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Zecken und Mountainbiken: Alle Infos zu Risiko-Gebieten, Borreliose und FSME

Mit dem Frühjahr beginnt leider nicht nur eine neue Bike-Saison, mit steigenden Temperaturen kommen auch wieder die ungebetenen Gäste in Wald und Wiesen zum Vorschein. Ein für Mensch und Tier leider mit am gefährlichsten ist die Zecke als möglicher Überträger von bakteriellen Infektionen wie der Borreliose oder dem Virus FSME.

Dieser Artikel erschien erstmals am 20. März 2013 und wurde zuletzt am 30. April 2025 aktualisiert.

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Einleitung

Beim Thema „Zecken“ gibt es unter Bikern eigentlich nur folgende Reaktionen:

  • „Und jetzt?“ (Der völlig ahnungslose)
  • „Ja schon, aber mir kann nichts passieren, ich bin geimpft!“ (Der teils ahnungslose)
  • „Ah richtig, da war was. Aber die springen nicht von Bäumen.“ (Der informierte Rauszögerer)
  • „Jetzt müssen wir erst einmal ein paar Irrtümer beseitigen.“ (Zum Beispiel unser User michar, der uns bei diesem Thema unterstützt hat – Danke dafür!)
# Vollgesogene Zecke von Felix Abraham

Leider steigt die Zahl von infizierten Zecken von Jahr zu Jahr und Infektionen mit schweren Verläufen nehmen zu, oft auch aufgrund von Unwissenheit bei den Patienten, aber auch auf der ärztlichen Seite! In diesem Artikel geht es um die von der Zecke übertragene sogenannte Lyme-Borreliose, die durch Bakterienstämme übertragen wird. Die in Deutschland am häufigsten vorkommende Zecke ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), aber auch andere Arten wie die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und die Hyalomma-Zecke breiten sich aus. Früh erkannt und richtig behandelt ist eine Borreliose fast immer komplett heilbar, im späteren Verlauf jedoch oft nicht mehr. Daher ist es umso wichtiger, richtig und schnell zu handeln und am besten Zeckenstiche so gut wie möglich zu vermeiden.

Klären wir zunächst einige weit verbreitete Fehlglauben auf:

  • „Man kann sich gegen die von Zecken übertragenen Krankheiten impfen lassen!“ Das stimmt nur zum Teil. Eine FSME-(!)-Impfung ist möglich und in weiten Teilen Deutschlands für Menschen, die draußen unterwegs sind, sinnvoll. Die Impfung besteht aus mehreren Dosen und wird von der STIKO u. a. für Menschen in Risikogebieten empfohlen. Nebenwirkungen können auftreten, sind jedoch in der Regel mild (FSME-Impfungen Nebenwirkungen).
  • „Zecken springen von Bäumen…“ Richtig ist: Man kann sich Zecken an allen möglichen und unmöglichen Stellen einfangen, aber dass sie gezielt vom Baum auf einen vorbeifahrenden Radler springen, ist doch sehr unwahrscheinlich. Häufig hingegen: Im Vorbeistreifen vom Gras auf den Menschen…
  • „Zecken muss man ausdrehen!“ Völliger Quatsch, die Tiere beißen sich fest, von Bohren keine Spur. Drehen erhöht die Wahrscheinlichkeit, die Zecke zu zerteilen und Reste in der Wunde zu lassen, was gar nicht geschickt ist.

Was tun, um einen Zeckenbiss zu vermeiden

Generell halten sich Zecken am liebsten im Unterholz oder auf etwas höherem Gras auf, bevorzugt auch in der Nähe von Gewässern! Jedoch sind sie auch in Parkanlagen oder Gärten zu finden. Hier wartet die Zecke auf einen möglichen Wirt und klammert sich beispielsweise an der Beinbehaarung fest. Generell empfiehlt es sich daher, möglichst geschlossene helle Kleidung zu tragen. Zecken beißen nicht direkt, sondern fangen erst an, auf dem Körper zu wandern, manchmal stundenlang, um eine für sie geeignete Bissstelle zu finden, welche sich bevorzugt an wärmeren, feuchten Körperfalten befindet. Daher ist es möglich, eine Zecke noch auf der Kleidung oder am Bein einfach zu entfernen. Wanderwege sollten am besten nicht verlassen werden, höheres Gras gemieden.

Die Gefahr auf einem Wanderweg mit dem Bike bei höherer Geschwindigkeit einer Zecke die Möglichkeit zu geben, auf die Kleidung überzugehen, ist eher gering. Nach jedem Waldbesuch ist daher zu empfehlen, sich gründlich abzusuchen, gerade die kleinen Larven und Nymphen sind sehr schnell zu übersehen! Es empfiehlt sich auch, die getragene Kleidung auszuschütteln, da sich eine Zecke durchaus noch darin befinden kann. Am besten also direkt nach der Tour unter die Dusche – auch wenn das Wasser die Zecke nicht tötet, kann sie dennoch vom Körper gespült werden! Besondere Vorsicht gilt auch bei Haustieren wie Hunden oder Katzen: Wenn sie nicht selbst als Wirt dienen, bringen sie auch gerne die Zecke mit ins Haus! Statistisch gesehen ist die Gefahr, von einer infizierten Zecke gebissen zu werden, in südlichen Regionen Deutschlands am größten. In manchen Landesteilen von Bayern geht man sogar von einer Durchseuchung der Zecken von bis zu 50 % aus.

