Enduro-DM – Blog Christian Textor: Aufgeben ist nicht! – Rennbericht vom Geißkopf
Bei der deutschen Enduro-Meisterschaft 2025 ging es auf neuen und abwechslungsreichen Trails rund um den Geißkopf um Ruhm und Ehre. Wieso unser Blogger Christian Textor trotz verpasster Meisterschaft sehr positiv auf das Rennwochenende zurückblickt, erfahrt ihr in seinem Rennbericht!
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Die Vorbereitung: Alles andere als optimal
Deutsche Meisterschaft 2025 im Enduro – ja, tough one … Die Vorbereitung zur DM ist für mich persönlich nicht optimal gelaufen. Durch meine Schulterverletzung aus Canazei saß ich vor der Deutschen Meisterschaft tatsächlich nur zwei Tage auf dem Enduro. Trotz alledem konnte ich aber physisch gut trainieren, bin super viel Rennrad gefahren und war im Gym. Grundsätzlich war ich also fit, sogar richtig gut fit würde ich behaupten.
Ich hatte aber eben nicht die Bike Time, weil meine Schulter noch nicht wieder fit ist und noch ein bisschen Zeit braucht – auch jetzt, nach der DM. Aber dadurch, dass das Rennen nicht so lang wie ein World Cup war, ging das klar. In der Woche vor der DM habe ich mir noch ganz schön was von den Kindern mitbringen lassen und war tatsächlich leider ein bisschen krank, was natürlich nicht optimal ist. Aber es soll keine Entschuldigung sein. Ohne Kampf gehen wir nicht vom Platz und es war jetzt nicht so schlimm, dass es bedenklich gewesen wäre. Ich wollte es einfach probieren.
Alles in allem war es natürlich kein cooles Setting und auch die aktuelle Situation mit YT ist für jeden herausfordernd. Da ist der Kopf dann irgendwie schon bei anderen Sachen als jetzt unbedingt Rennen fahren zu wollen, aber es hilft ja nichts. Ich hatte aber definitiv Bock auf die DM, denn wir haben so eine coole Crew momentan, so ein starkes Fahrerfeld wie nie zuvor, mit den Jungs, die im World Cup dieses Jahr mehrfach bewiesen haben, dass sie schnell dabei sein können.
Neues Format, lange Stages
Es ist eine echt gute Crew und da bin ich natürlich als – wie die Jungs mich nennen – Häuptling verpflichtet, am Start zu sein. Also sind wir zum Geisskopf gereist mit unseren zwei kleinsten Kindern im Gepäck, also ein kleines Familien-Setup. Ich war gespannt auf den Geisskopf: neue Location, längere Tracks als sonst und das erste Mal über zwei Tage die Deutsche Meisterschaft, sogar mit einem Prolog am Freitagabend nach dem Training. Das Format war also ein bisschen anders als sonst, aber sehr willkommen, denn mehr Race Time ist auf jeden Fall immer cool.
Im Training hat sich dann auch herausgestellt, dass wir da wirklich ein Brett haben. Von physisch langen Stages über technische Sektionen waren es wirklich harte Tracks. Chapeau an den Bike Park und auch die Veranstalter von Chili Motion – das war ein wirklich gelungenes Ding und eine allemal würdige DM!
Ich war grundsätzlich motiviert, habe aber beim Training gemerkt, dass ich wirklich nicht fit bin und hatte sogar ein bisschen Kreislaufprobleme. Ich war ziemlich demotiviert und niedergeschlagen, wenn ich ehrlich bin. Ich bin im Prolog mitgefahren auf einer relativ unspektakulären Strecke mit ein paar Kurven, aber es war irgendwie cool, so den Auftakt zu machen. Meine Stimmung war allerdings auf dem Tiefpunkt, obwohl ich auf dem 4. Platz gelandet bin – aber aufgeben ist nicht. Insofern habe ich eine Nacht drüber geschlafen und samstags ging es in den ersten Race Day.
Samstag: Der Regen bringt die Würze
Nachdem wir freitags noch im Trockenen trainiert hatten, war es samstags schön nass und spicy, was wirklich cool war. Es hat keine zwei Stages gedauert und das Gefühl, demotiviert zu sein und mich von den Umständen beeinflussen zu lassen, war wirklich dahin. Ich war einfach mit den Jungs im Wald, wir sind um die Wette gefahren und es hat Spaß gemacht. Das war richtig, richtig cool! Die Jungs haben mich da auch echt motiviert und gepusht. Es hat einfach Bock gemacht und man hat gemerkt, warum man es macht.
