Fahrradfahren
News melden
Nachrichten

Bernard Kerr im Interview: „Ich will einen World Cup gewinnen, Dude!“

0 11

Bernard Kerr ist nicht nur einer der schnellsten Downhill-Racer des Planeten, sondern als bekannter YouTuber und Vlogger eines der Gesichter des Sports, betreibt sein eigenes Mode-Label und ist Team-Besitzer von Pivot Factory Racing. Wir haben mit ihm über seine vielen Rollen, die Änderungen im Sport und die Erwartungen an die kommende Saison geredet – viel Spaß mit dem Interview.

MTB-News: Man sagt, du bist der beschäftigste Mann im Mountainbike-Sport, weil du so viele Rollen hast. Welche dieser Rollen nimmt am meisten Zeit in Anspruch – Fahrer, Teammanager oder YouTuber?

Bernard Kerr: YouTuber ist auf jeden Fall die Rolle, die am wenigsten Zeit frisst. Ich schalte einfach die Kamera an und wieder aus, wenn ich will. Das ist ziemlich unkompliziert. Radfahren nimmt natürlich Zeit in Anspruch, weil man den ganzen Tag unterwegs ist. Aber das macht Spaß. Manchmal dauern Trainingsfahrten ziemlich lange. Aber definitiv würde ich sagen: Teammanager. Die E-Mails … ich bin echt schlecht im Lesen und mich konzentrieren, ich lasse mich schnell ablenken. Manchmal bin ich super schnell mit E-Mails, aber meistens echt langsam und abgelenkt. Also ja, Teammanager auf jeden Fall.

# Für Bernard Kerr ist seine Rolle als Teammanager von Pivot Factory Racing der größte Zeitfresser.
Diashow: Bernard Kerr im Interview: „Ich will einen World Cup gewinnen, Dude!“
Diashow starten »

Wie hat das Ganze mit YouTube bei dir angefangen? Es wirkt so, als hättest du damit begonnen, bevor es alle anderen in der Rennszene gemacht haben.

Ganz ehrlich … ich habe Sam Pilgrim ein bisschen kopiert. Es war eher ein Witz am Anfang – 2019 bei der Weltmeisterschaft in Mont-Sainte-Anne. Ich dachte: „Vlogs sind so dumm, ich mache jetzt aus Spaß einen, in dem ich einfach alles filme.“ Ich habe gefilmt, wie wir den Müll rausbringen, Frühstück machen und unsere Bikes für die WM aufbauen. Es war ein Witz. Ich wusste, dass man damit Geld verdienen kann, aber nicht, wie viel. Dann war ich Anfang 2020 in Neuseeland, wir hatten gerade das Supercross-Ding gemacht, und ich dachte: „Cool, das muss ich zeigen.“ Dann habe ich tatsächlich Geld verdient – ich glaube, drei Dollar in der ersten Woche. Ich war total überrascht, weil ich kaum Klicks hatte, aber trotzdem Geld verdient habe. Dann kam Covid, und das Ganze ist ein bisschen explodiert. Also ja, angefangen hat es als Witz, aber mittlerweile macht es richtig Spaß. Ich glaube, es gibt den Fans einen guten Einblick in die World Cups. Und ich sehe jetzt auch viele andere Fahrer, die das machen und dadurch Marken echten Mehrwert bieten.

# So sieht man Bernard Kerr häufig - mit der Kamera in der Hand um Material für seine Vlogs zu sammeln.

Was für Inhalte interessieren deine Zuschauer am meisten – Rennen oder etwas anderes?

Ich denke, das meiste Interesse gilt dem „Behind the Scenes“ bei den Rennen. Also klar, auch die Rennläufe selbst, aber ich glaube wirklich, dass viele sehen wollen, was ein normales Team hinter den Kulissen macht. Weil wir eben auch nur normale Leute sind. Viele fragen sich: „Was machen die eigentlich zwischen den Läufen?“ Wenn ich zum Beispiel mit Matt Jones unterwegs bin – das interessiert die Leute.

