

Fazit

All diese Ursachen sorgen also dafür, dass moderne Mountainbikes deutlich mehr Gewicht auf die Waage bringen als ihre Vorgänger. Die allermeisten dieser Pfunde haben Mountainbikes aber auch signifikant besser gemacht. Ich für meinen Teil möchte sicherlich nicht zurück auf 26″-Laufräder, kurze Rahmen mit steilen Lenkwinkeln, 2-fach-Antriebe oder Variostützen mit nur 125 mm Hub.

Trail-Bikes mit über 17 kg Gesamtgewicht sind dann aber doch zu viel des Guten!

Was sagst du? Wie wichtig ist dir das Gewicht beim Mountainbike?

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