# Auch Haustiere (in diesem Fall der Hund) können Zecken einschleppen.

Was tun, wenn man von einer Zecke gebissen wurde

Zum einen gibt es jetzt erstmal keinen Grund, in Panik zu geraten und unbesonnen zu handeln. Die wichtigste Regel ist, nicht den Darm der Zecke zu quetschen, welcher das Hinterteil der Zecke bildet, da hier die Bakterien sitzen und möglicherweise dann von der Zecke in den Wirt (also hier den Biker) erbrochen werden können. Die richtige Entfernung ist also sehr wichtig. Am besten möglich ist es mit einer Zeckenpinzette, da diese von der Form schon vermeidet, den Darm der Zecke zu quetschen! Die Zecke möglichst nahe an der Haut packen und mit einer etwas kräftigeren Ziehbewegung entfernen. Auch die Zeckenkarte, mit der man die Tiere aushebelt, ist empfehlenswert. Ist das Entfernen bei kleineren Zecken nicht möglich, empfiehlt sich notfalls, den Hausarzt aufzusuchen, damit die Zecke ordnungsgemäß entfernt werden kann.

Wenn die Zecke erfolgreich entfernt wurde, kann die Wunde noch desinfiziert werden. Die Zecke jetzt am besten nicht entsorgen, sondern aufbewahren (in Briefumschlag oder auf Papier mit Tesa fixiert). Auch wenn die Zecke relativ schnell in Vergessenheit geraten kann, gilt es jetzt, Symptome, die nach dem Biss auftreten, zu beobachten und in einen Zusammenhang zu bringen. Nicht jede Zecke überträgt krankmachende Bakterien. Auch hier gilt: Statistisch steigt mit der Saugdauer die Gefahr, dass Bakterien übertragen werden. In den ersten 12 Stunden gilt das Risiko als relativ gering, allerdings gibt es auch einige dokumentierte Fälle, in denen nach wenigen Stunden schon eine Übertragung stattfinden konnte.

Was tun bei Borreliose-Symptomen nach Biss:

Generell kann eine Borreliose so gut wie jeden Bereich am Körper betreffen. Klassisch wird die Lyme-Borreliose ja oft nur mit Gelenkschmerzen in Beziehung gebracht, allerdings treten ebenso oft andere Symptome auf, häufig auch neurologischer Natur. Dafür verwendet die Medizin den Begriff Neuroborreliose. Leider gibt es oft auch Überschneidungen mit anderen Krankheiten wie Rheuma oder MS, was die Diagnose in späteren Stadien zusätzlich erschwert. Das einzige 100%ige Symptom, an einer Borreliose erkrankt zu sein, ist das Erythema migrans um die Bissstelle, auch genannt Wanderröte. Hierbei handelt es sich um eine Rötung mit einem etwas dunkleren Ring am Rand; oft breitet sich die Rötung auch über Tage oder Wochen über einen größeren Bereich aus und verschwindet wieder von alleine.

Leider tritt das Erythema migrans nur bei ungefähr der Hälfte der Infektionen auf und kann sich auch erst Wochen nach dem Biss entwickeln oder auch nach Jahren als Spätsymptom. Die Borreliose folgt oft keinem klassischen Verlauf; sie kann sehr langsam und schleichend beginnen (über Jahre) oder auch extrem schnell Wochen nach dem Stich hineinbrechen. Daher bedarf es eines hierfür gewappneten Arztes, der anhand der Symptome und der Blutwerte die Diagnose stellen kann. Leider sind viele Ärzte mit der Diagnose überfordert; daher empfiehlt sich bei Verdacht auf Borreliose frühzeitig ein Termin bei einem dafür spezialisierten Arzt. Die wichtigsten möglichen Symptome sind zusammengefasst:

  • Grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Gliederschmerzen (oft Tage bis Wochen nach dem Stich)
  • Neuropathien, Muskelzuckungen bis hin zu Lähmungserscheinungen
  • Gelenk- und Muskelschmerzen, bis hin zu Gelenkschwellungen
  • Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten, Ohrgeräusche
  • Unklare Magen-Darm-Beschwerden
  • Herzbeschwerden, Tachykardien, Rhythmusstörungen

Die Diagnose

Die Diagnose einer florierenden Infektion mit dem Bakterium ist bis heute eine sehr schwierige, da gerade im chronischen Stadium viele Überschneidungen mit anderen Krankheiten da sein können und oft auch mit einem Zeckenbiss nicht mehr in Verbindung gebracht werden. Die Diagnose Borreliose wird immer nur anhand der Symptome UND der Blutwerte gestellt. Wie oben beschrieben, ist das einzige wirklich sichere Symptom einer Borreliose die Wanderröte. Bei Auftreten sollte umgehend eine hochdosierte, 3–4-wöchige Antibiotikatherapie eingeleitet werden. Bis heute existiert kein Bluttest, welcher eine Borreliose 100% beweisen oder ausschließen kann; große Blutbilder sind oft völlig im Normbereich. Auch gilt zu beachten, dass frühestens nach ca. 6 Wochen Antikörper im Blut nachzuweisen sind.