# Content von Rennen stehen bei Bernards Fans hoch im Kurs.

Lass uns über euer Team reden. Wie ist die Situation 2025? Es gab ja viele Veränderungen. Alle machen Vorhersagen, wer es in die Top 15 schafft – Pivot Factory Racing ist da ziemlich weit hinten, oder? (Das Interview wurde kurz vor Veröffentlichung der finalen Team-Listen für die Saison geführt, Anm. d. Red.)

Ja, wir waren auf Platz 20 im UCI-Teamranking, obwohl wir im World-Cup-Teamranking Zehnter wurden – aber das scheint nichts zu bedeuten. Wir haben letzte Woche eine Wildcard bekommen, sie haben uns eine E-Mail dazu geschickt. Wir haben also einen der fünf Wildcard-Spots bekommen. Es war eine sehr stressige Offseason, aber jetzt haben wir einen Platz und dürfen starten.

Wie war das mit den Sponsoren? Du konntest ja nicht sicher sagen, ob ihr dabei seid oder nicht.

Ja, das war komisch. Manche Sponsoren haben gefragt: „Seid ihr dabei oder nicht?“ Und die Unterschiede zwischen dem World Series Team-Status und keinem sind gar nicht so groß – nur der Platz im Fahrerlager ist halb so groß, und man steht im B-Bereich statt im A-Bereich. Aber einige Sponsoren haben sich Sorgen gemacht – verständlicherweise. Besonders, weil wir im World Cup gut waren, aber im UCI-Ranking nicht. Das war wirklich nicht schön. Aber jetzt sind wir drin – alles gut.

# 2746285-usi6w7jmy1rl-fort william finale 5096-original

Wie hast du reagiert – habt ihr versucht, Fahrer mit mehr Punkten zu holen?

Ja, das haben wir – wie alle anderen Teams auch. Wir haben mit vielen Leuten gesprochen, aber das Budget war das Problem. Mehr Fahrer zu bezahlen, ist schwierig, gerade in der aktuellen Lage der Branche. Außerdem gibt es mehr Rennen, höhere Startgebühren – das war wirklich die größte Herausforderung. Und alle Teams wollten dieselben Fahrer. Es war ein Albtraum.

Denkst du, das war trotzdem gut für Fahrer mit Punkten – gerade jetzt, wo die Branche schwächelt?

Für Fahrer mit Punkten war es eine super Situation. Besonders für die Mädels – da gibt’s weniger Starterinnen, also hatten sie mehr Punkte als viele Jungs. Viele Fahrerinnen haben richtig gute Verträge bekommen, weil die Teams sie einfach gebraucht haben. Das war echt gut für sie.

Was ist dein persönliches Ziel als Fahrer für 2025?

Ich will einen World Cup gewinnen, Dude! Ich will das immer noch. Ich weiß, dass ich an einem perfekten Tag, wenn ich top drauf bin und ein paar andere Pech haben oder stürzen, dass ich das schaffen kann. Es gibt so viele gute Fahrer inzwischen. Und ich will Hardline in Wales wieder gewinnen!

# Ein World Cup-Sieg ist nach wie vor das oberste Ziel von Bernard Kerr.

Glaubst du, dass dich deine vielen Rollen – Teamchef, YouTuber etc. – manchmal als Fahrer zurückwerfen?

Definitiv, manchmal schon. Aber es hilft mir auch, mich abzulenken. Ich hab jetzt mehr Hilfe – eine Frau namens Lauren unterstützt mich beim Organisatorischen. Ich habe so viel Hilfe wie nie zuvor, also hoffe ich, dass ich mich dieses Jahr wirklich aufs Fahren konzentrieren kann.

Würdest du aufhören, wenn du einen World Cup gewinnst?

Wahrscheinlich. Das ist mein 18. Jahr im World Cup. Wenn ich dieses Jahr gewinne, dann wär’s das vielleicht. Aber ich würde trotzdem noch Hardline und Urban-Rennen fahren – ich bin nächste Woche bei Red Bull Valparaíso in Chile dabei. Solche Sachen würde ich weitermachen – aber vielleicht mehr Videos, statt jedes Wochenende dasselbe World-Cup-Rennen.