Es war einfach eine gute Zeit und wir sind stabil geraced über den ersten Tag – 14 Minuten auf unterschiedlichen Stages. Am Ende des Tages waren die Top 10 innerhalb von 30 Sekunden. Das hatten wir so definitiv noch nie. Ich war auf dem dritten Platz hinter Lars Pfeiffer und Mo Silberhorn. Wir waren ungefähr 10 Sekunden auseinander, es war also wirklich super super knapp. Ich hatte leider auch noch einen Sturz, aber es hat jeder mal einen Fehler gemacht – es war einfach top Racing.
Ich hatte mich an dem Tag nicht so richtig gut gefühlt, war aber wirklich happy, wo ich stehen konnte am Ende des Tages. Am Sonntag ging es dann weiter und ich habe gemerkt, dass ich einfach besser drauf bin, dass der Kopf entspannter ist und es mir auch körperlich auf jeden Fall schon besser ging. Insofern war es die richtige Entscheidung, am Rennen teilzunehmen, weil ich mich natürlich auch nicht in ein Loch fahren wollte. Da ist ja auch dann die Gefahr, dass man es übertreibt, wenn man leicht angeschlagen ist, und es nach hinten los geht. Schließlich muss ich auch die nächsten Rennen im Auge behalten.
Sonntag: Total motiviert Zeit verloren
Ich war am Sonntagmorgen wirklich motiviert und wollte auf den ersten Stages noch mal näher an die Jungs ranfahren. Das hat geklappt, sodass wir innerhalb von sechs oder sieben Sekunden lagen. Auf der nächsten Stage habe ich wieder Gas gegeben, aber leider einen riesigen Fehler gemacht, wo ich super viel Zeit verloren habe. Aber das passiert einfach, wenn man ans Limit geht und pusht – dann macht man halt Fehler. Insofern: Keine Entschuldigung und no hard feelings; das war einfach Racing.
Im Endeffet haben dann Mo und Lars das Ding vorne unter sich ausgemacht. Ich selbst war mit 12 oder 13 Sekunden relativ abgeschlagen auf der letzten Stage und habe mich mit meinem 3. Platz zufriedengegeben. Bei den beiden vorne ging es wirklich bis zum Schluss um jede Sekunde. Es war ein extrem tightes Ding und wirklich spannend und cool zu sehen. Das Level in Deutschland ist besser denn je.
Die Stimmung war super. Wir haben uns zwischen den Stages gemeinsam GoPro-Runs angeguckt, haben unter den Top-Fahrern wirklich offen und ehrlich darüber diskutiert, welche Line jetzt besser ist und welche vielleicht nicht mehr da ist, welche nicht funktioniert. Das war einfach ein richtig cooler Vibe und wir haben uns alle gegenseitig gefeiert. Wir haben nach jeder Stage Zeiten verglichen und dann gefeiert, wer die Stage gewonnen hat – das war einfach extrem gut.
Mit toller Stimmung zur WM
Insgesamt hat es richtig Spaß gemacht und wir haben auf jeden Fall einen würdigen Sieger: Mo Silberhorn hat am Ende auf der letzten Stage gezeigt, dass er unter Druck nochmal richtig einen raushauen konnte und hat uns allen richtig gut eingeschenkt auf der Stage. Er hat sich den Sieg also verdient. Ich bin super happy und stolz, dass ich unter den Umständen vorne mitfahren und sogar Stages gewinnen konnte und im Endeffekt auch mit um den Sieg gefahren bin.
Am Ende hat es nicht ganz gereicht, aber in 9 Versuchen, also 9 deutschen Enduro-Meisterschaften, bin ich jedes Mal aufs Podium gefahren. Die Bronze-Medaille war jetzt im Endeffekt mein schlechtestes Ergebnis, aber ich bin wirklich happy unter den Umständen und bei diesem extrem coolen und starken Fahrerfeld. Ich freue mich und bin echt gespannt, wo die Jungs auch einfach noch hingehen können, gerade auch im World Cup jetzt.
Ich glaube, dass wir durch das Wochenende wirklich viel mitnehmen können. Das war so wie Teambuilding für die Deutschen, auch im Hinblick auf die WM, die Anfang September ansteht. Ich glaube, da werden wir eine extrem gute Stimmung untereinander haben, auch mit den Mädels. Und ja, es war einfach eine bombastische Deutsche Meisterschaft. Immer wieder gerne und in jeder Hinsicht wirklich ein Erfolg – bis zum nächsten Mal!
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