Das Standard-Testverfahren, welches durch die Labore am häufigsten angewandt wird, ist der sogenannte ELISA-Suchtest. Hierbei handelt es sich um einen simplen Antikörpersuchtest, welcher im Blut die Antikörperklassen IgM, IgA und IgG detektiert. Die Antikörperklassen IgM und IgA werden vermehrt in der frühen Phase der Infektion gebildet; IgG können auch noch Jahre nach Infektion im Blut nachgewiesen werden. Leider beweisen selbst hohe Antikörperspiegel nicht eine aktive Infektion, sondern lediglich, dass das Immunsystem sich mit dem Erreger auseinandergesetzt hat. Des Weiteren bestehen keine festgelegten Grenzwerte; sprich, es ist durchaus möglich, in Labor 1 negativ, in Labor 2 positiv getestet zu werden. Auch falsch positive Ergebnisse sind möglich durch Kreuzreaktionen. Auch dass gar keine Antikörper gebildet wurden, ist durch bestimmte Faktoren wie eine sehr frühe Antibiotikagabe möglich.

Ein weiterer oft angewandter Test ist der sogenannte Westernblot. Hierbei handelt es sich auch um einen Antikörpersuchtest nach den verschiedenen Klassen; allerdings werden die Antikörper noch mal in verschiedene Banden aufgeschlüsselt, was eine genauere Diagnose auch hinsichtlich des Stadiums zulässt. Der Westernblot gilt als wesentlich sensitiver als der ELISA; leider gilt das Thema Borreliose bei einem nicht eindeutigen ELISA-Ergebnis oft als erledigt. Auf Borreliose spezialisierte Ärzte greifen daher immer auf beide Tests zu. Ein oft von Neurologen angewandtes Testverfahren ist die Entnahme von Hirnwasser, um das Bakterium nachzuweisen; leider ist die Erfolgsquote hier nur wenige Prozent, womit auch hiermit eine Borreliose nicht auszuschließen ist.

Aufgrund der schwierigen Diagnostik haben viele Betroffene einen jahrelangen Ärztemarathon hinter sich und auch oft viele Fehlbehandlungen, welche die Borreliose zusätzlich in eine chronische Spätform treiben. Ob nach jedem Zeckenbiss eine Antibiose erfolgen sollte, ist strittig; generell sollte bei Verdachtsmomenten auf eine Borreliose beim Hausarzt am besten ein ELISA UND Westernblot durchgeführt werden. Von Vorteil ist es, wenn man sich nach dem Entfernen der Zecke mit dem Labor des Hausarztes in Verbindung setzt; es gibt mittlerweile fast überall die Möglichkeit, die Zecke direkt mittels eines PCR-Tests auf Erreger testen zu lassen. Ein positives Ergebnis hier beweist zwar nicht, dass eine Infektion auch übertragen wurde, kann aber ein wichtiger Hinweis auf folgende Symptome sein oder eine präventive Antibiose rechtfertigen.

FSME

Die etwas sperrige Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine durch das gleichnamige Virus ausgelöste Erkrankung, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und – das ist der Knackpunkt – bei einem Teil der Patienten mit einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten verläuft. Übertragen werden kann der FSME-Virus durch einen Zeckenbiss. Allerdings tragen bei weitem nicht alle Zecken das Virus, vielmehr ist es stark davon abhängig, wo man sich befindet:

Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts liegt der Anteil der FSME-infizierten Zecken in Risikogebieten bei etwa 0,1 % bis 5 %. Risikogebiete? Hierfür gibt es eine Karte, ebenfalls vom RKI. Die Grenzen sind natürlich nicht so scharf wie hier eingezeichnet, geben aber eine gute Idee, ob die Region, in der man häufig unterwegs ist, dazu gehört:

# FSME-Risikogebiete in Deutschland

Nur 10 – 30 % der FSME-Infizierten zeigen Symptome. Als Größenordnung: Zwischen 2002 und 2022 wurden jährlich zwischen 200 und 700 Fälle in Deutschland dokumentiert, mit einem Schwerpunkt im Süden. Die Zahl schwankt stark mit Wetter und Zeckenaktivität.

Impfen oder nicht? Die Fälle von FSME gehen – auch seit Einführung der Impfung – zurück, sowohl in Deutschland als auch in Österreich. Lebt man in einem der Risikogebiete und streift regelmäßig durchs Unterholz, kann man mit der Impfung auf Nummer sicher gehen. Ich persönlich wurde als Jugendlicher aus gegebenem Anlass geimpft, klagte sachte über leichte Nebenwirkungen (Schüttelfrost) – aber sicher weniger als über eine Erkrankung am FSME-Virus, so selten sie auch sein mag.

Nützliche Links

Quelle Titelbild: Robert-Koch-Institut

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