# 2025 möchte Bernard Kerr endlich mal ganz oben stehen beim World Cup.

Es gibt ja aktuell Diskussionen über Hardline und die vielen Verletzungen. Du willst das auch nach einem möglichen Rücktritt weiter machen – was denkst du über das Risiko?

Ich denke, es geht um kontrolliertes Risiko. Solange man sich Zeit nimmt, ruhig bleibt, nichts überstürzt und seine Grenzen kennt … klar, wir pushen die Grenzen, aber man darf sich nicht darüber hinaus pushen. Man muss sich wirklich fragen: „Wie gut bin ich wirklich?“ Und ehrlich mit sich selbst sein. Es ist gefährlich, keine Frage.

Hattest du schon mal eine Verletzung bei Hardline?

Toi toi toi – ich hab mir mal die Hand und das Handgelenk gebrochen, als ich die Sprünge getestet hab, vor vier Jahren oder so. Mein Vorderrad ist gebrochen, ich hab mir das Handgelenk und den Finger gebrochen – bin aber trotzdem gefahren. Das war die einzige größere Verletzung bisher – war ziemlich blöd für die Offseason.

# 2854941-dh9vsihqbhn3-si202502080313-original

Du hast die Änderungen am World Cup 2025 bereits kritisiert. Willst du da noch was zu sagen?

Wir haben alle Angst vor Veränderung, aber hoffentlich ist Veränderung gut. Mal schauen.

Wie sollte sich der Sport deiner Meinung nach entwickeln?

Ich würde mir wünschen, dass Fahrer mehr Preisgeld bekommen – und dass es weiter nach hinten verteilt wird. Die Tracks müssten auch abwechslungsreicher werden. Momentan sind sie super schnell – ich fände es gut, wenn es wieder technischer wird und man sich wieder mehr Mühe gibt, wie man das gut filmen kann. Und bitte größere Sprünge bei den World Cups – aktuell sind die manchmal viel zu klein oder komisch für das Tempo, das wir fahren. Aber es sieht so aus, als würde die UCI mit Warner Bros. Discovery an Verbesserungen arbeiten.

# Downhill-Strecken werden immer schneller, eine Entwicklung, die Bernard Kerr etwas kritisch sieht.

Zurück zum Thema YouTube: Du bist ja für viele Kids ein Vorbild. Ist das dein Publikum?

Es ist gemischt. Meine größte Altersgruppe ist 34 bis 44, dann 24 bis 34. Danach wahrscheinlich die Kids. Also ich würde sagen, mein Publikum ist eher 20 bis 50. Viele Familien schauen auch. Wenn ich es schaffe, Leute zu motivieren, rauszugehen und Fahrrad zu fahren, dann habe ich was richtig gemacht.

Was würdest du einem jungen Fahrer, einer jungen Fahrerin raten?

Hab einfach Spaß. Such dir eine gute Crew zum Fahren. Wenn du Spaß hast, willst du mehr fahren, härter pushen und trainieren. Also ja – Fokus auf den Spaß.

# Wer schnell sein will, sollte Spaß haben, sagt Bernard Kerr.

Dein Weg an die Spitze war ja ganz anders als bei Fahrern wie Asa Vermette oder Jackson Goldstone. Siehst du da große Unterschiede?

Total. Es ist heute viel professioneller. Teams nehmen junge Fahrer viel ernster. Und die Juniorenklasse macht einen riesigen Unterschied – wir mussten direkt in der Elite fahren. Auch die Bikes sind heute viel besser – mein Bike mit 14 hatte noch V-Brakes und eine starre Gabel. Die Jungs heute fahren mit 14 so schnell, wie wir vielleicht mit 19 gefahren sind. Das ist ein riesiger Unterschied. Aber ich bin meinen Weg gegangen, habe Zeit gebraucht, um schnell zu werden – und alles auf meine Art gelernt. Ich bin zufrieden damit. Und es ist beeindruckend, was die Kids heute leisten – in ein paar Jahren hab ich keine Chance mehr.

Vielen Dank für das Interview, Bernard!

Kein Problem, gerne.

Wer von euch schaut regelmäßig Bernard Kerrs Vlogs?

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored