Downhill World Cup 2025 – La Thuile: Bitterer Sturz in Q2 – Rennbericht von Andreas Kolb
Nach einem nicht ganz leichten Saisonstart hätte La Thuile das Rennen werden können, bei dem Andi Kolb wieder ganz nach vorn rast. Im Training war der Österreicher einer der schnellsten Fahrer und in der Quali lag er auf einer super Position – doch Stürze in beiden Quali-Läufen haben dazu geführt, dass er erstmals seit 2019 nicht im Finale starten konnte. Im Rennbericht könnt ihr das Wochenende aus Andis Sicht nachfühlen.
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Runde 5 in La Thuile – eine neue Strecke, ein komplett neuer Ort für uns Downhiller. Es gab hier bereits Enduro World Cups und ich habe nur Positives gehört, zudem ist es eine meiner Lieblings-Gegenden, nur auf der anderen Seite vom Mont Blanc und nicht weit weg von Champery und Les Gets.
Vor dem Rennen habe ich noch ein paar Trainingstage in Pila und Champery erledigt und viel an meinem Bike-Setup verändert. Ich bin von 29″ auf Mullet umgestiegen. Der Grund war, dass ich mit dem 29er gefühlt zu viele Probleme hatte, wenn ich sehr hart gepusht habe – sprich in Rennläufen. Deshalb habe ich Mullet getestet und dabei rausgefunden, dass ich weniger Fehler mache und mich auf dem Rad etwas freier fühle, was zu besseren Zeiten geführt hat. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, auch wenn es eine große Veränderung mitten in der Saison ist. Außerdem ist natürlich cool, dass man das am YT Tues einfach so umbauen kann und kein anderes Rad braucht. Das geht wirklich einfach bei dem Rad.
Donnerstag – Trackwalk
Auf dem Weg nach La Thuile war die Confidence dann groß. Beim Trackwalk konnte ich gar nicht aufhören zu grinsen – eine der geilsten Strecken, die ich jemals gesehen habe! Eine nagelneue Strecke direkt so gut hinzuzimmern ist wirklich nicht einfach, da haben die Streckenbauer richtig gute Arbeit geleistet. Mit Hilfe von Bruni, Vergier und ein paar anderen Fahrern, aber trotzdem Hut ab – eine wirklich geile Strecke!
Freitag – Training
Im Training habe ich mich sofort wohl gefühlt, bin es aber locker angegangen und habe wenig gepusht. Ich wollte die Strecke ausfühlen, viele Linien probieren und hab es einfach sofort geliebt. Das Bikesetup, das ich in der Vorwoche rausgefahren und getestet habe, war perfekt – da musste ich nichts ändern!
Im Timed Practice habe ich dann Gas gegeben, war oben gut dabei, habe aber im unteren Teil etwas gestruggelt. Es gab 2–3 Kurven, in denen ich etwas Probleme hatte, aber sonst war ich mega happy. Ich war Sechster im Timed Practice, mit noch guten Reserven.
Samstag – Qualifikation
Morgens habe ich zwei Trainingsläufe absolviert und mich sehr solide gefühlt. Ich habe mich allerdings zu sehr auf die Sektionen versteift, in denen ich am Vortag nicht gut war. Dadurch habe ich etwas meine Confidence verloren – obwohl ich am Freitag noch einer der schnellsten auf 2⁄3 der Strecke war. Trotzdem habe ich mich so sehr auf das Stück mit den Fehlern am Vortag versteift.
Mental war es dadurch etwas schwierig – ich hab mich langsam gefühlt, obwohl ich schnell war. Das Gefühl habe ich dann mit in die Quali genommen. Oben habe ich gut losgelegt und war Fünfter bis zur zweiten Zwischenzeit. Dann habe ich einen Bremspunkt verpasst – es ist eine sehr steile Strecke, da verändert sich das Bremsgefühl ständig. Ich bin da etwas empfindlich und habe 2–3 Mal meine Bremspunkte total verpasst und ein paar Kurven versemmelt. In der letzten Sektion habe ich das noch einmal gemacht und war dann etwa auf Pace für Platz 10 im letzten Sektor. Dann bin ich minimal von der Linie weg, war nicht hundertprozentig fokussiert und bin in der allerletzten Kurve ziemlich hart ins Netz gestürzt.
Gott sei Dank gibt’s ja eine zweite Chance und es war erst mal halb so schlimm. Ich habe mich auch nicht verletzt, obwohl es ein großer Sturz war. Patrick, mein Mechaniker, hat mein Rad wieder hergerichtet, da war doch einiges zu tauschen und geradezurichten. Dann gings schon wieder hoch zur Quali 2. Ich war eigentlich sehr motiviert und gut drauf. Doch in den letzten paar Minuten vor dem Lauf bin ich sehr nervös geworden und habe mir wieder Gedanken gemacht wegen der letzten Sektion, ob ich dort nicht wieder zu langsam bin.
Ich bin dann allerdings gut rein gestartet in den Lauf und war gut bei mir. Bis zur ersten Zwischenzeit war es ein guter Lauf und ich war sehr fokussiert und im Moment. Doch dann habe ich wieder angefangen nachzudenken und bin zu sicher gefahren. Ich dachte, dass ich lieber die sichere Linie nehme, nicht zu schnell fahre und dadurch bin ich zu passiv geworden. Ich war zwar trotzdem noch extrem schnell unterwegs – an der zweiten Split war ich von allen Fahrern des Tages Zwei- oder Drittschnellster. Dann kam die steile Sektion, in der ich mir Sorgen über ein paar Kurven gemacht habe.
Es kam eine Inside-Line, von der ich wusste, dass sie vielleicht nicht mehr gut funktioniert. Mit dem Gefühl bin ich schon reingefahren – dass es vielleicht nicht passt. Und zack, war die Front weg! Ich bin über den Lenker geflogen und Quali 2 war vorbei. Ich konnte es gar nicht realisieren, was gerade passiert ist. Ich war im Kopf total passiv und meine ganze Confidence, die ich Anfang der Woche hatte, war innerhalb von Sekunden weg.
Das erste Mal in sechs Jahren habe ich mich nicht qualifiziert – das letzte Mal ist das 2019 passiert. Das war für mich ein ziemlich schwieriger Tag, ich war mental am Boden. Es war meine Lieblingsstrecke des Jahres, das Bike-Setup war so gut wie noch nie und auch fahrerisch war ich in Topform. Nur mental habe ich komplett daneben gelegen.
Sonntag – Finale
Tja – so war ich dann Zuseher am nächsten Tag. Ich habe versucht, für Vali und Oisin die Linie zu perfektionieren und ihnen zu helfen. Ansonsten wollte ich einfach den Tag überstehen und nicht heulen. Im Endeffekt war es ganz ok, ich habe gesehen, wie viele Leute gestruggelt haben und gestürzt sind, und habe Benoit Coulanges neben der Strecke getroffen und noch ein paar andere Topfahrer. Ich war ja nicht alleine – ohne den Protected-Status passiert das jetzt mehr Leute in den Top 30.
Es gibt wieder viel zu lernen. Das Ziel für Andorra ist eindeutig, im Moment zu sein, aufhören nachzudenken und einfach Radl zu fahren! Der Rest kommt dann von alleine, aber ich war einfach zu verkopft. In Andorra gibt’s Full Send und sonst nix!
Ich freu mich schon drauf,
euer Andi.
Was sagst du zum neuen Quali-Format und Andis großem Pech?
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